„Ein eigenes Sternengewölbe vom Tango“ – Ute Lempers Hommage an Astor Piazzolla ist magisch

Foto: © Oliver Killig

Semperoper Dresden, 29. Mai 2022

Ute Lemper, Gesang

Víctor Villena, Bandoneon
Cyril Garac, Violine
Vana Gierig, Klavier
Rémy Yulzari, Kontrabass

von Pauline Lehmann

Die vier schwarz gekleideten Herren an Klavier, Kontrabass, Violine und Bandoneon fallen in die elegischen, rhythmisch monotonen und sich wiederholenden Phrasen ein. Die unverwechselbaren Klänge des »Libertango«, Astor Piazzollas wohl bekanntestes Stück, welches er im Jahr 1974 komponierte, erobern sich den Saal und eröffnen die Tango-Matinee, mit welcher Ute Lemper gemeinsam mit ihrem Ensemble (das sind Vana Gierig am Klavier, Rémy Yulzari am Kontrabass, Cyril Garac an der Violine und Víctor Villena am Bandoneon) im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele in der Semperoper gastiert.

Der Tango, das Kind der argentinischen Nacht, und der helllichte Tag, sie fliehen einander: „Der Feind des Tangos ist der Morgen. (…) Man wartet sehnsüchtig auf den Sonnenuntergang“, schwärmt Ute Lemper in leicht melancholischer Tango-Manier in ihren einleitenden Worten. Doch anders an diesem Sonntagvormittag: In der Pause genießt man frisch aufgebrühten Kaffee und Croissants und blinzelt ins helle Sonnenlicht, im Bühnendunkel tauchen Ute Lemper und ihr Ensemble tief ein in die Welt des nachtschwärmenden Tangos und ins Feeling von Buenos Aires.

Sie erzählen von den „Damen mit den dunklen Rändern unter den Augen“, vom kleinen Chiquilín, der von einem Vogel träumt und dorthin möchte, „wo die Menschen lachen“ (»Chiquilín de Bachín«). In der »Balada para mi muerte“, wo es heißt, „Ich möchte sterben in Buenos Aires“, begegnen dunkle, pulsierende Bässe einer ebenso dunklen, rauen Singstimme und in der »Balada para un loco«, die Astor Piazzolla gemeinsam mit dem „Großstadtpoeten“ Horacio Ferrer schrieb, begegnet das lyrische Ich im nächtlichen Park Tänzern und Trommlern und fragt: „Wo seid ihr, ihr Verrückten?“ Es schreit sich die Seele aus dem Leib. Alles ist so wirklich, so hörbar und greifbar nah. „Tango-Matinee, Ute Lemper und Ensemble
Semperoper Dresden, 29. Mai 2022“
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Im Rausch der Gefühle – besser kann man Madama Butterfly nicht singen

Foto: © Wilfried Hösl, Bayerische Staatsoper – Nationaltheater

Aber ich denke, München hätte eine modernere Butterfly verdient. Im Jahre 2022 kann man den entsetzlichen Sexismus, Rassismus und White Supremacy in der Madama Butterfly nicht einfach mit hübschen Bildern übertünchen, sondern muss sie deutlich machen und zur Diskussion stellen. Auch dafür ist Oper eine Plattform.

Bayerische Staatsoper, Nationaltheater München, 31. Mai 2022

Madama Butterfly

Japanische Tragödie in drei Akten – 1904

Komponist  Giacomo Puccini
Libretto von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa.
In italienischer Sprache · Mit Übertiteln in deutscher und englischer Sprache.

von Barbara Hauter

Ich habe nicht nah am Wasser gebaut, aber diese Butterfly zerriss mir das Herz. So angefasst war ich noch nie von einer Oper. Emotionaler geht nicht. Das gesamte Ensemble war in Höchstform, vom Dirigenten über die Hauptdarsteller bis in die Nebenrollen. Ganz besonders aber gehörte der Abend der albanische Sopranistin Ermonela Jaho, die die Butterfly regelrecht hinzauberte.

