„Nach Auschwitz kann man noch schöne Musik machen“

Die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano ist in der vergangenen Nacht zum 10. Juli 2021 im Alter von 96 Jahren verstorben. Klassik-begeistert-Autorin Jolanta Łada-Zielke traf Esther Bejarano im Januar 2020 zum Interview, das Sie im Folgenden noch einmal nachlesen können:

Interview mit der Musikerin und Holocaustüberlebenden Esther Bejarano

Esther Bejarano (geboren am 15. Dezember 1924 als Esther Loewy in Saarlouis) ist die Mitbegründerin und Vorsitzende des Auschwitzkomitees, Zeitzeugin der NS-Verbrechen und Musikerin. Während des Zweiten Weltkriegs war sie Gefangene im Zwangsarbeitslager Neuendorf, dann in Auschwitz-Birkenau und später im KZ Ravensbrück. Nach der Befreiung wanderte sie nach Palästina aus und absolvierte dort eine Ausbildung zur Koloratursopranistin. Seit 1960 lebt sie in Hamburg. Für ihr musikalisches Engagement gegen Faschismus und Krieg wurde sie 1994 mit der Senator-Biermann-Ratjens-Medaille der Freien und Hansestadt Hamburg ausgezeichnet. 2004 erschien ihr biographisches Buch „Wir leben trotzdem“, das sie zusammen mit Birgit Gärtner geschrieben hat.

Vor genau 75 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau durch russische Truppen befreit.

Interview: Jolanta Łada-Zielke

Ihre Liebe zur Musik verdanken Sie Ihrem Vater Rudolf Loewy?

Mein Vater war Kantor und zwar in verschiedenen reformierten Gemeinden. Er war sogenannter Halbjude, weil seine Mutter aus einer christlichen Familie stammte. Er und seine Brüder wurden jüdisch erzogen. Meine Großeltern beschlossen, ihre Töchter christlich, aber die Söhne jüdisch zu erziehen.

Haben Sie schon als Kind gesungen?

Ja, ich bin häufig aufgetreten und mein Vater hat mich am Klavier begleitet. Damals war der Filmstar Shirley Temple sehr populär und ich habe sie immer imitiert. Aber als Kind habe ich nur Klavierspielen gelernt. Eine richtige musikalische Ausbildung habe ich erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Israel erworben. „Interview mit Esther Bejarano“ weiterlesen

„Gesangsunterricht im Internet ist eine Fiktion“  

Mit großer Freude präsentiere ich Ihnen meinen Gesangslehrer, den polnischen Bassbariton Jacek Ozimkowski. Er schloss sein Gesangsstudium bei Professor Wojciech Jan Śmietana an der Musikhochschule Krakau 1995 mit Auszeichnung ab. Derzeit ist er Dekan der Abteilung für Gesang und Schauspiel und leitet eine Sologesangsklasse an der Musikakademie in Krakau und an der dortigen Staatlichen Musikschule des Zweiten Grades Namens Władysław Żeleński. Er gibt Konzerte in Polen und im Ausland, unter anderem in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Belgien, Schweden, Norwegen, USA, Ukraine, Litauen, Italien, Ungarn, Türkei, China, Slowakei, Tschechien und Kasachstan. Er hat viele Aufnahmen für das Polnische Radio und Fernsehen gemacht.

Das Repertoire von Jacek Ozimkowski umfasst Bassbariton-Partien aus Opern von Händel, Mozart, Rossini, Weber, Verdi, Moniuszko, Tschaikowsky, Prokofjew, Puccini, Wagner und Britten. Dazu kommen Oratorien, Kantaten und Stücke aus dem Bereich der Gesangslyrik. Jacek Ozimkowski ist beruflich mit dem Ensemble Capella Cracoviensis, sowie mit der Oper Krakau und Breslau verbunden. 1998 machte er im Auftrag der Agentur für Kunst der Schweiz eine Mozart-Tour durch Europa und spielte die Rollen Sarastro, Leporello, Osmin und Figaro. In Deutschland nahm er an der Großen Mozart-Gala in Karlsruhe und zweimal an den Georg Friedrich Händel-Festspielen in Halle teil. 2011 machte er eine Reihe von CD-Aufnahmen aus der Reihe „Polnisches Barock“, die auf der Musikmesse „Midem 2012″ in Cannes präsentiert wurden.

