Die DIENSTAG-PRESSE – 21. JUNI 2022

Foto: Dr. Charles E. Ritterband

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Die DIENSTAG-PRESSE – 21. JUNI 2022

Grange-Festival
Händels Tamerlano beim Grange Festival: Eine brillante Sopranistin rettet den Opernabend in letzter Stunde
Am Tag nach dem musikalischen Höhenflug mit Verdis „Macbeth“ am Grange Festival, nach dem blutigen Königsdrama aus den mittelalterlichen schottischen Highlands, stand nun ein völlig anderes historisches Thema in einer ganz unterschiedlichen Kulturlandschaft auf dem Programm.
https://klassik-begeistert.de/georg-friedrich-haendel-tamerlano-the-grange-festival-18-juni-2022/

Berlin
Elektra in der Lindenoper: So singt man die Hamburger Konkurrenz in Grund und Boden!
Ein furchterregendes Agamemnon-Motiv, schon beginnt der fesselnde Strudel des Richard Strauss-Krimis. Keine einzige Rolle war unterbesetzt, bei Strauss eine wahre Herausforderung. Aus dem Graben kamen ordentlich krachende Klänge, die Aufführung war ein Sog von Anfang bis Ende!
Von Johannes Karl Fischer
https://klassik-begeistert.de/richard-strauss-elektra-staatsoper-unter-den-linden-19-juni-2022/

Nürnberg
Britten goes True Crime
Die Gesellschaft ist mitschuld, wenn Kinder getötet werden, so lautet die Botschaft von Regisseur Tilman Knabe. Der ließ sich in seiner Inszenierung des „Grimes“ vom Fall Jürgen Bartsch inspirieren. Bartsch war ein pädosexueller Serienmörder, der in den 1960ern vier Jungen zwischen acht und 13 Jahren ermordete. Vor dem Hintergrund dieses Falls ist am Staatstheater Nürnberg in jeder Hinsicht spektakuläre, düstere Deutung der Oper von Benjamin Britten entstanden. Am Sonntagabend war Premiere.
BR-Klassik.de

Wien/Musikverein
Eine Zeitreise mit Mozart
Zubin Mehta gastierte im Musikverein.
WienerZeitung.at

Mehta verfehlt die Magie des späten Mozart (Bezahlartikel)
Die drei letzten Symphonien, gespielt vom Orchester des Maggio Musicale Fiorentino: Eine Enttäuschung.
DiePresse.com

Berlin
Gescheiterter Versuch: „Turandot“ in der Staatsoper (Podcast)
inforadio.de

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Händels Tamerlano beim Grange Festival: Eine brillante Sopranistin rettet den Opernabend in letzter Stunde

The Grange Festival, 18. Juni 2022

Am Tag nach dem musikalischen Höhenflug mit Verdis „Macbeth“ am Grange Festival, nach dem blutigen Königsdrama aus den mittelalterlichen schottischen Highlands, stand nun ein völlig anderes historisches Thema in einer ganz unterschiedlichen Kulturlandschaft auf dem Programm. Händels wunderbare Vertonung des brutalen Kampfes zwischen zwei mächtigen muslimischen Herrschern, historisch authentischen Figuren (im Gegensatz zu Macbeth; Shakespeare entnahm den Stoff den „Holinshed’s Chronicles“ aus dem 11. Jahrhundert): Zwischen Tamerlan (Contralto) oder Timur, der mit brutaler Effizienz über halb Asien und den Nahen Osten hinweggefegt war und seinem unterlegenen Widersacher, dem türkischen Sultan Bayezid. Die Oper aus dem Jahr 1724 beginnt mit dem im Kerker Tamerlans darbenden Sultan und endet mit dessen Freitod. Doch die eigentliche Hauptfigur dieser Oper ist Bayezids Tochter Asteria, welche der mächtige Tamerlan unbedingt zur Frau nehmen will. Asteria, die in den in den byzantinischen Prinzen Andronico (Contralto) – der ebenfalls am Hof Tamerlans weilt – verliebt ist, willigt scheinbar ein, plant aber Tamerlan zu ermorden. Asteria ist demnach die zentrale Figur, um die sich in dieser Oper alles dreht – und ausgerechnet die namhafte Sopranistin Sophie Bevan, welche die Asteria singen sollte, erkrankte wenige Stunden vor der Vorstellung. Doch das Glück wollte es wohl so!

