Das Wiener Kammerorchester gastiert im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses – mit viel Wiener Charme, Tango und Düsternis

Foto: Jōji Hattori © Gottfried Mangione
Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal, 13. Oktober 2019

Wiener KammerOrchester
Jōji Hattori, Violine, Dirigent
Julia Hagen, Violoncello
Tsuyoshi Tsutsumi, Violoncello
Christoph Wagner-Trenkwitz, Präsentation

von Jürgen Pathy

Servus die Madl’n, griaß eich die Buam. Zwar nicht ganz so leger, doch in ähnlich charmanter Art und Weise empfängt Christoph Wagner-Trenkwitz, 57, zur Matinee im Mozart-Saal des Wiener Konzerthaus. Bewaffnet mit spitzfindigen Pointen, G’schichtln aus dem Wienerwald und wertvollen Informationen führt Wagner-Trenkwitz, der nicht nur bekannt ist als scharfzüngiger Kommentator des Wiener Opernballs, sondern auch als Chefdramaturg der Volksoper Wien, durch diesen Frühschoppen.

Wein gibt es zwar keinen, stattdessen viel Musik von Joseph Haydn, Antonio Vivaldi, Tōru Takemitsu und dem Wiener Urgestein Franz Schubert. Dessen Symphonie in B-Dur, ein Jugendwerk des damals erst 19-jährigen Komponisten, fließt dennoch luftig und spritzig serviert. Hell, flott und mit einem Schuss Zitrone das Allegro, etwas trocken das Andante, mit Verve und Elan die beiden Schlusssätze, von Schubert notiert als Menuetto. Allegro molto und Allegro vivace. Als großartig eingespieltes Gespann erweisen sich dabei das Wiener KammerOrchester und dessen gern gesehener Gast Jōji Hattori, 50, der erst kürzlich in den Stand des ersten Gastdirigenten erhoben wurde. „Wiener KammerOrchester, Wiener Konzerthaus, 13. Oktober 2019“ weiterlesen

Lieses Klassikwelt 4 / 2019: Emanzipation, #MeToo und Sexismus auf der Opernbühne

Apropos Liebe und Sexualität: Natürlich freut es mich, dass dank #MeToo sexuelle Belästigung kein Kavaliersdelikt mehr ist. Nur verwundere ich mich darüber, dass die öffentliche Empörung um Regisseure einen Bogen macht als gäbe es keinen Sexismus auf der Opernbühne. Sängerinnen wird bisweilen unerhört viel zugemutet.

von Kirsten Liese

Die Anfänge meiner beruflichen Laufbahn vor 25 Jahren waren nicht einfach. Die Feministin Alice Schwarzer hatte Recht, als sie damals sagte, eine Frau müsse doppelt so gut sein wie ein Mann. In den Redaktionen, für die ich arbeitete, saßen überwiegend Männer.

Heute bin ich auf Premieren, Pressekonferenzen und Festspielen immer noch überwiegend von männlichen Korrespondenten umringt, aber in den Redaktionen bin ich nur noch selten mit Machos konfrontiert, muss weniger kämpfen und erfahre mehr Wertschätzung. Und profitiere davon, dass in vielen Bereichen der Hochkultur ausdrücklich mehr Frauen erwünscht sind. Das nenne ich Fortschritt! „Lieses Klassikwelt 4/2019
klassik-begeistert.de“
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Verdis „Otello“ in Hamburg: Calixto Bieito seziert schonungslos die Abgründe des Menschen

Foto: © 2017 / Hans Jörg Michel
Giuseppe Verdi, Otello
Hamburgische Staatsoper, 15. Oktober 2019

Von Dr. Holger Voigt

Wie ähnlich sich doch die Namen sind: Bieito – Boito! Ohne Bieito gäbe es diese „Otello“-Inszenierung nicht, aber ohne Boito gäbe es nicht einmal Verdis zugrunde liegende Oper. Gelegenheit also, einmal die Bedeutung Boitos beim Zustandekommen dieses Werkes zu würdigen.

Arrigo Boito, einst ein scharfzüngiger Kritiker der damaligen zeitgenössischen Oper und damit auch ein Gegner Verdis, später aber dessen loyalster Wegbegleiter bis zu dessen Tod 1901, war bestens präpariert, in die dunkelsten Abgründe des menschlichen Charakters abzutauchen. Er hatte als Komponist und Librettist 1868 (Revision 1875) mit „Mefistofele“ einen (einzigen) Riesenerfolg erzielt. So war er auch als Librettist für Verdi geradezu dazu prädestiniert, der Figur des Jago die dämonischen Züge eines Mephisto zu verleihen, was Verdi in hinreißende Musik umsetzten konnte. War eigentlich Verdi oder Boito hier die treibende Kraft gewesen? Zwischenzeitlich kam ja sogar die Idee auf, die Oper nicht „Otello“ (nach Shakespeares Tragödie „Othello“), sondern „Jago“ zu nennen. „Giuseppe Verdi, Otello, Hamburgische Staatsoper, 15. Oktober 2019“ weiterlesen

