Das Bundesjugendballett tanzt sich die Seele aus dem Leib

Was für ein Unterschied zur letzten Ballett-Premiere in der Hamburgischen Staatsoper. Während dort in Christopher Wheeldons Wintermärchen mehr oder weniger sinnentleert gehoben, gedreht und gesprungen wurde, gelang Neumeier mit seiner Choreographie der Unsichtbaren eine nachhaltige und psychologisch-emotional beeindruckende tänzerische Interpretation der schwierigen Thematik um Schuld und Vergebung.

Die auftretenden Tänzerinnen und Tänzer: Lormaigne Bockmühl, Justine Cramer, Mirabelle Seymour, Anna Zavalloni, Pepijn Gelderman, Lennard Giesenberg, Thomas Krähenbühl, João Vitor Santana (alle Bundesjugendballett); Raymond Hilbert (Ballettmeister Bundesjugendballett), Ida Stempelmann (Ensemble Hamburg Ballett), Giuseppe Conte (Ballettschule Hamburg Ballett) (Fotos: Internetauftritt Bundesjugendballett; Hamburgische Staatsoper; Programmheft)

Ernst Deutsch Theater, Hamburg, 22. Juni 2022

John Neumeier: Die Unsichtbaren, eine Tanz-Collage

Dr. Ralf Wegner 

Was für ein Unterschied zur letzten Ballett-Premiere in der Hamburgischen Staatsoper. Während dort in Christopher Wheeldons Wintermärchen mehr oder weniger sinnentleert gehoben, gedreht und gesprungen wurde, gelang Neumeier mit seiner Choreographie der Unsichtbaren eine nachhaltige und psychologisch-emotional beeindruckende tänzerische Interpretation der schwierigen Thematik um Schuld und Vergebung.

Bei dem Stück Die Unsichtbaren handelt es sich um ein episodenhaft aufgebautes Bühnenwerk zur Situation des Ausdruckstanzes in den 1920er und 1930er Jahren in Deutschland; Neumeier nennt es Tanz-Collage. Der Text entwickelt sich entlang des Lebens der Tänzerin und Tanzlehrerin Mary Wigman, wunderbar gespielt und gesprochen von Isabella Vértes-Schütter. Immer wieder tauchen Namen anderer, vormals bekannter und berühmter Tänzerinnen und Tänzer mit entsprechenden Tanzszenen auf wie Rudolf von Laban (Lennard Giesenberg), Gret Palucca, die von Ida Stempelmann mit wehendem weißen Gewand grandios getanzt wurde (Choreographie: Raymund Hilbert), Alexander von Swaine (Giuseppe Conte und Pepijn Gelderman) oder Harald Kreutzberg (Choreographie und Tanz Raymond Hilbert).

Einerseits geht es Neumeier mittels sogenannten Stil-Impressionen, wie er es nennt, um Erinnerung an vormalige Größen des Tanzes, andererseits setzt er sich mit der Frage auseinander, wie hätte man sich selbst in einem vergleichbaren System verhalten. Nach der Pause wird in einer Anklage- und Verteidigungsrede über Mary Wigman zu Gericht gesessen (Text Ralf Stabel). Sie war weder Parteimitglied, noch hat sie offenbar jemandem geschadet; vorgehalten wird ihr, dass sie nicht wie andere emigrierte, sondern weiter in Deutschland blieb. Die Frage blieb im Raum, ob wir von heutigen Künstlern erwarten dürfen, dass sie sich derzeit gegen ihr kriegstreiberisches Regime stellen und die daraus folgenden Konsequenzen tragen? Oder, haben wir etwas dagegen getan, dass der Tänzer Alexander von Swaine bis weit in unsere Zeit hinein als vorbestraft galt, weil er in den 1930er Jahren wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen ins Gefängnis kam? „John Neumeier: Die Unsichtbaren, eine Tanz-Collage
Ernst Deutsch Theater, Hamburg, 22. Juni 2022“
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Die FREITAG-PRESSE – 24. JUNI 2022

Foto: Grafenegg Wolkenturm © Klaus Vyhnalek

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Die FREITAG-PRESSE – 24. JUNI 2022

Grafenegg
Grafenegg startet in hochkarätigen Sommer
Am Donnerstag und Freitag wird der Grafenegger Konzertsommer im Wolkenturm mit der traditionellen Sommernachtsgala eröffnet. Zu hören und zu sehen sind gemeinsam mit den Tonkünstlern dabei etwa Sopranistin Marlis Petersen oder Bassbariton Erwin Schrott.
https://noe.orf.at/stories/3161864/

