DVD Rezension: Schwülstiges aus dem Fin de Siècle

 

Jules Massenet
Thaïs
Leo Hussain

ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Unitel 80 5004

von Peter Sommeregger

Jules Massenet war der mit Abstand erfolgreichste französische Opernkomponist des 19. Jahrhunderts. Einige seiner Opern, so der „Werther“, haben bis heute ihren festen Platz im internationalen Opernrepertoire. Das trifft nur sehr bedingt für die unmittelbar nach dem „Werther“ entstandene Oper „Thaïs“ zu.

1894 an der Pariser Oper uraufgeführt, wurde das Werk erst nach einer Überarbeitung durch den Komponisten zum Erfolg. In der damaligen Zeit konnte die Legende von der ägyptischen Hetäre Thaïs und ihre Läuterung durch den Glauben vielleicht mehr überzeugen als heute. War ursprünglich die hohe Anforderung an die Sänger der Hauptpartien der Grund für die mangelnde Durchsetzung des Werkes, so ist es heute die doch sehr aus der Zeit gefallene Thematik und die Schwülstigkeit des Librettos. Die Handlung tritt auf der Stelle und echte Dramatik will sich während der gesamten Aufführungsdauer von etwa zwei Stunden nicht einstellen.

„DVD Rezension: Jules Massenet, Thaïs
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Eine Missa, die aufrüttelt und aufwühlt

Foto: BRSO Gardiner 210923 © Astrid Ackermann

Herkulessaal, München, 24. September 2021

Missa solemnis von Ludwig van Beethoven

von Frank Heublein

Zum Saisonstart des Symphonieorchesters und Chors des Bayerischen Rundfunks tritt am zweiten Abend hintereinander Sir John Eliot Gardiner ans Pult im Herkulessaal in München und lässt Beethovens Missa solemnis (feierliche Messe) erklingen.

Der Titel lässt erahnen, diese Messe hat nicht die Liturgie, die Unterstützung eines Gottesdienstes zum Ziel. Keine Kontemplation, innere Einkehr und Ruhe. Das ganze Gegenteil geschieht in mir.

Nach wenigen ruhigen Tönen setzt der Chor ein mit dem Kyrie im Forte. Ansatzlos ist der Übergang zuerst zum Tenor. Dieser Wechsel zwischen Chor und Solostimmen ist wie eine musikalische Welle, die aufwallt und heranbrandet in mein Inneres, einen Strand, an dem sich diese musikalischen Wellen brechen.

BRSO Gardiner 210923 (c) Astrid Ackermann

Das Gloria beginnt stürmisch wuchtig. Die göttliche Herrlichkeit als musikalischer Sturm, der in mir hereinbricht. Ich bin ausgesetzt, diese Musik wirkt beherrschend bis zum Atemanhalten: Deus pater omnipotens (Gott allmächtiger Vater). Der musikalische Wechsel hin zum Stillen und Langsamen signalisiert mir den gnädigen Gott. Zärtliche Flötentöne. Die Solisten setzen ein mit Qui tollis peccata mundi (Du nimmst hinweg die Sünden der Welt). Die Musik und ich mit ihr halten inne. Das folgende Preisen des Herrn ist energetisches Forte, strahlt in mich hinein. „Ludwig van Beethoven, Rezension Missa solemnis,
Klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Die SONNTAG-PRESSE – 26. September 2021

Foto: Staatsoper Unter den Linden, © Gordon Welters

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SONNTAG-PRESSE – 26. September 2021

Berlin
„Ich trage am Platz keine Maske“
Sollen die Berliner Bühnen nur noch Geimpfte und Genesene einlassen? Ein Gespräch mit Staatsopern-Intendant Matthias Schulz.
Tagesspiegel.de

München / Herkulessaal
„Missa solemnis“ im Herkulessaal: Wenn der Komponist zurückschlägt
Chor und Symphonieorchester des BR mit Beethovens „Missa solemnis“ im Herkulessaal.
Münchner Abendzeitung