Ermonela Jaho ist zu Recht der bejubelte Star des Abends.  Sie gibt die 15jährige, verliebte, schwärmerische und naive 15jährige, die gereifte Hoffende, die liebende Mutter, die Enttäuschte und tödlich Verzweifelte so mitreißend, dass ich mich in meinem Opernsessel kaum zu rühren wage. Jede dieser „Rollen in der Rolle“ erfordert ein anderes Timbre, eine andere Stimmführung – und Jaho ist die Meisterin dieser Wandlungen. Sie betritt die Bühne als das schüchterne, zerbrechliche Mädchen, umspielt ihre knospende Liebe mit zarten Nuancen, in ihren leisesten Tönen so präsent, dass ich kaum mehr atme. Es schnürt mir das Herz, wenn neben diesem zerbrechlichen Schmetterling Charles Castronovo als Pinkerton kühl und distanziert davon singt, dass Butterfly nur ein Spielzeug sei.

Da krachen Welten aufeinander: Ost – West, Mann – Frau, alt – jung, emotional – berechnend. Und diese Kontraste hört man in den Stimmen der beiden Protagonisten. Der US-amerikanische Tenor geht auf in der Rolle des zynisch distanzierten Besatzers, des überlegenen weißen Mannes. Sonst prädestiniert für das Fach des Liebenden, als Alfredo oder Rodolfo, ist seine Stimme diesmal kühl und glatt wie ein Spiegel, einzig in einem kurzen Augenblick der Reue im letzten Akt lässt Castronovo menschliche Wärme durchscheinen. „Giacomo Puccini, Madama Butterfly
Bayerische Staatsoper, Nationaltheater München, 31. Mai 2022“
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Junge, komm bald wieder!

Foto: Oslo Philharmonic / Klaus Mäkelä (c) Daniel Dittus

Elbphilharmonie, 1. Juni 2022

Oslo Philharmonic
Klaus Mäkelä

PROGRAMM

Jean Sibelius
Sinfonie Nr. 3 C-Dur op. 52

– Pause –

Jean Sibelius
Sinfonie Nr. 5 Es-Dur op. 82

Zugabe:

Jean Sibelius
Lemminkäinen zieht heimwärt / aus: Lemminkäinen-Suite op. 22

von Harald Nicolas Stazol

Danke, Oslo. Danke, Helsinki. Danke, Klaus Mäkelä.

 Was haben wir also in den letzten drei Tagen gelernt, an denen die Abende nachwirkten, die sich zum Sommer anschicken, über Jean Sibelius? Über Wunder, und über Wunderkinder?

Dass in der Elphi alles möglich ist: Sieben Symphonien, eine die andere im dankenswerten Wechsel ergänzend, ein Lebenswerk eines Mannes von wahrer Seelentiefe und Leidensfähigkeit, eines Weisen wie Virtuosen, eines Weltgeistes, einer Haltung, und einer Vision. Eines, der wenn schon an nichts mehr glaubte, dann an die Musik.

Verhältnismäßig wenig hat Sibelius geschrieben, und verhältnismäßig wenige kennen oder verstehen ihn. Man braucht Anleitung von kundiger, verständiger, ja liebender Hand.

Und so haben uns die Oslo Philharmonics an die Hand genommen, unter den Händen jenes Dirigenten, Mäkelä, in dem wohl so etwas wie Fügung ein Jahrhundertphänomen einem wirklich großem Talent in die Hände spielt, wie es mir in dieser Perfektion nicht erinnerlich ist. „Oslo Philharmonic, Klaus Mäkelä,Jean Sibelius Sinfonien Nr.3 und 5
Elbphilharmonie, 1. Juni 2022“
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Die DONNERSTAG-PRESSE – 2. JUNI 2022

Anna Netrebko, Foto: Dario Acosta (c)

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die DONNERSTAG-PRESSE – 2. JUNI 2022

Netrebko: „Keine Heimatverräterin, und auch nicht gegen die Ukraine“
Sie könne es nicht allen recht machen, sagte der Opernstar in der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“. Sie könne Putin als russische Staatsbürgerin nicht verurteilen
DerStandard.de

„Ich bleibe eine Russin“
Zu Kriegsbeginn verschwand die Opern-Diva Anna Netrebko von den Bühnen. Jetzt ist sie wieder da – und spricht über ihren Kampf, ein unpolitischer Mensch zu sein.
https://www.zeit.de/2022/23/anna-netrebko-russland-oper-ukraine

Opernstar Anna Netrebko: „Ich bin keine Heimatverräterin“
Spricht im Interview mit der „Zeit“ über die Vorwürfe gegen sie, über Putin und den Donbass.
Kurier.at

