DIE DONNERSTAG-PRESSE – 6. OKTOBER 2022

Staatsoper Unter den Linden Foto: © Marcus Ebener

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DIE DONNERSTAG-PRESSE – 6. OKTOBER 2022

Berlin/ Staatsoper/Halbzeit: Rheingold und Walküre unter Christian Thielemann in der Berliner Staatsoper.
Alpträume im Stress-Labor: „Tierquälerei“ mit Kaninchen in der Staatsoper Unter den Linden – muss das sein im neuen Berliner RING?
Klassik-begeistert.de

Berlin
Berliner Staatsoper will klassik-begeistert das Wort „Tierquälerei“ verbieten… und führt Kaninchen in gleißendem Licht vor… in Wagners RING
Klassik-begeistert.de

Berlin
Neuinszenierung von „Ring des Nibelungen“ an der Staatsoper beginnt rätselhaft
Erzählerische Inkonsistenzen und ein langsames Dirigat von Christian Thielemann: Berlin hat einen neuen Ring.
BerlinerZeitung.de.kultur

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Berliner Staatsoper will klassik-begeistert das Wort "Tierquälerei" verbieten... und führt Kaninchen in gleißendem Licht vor... in Wagners RING

Foto: © Monika Rittershaus, offizielles Pressefoto !!! der Staatsoper Unter den Linden, Berlin

Liebe Leserinnen und Leser,

entscheiden Sie bitte selbst: Ist es „Tierquälerei“ im ethischen Sinne, wenn Kaninchen bei gleißendem Licht gut 30 Minuten und teilweise sehr lauter Musik Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ in Käfigen miterleben müssen?

Die Leiterin des Pressebüros der Staatsoper Unter den Linden macht klassik-begeistert.de auf den rechtlichen Begriff der „Tierquälerei“ aufmerksam. Der rechtliche Begriff sei unangemessen.

Tierhaltung in Deutschland ist in weitesten Feldern eine beschämende gottverdammte Schande. Spätestens in 20 Jahren werden die Menschen über die Zustände im Jahr 2022 den Kopf schütteln.

Wir verwenden den Begriff „Tierquälerei“ im ethischen Sinne.

Ja, in der Staatsoper Unter den Linden wurden Tiere „gequält“ – im ethischen Sinne.

Hier die Email der Pressesprecherin Victoria Dietrich an die Autorin des Beitrags über „Das Rheingold“ und „Die Walküre“ in der Staatsoper Unter den Linden, im Herzen der deutschen Hauptstadt Berlin. Die Autorin Kirsten Liese ist eine anerkannte Kulturjournalistin in Deutschland.

Von: Dietrich, Victoria
Gesendet: Mittwoch, 5. Oktober 2022 18:01
An: Kirsten Liese
Betreff: Bitte um Korrektur ihres heutigen Artikels auf klassik-begeistert.de

„Liebe Frau Liese,

am Pressetisch von Walküre habe ich Ihnen bestätigt, dass echte Tiere zum Einsatz kommen. Etwas erschrocken habe ich heute Ihren Artikel gelesen. Hätte ich gewusst, dass es hier um eine Veröffentlichung geht, hätte ich Ihnen gerne mehr zum Hintergrund und den Rahmenbedingungen erzählt und ich denke auch, dass das bei einem solchen Artikel angemessen gewesen wäre, sich dazu noch mal detaillierter und faktenbasiert auszutauschen. Eine offizielle Anfrage und Bitte um Stellungnahme wäre seriös gewesen.

Die Frage „muss das sein“ steht Ihnen selbstverständlich zu und darf diskutiert werden, da möchten wir Ihnen nicht reinreden. Aber bitte achten Sie darauf, dass Sie bei den Formulierungen ebenfalls im korrekten Rahmen bleiben.

Es findet keine Tierquälerei statt. Im deutschen Recht wird Tierquälerei als Straftat eingestuft. Die Wahl dieses Ausdrucks ist falsch und suggeriert, dass wir uns außerhalb des rechtlichen Rahmens bewegen – was nicht der Fall ist. Daher bitte ich Sie diese Wortwahl asap umzuformulieren und zu unterlassen.