„Konzertgänger in Berlin“
Endlich: Ursula Mamlok, Ravel und Messiaen bei Spectrum
Was für unerwartete, aufregende, bewegende Anfänge in einem Ende stecken können! Als die 83jährige Komponistin Ursula Mamlok im Jahr 2006 nach dem Tod ihres Mannes von New York nach Berlin zog, war das nicht irgendein Umzug in einen Altersruhesitz. Denn Berlin war die Stadt, die die gerade 16 gewordene Ursula Lewy im Februar 1939 mit ihrer jüdischen Familie gerade so noch hatte verlassen können. Heimat mochte sie den Ort verständlicherweise nicht mehr nennen, der zur Heimstatt des Völkermords geworden war und an den sie dennoch an ihrem, noch taghellen, Lebensabend zurückkehrte.
https://hundert11.net/endlich/

Berlin
Musikfest Berlin: Les Siècles mit Roth, Gastorchester zeitgenössisch, Karajan-Akademie
Die letzte Woche des Musikfests Berlin brachte diverse Höhepunkte. Das sehnlichst erwartete Gastspiel von Les Siècles mit Sacre du Printemps erwies sich indes als zweischneidig. So staunenswert Durchhörbarkeit und klangliche Präzision waren, so fehlte es doch an Rhythmus und Temperament. Die Berliner Philharmoniker unter Hrůša brachten eine spannende Uraufführung der Österreicherin Olga Neuwirth. Das LSO (Rattle) spielte witzigen, aber zu langen Adámek. Und die stupende Karajan-Akademie der Philharmoniker überzeugte im Abschlusskonzert mit Schönberg und Iannotta.
https://konzertkritikopernkritikberlin.wordpress.com/2021/09/22/berlin-konzerte-strawinsky-musikfest/

München
Die neue Isarphilharmonie: eine Insel der Glückseligen
Münchner Merkur

Frankfurt
In sechs Sätzen
Simon Rattle hat mit dem London Symphony Orchestra in der Frankfurter Alten Oper verschiedene Fassungen von Anton Bruckners Sinfonie Nr. 4 Es-Dur zum Vergleich gestellt.
Frankfurter Allgemeine

Wien/Musikverein
Stephan Pauly: „Ich denke, die 2G-Regel wird uns lange tragen“
Der Musikverein-Intendant über seine erste selbst gestaltete Saison, neue Akzente und das Streben nach Diversität.
Wiener Zeitung

Wien
Auslastung der Theater: Durststrecke nach der Durststrecke
Wiener Zeitung. „Die SONNTAG-PRESSE – 26. September 2021“ weiterlesen

Der Mann mit der edlen Stimmfarbe eines Ritters

Der Bariton Christian Gerhaher und Freunde bereichern das Herz und die Seele im Nationaltheater zu München.

Bayerische Staatsoper, 25. September 2021
Christian Gerhaher (Bariton) und Freunde
Violine: Isabelle Faust, Anne Katharina Schreiber
Viola: Timothy Ridout, Danusha Waskiewicz
Violoncello: Jean-Guihen Queyras, Christian Poltéra

Foto: Christian Gerhaher © Hiromichi Yamamoto

Othmar Schoeck, Notturno. 5 Sätze für Streichquartett und eine Singstimme.
Arnold Schönberg, Verklärte Nacht op. 4 für Streichsextett
Hector Berlioz, Les nuits d’été op. 7

von Andreas Schmidt

Mit einem sehr anspruchsvollen Programm mit Werken der Komponisten Othmar Schoeck, Arnold Schönberg und Hector Berlioz haben sechs Musiker und der Star-Bariton Christian Gerhaher die Herzen und Seelen der Zuschauer im Nationaltheater zu München erobert. Dankbar und Respekt zollend applaudierten die Zuhörer der Darbietung, zahlreiche Bravi waren der Künstler Dank.

Die Streicher (drei Damen und drei Herren) spielten feinfühlig und differenziert auf Weltklasseniveau. Es war eine Freude zu erleben, wie wohltemperiert und abgestimmt die Musiker die diffizilen Werke darboten.