Salzburg
Salzburger Festspiele erweitern ihre Häuser um 335 Millionen Euro
Der Generalplaner steht nach Wettbewerb fest: Sanierung und Erweiterung der Festspielhäuser bis 2030 um 11.000 Quadratmeter.
WienerZeitung.at

Salzburger Festspielhäuser werden zur „eierlegenden Wollmilchsau“
Die Sanierung des Festspielbezirks soll 2024 nach den Plänen des Wiener Büros Jabornegg & Palffy
DerStandard.at.story

Wien/ Festwochen
Trenklers Tratsch: Polit- und Ethnokitsch in der Festwochen-Badehütte
Die Wiener Festwochen boten deutlich weniger Karten als früher an. Wie viele verkauft wurden, verschweigt man. Warum wohl?
Kurier.at

Mahler-Forum: Vom Nutzen eines eigenen Zimmers
„A Room of One“s Own“: Das 2. „Mahler Forum für Musik und Gesellschaft“ widmet sich dem kreativen Rückzug von der Welt.
Kleine Zeitung.at

Gmunden
Festwocheneröffnung: Jubiläumsgala anlässlich „150 Jahre Stadttheater Gmunden“
Tipps.at

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Sommereggers Klassikwelt 141: Die unvergessliche Elfride Trötschel

Foto: https://www.discogs.com

von Peter Sommeregger

Bereits 64 Jahre liegt der Tod der Dresdner Sopranistin Elfride Trötschel zurück, weit länger, als ihr Leben dauerte. Dass diese Ausnahmesängerin bis heute nicht vergessen ist, und ihr Name gleichsam als Synonym für lyrische Gesangskultur gilt, versteht sofort, wer auch nur eine ihrer Aufnahmen hört. Der reine, schlackenlose Klang dieser Stimme ist einzigartig.

Vom Schicksal gut bestrahlt war die am 22. Dezember 1913 in Dresden geborene Tochter eines Musiklehrers aber nicht. Bereits mit neun Jahren wird sie zur Vollwaise, gerät in schlechte Hände und findet erst bei neuen Pflegeeltern ein liebevolles Zuhause. Ihr musikalisches Talent wird erkannt, an der Dresdner Musikhochschule wird sie erst zur Chorsängerin, später auch als Solistin ausgebildet. Bereits 1933, mit gerade einmal 20 Jahren engagierte Karl Böhm sie an die Dresdner Staatsoper, wo sie anfangs im lyrischen Fach eingesetzt wurde, aber über die Zeit auch jugendlich dramatische Partien übernahm. Bis zum Jahr 1950 blieb sie Ensemblemitglied in Dresden, ab 1950/51 war sie an der Berliner Staatsoper engagiert, wechselte aber bereits 1951 an die Westberliner Städtische Oper. Bereits seit 1947 hatte sie einen Gastvertrag mit Walter Felsensteins Komischer Oper Berlin. „Sommereggers Klassikwelt 141: Die unvergessliche Elfride Trötschel
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Die DONNERSTAG-PRESSE – 23. JUNI 2022

Foto: Youtube

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Die DONNERSTAG-PRESSE – 23. JUNI 2022

Wien
Ioan Holender: „Die Oper steht auf wackligen Beinen“ (Bezahlartikel)
Der Ex-Staatsopernchef diskutierte mit Wilhelm Sinkovicz über die gefährdete Zukunft der Kunstform Oper – und über die „Diktatur der Regisseure“. „Man ist auf dem besten Weg, die Existenz der Oper schwer zu gefährden.“ Zu dieser Conclusio kam der ehemalige Staatsoperndirektor Ioan Holender, als er auf Einladung der „Presse“ mit Klassik-Kritiker Wilhelm Sinkovicz im Theatermuseum über die Frage „Hat die Oper Zukunft?“ diskutierte
DiePresse.com

Wien
Kammersänger Kurt Equiluz mit 93 Jahren verstorben
Oratorien-Tenor und Staatsopern-Solist auch als Lehrer prägend.
Kurier.at

Kurt Equiluz mit 93 Jahren verstorben
Der Oratorien-Tenor und Staatsopernsolist war auch als Lehrer tätig.
WienerZeitung.at