(Anmerkung des Herausgebers: Wir suggerieren nicht, dass die Staatsoper Unter den Linden sich „außerhalb des rechtlichen Rahmens“ bewegt – leider ist der „rechtliche“ Rahmen in Deutschland so. Die Lindenoper bewegt sich indes außerhalb des ethischen und moralischen Rahmens. Die Tierschutzorganisation PETA – People for the Ethical Treatment of Animals – hat sich des Falles angenommen und will dafür kämpfen, dass die Kaninchen nicht mehr in Wagners RING auftreten müssen. klassik-begeistert.de wird berichten.)

Der Einsatz der Tiere erfolgte nach Einschätzung und Prüfung von Expert:innen: Nachdem aus künstlerischen Gründen der Wunsch bestand, mit echten Tieren auf der Bühne zu arbeiten (Anmerkung des Herausgebers: Bitte lassen Sie sich diese Formulierung auf der Zunge zergehen!), wurde das Konzept der zuständigen amtlichen Tierärztin vorgestellt, die den Prozess begleitet und auch vor Ort inspiziert hat.

Die Tiere wurden über EKKIFANT, die Agentur für Tiere mit Sitz in Berlin, vermittelt, die für die Einhaltung der geltenden Tierschutzbestimmungen garantieren und für eine artgerechte Betreuung des Tieres vor Ort am Einsatzort sorgen.  Den vermittelten Trainer:innen liegt der Sachkundenachweis nach §11 des Tierschutzgesetzes, für das jeweils zutreffende Tier, vor. Falls Aufträge oder Einsatzwünsche in diesem Sinne nicht umsetzbar sind, wird zum Wohl des Tieres um Anpassung gebeten. Die Tiere, die zum Einsatz kommen, kennen sich und werden gemeinsam in einem Außengehege gehalten. Im Rahmen ihres Einsatzes, teilen sich die Herdentiere den Käfig immer mit mindestens einem weiteren Artgenossen; mit genug Platz und es werden selbstverständlich nur miteinander verträgliche Tiere zusammengesetzt. Die Käfige sind mit frischem Heu als Futter sowie mit ausreichend Stroh ausgestattet, sodass sich die Tiere ggf. verstecken und zurückziehen können (Anmerkung des Herausgebers: Bitte, liebe Leserinnen und Leser, betrachten Sie das offizielle Foto der Staatsoper Unter den Linden! Wo bitte soll sich da ein Kaninchen „verstecken und zurückziehen“?). Die Tiere werden mindestens zu zweit transportiert – in Transportkäfigen, die eine ausreichende Größe haben. Die Tiere können sich umdrehen, aufrichten und hinlegen. Die Tiere treten in zwei Inszenierungen jeweils für ca. 30 Minuten (Anmerkung des Herausgebers: SIC, SIC, SIC !!!!!) auf. Hinsichtlich der Lautstärke hat die Tierärztin keine Bedenken geäußert.

(Anmerkung des Herausgebers: Wo hat die Tierärztin studiert, was war ihr Studienschwerpunkt, hat sie selbst Tiere, hat sie ein Herz für Tiere? Was befähigt sie dazu, festzustellen, die Tiere akzeptierten die Lautstärke?)

Trotz dieser Einschätzung der Expert:innen hat Matthias Schulz (Anmerkung: der Intendant, er studierte Klavier und Volkswirtschaft) bereits am 30. September ein Gespräch mit einem PETA-Beauftragten angeboten, um auch hier in den Austausch zu gehen – zu dem es heute auch kam. Die Frage  Wo bleibt die Verantwortung des Intendanten?“ hätte ich Ihnen daher bei Nachfrage beantworten können. Herr Schulz nimmt das Thema ernst und sowohl intern als auch mit PETA gab es gute Gespräche, die  zu einer weiteren Sensibilisierung geführt haben. Worüber man – das war u.a. auch Thema des heutigen Gespräches – gesellschaftlich diskutieren muss, ist wie man den rechtlichen Rahmen entsprechend anpasst  – sei es im Zoo, im Sport, in der Haustierhaltung oder eben auf der Bühne.

Beste Grüße, Victoria Dietrich“

Um 18:46 Uhr schreibt Frau Dietrich u.a.:

„An dem Artikel selbst üben wir keine Kritik – es geht um die beiden Stellen in den (Unter-)Überschriften, die sachlich nicht korrekt sind.“

Anmerkung des Herausgebers: Also die Berliner Staatsoper – über die klassik-begeistert.de immer wieder BEGEISTERT ob ihrer großen Schaffenskraft berichtet – sträubt sich gegen den Ausdruck „Tierquälerei“…

Wie gesagt, wir sehen ihn rein ethisch und erlauben uns als Journalisten diese Meinungsfreiheit kundzutun.