"Madama Butterfly" mit Kristīne Opolais an der Wiener Staatsoper - ein seltener Gast

Fotos: © Michael Pöhn
Giacomo Puccini, Madama Butterfly, Wiener Staatsoper,
16. Oktober 2019

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Noch ein ängstlicher Blick auf den Anschlag, bevor wir die schwere Tür zum Foyer der Wiener Oper öffnen. Erleichterung. Kein roter Zettel! Kristīne Opolais hat nicht – wie manchmal in München – abgesagt. Sie ist in Wien selten zu erleben. In elf Jahren sang sie zwischen 2008 und 2013 sieben Male die Mimi, dann erst wieder im September 2016 in einer nur dreiteiligen Staffel die Cio-Cio-San. Wir lernten die Künstlerin im Herbst 2007 in Riga als Micaëla kennen und schätzen. Nun wollten wir uns nach unserer Wiederbegegnung mit ihr als Tosca, die sie zweimal im Jänner dieses Jahres in unserem Haus als Verliebte und nicht als Diva verkörperte, ein Bild machen, ob sie wirklich die typische Puccini-Sängerin ist, auf die sie seit drei Jahren mit Ausnahme einer Rusalka international eingeschworen ist. Erst im Mai nächsten Jahres kommt eine Adriana im Teatro Comunale di Bologna. „Giacomo Puccini, Madame Butterfly, Wiener Staatsoper, 16. September 2019“ weiterlesen

Die DONNERSTAG PRESSE – 17.OKTOBER 2019

Foto: Brigitte Fassbaender © Marc Gilsdorf
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Die DONNERSTAG-PRESSE – 17.OKTOBER 2019

Wien/ Staatsoper
Staatsoper: Regiewechsel vor Uraufführung
Britin Polly Graham soll Olga Neuwirths „Orlando“ inszenieren.
Wiener Zeitung

Autobiographie: Brigitte Fassbaender hat ihre Erinnerungen veröffentlicht
Münchner Abendzeitung

Lübeck
Theater Lübeck: Milhauds „Christophe Colomb“ im Assoziations- und Tongewitter
Neue Musikzeitung /nmz.de

Plattenkritik: Oper: Ein Gluck für unsere Tage
https://www.diepresse.com/5706767/oper-ein-gluck-fur-unsere-tage

Temesvar
„Die Oper ist ein lebendiges Wesen“
ADZ-Gespräch mit dem Intendanten der Rumänischen Nationaloper Temeswar, Cristian Rudic
https://adz.ro/artikel/artikel/die-oper-ist-ein-lebendiges-wesen „DIE DONNERSTAG-PRESSE – 17. OKTOBER 2019“ weiterlesen

Wohlfühlabend mit ganz viel Glanz in den Stimmen

Fotos: © Wilfried Hösl
Bayerische Staatsoper, München, 15. Oktober 2019
Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann
Opéra fantastique in fünf Akten

Libretto von Jules Barbier nach dem Schauspiel von Jules Barbier und Michel Carré, herausgegeben von Michael Kaye und Jean-Christophe Keck
In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Ganz vorneweg: Oper darf auch einfach mal „nur“ Spaß machen. Es hat was, sich elegant und störungsfrei von einem Arienhöhepunkt zum nächsten führen zu lassen, ohne die ganze Zeit über einen tieferen Sinn von Bühne und Ausstattung sinnieren zu müssen. Hoffmanns Erzählungen in München machen einfach Freude, denn man kann sich ganz dem Hörgenuss hingeben. „Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann, Bayerische Staatsoper, München, 15. Oktober 2019“ weiterlesen

Die MITTWOCH–PRESSE – 16. OKTOBER 2019

Foto: Lieder von Krieg und Liebe © Ingo Höhn / Luzerner Theater
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Die MITTWOCH–PRESSE – 16. OKTOBER 2019

Wiener Staatsoper
Christian Thielemann sei Dank!….
In ungeahnt süßem Ton weinen die Celli, in selten gehörter Vollendung posaunen die Mittelstimmen, und die Bässe brummen, als würde sich das „Rheingold“ mit voller Wucht über dem Graben ergießen. Selbst teils falsch intonierende Holzbläser und ein zu Beginn inhomogenes Geiger-Ensemble tun der Freude keinen Abbruch. Bereits während der beiden Pausen bricht das Publikum in Jubelstürme aus. Thielemann begeistert die Massen wie im Augenblick nur noch sein russisch-griechisches Pendant aus Perm – der als Scharlatan verrufene Teodor Currentzis! Eine Eine Brise Moschus da, ein wenig bitter-süße Edelschokolade dort und ein kräftiger Schuss Opium hinten dran, hätten vermutlich selbige Wirkung, die jedoch nicht allen wohl bekommt.
Jürgen Pathy berichtet aus der Wiener Staatsoper
Klassik begeistert

Goldener Rathausmann für Jonas Kaufmann
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20191015_OTS0111/goldener

Jonas Kaufmann singt in Wien bald wieder Oper
Salzburger Nachrichten „Die MITTWOCH–PRESSE – 16. OKTOBER 2019“ weiterlesen

„Frau ohne Schatten" wandelt in göttlichen Sphären – Christian Thielemann sei Dank!

