Ladas Klassikwelt (44): Romantik heißt Sehnsucht…

„An diesem Abend entdeckten wir noch etwas: die Sehnsucht… zum normalen Leben zurückzukehren, Zuneigung ohne Angst vor einer Infektion zu zeigen, die Musik frei zu hören und zu spielen.“

Ein Klavierabend von Ottavia Maria Maceratini im Rahmen des Festivals junger Künstler Bayreuth

von Jolanta Łada-Zielke

Das Festival junger Künstler Bayreuth ist vorbei. Die Veranstaltung hinterließ schöne Erinnerungen, ein wenig Verlangen und ein paar neue Adressen in meinem Notizbuch. Ich erinnere mich auch an einige Namen junger Musiker, die ich diesen Sommer zum ersten Mal gesehen und gehört habe und von denen ich sicherlich wieder hören werde. „Ladas Klassikwelt (44): Romantik heißt Sehnsucht…“ weiterlesen

Der Schlauberger 14: Der Ort für Denker hat jetzt einen Föhn – Delikatessen vom Klo

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

„Ich geh’ mal eben aufs Klo“! Tschüss, liebe Freunde, das war das letzte Mal, dass ich diesen Satz gesagt habe. Deshalb widme ich ihm meine Kolumne und verabschiede mich gleichzeitig von einer Institution, die uns Jahrzehnte, ach was, jahrhundertelang wohltuende Erleichterung verschafft hat. Ich verabschiede mich in tiefer Demut vor dem Ort des Schweigens und des Denkens, von jenem Ort, an dem die Einkehr am intimsten ist. „Der Schlauberger 14: Der Ort für Denker hat jetzt einen Föhn – Delikatessen vom Klo“ weiterlesen

Lieses Klassikwelt 49: Österreich

Foto: © Tourismus Salzburg

von Kirsten Liese

Ich reise gerne und oft nach Österreich. In die Musikmetropole Wien und in die Festspielstadt Salzburg, wo ich unter Karajan 1976 einen unvergesslichen Don Carlos erlebte, zieht es mich seit Kindheitstagen. Aber längst sind auch andere reizvolle Städte wie Graz, Linz, Innsbruck und Bregenz dazu gekommen. Gerade in diesem Corona-Sommer spielt die Musik in Österreich. Jedenfalls erscheint es sensationell, dass dieses vergleichsweise kleine europäische Land innerhalb von zwei Monaten gleich vier Festivals in Graz, Salzburg, Grafenegg und Bregenz auf die Beine gestellt hat, während in Deutschland mit Ausnahme des noch anstehenden Berliner Musikfests nahezu alle Festivals absagten. Weil mein Hunger nach Musik groß ist, ließ ich es mir nicht nehmen, wie eine Nomadin von einem Festival zum nächsten zu ziehen. „Lieses Klassikwelt 49: Österreich“ weiterlesen

Sophies Welt 6: Wunder, Wunden III

von Sophie Reyer

Unter dem Titel „Des Knaben Wunderhorn“ veröffentlichten Clemens Brentano und Achim von Arnim von 1805 bis 1808 eine Sammlung von Volksliedtexten in drei Bänden. Sie enthält Liebes-Soldaten-Wander- und Kinderlieder vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert. Wen mag es verwundern, dass dieser Zyklus bis heute von großer Bedeutung für die Literatur ist? In meinem lyrischen Werk „Wunder, Wunden“ versuche ich dieser Dichtung auf neue Art und Weise nachzuspüren, die aufgrund der Vertonung durch Gustav Mahler von so bahnbrechender Wichtigkeit für die Musikgeschichte war und ist. Dabei bediene ich mich der Collage- und Zitattechnik und versuche, wie in allen meinen Gedichten, dem „Zirpen“ näher zu sein als der gedankenvollen Rede.

frei nach Clemens Brentano
für Andreas

 

Erntelied

Schneidebeißer

Schitter

vom Höchsten

trotz Trotz

 

grün und frisch

schon vom Tisch

hinweggemäht

da hilft kein Hüten

kein Gähnen „Sophies Welt 6: Wunder, Wunden III
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 49: Die komplizierte Geburt der Salzburger Festspiele

Foto: Domplatz, Jedermann © SF/Neumayr/Leo

von Peter Sommeregger

Waren die Mozart-Feste zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch stark durch das Engagement und den Enthusiasmus der Sängerin Lilli Lehmann geprägt, so begann sich in den folgenden Jahren der Schriftsteller Hermann Bahr zur treibenden Kraft der Salzburger Festspielidee zu entwickeln. Bahr war selbst mit einer hoch berühmten Sängerin, nämlich Anna von Mildenburg verheiratet, die sich nach der Heirat Bahr-Mildenburg nannte. Der erfolgreiche Schriftsteller, Dramatiker und Journalist war in der österreichischen Kulturlandschaft bestens vernetzt, so gelang es ihm über die Jahre, bedeutende Persönlichkeiten für die Festspielidee zu gewinnen. Lilli Lehmann befürchtete aber eine Zersplitterung der Kräfte durch die Ausweitung der Konzeption. „Sommereggers Klassikwelt 49: Die komplizierte Geburt der Salzburger Festspiele“ weiterlesen

Frau Lange hört zu (20): Zur Wahrheit gibt es keine Alternative

Realität – was ist das? Im Netz findet sich für alles ein „Beweis“. Fürs Gegenteil auch. Verschwörungsgläubige erzählen immer irrere Geschichten. Autoritäre Politiker lügen hemmungslos. Ihren Anhängern ist es egal. Ich halte mich an George Orwell: „Freiheit ist die Freiheit zu sagen, dass zwei plus zwei vier ist. Ist das sichergestellt, folgt alles weitere.“ Ein wütendes Plädoyer für die Wahrheit. Natürlich mit Musik.

von Gabriele Lange

O sacred oracles of truth,
O living spring of purest joy!
By day be ever in my mouth,
And all my nightly thoughts employ.
Whoe’er withhold attention due,
Neglect themselves, despising you.