Inspirator für die fulminanten Streichleistungen war der Bariton Christian Gerhaher, der in allen Registern einen Gesangsabend zelebrierte, der unter die Haut ging. Der allseits gefeierte Alleskönner machte seinem Ruf alle Ehre: Makellos, einfühlsam, geschmeidig und wenn erforderlich dynamisch und kraftvoll verlieh er dem Abend das Prädikat 1 + mit Auszeichnung. „Christian Gerhaher (Bariton) und Freunde
Bayerische Staatsoper, 25. September 2021“
weiterlesen

Eine Rarität begeistert zum 100. Geburtstag von Astor Piazzolla beim Kulturfestival „Resonanzen“

„María de Buenos Aires“, diese Opern-Rarität von Astor Piazzolla in 16 Bildern mit dem Libretto des uruguayischen Lyrikers Horacio Ferrer (1933 – 2014), erlebte ihre konzertante Uraufführung am 8. Mai 1968 in Buenos Aires. Es war die einzige Oper, die Piazzolla komponierte – keine eigentliche Oper im herkömmlichen Sinn, sondern eher ein Liederzyklus mit lose aufeinander folgenden Szenen.

Hotel Waldhaus Sils Maria, 20. September 2021
Resonanzen Eröffnung

von Dr. Charles E. Ritterband (Text)

Von einer Oper zu sprechen angesichts dieses Kleinods hieße, diesem musikalischen Juwel Unrecht tun – also sprechen wir, den spanischen Diminutiv verwendend, von einer „Operita“: Zum 100. Geburtstag des großen, 1921 im argentinischen Mar de Plata geborenen Komponisten und Bandoneón-Spielers Astor Pantaleón Piazzolla eröffnete das „Waldhaus“ in Sils Maria sein herbstliches Kulturfest „Resonanzen“ gleich mit einem Höhepunkt – „María de Buenos Aires“. In der Halle des kulturbeflissenen Grand Hotels, das seit mehr als einem Jahrhundert auf einem Felshügel über der Hochebene des Oberengadin thront und dessen Gästeliste sich liest wie das „Who is Who“ der europäischen Kultur, haben sich die Hotelgäste versammelt und lauschen einer Rarität aus dem fernen Buenos Aires.

Foto: Die Sopranistin Christiane Boesiger, copyright: Axel Brog (axelbrog photographie)

Ich selbst, der dort einige Jahre als Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung“ verbracht hat, wurde wehmütig und nostalgisch – nicht nur beim Ertönen der unvergleichlichen Klänge aus der Feder von Astor Piazzolla, sondern auch angesichts des perfekten „Porteno“-Akzents, in dem die Sopranistin Christiane Boesiger, begleitet vom exzellenten Ensemble namens „Folksmilch“ diese surreal-poetischen Texte sang und sprach. Nur zwei Monate hatte sie, wie sie mir anschließend erzählte, mit einschlägigem Coaching benötigt, um diese einzigartige Spielart des Spanischen zu erlernen, in der die „Portenos“ („die vom Hafen“, in dem sie einst in Buenos Aires als Emigranten aus Europa angekommen waren) Konsonanten und Vokale zu einer weichen, poetischen Einheit verschleifen…

„María de Buenos Aires“, diese Opern-Rarität von Astor Piazzolla in 16 Bildern mit dem Libretto des uruguayischen Lyrikers Horacio Ferrer (1933 – 2014), erlebte ihre konzertante Uraufführung am 8. Mai 1968 in Buenos Aires. Es war die einzige Oper, die Piazzolla komponierte – keine eigentliche Oper im herkömmlichen Sinn, sondern eher ein Liederzyklus mit lose aufeinander folgenden Szenen. Die Handlung ist surreal, aber atmosphärisch stark, düster und suggestiv. Im poetischen Text schwingt viel von der unvergleichlichen, schaurig-schönen Atmosphäre der argentinischen Hauptstadt mit, die ja immer schon Schauplatz dramatischer Ereignisse war: Blutige Diktaturen, Korruption und Herzlichkeit, unermesslicher Reichtum und unerbittliche Armut, grassierende Kriminalität und glitzerndes High Life der Oberschicht, Sehnsuchtsort der Tango-Romantiker und Zufluchtsort gleichermaßen von Opfern und Tätern, von Verfolgten und Mördern der NS-Herrschaft in Europa.