Wien/ Staatsoper
Ein Operndilemma mit betörendem Ende
Was ist wichtiger in der Oper: Der Text oder die Musik? In Richard Strauss‘ so intellektuellem wie emotionalem Werk „Capriccio“ über diesen Wettstreit siegen die Töne.
DiePresse.com

Brixen/ Hofburg
Genius Weber: Bei den Brixen Classics schöpft man aus dem Vollen
m die Wette singen mit der Amsel. Wer bei den Brixen Classics eine Opernvorstellung besucht, dem präsentiert man zwar nicht die vollständige Oper, dafür aber Sänger von Weltklasseformat und ein einzigartiges Naturschauspiel vor atemberaubender Kulisse. Der Ort: Der Innenhof der Hofburg in Brixen.
Von Jürgen Pathy
Klassik-begeistert.de

München
Die Teufel von Loudun“ in München. Exorzismus auf der Bühne
Im Fokus der Oper „Die Teufel von Loudun“ stehen erotische Fantasien einer Nonne und Ausschweifungen eines Priesters. Daraus entsteht eine Gemengelage, die sogar einen Exorzismus nach sich zieht – Teufelsaustreibung. Unter Folter bereut der Pfarrer seinen Lebenswandel, legt aber kein Geständnis im Sinne der Anklage ab und stirbt schließlich auf dem Scheiterhaufen – als Opfer einer politischen Intrige. Im Rahmen der Münchner Opernfestspiele kommt das Pendereckis radikales Werk nun auf die Bühne der Bayerischen Staatsoper. Premiere ist am 27. Juni. BR-KLASSIK überträgt live.
BR-Klassik.de

Berlin
Benefizkonzert für die UNO-Flüchtlingshilfe: Barenboim überrascht schon wieder
Daniel Barenboim tritt im Boulez Saal als Pianist auf – zusammen mit seinem Sohn Michael und Musikern des West-Eastern Divan Orchestra
Tagesspiegel.de

Wien
Theater an der Wien: Talenteschmiede „Jet“ besingt ihr eigenes Ende
Ein letzter Abend des jungen Ensembles fand jetzt in der Kammeroper statt
DerStandard.at.story

Selten gehörtes Englisches Liedgut
Die drei Komponisten, deren Liederzyklen auf dieser CD vertreten sind, gehören einer Generation an. Alle sind gegen Ende des 19. Jahrhunderts geboren.
Von Peter Sommeregger
Klasssik-begeistert.de

CD-Renzension
Ein beschwingtes Spätwerk Meyerbeers
Giacomo Meyerbeer
L’Étoile du Nord
Von Peter Sommeregger
Klassik-begeistert.de

Der, der Wien überall hinbringt
Kulturmanager Daniel Serafin erzählt im Interview, warum der New Yorker den Wiener Opernball überholt hat.
WienerZeitung.at „Die DONNERSTAG-PRESSE – 23. JUNI 2022“ weiterlesen

Die MITTWOCH-PRESSE – 22. JUNI 2022

Foto: Maria Bengtsson, Adrian Eröd © Pöhn / Staatsoper

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Die MITTWOCH-PRESSE – 22. JUNI 2022

Wien/ Staatsoper
Spiegelgefecht in einer Welt von Gestern
Richard Strauss’ „Capriccio“ an der Staatsoper: gut besetzt, schlecht besucht.
WienerZeitung.at

Als wäre Strauss noch am Leben: „Capriccio“ an der Wiener Staatsoper
Richard Strauss“ Konversationsstück spielten die Orchestermitglieder wie ein spontanes Hauskonzert. Tiefe Verbundenheit und fabelhafter Gesang!
DerStandard.at

Berlin
Die Berliner Philharmoniker in der Waldbühne. Ein russischer Abend zum Saisonabschluss
BR-Klassik.de

Dresden
Habemus Gatti
Die Sächsische Staatskapelle Dresden wählt Daniele Gatti zum neuen Chefdirigenten
https://www.musik-in-dresden.de/2022/06/21/habemus-gatti/

Daniele Gatti wird Chef in Dresden
Der Christian-Thielemann-Nachfolger wurde 2018 als Concertgebouw-Chef entlassen.
WienerZeitung.at

Sächsische Staatskapelle wählte Daniele Gatti zum Chefdirigenten
Daniele Gatti, beim Concertgebouw-Orchester wegen Vorwürfen sexueller Belästigung gefeuert, soll Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle werden
Kurier.at

