Foto: Meyerbeer d’après P. Petit, 1865
Am Ende überwiegt die Freude über eine wiederentdeckte Partitur, die sehr hörenswert ist.
Giacomo Meyerbeer
Jephtas Gelübde
Jephta Sönke Tams Freier, Bass-baritone
Sulima Andrea Chudak, Soprano
Tirza Ziazan Horrocks-Hopayian, Mezzo-soprano
Asmavett Marcus Elsäßer, Tenor
Abdon Laurence Kalaidjian, Baritone
Sofia Philharmonic Orchestra and Chorus
Dario Salvi
von Peter Sommeregger
Das Opernschaffen Giacomo Meyerbeers erlebt in den letzten Jahren bereits eine zweite Renaissance. Seine Grand Opéras finden sich wieder auf den Spielplänen bedeutender Opernhäuser. Vernachlässigt wird aber nach wie vor sein Frühwerk, obwohl auch in seinen ersten Opern sein großes musikalisches Talent, speziell für die Bühne, sichtbar wird.
Das verdienstvolle Label NAXOS schließt nun mit einer Einspielung von Meyerbeers erster Oper „Jephtas Gelübde“ eine Lücke in der Diskographie des Komponisten.
Der Opernerstling entstand unter den Augen von Meyerbeers Lehrer, Abbé Vogler, und ist mit Sicherheit noch von ihm beeinflusst, zeigt aber bereits den Instinkt für dramatische Situationen und deren musikalische Umsetzung. Der biblische, eher oratorienhafte Stoff wird in drei Akten breit angelegt. Großen Raum nehmen die Chorszenen ein, aber auch für die wenigen Solisten ist mit groß angelegten Arien und Ensembles gut gesorgt. Statt Rezitativen gibt es gesprochene Dialoge, was durchaus dem Stil der Zeit entspricht.
Die Aufnahme entstand in Sofia mit dem Sofia Philharmonic Orchestra und Chor unter dem engagierten Dirigenten Dario Salvi. Der italienisch-britische Dirigent hat sich zum Spezialisten für die Wiederentdeckung vergessener Werke entwickelt und sorgt für ein stilistisch stimmiges Dirigat.
Die wenigen Solopartien sind ausgezeichnet besetzt. Der Bassbariton Sönke Tams Freier, der bereits als Kind im Kinderchor sang, inzwischen aber längst als Bassbariton eine respektable Karriere als Konzertsänger gemacht hat, ist ein sehr jugendlicher Jephta, sein angenehmes, dabei markantes Timbre prädestiniert ihn als dominante Figur der Oper. Es gelingt ihm, deutliche vokale Akzente zu setzen und damit seiner Rolle mehr als gerecht zu werden.
Mit einem schönen, höhensicheren Sopran wartet Andrea Chudak als seine Tochter Sulima auf, die auch die exponierten Höhen der Partie tadellos meistert. Ihr Bräutigam Asmavett wird vom lyrischen Tenor Markus Elsäßer mit technisch sicherer Stimme, aber doch am Rande seiner Möglichkeiten gesungen. Etwas spröder klingt der Bariton von Laurence Kalaidjian als negativer Held Abdon, aber für Bösewichte mag das angehen. Etwas rau klingt auch der Mezzo von Ziazan Horrocks-Hopayian, die als Sulimas Freundin Tirza zu hören ist. In den kleinen Nebenrollen sind wohl lokale Kräfte eingesetzt, deren Deutsch phonetisch nicht immer korrekt ist, aber das ist zu verschmerzen. Am Ende überwiegt die Freude über eine wiederentdeckte Partitur, die hörenswert ist.
Peter Sommeregger, 14. März 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Die Hugenotten, Musik von Giacomo Meyerbeer Semperoper Dresden, 22. Oktober 2022
CD-Rezension: Giacomo Meyerbeer, L’Étoile du Nord klassik-begeistert.de
Sehr geehrter Herr Sommeregger,
besten Dank für Ihre Rezension zu Jephtas Gelübde aus der Feder Giacomo Meyerbeers. Schön, dass Ihnen diese Aufnahme gefällt. Ich bin auch recht begeistert.
Freundlichst möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die Einspielung Ende März in Deutschland als CD erhältlich sein wird. Dario Salvi plant jetzt eine Aufnahme von Meyerbeers „Das Brandenburger Tor“. Zu Lebzeiten Meyerbeers gelangte dieses Jugendwerk nicht zur Aufführung. Wenn Sie an anderen Neuigkeiten in Sachen Meyerbeer interessiert sein sollten, können Sie mich gerne kontaktieren.
Viele Grüße aus Berlin von
Thomas Kliche
(Vorsitzender der Giacomo-Meyerbeer-Gesellschaft e. V.)