Vor diesem Hintergrund spielt sich das eigenwillige Werk Piazzollas ab: Es handelt von der brutalen Seite dieser fantastischen Stadt – dem Milieu der Diebe, der Zuhälter und Mörder, welche María im Verlauf der Handlung umbringen. In der zweiten Hälfte dieses mit Logik nur schwer fassbaren aber dem poetischen Geist sich eröffnenden Werks schwebt María als Geist durch Buenos Aires, das zum Inbegriff der Hölle auf Erden stilisiert wird. Sie verfasst Briefe an die Bäume und Kamine der Stadt, die ja bekanntlich nach Wien zum Mekka der Psychoanalyse wurde – und María gerät denn auch in einen grotesk-absurden „Zirkus der Psychoanalytiker“. In all den Dramen, die sie durchläuft, wird María gleichsam zur Verkörperung des Tangos. Raffiniert verschmilzt Piazzolla hier die verschiedenen Stile des Tangos – er selbst hegte allerdings offenbar erhebliche Vorbehalte gegenüber diesem der Halbwelt von Buenos Aires entstandenen Genre. Die Botschaft dieses Werkes könnte sein: María wird ermordet, doch der Tango selbst stirbt nie. Sie durchläuft die musikalischen Metamorphosen dieses Werks in der ganzen Bandbreite von klassischer Musik bis zum Jazz und am Ende kommt es, symbolhaft, zur spektakulären Wiedergeburt der Ermordeten: Damit verkörpert sie die Auferstehung und das ewige Weiterleben des Tangos selbst, für dessen aktuelle Existenz Piazzolla die wichtigsten Beiträge geleistete hat. „Tango-Operita „María de Buenos Aires” im Hotel Waldhaus Sils Maria“ weiterlesen

Ein Holländer aus Dänemark macht atemlos in München

Dämonisch, düster, auch mal zerbrechlich, packend, meerestauglich. Tusend tak, lieber Johan Reuter.

Bayerische Staatsoper, 24. September 2021
Richard Wagner, Der fliegende Holländer

Fotos: © Wilfried Hösl, Bayerische Staatsoper – Nationaltheater

von Andreas Schmidt

Mit drei Weltklasseleistungen im Gesangsbereich und einem herausragendem Dirigat für ein sehr, sehr gutes Orchester startete die mit Abstand beste deutsche Oper mit einem Richard-Wagner-Masterpiece in die neue Saison: Richards erstes großes Werk, je öfter man es hört (ich komme auf 40 Aufführungen), desto besser wird es, desto mehr Nuancen und Feinheiten offenbaren sich einem von einem jungen, frischen Richard Wagner, dessen Kopf und Geist noch klar war, und dessen beste musikalische Tage noch kommen sollten.

Ich komme gleich zu den Weltklasseleistungen, darf aber vorab bemerken, dass das Münchner Publikum, hervorragende Leistungen gewöhnt, recht nordisch-kühl auf diesen herausragenden Abend reagierte. Hey MUC… Fahrt mal in andere Opernhäuser unseres schönen Landes, und Ihr werdet hören und sehen, dass dort meist nicht ansatzweise die Perfektion an schönen Stimmen und außerordentlichen Orchesterdarbietungen offeriert wird – obgleich auch an diesem Abend einzelne Blechbläser einige Individualfehler lieferten. „Richard Wagner, Der fliegende Holländer
Bayerische Staatsoper, 24. September 2021“
weiterlesen

Die SAMSTAG-PRESSE – 25. September 2021

„Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss am 18.12.2020 in der Wiener Staatsoper, Günther Groissböck. Foto: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn ©

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SAMSTAG-PRESSE – 25. September 2021

Linz / Brucknerhaus
Waltraud Meier und Günther Groissböck in Linz: Große Stimmen
Schon in der Ballade „Der Sänger“ zeigt sich Groissböcks außergewöhnliche Fähigkeit zur stimmlichen Textausdeutung, mit kraftvoll-vitaler musikalischer Gestik lässt er die poetischen Bilder sprechen. Antonio Pappano kennt man vornehmlich als Dirigent, hier zeigt er sich von seiner pianistisch kompetenten Seite.
https://magazin.klassik.com/konzerte/reviews.cfm?task=review&PID=7663