Bei meinem letzten Aufenthalt in Krakau traf ich Jacek, der mir wie immer eine Gesangsstunde erteilte. Danach haben wir darüber gesprochen, wie sich die Pandemie auf seine künstlerische und pädagogische Arbeit ausgewirkt hat.

Interview: Jolanta Łada-Zielke

Hast Du viele Musikprojekte verpasst oder wurden sie nur verschoben?

Eines meiner Projekte wurde verschoben. Das ist die Krakauer Erstaufführung von Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt” inszeniert von Włodzimierz Nurkowski und unter der Leitung von Tomasz Tokarczyk, in der ich als Mars auftreten sollte. Die Premiere hätte im Frühjahr 2020 stattfinden sollen. Wir hatten sogar die Kostüme mit allem Zubehör fertig, aber am 13. März schloss man das Opernhaus in Krakau. Die Aufführung wurde zunächst auf Mai, dann auf November verschoben, doch im Oktober erkrankte fast die gesamte Besetzung am Coronavirus. Der aktuelle, vierte Premierentermin ist für Ende September oder Anfang Oktober 2021 geplant. Das zweite derartige Projekt mit eineinhalb Jahren Verspätung ist die Oper „Così fan tutte“ im Rahmen des Festivals „Opera Rara” in Krakau. Wir haben gerade mit den Proben begonnen und die Aufführungen sollen am 8., 9., 10. und 11. Juli stattfinden. „„Gesangsunterricht im Internet ist eine Fiktion““ weiterlesen

"Meine Beziehung zu Beethoven ist eng und tiefsinnig"

Eine Violine, die bezaubert. Das ist nur eine der vielen Lobeshymnen, die Kritiker über Manrico Padovani verlieren. In der Tat. Wer die Beethoven-CD des Schweizer Geigers gehört hat, weiß weshalb. Mit Klassik begeistert hat Padovani darüber gesprochen, worin die Herausforderungen liegen, das Beethoven-Violinkonzert zu spielen – und auf welcher der wertvollen Geigen er es gespielt hat.  

Interview: Jürgen Pathy

Klassik-begeistert: Grüß Gott Herr Padovani. Sie haben eine reine Beethoven-CD aufgenommen. Wie ist Ihre „Beziehung“ zu Beethoven?

Manrico Padovani: Meine Beziehung zu Beethoven ist ganz eng und tiefsinnig. Als 13-Jähriger war ich hauptsächlich von virtuoser Violinmusik angesprochen. Wenn ich ein neues Werk kennenlernen wollte, habe ich immer mit dem dritten Satz begonnen. Danach kam der erste Satz dran, während ich mich bei den langsamen Sätzen eher gelangweilt habe. In dieser Phase drehte mein innerer Rhythmus viel zu schnell. Mit 16 habe ich dann Beethovens Eroica kennengelernt – und das kann ich als einen Wendepunkt bezeichnen. Durch dieses Meisterwerk habe ich begonnen, die Musik als Musik bewusst zu verstehen. Das hat mir die Türen zu den ganz großen Komponisten aus der Klassik und Frühromantik geöffnet.