Daniele Gatti: Gespür für den besonderen Klang
Sueddeutsche Zeitung.at

Nürnberg
Der Mörder ist unter uns
Am Staatstheater Nürnberg inszeniert Tilman Knabe Benjamin Brittens Oper „Peter Grimes“ mit unmissverständlicher Härte.
SueddeutscheZeitung.de

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Selten gehörtes Englisches Liedgut

CD-Rezension:

Never such Innocence
ENGLISH SONG

Benjamin Hewat-Craw,  Bariton
Yuhao Guo,  Piano

Ars 38610

von Peter Sommeregger

 Die drei Komponisten, deren Liederzyklen auf dieser CD vertreten sind, gehören einer Generation an. Alle sind gegen Ende des 19. Jahrhunderts geboren. Der erfolgreichste von ihnen, Ralph Vaughan Williams, erreichte ein hohes Lebensalter. George Butterworth hingegen fiel im Alter von 31 Jahren in einer Schlacht an der Somme. Auch der dritte der Komponisten, Ivor Bertie  Gurney, wurde indirekt ein Opfer des ersten Weltkriegs, er verbrachte die letzten 15 Jahre seines Lebens in der Psychiatrie.

Die Zyklen entstanden alle in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg, die der Bariton Hewat-Craw als die Zeit vor dem Verlust der Unschuld bezeichnet. Obwohl auch der Beginn des 20. Jahrhunderts keineswegs frei von großen Problemen war, erscheint doch rückwirkend betrachtet der erste Weltkrieg als Beginn von Ereignissen, die weltweit Furchtbares, auch in den Seelen der Menschen, anrichteten. „CD-Rezension: Never such Innocence, English Song, Benjamin Hewat-Craw  Bariton, Yuhao Guo  Piano
klassik-begeistert.de“
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Genius Weber: Bei den Brixen Classics schöpft man aus dem Vollen

Foto: Brixen Classics 2022 © Brixen Tourismus / Marko Paunović

Brixen, Hofburg, 17. Juni 2022

Der Freischütz, Carl Maria von Weber

von Jürgen Pathy

Um die Wette singen mit der Amsel. Wer bei den Brixen Classics eine Opernvorstellung besucht, dem präsentiert man zwar nicht die vollständige Oper, dafür aber Sänger von Weltklasseformat und ein einzigartiges Naturschauspiel vor atemberaubender Kulisse. Der Ort: Der Innenhof der Hofburg in Brixen, der mit Hilfe von Lichtprojektionen märchenhaft in die Szene einbezogen wird. Das Werk: Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ – gekürzt auf eine Art „Best of“. Halbszenisch dargeboten, mit zwei Erzählern, die den Strang der Geschichte vorantreiben. Zweisprachig natürlich – deutsch und italienisch –, immerhin befinden wir uns in Südtirol.

Klassikstars bei den Brixen Classics

Dass man dabei nicht nur sprichwörtlich aus dem Vollen schöpft, sondern auch in der Tat, ist dem künstlerischen Leiter Tim Decker zu verdanken. Der Bayreuther, der im Frankfurter Raum aufgewachsen ist, pflegt beste Verbindungen zur Klassikszene. Dadurch ist es ihm gelungen, Weltstars nach Brixen zu laden.

Zugpferd dieser Produktion: Wagnerveteran Michael Volle, der bereits an allen wichtigen Häusern dieser Welt gesungen hat. Wiener Staatsoper, Bayreuther Festspielhaus oder Met. Überall ist Volle gern gesehener Gast, wenn es darum geht, seine Partien aufgrund profunder Kenntnisse der musikdramaturgischen Gestaltung zu Leben zu erwecken.

Bei den Brixen Classics gibt Volle den Kaspar. Eine Partie, die in der Tessitura eines Basses oder auch Bassbaritons angesiedelt ist. Auch wenn der gebürtige Freudenstädter im tiefen Register nicht immer bis zum Kern vordringt, tendiert der Rest der Interpretation schon stark in Richtung Weltklasse. „Das war phantastisch“, bestätigt eine Konzertbesucherin rechts neben mir.

Foto: Michael Volle © Gisela Schenker

Was Volle vor allem auszeichnet, ist seine innere Durchdringung der Partie. Das Dämonische, das Hinterlistige, das Dramatische dieser Partie. Das alles präsentiert Volle mit einer enormen Textverständlichkeit und über weite Strecken mit Durchschlagskraft und Virilität. Dabei verliert Volle niemals auch nur einen Augenblick die gestalterischen Kräfte seiner geschmeidigen Stimme aus den Augen.