Wie Günther Groissböck den Superlativ gesprengt hat
Triumphaler Liederabend des Bass-Weltstars mit Mezzo Waltraud Meier und Antonio Pappano am Klavier.
Oberösterreichische Nachrichten

München/Isarphilharmonie
Glanzvolles Provisorium
Im Oktober eröffnet in München die Isarphilharmonie, die nicht nur die Interimsspielstätte der Philharmoniker sein soll. concerti sah sich im Mai auf der Baustelle um.
https://www.concerti.de/reportage/isarphilharmonie/

Frankfurt
„Sehr dunkel, sehr humorvoll“
R. B. Schlather und Leo Hussain bringen Domenico Cimarosas selten gespieltes Intermezzo „L’Italiana in Londra“ an der Oper Frankfurt auf die Bühne: Ein Gespräch mit Regisseur und Dirigent über reizvolle Nebenhandlungen und Verdrängung durch Mozart.
Frankfurter Allgemeine

Nürnberg
Staatsintendant im Interview
Jens-Daniel Herzog will die Opernhaus-Sanierung in Nürnberg, auch wenn sie sehr teuer wird
Nordbayern.de

Göttingen
Lamentierende Langobardenkönigin in Göttingen: „Rodelinda 2021­“
Neue Musikzeitung/nmz.de

Schwerin
„Le Grand Macabre“: Start in eine neue Ära
Am Sonnabend feiert „Le Grand Macabre“ von György Ligeti im Mecklenburgische Staatstheater Schwerin Premiere.
NDR.Kultur.de

Instrumentenbau
Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit: Orchester des Wandels
Etliche Millionen Musikinstrumente werden alljährlich gebaut, die meisten davon sind aus kostbaren Hölzern. Doch diese sind knapp und wachsen in fernen Ländern. Umweltschützern bereitet dies Sorge und sie laufen Sturm gegen die Verwendung seltener tropischer Hölzer.
mdr-klassik.de.   „Die SAMSTAG-PRESSE – 25. September 2021“ weiterlesen

In Neapel lässt man die drei Tenöre wieder hochleben

Foto: Teatro San Carlo, Enrico-Caruso-Gala © Jürgen Pathy

Teatro San Carlo, Neapel, 19. September 2021
Enrico-Caruso-Gala

Francesco Meli, Tenor
Francesco Demuro, Tenor
Xabier Anduaga, Tenor
Orchestra del Teatro di San Carlo

von Jürgen Pathy (Text und Foto)

Authentischer geht es nicht. „’O sole mio“ in einem italienischen Opernhaus, geleitet von einem Italiener, begleitet von einem italienischen Orchester. Beinahe auch noch von drei italienischen Tenören gesungen. Um das zu erleben, bleibt einem nur die Reise nach „Bella Italia“, wo nicht nur das „Dolce vita“ ruft, sondern auch die Heimat des Belcantos, des italienischen Schöngesangs. Neapel bietet das alles.

Neben der besten Pizza der Welt, steht hier auch das geschichtsträchtige Teatro San Carlo. Ein Juwel, das 1737 eröffnet wurde. Im Schatten des Vesuvs gelegen, nur einen Katzensprung vom Golf von Neapel entfernt, war es einst das größte Opernhaus Europas. Hier huldigte man am Sonnabend dem wohl größten Sohn der Stadt: Enrico Caruso. Mit Gassenhauern, Arien und Liedern, die den Weg des für viele größten Tenors aller Zeiten ebneten. Von „La donna è mobile“ aus Verdis „Rigoletto“, über „Amor ti vieta“ aus Giordanos Oper „Fedora“, bei der Caruso an der Uraufführung 1898 mitwirkte. Von „È la solita storia del pastore“ aus Cileas Oper „L’arlesiana“, bis hin zum schicksalsträchtigen „Una furtiva lagrima“ aus Donizettis „Liebestrank“, bei deren Aufführung er Blut spukte, weil er sich zuvor eine Rippenfellentzündung zuzog, die 1921 zu Carusos Tod führte.

