Pathys Stehplatz (53): Jetzt reicht’s mit dem Netrebko-Bashing!

Anna Netrebko © 

Irgendwann ist genug. In Linz hatten pro-ukrainische Stimmen gewirbelt, weil Anna Netrebko bei „Klassik am Dom“ aufgetreten ist. Nachvollziehbar, betrachtet man Netrebkos Vergangenheit in den „Sozialen Medien“. 2014 hatte sie mit Oleh Zarjow posiert, einem prorussischen Separatistenführer in der Ukraine. Danach hat die Russin zurückgerudert, den Krieg verurteilt. Das muss reichen. Das künstlerische Dilemma nämlich: Es gibt (noch) keinen gleichwertigen Ersatz.

von Jürgen Pathy

Eigentlich dachte man, es sei Ruhe eingekehrt. In den Kulturkrieg, der nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine vom Zaun gebrochen ist. Russische Künstler standen im „Westen“ unter Dauerkritik. Vor allem diejenigen, die nicht willig waren, aktiv Stellung zu beziehen – und zwar gegen Putin. Deren Karten standen und stehen schlecht.

„Pathys Stehplatz (53): Jetzt reicht’s mit dem Netrebko-Bashing!
klassik-begeistert, 3. September 2024“
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Sommereggers Klassikwelt 250: Überlebensgroß Herr Anton

Herzlichen Glückwunsch, lieber Peter, zur vierteltausendsten Klassikwelt. Du bist ein Kreativmonster! Andreas

von Peter Sommeregger

Die Chancen, nach einer Geburt in ärmliche, aber gebildete Verhältnisse im oberösterreichischen Marktflecken Ansfelden eines Tages Weltgeltung zu erlangen, stehen eher gering. Dass dies Anton Bruckner gelang, ist ein wunderbares Beispiel für die Möglichkeit, aus sich selbst heraus zu wachsen und mit Beharrlichkeit sogar utopische Ziele zu erreichen. „Sommereggers Klassikwelt 250: Anton Bruckner
klassik-begeistert.de, 4. September 2024“
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Grafenegg Festival-Tagebuch: Riccardo Chailly macht an diesem Abend bewusst, wie sehr er in Wien fehlt

Dieses Konzert in Grafenegg hat bewusst gemacht, wie sehr der Weltklassedirigent in Wien fehlt. Riccardo Chailly hat das philharmonische Orchester der Scala, deren Chefdirigent er ist, auf ein Spitzenniveau gebracht. Gemeinsam mit dem Intendanten Rudolf Buchbinder machten sie ein Fest der Romantik.

Konzert am 1. September 2024 im Wolkenturm, Grafenegg

Leoš Janáček:  Žárlivost (Eifersucht). Vorspiel zu Její pastorkyňa (1894)
Edvard Grieg:  Konzert für Klavier und Orchester in a-moll op. 16
Pjotr Iljitsch Tschaikowski:  Symphonie Nr. 5 in e-moll op. 64

Rudolf Buchbinder, Klavier
Filarmonica della Scala
Dirigent: Riccardo Chailly, Foto © Peter Fischli

von Herbert Hiess

Der 71-jährige Stardirigent Riccardo Chailly wurde am Anfang seiner Karriere auch von den Wiener Philharmonikern hofiert; machte als erste Schallplattenaufnahme gerade diese fünfte Symphonie von Tschaikowski, die auch an diesem Abend zu hören war. Später folgten Aufnahmen für den legendären „Rigoletto“-Film mit Gruberova und Pavarotti in den Rosenhügel-Studios. Später einige Konzerte in Salzburg und Wien; dort auch eine phantastische „Glagolitische Messe“ von Leoš Janáček. Aber seit 2014 ist komplette Funkstille bezüglich Wien/Salzburg und Chailly. „Rudolf Buchbinder, Filarmonica della Scala, Riccardo Chailly
Konzert am 1. September 2024 im Wolkenturm, Grafenegg“
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In Köln erklingt kultivierter Schönklang aus Sachsen

Andris Nelsons, Daniil Trifonov und das Gewandhausorchester in der Philharmonie.

Köln, Philharmonie, 2. September 2024

Thomas Adès (*1971) – Shanty – Over the Sea
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) – Konzert Nr. 25 für Klavier und Orchester C-Dur KV 503
Anton Bruckner (1824-1896) – Sinfonie Nr. 6 A-Dur

Daniil Trifonov, Klavier
Gewandhausorchester Leipzig
Andris Nelsons, Dirigent

Andris Nelsons (Foto: Marco Borggreve)

 von Brian Cooper, Bonn

„Mit welcher Sinfonie sollte man anfangen?“ So die schüchterne Frage an meinen Musiklehrer, als ich endlich bereit war, mir den Bruckner’schen Kosmos zu erschließen. Er riet zur Dritten. Heute würde ich zur Sechsten raten. Sie hat alles, was Bruckners Sinfonien ausmacht; sie ist mit einer Spieldauer von unter einer Stunde vergleichsweise kompakt; es gibt nicht diese verwirrende Anzahl verschiedener Fassungen (Haas, Nowak usw.), zu denen sich der so leicht zu verunsichernde Bruckner von seinen Kritikern überreden ließ; und sie enthält herrliche Themen, große Bögen und einen der schönsten langsamen Sätze des gebürtigen Oberösterreichers, der am 4. September 200 Jahre alt geworden wäre. „Daniil Trifonov, Gewandhausorchester Leipzig, Andris Nelsons
Köln, Philharmonie, 2. September 2024“
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Musikfest Bremen: Die vier Jahreszeiten – getanzt!