Georg Friedrich Händel
(Libretto: Nicola Framcesco Haym), „Tamerlano“

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Asteria ist demnach die zentrale Figur, um die sich in dieser Oper alles dreht – und ausgerechnet die namhafte Sopranistin Sophie Bevan, welche die Asteria singen sollte, erkrankte wenige Stunden vor der Vorstellung. Doch der Zufall wollte es, dass Caroline Taylor, eine junge, hochbegabte Choristin der Grange Festival Opera, die wir am Abend zuvor noch als eine der Hexen in „Macbeth“ gesehen  hatten, für ein anderes Theater just die Rolle der Asteria einstudiert hatte. Dies allerdings in englischer Sprache – und hier wurde der „Tamerlan“ in der italienischen Originalfassung gegeben. Während die Zeit tickte und bereits die ersten Gäste in Abendkleid und Smoking auf dem Landgut inmitten der herrlichen Cotswolds-Landschaft eintrudelten, wurde diese Sängerin kontaktiert.

Startschuss zu einer glänzenden Solistenlaufbahn

Doch sie beherrschte die Rolle auf Englisch, alle anderen sangen in italienischer Sprache. Was tun? Die Lösung war einfach, wenn auch etwas bizarr: Während eine Schauspielerin auf der Bühne stumm die Asteria mimte, sang Caroline Taylor am Rand der Bühne im Abendkleid deren Rolle, und zwar sang sie, welche die Rolle auf Englisch einstudiert hatte, den italienischen Text Zeile für Zeile von Blatt. Nicht nur rettete sie diesen Abend – eine Absage der Vorstellung wäre unvermeidlich gewesen: Sie war schlichtweg fantastisch. Ihr glockenreiner, hochmelodiöser Sopran füllte mit geradezu schwebender Leichtigkeit den in „Shabby Chic“ gehaltenen Zuschauer- und Bühnenraum des leicht vergammelten Landhauses.

Die äußerst attraktive Caroline Taylor wurde so zum Mittelpunkt dieser äußerst ästhetischen, gesanglich durchwegs hervorragenden Aufführung von Händels „Tamerlano“ – und wenn ich mich nicht sehr täusche, war dieses Einspringen in letzter Minute nicht nur die Rettung dieser erstklassigen Aufführung, sondern der Startschuss zu einer glänzenden Karriere als Sängerin. Die bekannte Arie „Se potessi un dì placare“, höchst musikalisch interpretiert, wurde zum unbestrittenen Glanzstück dieses Abends. „Georg Friedrich Händel, “Tamerlano“
The Grange Festival, 18. Juni 2022“
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An fünf Tagen erschuf Gott die Welt, am sechsten William Shakespeare!

Fotos: © Kiran West

Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2022 PREMIERE
Hamburg Ballett

Christopher Wheeldon: The Winter’s Tale, Ballett nach Shakespeares Wintermärchen

Shakespeare: The Winter’s Tale

Interpreten

Choreografie: Christopher Wheeldon
Musik: von Joby Talbot
Szenario: Christopher Wheeldon und Joby Talbot

Simon Hewett, Dirigent

Programm

von Harald Nicolas Stazol

Royal Ballet, Royal Opera House, Covent Garden, National Ballet of Canada, Hamburger Staatsballett – bei diesem Coup de Foudre, diesen drei Superlativen, das wird bei der Premiere in der Staatsoper heute Abend Weltrang haben,

Ich wiederhole: Weltrang.

Das liegt an genau zwei Namen: Christopher Wheeldon und Joby Talbot.

Ich habe so ein Niveau zuletzt bei Martha Graham in Santa Fe gesehen, oder Schwanensee am Bolshoi, aber dieses „A Winter’s Tale“?