„Der Freischütz, Carl Maria von Weber
Brixen, Hofburg, 17. Juni 2022“
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Ein beschwingtes Spätwerk Meyerbeers

CD-Rezension:

Giacomo Meyerbeer
L’Étoile du Nord

Wexford Festival Chorus

National Symphony Orchestra of Ireland
Vladimir Jurowski

NAXOS 8.660498-500

 von Peter Sommeregger

Giacomo Meyerbeer beherrschte in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Opernszene von Paris, hatte speziell mit der von ihm mit erfundenen Gattung der Grand Opéra lang anhaltende Erfolge, die sich auch international niederschlugen.

Als drittletzte seiner Opern entstand 1854 „L’Étoile du Nord“, eine dreiaktige opéra comique. Der Komponist griff dabei auf die zehn Jahre zuvor für Berlin geschriebene Oper „Ein Feldlager in Schlesien“ zurück, und verwendete sechs Nummern daraus für das neue Werk.

Stilistisch findet Meyerbeer dafür zu einem unerwartet jugendlich heiteren Stil, der dem Werk eine beschwingte Heiterkeit verleiht. Die Handlung um den russischen Zaren Peter den Großen erinnert ein wenig an Lortzings „Zar und Zimmermann“. Im Rahmen einer turbulenten Komödie begegnen wir auch der weiblichen Hauptfigur Catherine, die im wirklichen Leben tatsächlich Peters zweite Ehefrau, und nach seinem Tod zur Zarin Katharina wurde. „CD-Rezension: Giacomo Meyerbeer, L’Étoile du Nord
klassik-begeistert.de“
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Die DIENSTAG-PRESSE – 21. JUNI 2022

Foto: Dr. Charles E. Ritterband

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Die DIENSTAG-PRESSE – 21. JUNI 2022

Grange-Festival
Händels Tamerlano beim Grange Festival: Eine brillante Sopranistin rettet den Opernabend in letzter Stunde
Am Tag nach dem musikalischen Höhenflug mit Verdis „Macbeth“ am Grange Festival, nach dem blutigen Königsdrama aus den mittelalterlichen schottischen Highlands, stand nun ein völlig anderes historisches Thema in einer ganz unterschiedlichen Kulturlandschaft auf dem Programm.
https://klassik-begeistert.de/georg-friedrich-haendel-tamerlano-the-grange-festival-18-juni-2022/

Berlin
Elektra in der Lindenoper: So singt man die Hamburger Konkurrenz in Grund und Boden!
Ein furchterregendes Agamemnon-Motiv, schon beginnt der fesselnde Strudel des Richard Strauss-Krimis. Keine einzige Rolle war unterbesetzt, bei Strauss eine wahre Herausforderung. Aus dem Graben kamen ordentlich krachende Klänge, die Aufführung war ein Sog von Anfang bis Ende!
Von Johannes Karl Fischer
https://klassik-begeistert.de/richard-strauss-elektra-staatsoper-unter-den-linden-19-juni-2022/

Nürnberg
Britten goes True Crime
Die Gesellschaft ist mitschuld, wenn Kinder getötet werden, so lautet die Botschaft von Regisseur Tilman Knabe. Der ließ sich in seiner Inszenierung des „Grimes“ vom Fall Jürgen Bartsch inspirieren. Bartsch war ein pädosexueller Serienmörder, der in den 1960ern vier Jungen zwischen acht und 13 Jahren ermordete. Vor dem Hintergrund dieses Falls ist am Staatstheater Nürnberg in jeder Hinsicht spektakuläre, düstere Deutung der Oper von Benjamin Britten entstanden. Am Sonntagabend war Premiere.
BR-Klassik.de

Wien/Musikverein
Eine Zeitreise mit Mozart
Zubin Mehta gastierte im Musikverein.
WienerZeitung.at

Mehta verfehlt die Magie des späten Mozart (Bezahlartikel)
Die drei letzten Symphonien, gespielt vom Orchester des Maggio Musicale Fiorentino: Eine Enttäuschung.
DiePresse.com

Berlin
Gescheiterter Versuch: „Turandot“ in der Staatsoper (Podcast)
inforadio.de

„Die DIENSTAG-PRESSE – 21. JUNI 2022“ weiterlesen

Händels Tamerlano beim Grange Festival: Eine brillante Sopranistin rettet den Opernabend in letzter Stunde