++++

Kirsten Liese hatte am 4. Oktober 2022 geschrieben:

Halbzeit: Rheingold und Walküre unter Christian Thielemann in der Berliner Staatsoper.

Man hat sich mittlerweile fast daran gewöhnt, dass sich auf der Bühne abstruse Dinge ereignen, die mit Wagners Ring wenig zu tun haben. Aber auf das, was mir nun an der Berliner Staatsoper präsentiert werden würde, war ich nicht gewappnet: Ich wollte zuerst meinen Augen gar nicht trauen, befanden sich in den Käfigen, die Dmitri Tcherniakov in seine Inszenierung an der Berliner Staatsoper einbezieht, allen Ernstes echte Kaninchen? Mich hat dieses beklemmende Szenarium schon im Rheingold so stark beunruhigt, dass ich mich auf die Musik kaum noch konzentrieren konnte. Noch hoffte ich, dass es sich um computergesteuerte Attrappen handeln könnte. Aber leider bestätigte meine Anfrage bei der Pressesprecherin der Staatsoper Unter den Linden, Victoria Dietrich, meine Befürchtungen, dass hier doch echte Tiere ohne Not einem Wahnsinnsstress ausgesetzt werden.

Wie kann es angehen, dass solche Form von „Tierquälerei“ – im ethischen Sinne, nicht im Sinne des deutschen Rechts – an einer deutschen Bühne Erlaubnis findet? Wo bleibt die Verantwortung des Intendanten? Wo bleibt die Empathie in der Kunst?

+++

Als Herausgeber bitte ich Herrn Schulz ferner, folgende Fragen schriftlich zu beantworten:

Wie konnte der Intendant dem Wunsch des Regisseurs nach lebenden Kaninchen auf der Bühne entsprechen – in Zeiten von Animation, Videos und anderen Möglichkeiten, Attrappen herzustellen?

Ist dem Intendanten bekannt, dass einige Zuschauer aus Protest gegen diese „Tierquälerei“ im ethischen Sinne die Vorstellung verlassen haben?

Ist dem Intendanten nicht bekannt, dass wir in diesen Zeiten nicht Tiere mit Lärm und Hitze quälen?

War dem Intendanten nicht bewusst, dass viele Deutsche sich gegen diese Form der „Tierpräsentation“ – 30 Minuten bei Lärm, Licht und Hitze – wenden?

Waren diese Tiere nicht wieder einmal das Hilfsmittel, einem eitlen Regisseur für (noch mehr) Publicity zu sorgen?

Würden Sie, werter Herr Schulz, ein Kaninchen so in Ihrem Hause halten wie jene in Ihrem Opernhaus?

Aus immer mehr Zirkussen verschwinden Tiere – warum nicht im Hauptstadtopernhaus?

Was hätte der große Daniel Barenboim zu dieser im ethischen Sinne „Tierquälerei“ gesagt?

Herzlich wünscht Ihnen mehr Herz für Tiere,

Andreas Schmidt, Herausgeber, 5. Oktober 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

 

 

Halbzeit: Rheingold und Walküre unter Christian Thielemann an der Berliner Staatsoper Staatsoper Unter den Linden, Premieren 2. und 3. Oktober 2022

  

 