So etwas Was habe ich überhaupt noch nicht gesehen.

So werden Legenden geboren.

Woher ich das weiß? Einen Tag vor der Premiere? a) ich bin ein Prophet. b) ich bin Ballettbesessener. c) ich habe einen Freund bei den Beleuchtern.

a+b+c = ich war in der Generalprobe.

Ich sage, ich war – nein, genau jetzt, am Sonntagmorgen, bin ich noch immer darin, eine Trance, die anhält, seitdem Simon Hewett den Taktstock erhoben hat.

Dieser Joby Talbot wird bald, nein, hat jetzt schon einen Platz neben Philip Glass, John Adams, und vielleicht Ravel.

Die wunderbaren, wundervollen, Wunder vollbringenden, Vollendeten: Unserem Ballett. Man darf wirklich stolz sein.

In pudrigen Farben, fast wie bewegte Watteaus, werden hier Soli, Pas-des-deux und große Formation gegeben, federchengleich, hingehaucht, und dann plötzlich gewaltig und grausam, und königlich und feierlich, und tragisch und beglückend:

© Kiran West

William Shakespeares „A Winter’s Tale“, das, wenn ich mich erinnere, im Downing College, Cambridge in English Literatur bei Prof. Caitlyn naturally auf dem Lehrplan stand.

Dietrich Schwanitz sagte einmal: „An fünf Tagen erschuf Gott die Welt, am sechsten William Shakespeare!“ „Christopher Wheeldon: The Winter’s Tale, Ballett nach Shakespeares Wintermärchen
Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2022 PREMIERE“
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Elektra in der Lindenoper: So singt man die Hamburger Konkurrenz in Grund und Boden!

Foto: Vida Miknevičiūtė © Marius Vepsta design

Ein furchterregendes Agamemnon-Motiv, schon beginnt der fesselnde Strudel des Richard Strauss-Krimis. Keine einzige Rolle war unterbesetzt, bei Strauss eine wahre Herausforderung. Aus dem Graben kamen ordentlich krachende Klänge, die Aufführung war ein Sog von Anfang bis Ende!  

Staatsoper Unter den Linden, 19. Juni 2022

Elektra
Musik von Richard Strauss
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

von Johannes Karl Fischer

An dieser Sängerin sollte sich alle Strauss-Sopranistinnen ein Beispiel nehmen. Vida Miknevičiūtė (Chrysothemis) war die unangefochtene Siegerin dieses Sängerkampfes, den Strauss zu Noten gebracht hat! Ihr bissiger Sopran schlug sich durch jeden noch so überwältigen Orchester-Klang durch, das konnte selbst Asmik Grigorian in Salzburg letztes Jahr nicht überbieten.

Das alles, nachdem (Elektra) in ihrem ersten Monolog „Allein! Weh, ganz allein“ mit ihrer ebenfalls kraftvollen, wenn auch etwas runderen Stimme die Ohren im Saal wie ein Orkan auf die Bühne gesaugt hat. Eine Mammut-Aufgabe, das zu toppen, sie stand auf der Bühne und war der unangefochtene Star dieser Szene. Besser könnte man die beiden Schwestern wohl kaum besetzen.  Am Ende die Morde, danach nochmal Chrysothemis’ „Orest! Orest!“, genauso furchterregend wie die fortissimo Pauken und Blechbläser am Anfang. Wie Elektra eben sein muss.

Ricarda Merbeth © Mirko Jörg Kellner

Waltraud Meier war für die Mutter der beiden Töchter mehr als eine Idealbesetzung. 1983 hat sie in Bayreuth als Kundry debütiert, auch ihre Isolde war legendär. Die stimmezerstörenden Wagner-Partien hat sie zum richtigen Zeitpunkt hinter sich gelassen und sich nun als Königin der Klytämnestras gekrönt. Dass sie im tiefen Register stark geglänzt hat, gab der Rolle der bösartigen Mutter eine passende, dämonische Färbung.