Foto: © Matthias Creutziger
Wiener Staatsoper,
14. Oktober 2019
Richard Strauss, Frau ohne Schatten

von Jürgen Pathy

Oh süßer Duft, oh himmlischer Duft. In diesen göttlichen Sphären ist man geneigt zu apostrophieren, wenn Christian Thielemann und das Staatsopernorchester mit Richard Strauss‘ „Frau ohne Schatten“ zum Rundumschlag ansetzen. Egal ob kammermusikalischer Zauber wie über weite Strecken dieser 1919 uraufgeführten Märchenoper oder feurige Eruptionen wie in den Zwischenspielen – was da Montagabend wieder einmal aus dem Graben der Wiener Staatsoper strömte, entbehrt jeglicher Rechtfertigung über die teils absurde Inszenierung des Franzosen Vincent Huguet. Vergessen der splitternackte Jüngling, die teils schwach in Szene gesetzten Protagonisten oder die aus dem zeitlichen Kontext gerissenen Geistesblitze wie drei Neonröhren, die über einem Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs prangen. Christian Thielemann und dem Orchester sei Dank! „Richard Strauss, Frau ohne Schatten,
Wiener Staatsoper, 14. Oktober 2019“
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Sommereggers Klassikwelt 5/2019:
Von der Kunst des richtigen Hustens

Der unsterbliche Humorist Loriot führte bereits 1982 einen als Hustensymphonie bezeichneten Sketch in der Philharmonie Berlin auf. Erstaunlich, wie weit die Evolution des Hustens seither voran geschritten ist. Der frühere Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle, reagierte besonders genervt auf diese Störung der Konzentration. Unvergesslich sind mir einzelne Gelegenheiten, wo er vom Pult aus einem hartnäckigen Huster einen Blick zuwarf, der hätte töten können.

von Peter Sommeregger

Jeder Mensch kennt die Situation: auch in den unpassendsten Momenten kann es passieren, dass sich ein plötzlicher Hustenreiz einstellt. Der kultivierte Mensch hält sich die Hand vor den Mund, räuspert sich eventuell, um den Hustenreiz zu stoppen. In den meisten Fällen hilft das.

Besonders unangenehm ist es natürlich, wenn  besagter Hustenreiz während eines Konzerts oder einer Opern/Theateraufführung auftritt. Der sozial denkende Mensch versucht, die Störung der ebenfalls  Anwesenden möglichst gering zu halten. In einem großen Konzertsaal wie der Berliner Philharmonie, die über eine ausgezeichnete Akustik verfügt, wird nicht nur der Vortrag der Künstler sehr gut hörbar, sondern leider auch alle Arten von akustischen Beimischungen, von denen Husten das störendste und unangenehmste ist. „Sommereggers Klassikwelt 5/2019,
klassik-begeistert.de“
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Unzählige Kanäle kämpfen um unsere Aufmerksamkeit: Händels Messias als Nummernrevue in München

Ich  habe schon lange ein Problem mit einer bestimmten Art von Regietheater. Vor allem, wenn energisch gekürzt, umformuliert, dazugeschrieben wird. Da kann ich auch mal renitent werden wie ein Hardcore-Wagnerianer.

Staatstheater am Gärtnerplatz, München, 13. Oktober 2019
Georg Friedrich Händel, Der Messias

„Besonders aber lasst genug geschehn!
Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn.
Wird vieles vor den Augen abgesponnen,
So dass die Menge staunend gaffen kann,
Da habt Ihr in der Breite gleich gewonnen,
Ihr seid ein vielgeliebter Mann.
Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen,
Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.
Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!“
Goethe, Faust, Vorspiel auf dem Theater

von Gabriele Lange

Je nach Perspektive kann man einen solchen Abend in München ganz unterschiedlich erleben. Für den geschätzten Kollegen Frank Heublein war die Inszenierung eine spannende Erfahrung – für mich als auf die Musik fokussierte Händel-Begeisterte eher eine schmerzvolle. Und das weckte meinen Hang zum Sarkasmus.

Am besten gebe ich es gleich zu: Manchmal bin ich ganz schön konservativ. Wenn es um Kunstwerke geht, die mir etwas bedeuten, neige ich zum Purismus. Deshalb habe ich schon lange ein Problem mit einer bestimmten Art von Regietheater. Vor allem, wenn energisch gekürzt, umformuliert, dazugeschrieben wird. Da kann ich auch mal renitent werden wie ein Hardcore-Wagnerianer.

Darf der das? Doch, klar… „Georg Friedrich Händel, Der Messias,
Staatstheater am Gärtnerplatz, München, 13. Oktober 2019“
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