Händel, Belshazzar (Iestyn Davies)

„Ich habe ein Recht auf meine Meinung!“ Na klar hast du die. Wir leben schließlich in einer Demokratie. Zur Überraschung vieler Meinungshaber schließt dieses Recht allerdings nicht den Anspruch ein, dass ihnen keiner widerspricht. Oder sie widerlegt. Wir leben schließlich in einer Demokratie. Noch. Autoritäres Denken, autoritäre, diktatorische Regimes sind weltweit auf dem Vormarsch. Vorangetrieben wird diese Entwicklung davon, dass „Truth“ – die Wahrheit – nicht mehr „sacred“ – heilig – ist. Sondern für immer mehr Menschen als etwas gilt, das man beliebig interpretieren und verbiegen kann wie einen Orakelspruch. „Frau Lange hört zu (20): Zur Wahrheit gibt es keine Alternative“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 11: „Musik im Studio“ – Das ORF Landesstudio Tirol

Foto: ORF Landesstudio Tirol am Rennweg © Lothar Schweitzer

von Lothar Schweitzer

Wenn Sie vom Congress Innsbruck, in dessen warm holzgetäfeltem, akustisch idealem Großen Saal ich viele schöne Konzerte erlebte, den Rennweg hinauf gehen, rechter Hand am Hofgarten vorbei, kommen Sie zu einem auffallenden Gebäude, das sofort als ein ORF Landesstudio erkennbar ist. Der Architekt Gustav Peichl hatte für alle Landesstudios ein Grundmuster geschaffen. Wie bei den Domen der Gotik mit ihren gehäuften Wanddurchbrüchen für Glasfenster und der damit verbundenen Notwendigkeit von äußeren Stützpfeilern handelt es sich um technische Zweckbauten, die nichtsdestotrotz eine technisch bedingte Ästhetik ausstrahlen. Damals galt das Landesstudio als einer der modernsten Bauten der Alpenstadt. Innsbruck war noch nicht die Stadt Zaha Hadids mit der von ihr geschaffenen, auf die Häuser der Stadt herunter schauenden Berg-Isel-Schanze und der zur „Metro“ ausgebauten Hungerburgbahn mit ihren Gletscherspalten ähnlichen Stationen. „Schweitzers Klassikwelt 11: „Musik im Studio“ – ORF Landesstudio Tirol“ weiterlesen

Der Schlauberger 13: Lasst mir das Strichlein! Ziemlich bescheuert: Die Kunst des Weglassens

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Ach was. Rächtschreibung ist nicht so mein Ding. Das ist doch nichts Neues. Vor einiger Zeit las ich über die Rechtschreibkrise in den Schulen: Mehr als jeder fünfte Viertklässler erfülle die Mindeststandards nicht. „Der Schlauberger 13: Lasst mir das Strichlein! Ziemlich bescheuert: Die Kunst des Weglassens“ weiterlesen

Lieses Klassikwelt 48: Schlingensief

Foto: Christoph Schlingensief mit Alice Waters, Gaston Kaboré und Aino Laberenz (Berlinale 2009)*

von Kirsten Liese

Demnächst kommt ein Dokumentarfilm über Christoph Schlingensief in die Kinos. Meine Erwartungshaltung daran war ambivalent, da ich Schlingensief als Künstler für überschätzt halte. Seinen stark polarisierenden Bayreuther Parsifal, den ich 2004 im Premierenjahr miterlebte, habe ich wegen der optischen Überfrachtung mit Videos von verwesenden Hasen und allerhand undefinierbarem Gewürm in keiner guten Erinnerung. Mein Hamburger Opernfreund Curt, der 50 Jahre lang jeden Sommer in Bayreuth bei den Festspielen verbrachte, erzürnte sich sogar so sehr über die Produktion, dass er dem Grünen Hügel den Rücken kehrte und nicht wieder zurückkehrte.

Freilich geht es in dem Film nicht nur um Schlingensiefs damaliges Debüt als Opernregisseur. „Lieses Klassikwelt 48: Schlingensief“ weiterlesen

Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst (5): Bühne Baden – Opern und Musicals

Foto: © Bühne Baden

Analog zu Hans Sachs aus Richard Wagners „Meistersingern von Nürnberg“ propagiert das Ehepaar Schweitzer in dieser fünfteiligen Serie: „Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst.“ Das ist auch ihre Schlusspointe und war von Anfang an die Idee der Serie. Der Untertitel „Bühne Baden – Opern, Musicals“ gibt zu verstehen, dass hier für die – unschöner Name – „Provinztheater“, die Mehrspartentheater sind, eine Lanze gebrochen wird.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Unsre ersten zwei Opernabende im Badener Stadttheater beinhalteten ein ehrgeiziges Programm. Es waren zwischen Winter- und Sommerspielzeit Gastspiele des Konservatoriums der Stadt Wien, heute MUK (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien) genannt. Im April 1998 standen Puccinis „Schwester Angelica“ und Orffs „Die Kluge“ auf dem Programm. Von allen mitwirkenden SängerInnen begegneten wir Boaz Daniel (König) an der Wiener Staatsoper und Thomas Zisterer (Mann mit dem Maulesel) in Baden wieder. „Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst (5): Bühne Baden – Opern, Musicals“ weiterlesen