Sinnlicher Jazz, hohe Virtuosität und ein Abgesang auf die Walzerseligkeit: keine Angst vor Musik des 20. Jahrhunderts!
Igor Levit und das Orchestre de Paris unter Manfred Honeck begeistern im Konzerthaus Dortmund: Starke Aufführung, keine Spur von Tourneemüdigkeit auf der vorletzten Station der Konzertreise durch Deutschland und Belgien
Klassik-begeistert.de

Wien/ Musikverein
Sächsische Staatskapelle und Thielemann: Bruckner im Fluss
Die blockhafte Bauweise der Neunten wurde im Musikverein abgerundet
http://www.derstandard.at/story/2000136216541/saechsische-staatskapelle-und-thielemann-im-musikverein-im-fluss

Süße Schmerzen der Liebe und der Musik (Bezahlartikel)
Dirigent Christian Thielemann und seine Staatskapelle Dresden spielten Alexander Zemlinskys„Lyrische Symphonie“.
https://www.diepresse.com/6146904/suesse-schmerzen-der-liebe-und-der-musik

Hamburg/ Elbphilharmonie
Jugend, Schönheit und Brillanz: Klaus Mäkelä erntet Jubelstürme in der Elphi

Ich muss bei aller Begeisterung anmerken, dass mir niemand auf allen social-media-Kanälen so sehr aufgedrängt wurde wie dieser geniale Jungstar, der scheinbar alles hat: Jugend, Schönheit und Brillanz, gefundenes mediales Fressen von Print und online (mega Cups), von Facebook zu Instagram – nur, weil ich ihn wohl einmal gegoogelt habe. Umjubelt, bestürmt, wunderkindert er nun also vor sich hin.
Von Harald Nicolas Stazol
Klassik-begeistert.de

Steiermark
Die Klangwolke bringt die Steiermark zum Klingen
Ein besonderes Musikerlebnis bringt am 9. Juli wieder die ganze Steiermark zum Klingen: Am Programm der 15. ORF Steiermark-Klangwolke steht heuer das großartige styriarte-Konzert „Te deum“.
https://steiermark.orf.at/stories/3158934/

Besucherschwund in Theatern: Es liegt nicht nur an Corona
Die heimischen Theater leiden an Publikumsschwund. Dieser mag zwar durch die Pandemie ausgelöst worden sein, die Gründe für den Absturz der Auslastung liegen aber weit tiefer
DerStandard.at.story

Deutsche Oper Berlin
Im Gedenken an Mariana Cioromila – 1952 – 2022
https://deutscheoperberlin.de/de_DE/im-gedenken-an-mariana-cioromila

Schweitzers Klassikwelt 63:„Arabella“ – die letzte gemeinsame Arbeit
Der Erste Weltkrieg ist jetzt bereits neun Jahre vorbei und Hugo von Hofmannsthal kramt in seinen Notizen. „In ihm“ ist ein Szenarium für eine leichte Oper, im Stil des „Rosenkavalier“, aber noch leichter, noch französischer – noch ferner von Wagner. In einer Art Exaltation teilt der Dichter dem Komponisten mit, dass ihm die Figuren der neuen Musikkomödie zudringlich vor der Nase herumtanzen. Er glaubt sogar, dass die Komödie besser als der „Rosenkavalier“ wird. Sie soll dieser Oper, die er auch als Operette (!) sehen kann, Konkurrenz machen.
http://klassik-begeistert.de/schweitzers-klassikwelt-63-arabella-klassik-begeistert-de/

München
Wie gegenwärtig kann Oper sein ?
Überlegungen anlässlich der Münchener Musiktheater-Biennale 2022
https://www.nmz.de/artikel/wie-gegenwaertig-kann-oper-sein

Berlin
Opernsänger Victor von Halem ist tot
BR-Klassik.de

Hamburg
Commedia dell’arte: Donizettis Don Pasquale an der Staatsoper Hamburg
bachtrack.com.de

Baden-Baden
Klang und Struktur, weniger Emotion: Mahlers Siebte in Baden-Baden
bachtrack.com.de

Wien/ Staatsoper
Piotr Beczala: Im Arienland des Lächelns
DERSTANDARD.at.story

Graz/ Musikverein
Fulminantes Feuerwerk von András Schiff
András Schiff beeindruckte tief. Als Solist wie auch als Dirigent.
KleineZeitung.at

Florenz
Staatsanwaltschaft prüft Alexander Pereiras Ausgaben in Florenz
Der Intendant des Florentiner Opernhauses verteidigt sich
DerStandard.at

Feuilleton
Clara, Alma und Fanny: Komponieren trotz des Ehemanns oder Bruders
DerStandard.at.story

Tonträger
CD-Kritik: Friede mit Napoleon, Donner aus den Wolken
Ein Musiker, der in Wien als Zeitgenosse Mozarts, Haydns und des jungen Beethoven bestehen wollte, musste schon was drauf haben. Franz Wranitzky, im selben Jahr wie Mozart in Mähren als Pavel Vranický geboren, galt nicht nur seinem Publikum viel.
DrehpunktKultur

 

Oslo Philharmonic und Klaus Mäkelä mit Sibelius – wer hat hier wen im Griff?