Eine gelungene Performance aus mitreißenden musikalischen Ausführungen und packenden Tanzdarbietungen verleiht Antonio Vivaldis Top-Hit „Die vier Jahreszeiten“ üppigen Strahlglanz

Antonio Vivaldi „Le quattro stagioni“ op. 8, RV 269, 315, 293 und 297
Sinfonia aus „L’Olimpiade“ RV 725,
Sonate für Violoncello und B.c. RV 43,
Konzert für vier Violinen RV 580,
Konzert für Streichinstrumente und B.c. RV 151

Foto: Musikfest Bremen (c)

Le Concert de la Loge
Julien Chauvin 
Violine und Leitung
Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie Käfig
Mourad Merzouki 
Choreografie und Regie

Konzerthaus Die Glocke, Großer Saal, 2. September 2024

von Dr. Gerd Klingeberg

Die Saalbeleuchtung ist auf freischütz-düster abgedimmt; die ganze Atmosphäre erschein leicht diesig vernebelt, so dass das Publikum erst mit kurzer Verzögerung den stillen Einzug des Orchesters realisiert. Hinten am Rand der vergrößerten Bühne der Glocke positioniert, wirkt das französische Originalklang-Ensemble „Le Concert de la Loge“ anfangs fast ein wenig verloren, ebenso wie auch die eingangs noch einschmeichelnd zart gespielten Harmonien. „Le Concert de la Loge
Konzerthaus Die Glocke, Großer Saal, 2. September 2024“
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Klein beleuchtet kurz 44: Das Pittsburgh Symphony Orchestra ist zu Gast für zwei Konzerte in der Elbphilharmonie Hamburg

(Anne-Sophie Mutter, Manfred Honeck, Pittsburgh SO; Foto PK)

Unter der Leitung von Manfred Honeck spielen die Gäste aus Pennsylvania mit einer der prominentesten Geigerinnen der Konzertszene das Violinkonzert des Hamburger Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und die fünfte Sinfonie des ebenfalls in Hamburg für sieben Jahre schaffenden Komponisten Gustav Mahler – und das atemberaubend!

von Patrik Klein

Als gut informierter Hamburger weiß man ja, dass Felix Mendelssohn Bartholdy in Hamburg geboren wurde und dass man viel über sein Leben, seine Werke und seine sozialen Randbedingungen im Komponistenquartier in der Peterstrasse betrachten und bewundern kann. Die ganze jüdische Familie litt unter den antisemitischen Auswüchsen des 19. Jahrhunderts und auch kompositorisch lief nicht alles optimal. Sechs Jahre trug der emsige Komponist das Werk in seinem Kopf und seinem Herzen, bis es aus seiner Feder Form annahm. Mit dem Anfang tat er sich so besonders schwer, der kurz und prägnant in den Geist der Wiener Klassik flieht. „Klein beleuchtet kurz 44: Pittsburgh Symphony Orchestra
Elbphilharmonie Hamburg, 3. September 2024“
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Jubel, Blumen, und strahlende Gesichter in Dresden

© Classic Open Air

Am Ende Jubel, Blumen, und strahlende Gesichter auf und vor dem Podium. Bitte nächstes Jahr mehr davon!

8. Classic Open Air Dresden

Dmytro Udovychenko  Violine

Barbara Krieger  Sopran
Sotiris Charalampous  Tenor
KS Jochen Kupfer  Bassbariton

Marcus Merkel  Dirigent
Junge Philharmonie Berlin

Dresden Neumarkt, 30. und 31. August 2024

von Peter Sommeregger

Bereits zum 8. Mal fand an den letzten beiden Augusttagen das Classic Open Air am Dresdner Neumarkt statt, organisiert von der rührigen Barbara Krieger, die neben ihrem Charisma und Organisationstalent auch als Sängerin das Event prägte.