Foto: Waltraud Meier, © Monika Rittershaus

René Pape sang den Orest wie ein Göttervater. Seinen mächtigen Bass mit glasklarer Textverständlichkeit macht ihm im Moment keiner nach. Donnernd begann er die erste Zeile „Ich muss hier warten“ – man wusste kaum, ob das ein Gott oder ein Mensch sein sollte. Erst, als er sich seiner wahren Identität entpuppt „Die Hunde auf dem Hof erkennen mich“ wird klar, wen er eigentlich spielen soll. Dieser Sänger wäre die Idealbesetzung für den Wotan! Nur Schauspielern scheint nicht seine Stärke zu sein; über weite Strecken hätte man denken können, er sänge konzertant im Kostüm.  „Richard Strauss, Elektra,
Staatsoper Unter den Linden, 19. Juni 2022“
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Die MONTAG-PRESSE – 20. JUNI 2022

Foto: Matthias Baus

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Die MONTAG-PRESSE – 20. JUNI 2022

Berlin/ Staatsoper
Ein gruslig-kulinarisches Theaterfest – Giacomo Puccinis „Turandot“ an der Staatsoper Oper Berlin
NeueMusikzeitung/nmz.de

Turandot: Die Prinzessin und ihr Stalker
BerlinerMorgenpost.de

„Turandot“ unter den Linden: Zubin Mehta bringt das Haus zum Kochen
iese Premiere fiel auf den bisher heißesten Tag des Jahres 2022. Dass die gefühlte Temperatur in dem gut klimatisierten Opernhaus ebenfalls Rekordwerte erreichte, lag aber am Dirigenten, dem Altmeister Zubin Mehta. Vom ersten Takt an stellte er seine Kompetenz in Sachen Puccini, und speziell Turandot unter Beweis und führte Chor, Orchester und Solisten mit sicherer Hand durch diese komplizierte Partitur.
Von Peter Sommeregger
Klassik-begeistert.de

„Tosca“ im Gärtnerplatztheater: Ensemble schlägt Stars
Puccinis „Tosca“ in neuer Besetzung im Münchner Gärtnerplatztheater.
Münchner Abendzeitung

Hamburg
Junggebliebener Jahrhundert-Meister: Herbert Blomstedt dirigiert Mozart und Bruckner in Hamburg
Deren Funke zumindest hatte das Publikum im Großen Saal in Schwelbrand gesetzt und erst nachdem Blomstedts rechte Hand langsam gesunken war, brandete der Beifall los. Niemand hatte es gewagt, zwischen den Sätzen zu klatschen, was einerseits an der stillen Autorität dieses Jahrhundert-Dirigenten lag; andererseits wusste dieses Publikum offenbar tatsächlich, was es hier erleben und würdigen durfte.
Von Dr. Andreas Ströbl
Klassik-begeistert.de

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Silvia Azzoni rettet Christopher Wheeldons Choreographie zum Ballett Winter’s Tale


Was Silvia Azzoni aus der Figur der Hofdame im ersten und im dritten Akt herausholt, ist von tiefem Ausdruck und von tänzerischer Vollkommenheit. Azzonis noble Arm- und Handbewegungen, ihre eleganten Bein- und Fußhaltungen und ihre tänzerisch unter Spannung stehende, aber trotzdem biegsame Körperlinie ließ Ihre Auftritte zum Ereignis werden. Silvia Azzonis Leistung ist höchste Ballettkunst und höchstes Ballettglück zugleich.

Foto: Christopher Wheeldon (rechts) mit Alexandr Trusch, Madoka Sugai und Félix Paquet

Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2022 PREMIERE
Hamburg Ballett

Christopher Wheeldon: The Winter’s Tale, Ballett nach Shakespeares Wintermärchen

 von Dr. Ralf Wegner (Text und Fotos)

Wheeldons Choreographie von Shakespeare’s Wintermärchen sahen wir bereits 2014 bei der Londoner Uraufführung. Jetzt ist die Erinnerung an die von mir damals als eindimensional empfundene Interpretation Wheeldons’ verblasst, während die schöne Bühnendekoration von Bob Crowley mit Hintergrundbildern nach Caspar David Friedrich sowie ein mächtiger, grün bemooster Baum vor blauem Hintergrund, der entfernt jenem der Seelen aus James Camerons Film Avatar ähnelt, im Gedächtnis haften blieben. Auch beeindruckte eine hyperrealistische Videoprojektion eines auf die Küste zusteuernden, sturmumtosten Schiffes zum Ende des ersten Aktes.