Foto: Oslo Philharmonic / Klaus Mäkelä (c) Daniel Dittus

Die Osloer übertreffen sich selbst. Ich weiss um Karajan, Bernstein ist im Goldenen Saal hinreissend, Dame Iona Brown hingegeben, Parvo Järvi glänzt vor Begeisterung, – aber sowas?

Elbphilharmonie, 31. Mai 2022

Oslo Philharmonic
Klaus Mäkelä

Jean Sibelius: Sinfonien Nr. 2 & 4 – Internationales Musikfest Hamburg

von Harald Nicolas Stazol

So muss sich London gefühlt haben, wenn Paganini gastierte. Ich jedenfalls, ach was, die ganze Elphi, von der Rolltreppe bis zur Orgel, Hamburg, von Blankenese bis Steilshoop fiebert dem heutigen Abend entgegen – naja, nicht ganz:

Eine Mutter findet glückstrahlend noch zwei Karten an der Abendkasse, man wartet, während die Dame in der Glasvitrine einen Platz, nein, zwei anbieten kann, aber der Teenie an ihrer Seite, der sie stolze zwei Köpfe überragt, mag nicht so recht. „Ach neeee, Klassik?“ Ich erlaube mir, zu bemerken: „Sie werden es nicht bereuen, es wird ein Erlebnis!“

Nun mag er gar nicht mehr.

Nun, völlig einerlei. Gelingt es mir doch, meine Nachbarin Sabine, die beste Hutmacherin der Hanse, für Jean Sibelius zu begeistern. „Kann ich auch nach der Pause gehen?“, fragt sie vorher schüchtern, fast errötend, – ich gebe zu, wir haben einen Metternich zu Gast, der schnell verschwindet, aber solch leise Fragen erlaubt. Wir sitzen also an der Elbe unter der Elphi, das Rondell am Wasser kannte ich gar nicht, man mag dort eine ruhige Minute vorher verbringen, und sich ein wenig sammeln, oder eben plaudern. „Oslo Philharmonic, Klaus Mäkelä, Jean Sibelius: Sinfonien Nr. 2 & 4
Elbphilharmonie, 31. Mai 2022“
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Spektakuläre Hochromantik trifft auf ein etwas müdes Publikum

Foto: Lionel Bringuier (c) Paulo Dutto

Von der Qualität her haben sich Orchester und Dirigent heute Abend stattdessen durch eine Vorstellung auf ganz hohem Niveau ausgezeichnet, die Lust auf mehr macht und eine Empfehlung für zukünftige Aufführungen dieses Orchesters rechtfertigt. In dem Sinne also: Bis bald!

Kölner Philharmonie, 30. Mai 2022

Gürzenich-Orchester Köln
Lionel Bringuier, Dirigent

Stefan Dohr, Horn

Igor Strawinsky – Pogrebal’naja pesn‘ / Chant funèbre op. 5

Richard Strauss – Konzert für Horn und Orchester Nr. 2 Es-Dur TrV 283

Igor Strawinsky – Petroushka (1910-11, rev. 1946-47)

Zugabe: Olivier Messiaen – Des Canyons aux étoiles – Satz 6 „Appel interstellair“ für Horn-Solo

von Daniel Janz

Strauss und Strawinsky – zwei Komponisten, die um die Wende zum 20. Jahrhundert ihre jeweiligen Nationen prägten. Der eine, der mit seinen frühen Programmmusiken die Konzertsäle der Welt eroberte und dann erfolgreich den Sprung zur Oper schaffte. Der andere, der durch seine Ballettkompositionen früh für Aufsehen sorgte und sich dann zu einem richtigen Allrounder der Orchesterkomposition entwickelte. Zwei Giganten, die – wenn sie auf dem Programm stehen – eigentlich immer für ein sensationelles Konzerterlebnis gut sind.

