Keine Frage, Jonas Kaufmann ist derzeit in Topform und gibt dem Seichten, was es braucht: ein wenig Falsett, ein angedeuteter Schluchzer, und das war’s.
Es ist mehr als legitim, dass der Fußballverein FC Bayern München seinen verstorbenen Superstar Franz Beckenbauer mit einer Trauerfeier der Superlative zur ewigen Ruhe verabschiedet. Wir befinden uns aber in München, und da muss das groß dimensioniert sein. Ein Verein, der schon einmal einen Spieler für einen dreistelligen Millionenbetrag „einkauft“, denkt eben in anderen Dimensionen. Da kann man eben auch keine Blaskapelle aufspielen lassen, des Landes und der Welt berühmtester Tenor muss her! „Gedenkfeier für Franz Beckenbauer (†78) Allianz Arena, München, 19. Januar 2024“ weiterlesen
Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 50 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.
von Daniel Janz
Das Los vieler Komponisten der Moderne ist es, im Groß der Ideologen und Klangexperimentalisten unterzugehen. Komponieren sie dann auch noch über religiöse Themen, schlägt ihnen oft Ablehnung entgegen. Nun kann man von Wojciech Kilar nicht behaupten, dass er ein völlig Unbekannter im Orchesterkulturbetrieb wäre. Dennoch ist es heute eine Seltenheit, Werke von ihm aufgeführt zu erleben, obwohl der 1932 in Lwów (damals Polen, heute Ukraine) geborene und 2013 in Katowice, Polen, verstorbene Komponist einige beeindruckende Kompositionen hinterließ.
La Fest „Oper als barocke Feier des Lebens
von und mit Eric Gauthier“
Staatsoper Stuttgart, 19. Januar 2024
von Frank Heublein
In der Staatsoper Stuttgart wird La Fest gegeben. Was das für ein Abend ist? Eine Oper? Nein. Es ist eine Mischung aus Gesang und Tanz, ertüftelt von Eric Gauthier, der als Ballettchoreograf erstmals im Musiktheater Regie führt. Er gauthiersiert Musiktheater. Der Untertitel von La Fest weist die Richtung: „Oper als barocke Feier des Lebens von und mit Eric Gauthier“. Eric Gauthiers Spielkind in ihm platzt mindestens auf der Bühne aus ihm heraus.
Bild: Anton Domenico Gabbiani: Drei Musiker am Medici Hof in Florenz – Galleria dell’Accademia, Florenz
Ist es von Vorteil, wenn man zugleich Komponist und Sänger ist? Kann in diesem Fall der Komponist die Partitur sänger-freundlicher gestalten? Und umgekehrt, versteht ein Sänger es dann besser die Ideen des Komponisten umzusetzen? Den meisten ist diese doppelte Begabung nicht gegeben. So sind auch die in diesem Beitrag aufgeführten Künstler meistens hauptsächlich wegen einer Gabe im Gedächtnis der Musikwelt geblieben, obwohl sie sich am Komponieren und am Singen versucht haben.
Dieser Beitrag hat keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern zählt einige Fakten und Anekdoten aus dem Leben einiger Sänger-Komponisten auf. Bei meiner Auflistung beschränke ich mich auf diejenigen, die eine gewisse Berühmtheit als (Opern)Sänger errungen haben. Trotzdem werde ich wahrscheinlich einige Künstler übersehen haben.
von Jean-Nico Schambourg
Der zweite Teil meines Beitrags konzentriert sich auf die Kastraten und deren Kompositionen. Die Glanzzeit dieser Stimmgattung erstreckte sich von Anfang des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Viele von ihnen waren nicht nur als Sänger tätig, sondern auch als Gesangslehrer und Komponist.
Das Werk endet in tiefenentspannter Ruhe, fast wie ein faszinierender Traum. Und wieder ergriffenes Schweigen im Saal, dann bricht frenetischer Beifall los.
1. Premieren-Abonnementskonzert
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen „Irdische Liebe & himmlisches Leben“
Programm:
Robert Schumann: „Frauenliebe und Leben“ für Sopran und Orchester (bearbeitet für Orchester von Conrad Artmüller)
Gustav Mahler: Sinfonie Nr.4 G-Dur
(Orchesterreduktion von Yoal Gamzou)
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Chen Reiss Sopran Tarmo Peltokoski Dirigent
Großer Saal der Bremer Glocke, 19. Januar 2024
von Gerd Klingeberg
Es ist einigermaßen heikel, beim Kunstlied die eigentlich vorgesehene Klavierbegleitung einem Orchester zu übertragen. Funktionieren kann dies nur mit einer gehörig volumenstarken Stimme. Oder aber mit einem deutlich zurückgenommen spielenden Orchester.
Die erste Variante kam beim Konzert der Deutschen Kammerphilharmonie in der Bremer Glocke kaum in Betracht; die israelische Sopranistin Chen Reiss ist keine Walküre. Nicht, dass sie sich nicht durchsetzen könnte. Aber bei Robert Schumanns „Frauenliebe und Leben“ geht es nicht darum, die Saalmauern vibrieren zu lassen. Nicht ein Maximum an Lautstärke, sondern ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ist hier angesagt. Und das hat Reiss.