Das ist handwerklich gut gemacht und erinnert an den Aufwand, der in den Hamburger Musicalhäusern zwecks Unterhaltung des Publikums getrieben wird. Auch die untermalende eingängige Komposition von Joby Talbot könnte collagenhaft in Filmen zum Einsatz kommen. Eine zusätzliche inhaltliche Interpretation der zwischenmenschlichen Beziehungen vermochte ich aber nicht immer herauszuhören.

Alexandr Trusch (Florizel, Prinz von Böhmen), Madoka Sugai (Perdita, Prinzessin von Sizilien), Félix Paquet (Leontes, König von Sizilien), Ida Praetorius (Hermione, Königin von Sizilien), Jacopo Bellussi (Polixenes, König von Böhmen), Silvia Azzoni (Paulina, Erste Hofdame der Königin Hermione), Lloyd Riggins (Ein Schäfervater)

Worum geht es bei der Ballettfassung? Die Handlung spielt im höfischen und bäuerischen Milieu, Leontes wird als König von Sizilien, Polixenes als jener von Böhmen eingeführt. Beide kennen sich von kleinauf. „Christopher Wheeldon: The Winter‘s Tale, Ballett nach Shakespeares Wintermärchen
Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2022 PREMIERE“
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Junggebliebener Jahrhundert-Meister: Herbert Blomstedt dirigiert Mozart und Bruckner in Hamburg

Deren Funke zumindest hatte das Publikum im Großen Saal in Schwelbrand gesetzt und erst nachdem Blomstedts rechte Hand langsam gesunken war, brandete der Beifall los. Niemand hatte es gewagt, zwischen den Sätzen zu klatschen, was einerseits an der stillen Autorität dieses Jahrhundert-Dirigenten lag; andererseits wusste dieses Publikum offenbar tatsächlich, was es hier erleben und würdigen durfte.

Foto: © Monika Rittershaus

Großer Saal der Hamburger Elbphilharmonie, 17. Juni 2022

Wolfgang Amadeus Mozart, Symphonie C-Dur KV 338

Anton Bruckner, Symphonie Nr. 7 E-Dur

NDR Elbphilharmonie Orchester
Herbert Blomstedt, Dirigent

von Dr. Andreas Ströbl

Die Konzerttermine für 2023 stehen bereits – dann wird Herbert Blomstedt 96 Jahre alt sein. Der schwedische Maestro hat die Feier seines 100. Geburtstags schon den Wiener Philharmonikern versprochen. Und ja, wer den bescheidenen, charmanten, schlichtweg großartigen Dirigenten
am 17. Juni im Großen Saal der Hamburger Elbphilharmonie erleben durfte, kann da durchaus zuversichtlich sein.

Nicht nur das auswendige, sondern durchweg stehende Dirigat (allein Bruckners „Siebte“ ist ungefähr 70 Minuten lang) ist für Blomstedt Ehrensache – Dirigieren im Sitzen sei „etwas für alte Männer“ bemerkte er augenzwinkernd noch kürzlich in einem Interview. Seinen Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Fleisch führt er als Rezept fürs Jungbleiben auf, ebenso seine Verankerung in der Religion und vor allem die Musik, zumal in der Arbeit mit jungen Musikerinnen und Musikern. Vielleicht trägt auch seine sympathische Demut dazu bei, die denen fehlt, die viel Energie damit vergeuden, in dem sie immer die Besten, Strahlendsten sein wollen. „NDR Elbphilharmonie Orchester, Herbert Blomstedt, Dirigent
Elbphilharmonie, 17. Juni 2022“
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„Turandot“ unter den Linden: Zubin Mehta bringt das Haus zum Kochen