Als ich dann im Unterricht mit dem Beethoven-Violinkonzert begonnen habe, war ich dermaßen begeistert, dass ich über das Werk meine Abschluss-These geschrieben habe. „Interview mit dem Geiger Manrico Padovani“ weiterlesen

Frauenklang 4: Frauen in der Musik und Musikwissenschaft – Teil 1

Foto: Musikwissenschaftlerin Danuta Gwizdalanka

Das schöne Geschlecht war in der Musikwelt nicht immer so präsent wie heute. Von Frauen komponierte Musik existiert weitaus länger als Frauenfußball oder Frauenparkplätze. Jedoch sprach man kaum über sie – es sei denn, dass sie die Kunst ihrer männlichen Zeitgenossen weit übertraf. In der Musikgeschichte gab es nicht nur Frauen, die sangen oder Pianoforte spielten; klassik-begeistert-Autorin Jolanta Łada-Zielke weckt sie aus ihrem Schattendasein: die Komponistinnen und Dirigentinnen, bedeutende weibliche Künstlerpersönlichkeiten, über die man zu Unrecht nichts oder zu wenig weiß. Sie präsentiert hervorragende Musikerinnen verschiedener Nationalitäten und Kulturen – aus Vergangenheit und Gegenwart. Höchste Zeit, dass Frauenklang ertönt!

Ein Gespräch mit der polnischen Musikwissenschaftlerin Danuta Gwizdalanka, die als Erste in Polen das Thema „Frauen in der Musikgeschichte“ erarbeitete. Wir unterhalten uns über die feminisierte Musikwissenschaft in Polen und polnische Komponistinnen, die in Deutschland Erfolg hatten.

Interview: Jolanta Łada-Zielke

Frau Gwizdalanka, Ihr Buch „Muzyka i płeć“ (Musik und Geschlecht, Krakau, 2001) war die erste polnische Veröffentlichung, die die Beteiligung von Frauen an der Musikgeschichte beschrieb. Ihre weitere schriftliche Arbeit zu diesem Thema ist eine Monographie über polnische Musik, die anlässlich des 100. Jahrestages der Unabhängigkeit Polens auf Englisch und Polnisch herausgegeben wurde. Bald soll die deutsche Ausgabe davon erscheinen. Im Schlusskapitel „Herstoria“ geht es um die Verdienste von Frauen im zwanzigsten Jahrhundert. Von Zeit zu Zeit tritt die Frage in Polen auf, es kommt jedoch spät dazu, die Geschichte der Musik aus einer spezifisch weiblichen Perspektive zu betrachten. Es ist auch ein Thema, das selten diskutiert wird – anders als in Deutschland, England oder in den Vereinigten Staaten. Warum diese Verzögerung – und überhaupt das mangelnde Interesse in dem Bereich?

Einfach ausgedrückt, es besteht kein Bedarf dafür. Die Situation der polnischen Frauen, die sangen, spielten und komponierten unterschied sich zwar deutlich von der Lage ihrer westeuropäischen Kolleginnen. In der Musikwissenschaft, die sich mit dem Studium der Musikgeschichte befasst, war der Unterschied enorm. „Frauenklang 4: Frauen in der Musik und Musikwissenschaft – Teil 1“ weiterlesen

Chopin erklingt im Netz

Foto: Pianist Hubert Rutkowski

Deutsche Konzert- und Opernhäuser öffnen langsam ihre Türen wieder für Hörer, die Live-Musik erleben möchten. Vorerst werden Personen mit einem negativen Coronavirus-Testergebnis zugelassen, die Zuschauerzahl ist aber noch begrenzt. Aus diesem Grund finden einige Musikveranstaltungen immer noch online statt, die so aber ein breiteres Publikum erreichen können.

Beim 3. Chopin-Festival in Hamburg, dessen Sonderausgabe vom 11. bis 13. Juni im Netz zu sehen sein wird, kommt noch ein weiterer Vorteil hinzu: die Klangpräzision historischer und moderner Instrumente, die in ungewöhnlichen Kombinationen zusammengestellt werden. Beim Festival treten weltberühmte Pianisten auf: Mari Kodama, Severin von Eckardstein, Tomasz Ritter, Stepan Simonian, Dina Yoffe (die eine Meisterklasse für Studierende der Hochschule für Musik und Theater leitet) und der Cembalist Menno van Delft. Die Instrumente und Konzerträume stellt das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zur Verfügung.