The Grange Festival, 18. Juni 2022

Am Tag nach dem musikalischen Höhenflug mit Verdis „Macbeth“ am Grange Festival, nach dem blutigen Königsdrama aus den mittelalterlichen schottischen Highlands, stand nun ein völlig anderes historisches Thema in einer ganz unterschiedlichen Kulturlandschaft auf dem Programm. Händels wunderbare Vertonung des brutalen Kampfes zwischen zwei mächtigen muslimischen Herrschern, historisch authentischen Figuren (im Gegensatz zu Macbeth; Shakespeare entnahm den Stoff den „Holinshed’s Chronicles“ aus dem 11. Jahrhundert): Zwischen Tamerlan (Contralto) oder Timur, der mit brutaler Effizienz über halb Asien und den Nahen Osten hinweggefegt war und seinem unterlegenen Widersacher, dem türkischen Sultan Bayezid. Die Oper aus dem Jahr 1724 beginnt mit dem im Kerker Tamerlans darbenden Sultan und endet mit dessen Freitod. Doch die eigentliche Hauptfigur dieser Oper ist Bayezids Tochter Asteria, welche der mächtige Tamerlan unbedingt zur Frau nehmen will. Asteria, die in den in den byzantinischen Prinzen Andronico (Contralto) – der ebenfalls am Hof Tamerlans weilt – verliebt ist, willigt scheinbar ein, plant aber Tamerlan zu ermorden. Asteria ist demnach die zentrale Figur, um die sich in dieser Oper alles dreht – und ausgerechnet die namhafte Sopranistin Sophie Bevan, welche die Asteria singen sollte, erkrankte wenige Stunden vor der Vorstellung. Doch das Glück wollte es wohl so!

Georg Friedrich Händel
(Libretto: Nicola Framcesco Haym), „Tamerlano“

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Asteria ist demnach die zentrale Figur, um die sich in dieser Oper alles dreht – und ausgerechnet die namhafte Sopranistin Sophie Bevan, welche die Asteria singen sollte, erkrankte wenige Stunden vor der Vorstellung. Doch der Zufall wollte es, dass Caroline Taylor, eine junge, hochbegabte Choristin der Grange Festival Opera, die wir am Abend zuvor noch als eine der Hexen in „Macbeth“ gesehen  hatten, für ein anderes Theater just die Rolle der Asteria einstudiert hatte. Dies allerdings in englischer Sprache – und hier wurde der „Tamerlan“ in der italienischen Originalfassung gegeben. Während die Zeit tickte und bereits die ersten Gäste in Abendkleid und Smoking auf dem Landgut inmitten der herrlichen Cotswolds-Landschaft eintrudelten, wurde diese Sängerin kontaktiert.

Startschuss zu einer glänzenden Solistenlaufbahn

Doch sie beherrschte die Rolle auf Englisch, alle anderen sangen in italienischer Sprache. Was tun? Die Lösung war einfach, wenn auch etwas bizarr: Während eine Schauspielerin auf der Bühne stumm die Asteria mimte, sang Caroline Taylor am Rand der Bühne im Abendkleid deren Rolle, und zwar sang sie, welche die Rolle auf Englisch einstudiert hatte, den italienischen Text Zeile für Zeile von Blatt. Nicht nur rettete sie diesen Abend – eine Absage der Vorstellung wäre unvermeidlich gewesen: Sie war schlichtweg fantastisch. Ihr glockenreiner, hochmelodiöser Sopran füllte mit geradezu schwebender Leichtigkeit den in „Shabby Chic“ gehaltenen Zuschauer- und Bühnenraum des leicht vergammelten Landhauses.

Die äußerst attraktive Caroline Taylor wurde so zum Mittelpunkt dieser äußerst ästhetischen, gesanglich durchwegs hervorragenden Aufführung von Händels „Tamerlano“ – und wenn ich mich nicht sehr täusche, war dieses Einspringen in letzter Minute nicht nur die Rettung dieser erstklassigen Aufführung, sondern der Startschuss zu einer glänzenden Karriere als Sängerin. Die bekannte Arie „Se potessi un dì placare“, höchst musikalisch interpretiert, wurde zum unbestrittenen Glanzstück dieses Abends. „Georg Friedrich Händel, “Tamerlano“
The Grange Festival, 18. Juni 2022“
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