Der erste Abend blieb dem Orchester Junge Philharmonie Berlin unter seinem Begründer und Chef Marcus Merkel vorbehalten. Besser als mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Ouvertüre zum Sommernachtstraum konnte man das Konzert an diesem Spätsommerabend nicht beginnen. Der Zauber dieses prachtvoll schönen Platzes, den sich Dresden nach dem Inferno seiner Zerstörung 1945 wieder neu geschaffen hat, verbindet sich wunderbar mit dem der Musik. „8. Classic Open Air Dresden, Marcus Merkel, Dirigent, Junge Philharmonie Berlin
Dresden Neumarkt, 30. und 31. August 202,“
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Die Montag-Presse – 2. September 2024

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 2. SEPTEMBER 2024

Foto: Jonas Kaufmann, Tiroler Festspiele Erl ©

Wien
Staats- und Volksoper an der Spitze des Musiktheaterpreises
Die Großen des heimischen Musiktheaters versammelten sich Sonntagvormittag in der Wiener Volksoper, um die Größen ihrer Zunft zu ehren: Der Österreichische Musiktheaterpreis wurde zum zwölften Mal verliehen. Die Staatsoper und die Gastgeberlocation lieferten sich dabei ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wurden beide Häuser doch mit je drei Ehrungen prämiert. Insgesamt wurden bei der Siegermatinee 21 Kategorien bedacht, wobei Wagners „Meistersinger“ den Meistersingenden Glück brachte.
Volksblatt.at

Salzburg
Festspiel-Bilanz. Ungewöhnlich, überraschend, bildgewaltig
Wieder endet ein Festspielsommer. Was nach 172 Aufführungen an der Salzach in Erinnerung bleiben wird. Eine Kolumne von Larissa Schütz.
krone.at

Im Gespräch: Jonas Kaufmann
Neuer Intendant der Tiroler Festspiele Erl
Tiroler-Festspiele.at „DIE MONTAG-PRESSE – 2. SEPTEMBER 2024“ weiterlesen

Grafenegg Festival-Tagebuch: Das französische Meisterorchester serviert britische und französische Musik vom Feinsten!

Cristian Măcelaru © Thomas Brill

Gefühlt sind Berlioz „Symphonie fantastique“ und Rimski-Korsakows „Scheherezade“ die am häufigst gespielten Werke seit Beginn des Grafenegg Festivals 2007. Aber an diesem Abend konnte man eine der interessantesten und besten Aufführungen dieses Werkes erleben. Verfeinert wurde der Abend durch den Weltspitze-Cellisten Capuçon.

Edward Elgar: Konzert für Violoncello und Orchester in e-moll op. 85

Hector Berlioz: „Symphonie fantastique. Épisode de la vie d’un artiste” Op.   14

Gautier Capuçon, Violoncello

Orchestre National de France
Dirigent: Cristian Măcelaru

Wolkenturm, Grafenegg, 31. August 2024

von Herbert Hiess

Es war auf alle Fälle ein denkwürdiger Abend in Grafenegg. Zutaten zu dieser Spezialität waren eines der besten Orchester Frankreichs, ein Weltklassecellist und ein hervorragender Dirigent. Fangen wir mit letzterem an.

Der rumänische Dirigent Cristian Măcelaru ist seit 2020 Musikdirektor des französischen Spitzenorchesters und hat auch an diesem Abend bewiesen, was für ein großartiger Musiker er ist. Er achtet immer auf größtmögliche Transparenz und Klarheit; bei ihm hat jeder Takt eine Bedeutung. Wunderbar, dass man viele Linien der „fantastischen Symphonie“ hört, die sonst im Getöse untergehen. „Gautier Capuçon, Violoncello, Orchestre National de France, Dirigent Cristian Măcelaru, Elgar und Berlioz
Wolkenturm, Grafenegg, 31. August 2024“
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Manchmal erklärt sich von selbst, warum Werke ungespielt bleiben

Susanne Diesner Photography for Art_sternzeichen_Alpesh Chauhan, Simon Trpčeski

Saisonauftakt. Da heißt es, das Publikum mit Furore und Qualität zurück in den Konzertsaal zu locken. Wie man in diesen Wochen erleben kann, überbieten sich die Orchester teilweise gegenseitig in ihren Angeboten. Da ist es mutig, wenn dieser Tage neben eingefleischten Klassikern auch selten hörbare Stücke auf dem Plan stehen. So, wie in der Düsseldorfer Tonhalle, wo mit Rachmaninow heute ein unangefochtener Meister mit dem hier fast vergessenen Erich Wolfgang Korngold ergänzt wird.

Düsseldorfer Symphoniker
Alpesh Chauhan, Dirigent

Simon Trpčeski,
Klavier

Sergej Rachmaninow – Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 c-moll op. 18
Erich Wolfgang Korngold – Sinfonie Fis-Dur op. 40

Tonhalle Düsseldorf, 30. August 2024

von Daniel Janz

Rachmaninow ist stets ein Spektakel. Heute wird sein zweites Klavierkonzert mit dem mystischen Einstieg durch Simon Trpčeski (44) besonders effektiv dargeboten. Schnell laden die von den Tasten perlenden Töne zum Schwelgen ein, als auch noch die Streicher breit einsetzen. Und dem Solisten gelingt es, sogar bei vollen Orchesterhöhepunkten herauszustechen – eine Kunst, mit der so manch anderer Probleme hat. So entsteht ein warmer Fluss der Klänge, der in Hochgenuss endet. „Düsseldorfer Symphoniker, Alpesh Chauhan, Dirigent, Simon Trpčeski, Klavier
Tonhalle Düsseldorf, 30. August 2024“
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