Mehr über dieses musikalische Ereignis erzählt der Initiator, Intendant sowie Teilnehmer des Festivals Professor Hubert Rutkowski von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und Präsident der Chopin-Gesellschaft Hamburg & Sachsenwald e. V.

 Interview: Jolanta Łada-Zielke

Die ersten beiden Festivals fanden vor der Pandemie in den Jahren 2018 und 2019 statt. Was ist das Besondere an dem aktuellen Festival?

Das Merkmal unseres Festivals ist die Präsentation nicht nur herausragender Künstler, sondern auch zeitgenössischer und historischer Instrumente. Wir haben von Anfang an mit dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zusammengearbeitet, das uns historische Instrumente zur Verfügung stellt. Mit älteren und modernen Modellen stellen wir eine Art Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Klangwelten her. Ich denke, dass die dritte Ausgabe unserer Veranstaltung während der Pandemie davon profitieren kann, dass alle Konzerte online übertragen werden. Dadurch erreichen wir eine größere Anzahl von Hörern. „Interview Hubert Rutkowski,
Chopin-Festival 2021“
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Frauenklang 3: Musik, die die Dunkelheit erleuchtet – Interview mit der polnischen Komponistin Alina Błońska

Das schöne Geschlecht war in der Musikwelt nicht immer so präsent wie heute. Von Frauen komponierte Musik existiert weitaus länger als Frauenfußball oder Frauenparkplätze. Jedoch sprach man kaum über sie – es sei denn, dass sie die Kunst ihrer männlichen Zeitgenossen weit übertraf. In der Musikgeschichte gab es nicht nur Frauen, die sangen oder Pianoforte spielten; klassik-begeistert-Autorin Jolanta Łada-Zielke weckt sie aus ihrem Schattendasein: die Komponistinnen und Dirigentinnen, bedeutende weibliche Künstlerpersönlichkeiten, über die man zu Unrecht nichts oder zu wenig weiß. Sie präsentiert hervorragende Musikerinnen verschiedener Nationalitäten und Kulturen – aus Vergangenheit und Gegenwart. Höchste Zeit, dass Frauenklang ertönt!

von Jolanta Łada-Zielke

Fotos: privat

Ihre Werke haben minimale Instrumental- und Vokalbesetzung, verfügen aber über eine große Ausdruckskraft. Beim Anhören einer der Kompositionen von Alina Błońska führte ich ein Experiment durch. Zuerst hörte ich sie bei normalem Tageslicht und danach am Abend mit minimaler Lichtmenge. Der Unterschied war kolossal: Im letzteren Fall versetzte mich die Musik in eine kontemplative, fast mystische Stimmung.

Alina Błońska studierte Iberistik an der Universität Wrocław (Breslau) und Komposition an der Musikakademie von Karol Lipiński in Wrocław, die sie mit Auszeichnung abschloss. Sie komponiert instrumentale, vokal-instrumentale, orchestrale und elektroakustische Musik. Ihre Werke wurden auf renommierten Festivals für zeitgenössische Musik in Europa (Polen, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Weißrussland) und in Amerika (Mexiko) präsentiert. Alina ist mehrmalige Stipendiatin in Polen und Preisträgerin von Kompositionswettbewerben in Polen und Spanien wie Encuentro de Composición Injuve und I Concurso Internacional de Composición „María de Pablos”. In Spanien wurden Alina Błońskas Kompositionen in Madrid, auf Mallorca, in Segovia und in Sevilla aufgeführt.

Sie haben Spanische Philologie und Komposition studiert. Was davon war das erste?