Und ganz im Sinne eines atemberaubenden Konzerterlebnisses beginnt an diesem Montagabend das Gürzenich-Orchester unter dem französischen Gastdirigenten Lionel Bringuier (35). Strawinskys Chant funèbre – auch als „Grabgesang“ zu übersetzen – ist hier eine freilich selten aufgeführte Kostbarkeit. Dabei kann dieses Frühwerk des aus Russland stammenden und nach Frankreich migrierten Komponisten mit seinem düster grummelnden Einstieg bereits von der ersten Note an ergreifen. Für Kontraste sorgt es weiterhin durch flirrende Streicher und Holzfiguren, die gegen das tiefe Brummen im Bass und leise Donnern des Schlagwerks ansingen. Das sich daraus entwickelnde Thema schreitet durch alle Orchestergruppen, bis es sich schließlich in die Vollen steigert und einen hochromantischen Höhepunkt markiert. „Gaukler, Stefan Dohr, Gürzenich-Orchester Köln, Lionel Bringuier
 Kölner Philharmonie, 30. Mai 2022“
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"Goldener Saal": Thielemann lässt Bruckner in Vollendung erklingen

Foto: (c) Matthias Creutziger

Musikverein Wien, Goldener Saal, 31. Mai 2022

Staatskapelle Dresden
Christian Thielemann, Dirigent

Anton Bruckner
Symphonie Nr. 9 d-Moll

von Herbert Hiess

Auch am zweiten Abend bestätigt die Dresdner Staatskapelle ihren Ruf als „Wunderharfe“, wie Richard Wagner es schon treffend formulierte. Das Orchester ist in allen Instrumentengruppen schlichtweg perfekt – und mit einem solchen Dirigenten wie Christian Thielemann ist es auch kein Wunder, wenn mit so einem Orchester Sternstunden entstehen.

Bruckners neunte und letzte Symphonie wird so gerne als „unvollendet“ angesehen.  Dieses Werk (übrigens in der gleichen Tonart wie Beethovens neunte) ist genauso wenig unvollendet wie Schuberts so gerne benannte siebente Symphonie. Der Finalsatz von Bruckners letztem Werk ist in sich so geschlossen und abgeschlossen, dass von der musikalischen Logik kein anderer Satz mehr passt – genauso ist es bei Schuberts Symphonie, wo der zweite Satz so eine terminale Abgeschlossenheit hat wie eben der Schlusssatz von Bruckners Neunter. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Bruckner letztlich die Arbeiten an einem vierten Satz einstellte. Er dürfte selbst eingesehen haben, dass hier nichts mehr anderes hinpasst. „Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann, Anton Bruckner, Symphonie Nr. 9 d-Moll
Musikverein Wien, Goldener Saal, 31. Mai 2022“
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Die MITTWOCH-PRESSE – 1. JUNI 2022

Festspielhaus Bayreuth. Foto: © Andreas Schmidt

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MITTWOCH-PRESSE – 1. JUNI 2022

Bayreuth
BR-KLASSIK und 3sat präsentieren die Bayreuther Festspiele 2022
Der neue „Ring“ inszeniert wie eine Netflix-Serie?
Als langjähriger Partner der Bayreuther Festspiele überträgt der Bayerische Rundfunk auch 2022 das bundesweit größte Festival für klassische Musik im Radio, im Fernsehen und im Video-Livestream. Mit gleich zwei Premieren – der Neuproduktion „Der Ring des Nibelungen“ von Jung-Regisseur Valentin Schwarz und der Festspiel-Eröffnung „Tristan und Isolde“ – erwartet Klassikliebhaber in diesem Jahr ein absolutes Novum auf dem Grünen Hügel.
BR-Klassik.de

Hamburg
Wagners Ring des Nibelungen an einem Abend bringt die Laeiszhalle Hamburg zum Kochen
Jan Josef Liefers erzählt Loriots Geschichte vor begeistertem Publikum – und ein umjubelter Sänger empfiehlt sich für die Bayreuther Festspiele.
Von Patrik Klein
Klassik-begeistert.de

Hamburg
Hamburger Oper: Holt die Abrissbirne raus
Der Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne will die Hamburger Oper abreißen lassen und eine neue bauen. Die Stadt ist nicht begeistert. Aber geschenkt würde sie das neue Opernhaus schon nehmen.
SueddeutscheZeitung.de

Der Kapellmeister demonstriert deutsche Romantik aufs Feinste
Im Rahmen einer Europatournee können auch die Wiener Musikfreunde und Thielemann-Fans an einer Lehrstunde der deutschen Romantik teilhaben. Christian Thielemann, der Kapellmeister der Sächsischen Staatskapelle Dresden, wie er sich (fast zu bescheiden!) gerne nennen lässt, ist nicht nur ein exzellenter Musiker, sondern noch dazu ein charismatischer Erzähler von Meisterwerken.
Von Herbert Hiess
http://klassik-begeistert.de/37611-2/

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Frauenklang 9: Läuft die Zeit für Sängerinnen auch heute so schnell ab?