Foto: Yusif Eyvazov (Calaf) und der Staatsopernchor, © Matthias Baus

Staatsoper Unter den Linden, Berlin
Premiere am 18. Juni 2022

Giacomo Puccini
Turandot

Staatskapelle Berlin
Zubin Mehta, Dirigent

von Peter Sommeregger

Diese Premiere fiel auf den bisher heißesten Tag des Jahres 2022. Dass die gefühlte Temperatur in dem gut klimatisierten Opernhaus ebenfalls Rekordwerte erreichte, lag aber am  Dirigenten, dem Altmeister Zubin Mehta. Vom ersten Takt an stellte er seine Kompetenz in Sachen Puccini, und speziell Turandot, unter Beweis und führte Chor, Orchester und Solisten mit sicherer Hand durch diese komplizierte Partitur.

Turandot ist eine ausgesprochene Chor-Oper, was diesem den ganzen Abend abverlangt wird, gelingt dem Staatsopernchor aber souverän und trägt damit wesentlich zum Gelingen dieser Aufführung bei. Auch die Staatskapelle zeigt sich unter Mehta in Bestform. Zeitweise wird es zwar sehr laut, aber das ist in dem Werk so angelegt. „Giacomo Puccini,Turandot
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 18. Juni 2022 PREMIERE“
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Die SONNTAG-PRESSE – 19. JUNI 2022

Foto: Matthias Baus

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Die SONNTAG-PRESSE – 19. JUNI 2022

Berlin/ Staatsoper
Turandot Staatsoper Berlin: Triumph für Mehta und Puccini, gemischte Reaktion auf Regie von Stölzl
Die letzte Premiere der Saison an der Staatsoper ging mit jubelndem Applaus, aber auch einigen Buhs zu Ende. Philipp Stölzl baute eine riesige hölzerne Turandot-Marionette in den Bühnenraum. Pankratova und Eyvazov glänzen als Titelheldin und Prinz. Aida Garifullina und René Pape singen Liù und Timur. Star des Abends ist Zubin Mehta, der die Staatskapelle zu einem Spiel voll plastischer Klangpracht animiert.
konzertkritikopernkritikberlin.a.schlatz

München/ Bayerische Staatsoper
Ein frisch zusammengewürfeltes Starensemble sorgt für große Oper im Bayerischen Nationaltheater
Der Opernabend startet bereits im Vorfeld beim Blick ins E-Mail-Fach. Die Bayerische Staatsoper informiert uns gleich über vier Umbesetzungen unserer Vorstellung des Maskenballs.
Von Petra Spelzhaus
klassik-begeistert.de

„Konzertgänger in Berlin“
Turbulenzromantisch
Iván Fischer im Konzerthaus, Petrenko und Oramo bei den Berliner Philharmonikern: Entdeckungsreisen von Sinigaglia bis Langgaard. Drei hochinteressante Programme, reich an Unbekanntem: Iván Fischer ist zwar formal bloß der Ex, aber irgendwie doch der Chefdirigent der Herzen am Konzerthaus, jeder seiner Besuche ein Hochlicht. Boss Kirill Petrenko gab bei den Berliner Philharmonikern letzte Woche das vielleicht wichtigste Konzert der Saison. Und dieser Tage dirigierte Sakari Oramo ebendort ganz Seltsames: ein unverschämtes Werk, das alle hundert Jahre gespielt wird.
https://hundert11.net/turbulenzromantisch/

Wien/ Schönbrunn
Andris Nelsons führt musikalisch brillant durch Europa
Manchmal gibt es Anlässe, „alte“ Beurteilungen zu revidieren – und wie hier bei Andris Nelsons eine völlig gegensätzliche Meinung zu bilden. Irgendwie fühlte man damals von dem sehr rasch in lichte Höhen katapultierten Maestro eine gewisse Skepsis…
Von Herbert Hiess
Klassik-begeistert.de