Eigentlich entdeckte ich die Komposition schon als Teenie und machte meine ersten Proben, aber in meiner Familie und meiner Musikschule hat man sie nicht ernst genommen. Erst während ich spanische Sprache und Literatur studierte, kehrte ich zum Komponieren zurück und die beiden Bereiche begannen in meinem Leben nebeneinander zu existieren. Später gründete ich meine eigene Familie und zog nach Spanien, was ich vorher nicht plante. Das Leben hat mich dann oft überrascht und überrascht mich immer wieder. Dies ist das Schönste daran. „Frauenklang 3, Interview mit der polnischen Komponistin Alina Błońska
klassik-begeistert.de“
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„In 150 Jahren wird niemand mehr wissen, wer Dieter Bohlen oder Moritz Eggert war, aber man wird sich an das Trautonium erinnern und es feiern“

Foto: Alessandra Schellnegger

Interview am Donnerstag 15: Der Trautoniumspieler Peter Pichler

Peter Pichlers musikalische Wurzeln liegen in der Punkszene. Im Laufe der 1990er Jahre kam er in Kontakt zu einem Instrument namens Trautonium. Dieser Kontakt ist für Peter Pichlers weitere musikalische Entwicklung prägend.

Viele von Ihnen werden von diesem Instrument vielleicht noch nie gehört haben, viele von Ihnen haben es jedoch sehr wahrscheinlich schon einmal gehört: sämtlicher Sound Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ wurde mit dem Trautonium produziert.

von Frank Heublein (7. Mai 2020)

Was bedeutet Ihnen Musik?

Das ist natürlich eine hochphilosophische Frage und auf viele Arten beantwortbar… Kurz gesagt: Musik sollte die Möglichkeit bieten, Grenzen zu sprengen und eine weltweite, überirdische, friedliche Form der Kommunikation zwischen den Völkern herstellen. Eine musikalische Sprache zum Guten. Bei mir persönlich wurde die Bedeutung der Musik durch meinen familiären Hintergrund geprägt. Als viertes Kind einer Pension- und Wirtsfamilie war mein Leben vorbestimmt. Musik half mir auszubrechen, mich zu verstecken, mich zu finden an einem geheimen Ort, ohne jegliche Art gesellschaftlicher Beeinflussung. „Interview am Donnerstag 15: Peter Pichler, Trautoniumspieler“ weiterlesen

Perkussionist Fabian Ziegler: "Wir können genauso musizieren wie andere Instrumentalisten"

Marimba, Vibraphon und jegliches Schlagwerk. Das sind die Werkzeuge, die es dem aufstrebenden Perkussionisten Fabian Ziegler angetan haben. Nach zahlreichen Preisen und Auszeichnungen hat sich der junge Schweizer bereits jetzt einen Namen gemacht. Sein Repertoire reicht von Bach über Cage bis Xenakis und darüber hinaus. Im Interview mit Klassik begeistert erzählt Fabian Ziegler nicht nur, was es braucht, damit Perkussionisten einen ähnlichen Stellenwert erreichen wie andere Solisten, sondern auch, was er von Martin Grubinger gelernt hat.

Interview: Jürgen Pathy

Grüß Gott Herr Ziegler. Was ist der große Unterschied zwischen einem Schlagzeuger einer Rock– oder Jazzband und dem Metier, in dem sie als Perkussionist unterwegs sind?

Ich denke der größte Unterschied ist, wie wir arbeiten. Als klassischer Perkussionist stehe ich viel vor einem Notenblatt und lerne die Töne auswendig, die ein Komponist für uns schreibt. Bei einem Drummer ist es mehr so, dass er die Strukturen des Songs vom Songwriter erhält, den Inhalt bestimmt er selbst. Das ist ein extremer Unterschied in der Arbeitsweise. Beides interessiert mich sehr und befruchtet sich gegenseitig. Natürlich ist auch der Musikstil unterschiedlich. Was nicht heißen soll, dass ich nur Klassik spiele. Im Gegenteil. Ich bin sehr daran interessiert, diese verschiedenen Metiers miteinander in Verbindung zu bringen und bin auch der Meinung, dass ein solche Verbindung zukünftig noch viel häufiger entstehen wird.