Buchbesprechung: Peter Sommeregger: „Wir Künstler sind andere Naturen. Das Leben der Sächsischen Hofopersängerin Margarethe Siems (1879-1952)“.

Ich habe aus mehreren Gründen zum Buch unseres Kollegen Peter Sommeregger gegriffen. Zuerst hat der Titel mein Interesse geweckt: „Wir Künstler sind andere Naturen.“ Zweitens, die Protagonistin – die Koloratursopranistin Margarethe Siems (1879-1952), zu derer Zeit man den Beruf einer Sängerin nicht mehr mit der Unterwelt assoziierte. Ich wollte herausfinden, wie die Sängerinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihr Debüt erlebten und welche familiären und gesellschaftlichen Bedingungen dafür förderlich waren. Schließlich – wie schrieb man damals Kritiken von Opernaufführungen, und welche Formulierungen verwendete man. Und die wichtigste Frage im Titel dieses Beitrags: Bestimmt das Alter der Frau nach wie vor die Nachfrage nach ihrer Bühnentätigkeit?

von Jolanta Łada-Zielke

Bereits im Vorwort äußert sich der Autor kritisch zu dem aktuellen Stand der Gesangspädagogik. „Warum zum Beispiel sind heute nur wenige SängerInnen in der Lage, einen schön gebildeten Triller zu singen, wie er (…) selbst bei Wagner vorgesehen ist?“, überlegt Peter Sommeregger. Dieses Buch kann sowohl für Gesangslehrer als auch für Gesangsstudenten eine faszinierende Lektüre sein. Man findet dort eine Beschreibung der von Manuel García entwickelten Gesangstechnik; er empfiehlt nämlich beim Singen eine bestimmte Körperhaltung, mit Füßen in der „zweiten Tanzposition“. Die Biografie von Margarethe Siems enthält ein gutes Stück der Entwicklungsgeschichte deutschen Gesangs. Einige aus dem Privatarchiv des Autors stammende Fotos ergänzen den Inhalt. „Frauenklang 9: Läuft die Zeit für Sängerinnen auch heute so schnell ab?
klassik-begeistert.de“
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Jugend, Schönheit und Brillanz: Klaus Mäkelä erntet Jubelstürme in der Elphi

Foto: Klaus Mäkelä © Daniel Dittus

Elbphilharmonie, 30. Mai 2022

Oslo Philharmonic
Klaus Mäkelä, Dirigent

Jean Sibelius
Sinfonie Nr. 1 e-Moll op. 39

– Pause –

Jean Sibelius
Sinfonie Nr. 6 d-Moll op. 104
Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 105

Zugabe:

Jean Sibelius
Valse triste / aus der Schauspielmusik zu »Kuolema« op. 44

von Harald Nicolas Stazol

Ich muss bei aller Begeisterung anmerken, dass mir niemand auf allen social-media-Kanälen so sehr aufgedrängt wurde wie dieser geniale Jungstar, der scheinbar alles hat: Jugend, Schönheit und Brillanz, gefundenes mediales Fressen von Print und online, von Facebook zu Instagram – nur, weil ich ihn wohl einmal gegoogelt habe. Umjubelt, bestürmt, wunderkindert er nun also vor sich hin.

Wenn sich das erfahrene Oslo Philharmonic diesem nun wirklich sehr jungen Mann hingibt – der nun zugegebenermaßen zu Bewegungen fähig ist, die ich zuletzt in meiner Studi-WG konnte, wenn ich mein Rennrad 5 Stockwerke hochtrug – (man ist ja nun wirklich gesetztere Herren und Damen am Pult gewohnt), dann wird es gute Gründe haben, die nicht nur Marketing sein werden – aber wie dieser Jüngling unter den Dirigenten sich hin- und herwirft, als gäbe es keine Bandscheiben, ist schon bewundernswert! „Oslo Philharmonic Klaus Mäkelä,Jean Sibelius
Elbphilharmonie, 30. Mai 2022“
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