Berliner Philharmoniker: Die Wiederentdeckung des Rued Langgaard
Die Berliner Philharmoniker graben ein Werk aus, das sie vor 109 Jahren uraufgeführt haben. Und Janine Jansen begeistert mit Sibelius‘ Violinkonzert
Tagesspiegel.de

Waldbühne
Björk gibt ein Orchesterkonzert in Berlin. Ihr Götter Islands
Opulent angezogen, aber emotional nackt: Björk und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin spielen ein nachdenkliches Konzert in der Waldbühne.
Tagesspiegel.de

Hamburg/ Staatsoper
Mozarts „Nozze di Figaro“ überzeugt mit gut geprobtem Ensemblespiel, gesanglich bleiben allerdings Wünsche offen
Von Dr. Ralf Wegner
Klassik-begeistert.de

„Die SONNTAG-PRESSE – 19. JUNI 2022“ weiterlesen

Verdis Macbeth: Grange Festival bringt grandiose Große Oper in ein kleines Theater

The Grange Opera – ein weiteres sommerliches Opernfestival in einem historischen Landhaus, inmitten der herrlichen südenglischen „Country Side“ wagte sich mit „Macbeth“ erfolgreich an eine von Verdis großen Opern. Das Haus, basierend auf einem großen Jagdhaus aus dem 17. Jahrhundert, wurde im Jahr 1804 in eine Art griechischen Tempel umgebaut – angeblich um den Nachbarn zu imponieren und immerhin von einem hochberühmten Architekten, William Wilkins, der nichts Geringeres als den Londoner Trafalgar Square und die dortige National Gallery entworfen hatte. Es war der erste „Greek Revival“-Bau in England, immerhin.

The Grange Festival, 17. Juni 2022

Giuseppe Verdi (Libretto: Francesco Maria Piave), „Macbeth“

von Dr. Charles E. Ritterband (text und Fotos)

In seinen Dimensionen entspricht der Zuschauerraum mit seinen 570 Sitzplätzen in der ehemaligen Orangerie zufällig ziemlich genau jenem Theater, für welches Verdi seine Lieblingsoper geschrieben hatte und wo sie 1847 uraufgeführt wurde: Das Teatro della Pergola in Florenz, welches angeblich 1657 als erstes Haus überhaupt Logen eingeführt hatte. Das Schloss, in dem die Pausendiners serviert werden, wirkt ziemlich heruntergekommen – und genau das ist sein Charme: „Shabby Chic“ nennt man das hierzulande… Der fantastische Park mit 30 000 Bäumen ist der Ort, in dem während der auf eineinhalb Stunden verlängerten Pause die Picnics abgehalten werden – auf Tischen, auf Decken oder eleganter, in Zelten. Daneben grast eine Herde von jungen, schwarzen, aus Schottland stammenden (wie passend!) Aberdeen-Angus-Rindern und auf einer Wiese spielen die Musiker aus dem Orchester mit den auf der Bühne auftretenden Kindern Cricket.

Das renommierte Bournemouth Symphony Orchestra unter dem dynamischen, in Turin geborenen Dirigenten Francesco Cilluffo brillierte (manchmal fast etwas zu dominant) im Orchestergraben mit grandiosem, authentischen Verdi-Sound. Auf der Bühne darüber phänomenale Stimmen, aber eine nicht sehr überzeugende Inszenierung  – mit überstrapazierten, permanent auf der Bühne agierenden Hexen und zwei riesigen, unmotivierten und daher enorm störenden Duschvorhängen im Hintergrund. Eigentlich war das Bühnenbild, massiv beeinträchtigt allerdings von den beiden transparenten Plastic-Planen, die da herunterhingen, durchaus attraktiv: Eine halbrunde Bibliothek mit Bücherregalen und Schaukästen, gestützt von schönen alten Säulen. Das erinnerte, wohl nicht zufällig, an die Bibliothek aus „Harry Potter“, wo ja Magie, ebenso wie in „Macbeth“, eine tragende Rolle spielt. „Giuseppe Verdi, Macbeth
The Grange Festival, 17. Juni 2022“
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