„Interview Fabian Ziegler
klassik-begeistert.de“
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Von Fashion-Victims und Weinkennern, HSV-Fans und Vatersöhnchen – den Hamburger Künstler Attila Abbassian interessiert die Persönlichkeit hinter dem großen Genius

„Ich bewundere die Komponisten dafür, was sie geschaffen haben, dennoch waren auch sie nur Menschen“

Attila Abbassian (32), deutscher Künstler persischer Herkunft, studierte zwei Jahre lang Kunst, dann wechselte er zum Lehramtsstudium. Jetzt arbeitet er als Lehrer für Physik und Politik und beschäftigt sich hobbymäßig mit angewandter Kunst und Musik. Seine humorvollen Darstellungen klassischer Komponisten, unter anderem auf Stoffbeuteln, haben mein Interesse geweckt. Deswegen habe ich Attila und seine Freundin Barbara in ihrer Wohnung in Hamburg besucht und mit ihm gesprochen: über seine Lieblingskomponisten, ihre Geschichten und darüber, wie sie ihn zu seinen künstlerischen Arbeiten inspirieren.

Interview: Jolanta Łada-Zielke (30. August 2020)

Attila, warum hast Du Dein Kunststudium abgebrochen?

Aus heutiger Sicht finde ich, das war die richtige Entscheidung, denn ich habe während des Studiums viele negative Erfahrungen gemacht. Dort wurde alles sehr subjektiv beurteilt, es gab einige zwischenmenschliche Differenzen und ich wurde sehr unter Druck gesetzt. Ähnliches ist mir auch über das Musikstudium zu Ohren gekommen. Ich liebe Musik sehr, wollte dieses Fach aber nicht studieren, um meine Leidenschaft dafür nicht kaputt machen zu lassen. Jetzt bin ich Lehrer für Physik und Politik und in meiner Freizeit beschäftige ich mich mit Kunst und Musik. Ich spiele gerne Klavier, habe auch einige Zeit als Klavierlehrer gearbeitet. Außerdem interessiere ich mich sehr für das Leben von Komponisten. Mein Lieblingskomponist ist Beethoven, ich lese viel über ihn. Das alles macht mich glücklich. „Von Fashion-Victims und Weinkennern, HSV-Fans und Vatersöhnchen – den Hamburger Künstler Attila Abbassian interessiert die Persönlichkeit hinter dem großen Genius
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Elīna Garanča: „Eine Kundry in Bayreuth zu singen, wäre die absolute Krönung!“

Aus der Wiener Parsifal-Premieren-Rezension von klassik-begeistert.de-Autor Peter Sommeregger (Wiener Staatsoper vom 11. April 2021 / bei Arte Concert 18. April 2021): Gespannt war man auf das Rollendebüt Elīna Garančas als Kundry, das sie bereits seit Jahren ankündigt. Der erste Akt bietet ihr noch wenig Möglichkeit, sich zu profilieren, sie bleibt bei der von ihr immer wieder gewohnten Kühlschranktemperatur. Im zweiten Akt allerdings kann sie endlich über ihren Schatten springen und meistert die horrend schwierigen Ausbrüche Kundrys eindrucksvoll. Die Tessitura dieser Zwischenfach-Partie scheint ihr zu liegen, selten hat man diese Sängerin so überzeugend gehört!

Foto: © Andreas Schmidt

Großes Interview vom 8. März 2017

Elīna Garanča (* 16. September 1976 in Riga, damals Lettische Sozialistische Sowjetrepublik) steht auf dem Gipfel ihrer Schaffenskraft. Im großen Interview mit klassik-begeistert.de verrät die bedeutendste Mezzosopranistin unserer Zeit, dass sie gerne die Kundry aus Richard Wagners „Parsifal“ in Bayreuth singen würde und Verdis Aida an der Mailänder Scala. „Interview am Donnerstag 11: Elīna Garanča, Mezzosopran“ weiterlesen