Dass es letztendlich nicht drei Italiener geworden sind, die gesungen haben, war nur dem Zufall geschuldet. Freddie De Tommaso, seit kurzem im Ensemble der Wiener Staatsoper, musste kurzfristig absagen. Wegen „Unbehagen“, wie der Homepage des Teatro San Carlo zu entnehmen war. Das konnte der Faszination in keiner Weise einen Abbruch tun. Denn Xabier Anduaga, ein blutjunger Spanier, der kurzfristig in die Bresche sprang, rettete nicht nur den Abend, sondern blühte im Kreise seiner beiden arrivierten Tenor-Kollegen regelrecht auf. „„Revival Drei Tenöre“ , Enrico-Caruso-Gala, Teatro San Carlo, Neapel
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Die Mutter aller Opern als Finalauftakt für Roland Geyer

Foto: Theater an der Wien © Rupert Steiner

Theater an der Wien
Opernaufführung am 23. September 2021

Emilio de’ Cavalieri: Rappresentatione di Anima et di Corpo
“Rappresentatione per recitar cantando” in drei Akten (1600)

Prolog von Robert Carsen
Libretto von Agostino Manni
Regie: Robert Carsen
Arnold Schoenberg Chor
Il Giardino Armonico

Dirigent: Giovanni Antonini

Besetzung:

Georg Nigl, Cyril Auvity, Anett Fritsch, Daniel Schmutzhard, Florian Boesch, Margherita Maria Sala usw.

von Herbert Hiess

Es gab bisher wenig Produktionen, die so zum Nachdenken anregen wie diese vom Theater an der Wien in der Saison 2021/22. Das Finaljahr vom Intendanten Roland Geyer begann sozusagen mit der „Mutter aller Opern“: mit der „Rappresentatione“ von Cavalieri.

Dieses Werk wurde bereits sieben Jahre vor Claudio Monteverdis „L’Orfeo“ uraufgeführt und hatte eine recht bewegte Entstehungsgeschichte. Geschrieben und komponiert anlässlich des heiligen Jahres 1600 leitete es eine Kunstgattung ein, die bis heute floriert – nämlich die der Oper.

Die „Rappresentatione“ war eigentlich eine Kirchenoper; der Librettist Agostino Manni war im Dunstkreis der Kongregation von Filippo Neri zu finden, der heilig gesprochen wurde. Manni war auch ein starker Befürworter dieser Heiligsprechung.  Neris Hauptaugenmerk war die Gegenreformation, was nicht unerheblich für diesen Prozess von Neris „Verewigung“ war – der damalige Papst war übrigens Clemens VIII. Es überrascht nicht, dass dieses Werk übrigens Kardinal Pietro Aldobrandini gewidmet ist; er war ein Neffe dieses Papstes.

Nun ist diese Kirchenoper ein Abbild der damaligen kirchlichen Situation; die (katholische) Kirche war damals nicht so bitterernst wie heute; es gab kein Zölibat und es wurde oft auch gefeiert. So spielt es sich auch in Cavalieris Werk ab, wo auch fröhliche Chor- und Tanzszenen zu finden sind. „Emilio de‘ Cavalieri: Rappresentatione di Anima et di Corpo,
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Daniels Anti-Klassiker 30: Mozart – Arie der Königin der Nacht aus „Die Zauberflöte“ (1791)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung und der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Mozart ist inzwischen zum alten Bekannten in dieser Reihe geworden. Kein Wunder – gehört er doch neben Beethoven und Bach zu den nach wie vor einflussreichsten und immer noch exzessiv gespielten Komponisten. Sowohl kammermusikalisch, als auch sinfonisch und im Bühnentreiben ist er ein unausweichlicher Monolith – so unübersehbar, dass einige seiner Werke zu den reinsten Klischeenummern verkommen sind. Eine weitere dieser Nummern dürfte sich in seiner bekanntesten und meistaufgeführten Oper finden: Die Arie der Königin der Nacht aus „Die Zauberflöte“. „Daniels Anti-Klassiker 30: Mozart – Arie der Königin der Nacht aus „Die Zauberflöte“ (1791)“ weiterlesen