Mit feiner lyrischer Note, veredelt mit einem niemals übertriebenen Vibrato und ungemein expressiv gestaltet sie dieses 8-teilige Monodrama fast so, als würde sie sinnierende Selbstgespräche führen. Es ist die ganz auf authentische Textvermittlung abzielende, von lediglich angedeuteter Gestik unterstrichene Schlichtheit des Gesanges, die überzeugt. Und nicht eine vermeintlich publikumswirksame, auf Selbstdarstellung abzielende Exaltation.
Der noch sehr junge, von der Deutschen Kammerphilharmonie als längst „Principal Guest Conductor“ titulierte und mittlerweile weltweit hofierte Dirigent Tarmo Peltokoski bleibt ebenfalls in seiner Vorgabe zurückhaltend; groß gestikulierendes Maestro-Gehabe hat er nicht nötig.
„Every song is a burner“, schwärmt ein junger Gast in den Gängen der Wiener Staatsoper. Seine weibliche Begleitung nickt nur zögernd, während sie in der Pause durch das Foyer schweifen. Bei „Làci daremla mano “, dem Verführungshit von Don Giovanni, könnten die Kantilenen zwar etwas geschmeidiger gemeißelt sein, ansonsten hinterlässt Christian Van Horn einen massiven Eindruck. An der Wiener Staatsoper debütiert der gefühlt zwei Meter große Hüne in der Titelpartie von Da Pontes und Mozarts dramaturgischem Meisterwerk.„Don Giovanni, Wolfgang Amadeus Mozart Wiener Staatsoper, 17. Januar 2024“ weiterlesen
Andrea Kauten Württembergische Philharmonie Reutlingen Timo Handschuh
Solo Musica
von Peter Sommeregger
Die beiden Klavierkonzerte von Johannes Brahms für Tonträger einzuspielen, war für die Pianistin Andrea Kauten schon längere Zeit ein Wunschprojekt. Im Dezember 2022 und im Juni 2023 konnte sie dieses Vorhaben schließlich mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen und dem Dirigenten Timo Handschuh verwirklichen. „CD-Tipp: Brahms, The Piano Concertos klassik-begeistert.de, 20. Januar 2024“ weiterlesen
Bad Ischl Kulturhauptstadt: Eröffnung mit einem „einmaligen Jodler“
Staunen, feiern, tanzen: Salzkammergut 2024 startet mit vielfältigem Programm Volksblatt.at.kultur
Dresden Semperoper trauert um ihren früheren Intendanten Gerd Uecker Die Sächsische Staatsoper Dresden trauert um ihren früheren Intendanten Gerd Uecker. Der gebürtige Münchner sei am Mittwoch im Alter von 77 Jahren gestorben, teilte die Semperoper am Freitagabend mit Verweis auf die Familie des Musikpädagogen mit. „Ich kannte und schätzte Professor Gerd Uecker als wunderbaren künstlerischen Kollegen und außerordentlichen Vorgänger in meinem jetzigen Amt, der das Haus maßgeblich auch in schwierigen Zeiten zu prägen wusste“, betonte Semperoper-Intendant Peter Theiler. SueddeutscheZeitung.de
Pianist Lukas Sternath im Interview – Ein Sängerknabe am Klavier
Sein Mentor ist niemand Geringeres als Igor Levit. Die gemeinsame Arbeit hat sich gelohnt: 2022 gewann Lukas Sternath den ersten Preis beim ARD-Musikwettbewerb im Fach Klavier. Jetzt startet der ehemalige Wiener Sängerknabe voll durch. Diese Woche gastiert er bei den Bamberger Symphonikern. BR-Klassik.de„DIE SAMSTAG-PRESSE – 20. JANUAR 2024 klassik-begeistert.de“ weiterlesen
Chicago Symphony Orchestra Riccardo Muti, Dirigent
Anatoli Ljadow: „Der verzauberte See“. Märchenbild für Orchester op.62
Igor Strawinsky: „Der Feuervogel“. Ballett-Suite für Orchester (Fassung von 1919)
Johannes Brahms: Sinfonie Nr.2 op.73
Frankfurt, Alte Oper, 18. Januar 2024
von Kirsten Liese
Das Chicago Symphony befindet sich auf seiner letzten Tournee mit seinem scheidenden Chefdirigenten Riccardo Muti, die am 11. Januar in Brüssel ihren Anfang nahm. Aber so sehr wie sich Orchester und Dirigent nahestehen, kann und will man sich noch gar nicht vorstellen, wie es ohne den Maestro weitergehen soll. Drei Musiker jedenfalls, die ich am Tag darauf noch zu Interviews traf, sagten übereinstimmend, Muti sei unersetzbar. „Farewell Chicago Symphony Orchestra, Riccardo Muti, Dirigent Frankfurt, Alte Oper, 18. Januar 2024“ weiterlesen