Spannende Antike begeistert mit einem Sprung in eine unabsehbare Zukunft…

Fotos © Aylin Kaip

Opera Incognita: „AKHNATEN“ von Philip Glass 

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München, 16. September 2022

von Dr. Klaus Billand

Diesmal hatte sich nach dem erfolgreichen „Liebesverbot“ von Richard Wagner im Münchner Sugar Mountain die Opera Incognita (Merker 11/2021) unter der Leitung von Andreas Wiedermann eine besonders anspruchsvolle Aufgabe gestellt. Man hatte sich das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst München ausgesucht, um dort die dreiaktige Oper von Philip Glass „Akhnaten“, also „Echnaton“, in der Kammerversion von Timothy Sexton aufzuführen. Allerdings nicht in den Ausstellungsräumen selbst, sondern in einem schmucklosen großen Versammlungsraum mit grauen Betonwänden. Das erwies sich für die Dramaturgie der Aufführung aber von Vorteil, weil es eine viel stärkere Fokussierung der einzelnen Charaktere sowie der Chor- und Tanzgruppen ermöglichte, in direkter Nähe zum Publikum, das nur etwa drei bis vier Meter vor der Handlung saß, die über den ganzen Abend mit einer Pause wie eine Prozession an ihm vorüberlief. Aylin Kaip schuf Bühnenbild, Ausstattung und Kostüme, die in hellen Farben mit entsprechenden Kopfbedeckungen an die  Pharaonen-Zeit erinnerten. Jan-Robert Sutter war für das dramaturgisch geschickt eingesetzte Licht verantwortlich. Die musikalische Leitung hatte Ernst Bartmann. „Opera Incognita: „AKHNATEN“ von Philip Glass 
Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München, 16. September 2022“
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Sommereggers Klassikwelt 154: Ferruccio Busoni – ein in weiten Kreisen bekannter Komponist, Pianist und Lehrer

Foto: Ferruccio Busoni © britannica.com

von Peter Sommeregger

Der am 1. April 1866 in der Nähe von Florenz geborene Ferruccio Busoni war das einzige Kind eines italienischen Klarinettisten und einer deutschstämmigen Pianistin. Seine Eltern bestimmten ihn schon früh für eine musikalische Laufbahn. Der zweisprachig aufwachsende Ferruccio wurde anfangs von seinen Eltern im Klavierspiel unterrichtet, schon mit sieben Jahren komponierte er kurze Stücke für das Instrument. Bereits 1873 trat er in Triest erstmals als Konzertpianist öffentlich auf. Am Wiener Konservatorium studierte er von seinem 9. bis 11. Lebensjahr, bereits mit 20 Jahren nahm er in Leipzig eine Lehrtätigkeit am dortigen Konservatorium auf. Ab 1888 unterrichtete er in Helsinki, wo er Freund und Förderer des Komponisten Jean Sibelius wurde. „Sommereggers Klassikwelt 154: Ferruccio Busoni – Komponist, Pianist, Lehrer
klassik-begeistert.de 5. Oktober 2022“
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Alpträume im Stress-Labor: "Tierquälerei" im ethischen Sinne mit Kaninchen in der Staatsoper Unter den Linden – muss das sein im neuen Berliner RING?

Robert Watson (Siegmund), Vida Miknevičiūtė (Sieglinde) ©  Monika Rittershaus

Halbzeit: Rheingold und Walküre unter Christian Thielemann in der Berliner Staatsoper.

Staatsoper Unter den Linden, Premieren, 2. und 3. Oktober 2022

von Kirsten Liese

Man hat sich mittlerweile fast daran gewöhnt, dass sich auf der Bühne abstruse Dinge ereignen, die mit Wagners Ring wenig zu tun haben. Aber auf das, was mir nun an der Berliner Staatsoper präsentiert werden würde, war ich nicht gewappnet: Ich wollte zuerst meinen Augen gar nicht trauen, befanden sich in den Käfigen, die Dmitri Tcherniakov in seine Inszenierung an der Berliner Staatsoper einbezieht, allen Ernstes echte Kaninchen? Mich hat dieses beklemmende Szenarium schon im Rheingold so stark beunruhigt, dass ich mich auf die Musik kaum noch konzentrieren konnte. Noch hoffte ich, dass es sich um computergesteuerte Attrappen handeln könnte. Aber leider bestätigte meine Anfrage bei der Pressesprecherin der Staatsoper Unter den Linden, Victoria Dietrich, meine Befürchtungen, dass hier doch echte Tiere ohne Not einem Wahnsinnsstress ausgesetzt werden.

Wie kann es angehen, dass solche Form von „Tierquälerei“ – im ethischen Sinne, nicht im Sinne des deutschen Rechts – an einer deutschen Bühne Erlaubnis findet? Wo bleibt die Verantwortung des Intendanten? Wo bleibt die Empathie in der Kunst? „Halbzeit: Rheingold und Walküre unter Christian Thielemann an der Berliner Staatsoper
Staatsoper Unter den Linden, Premieren 2. und 3. Oktober 2022“
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DIE MITTWOCH-PRESSE – 5. OKTOBER 2022

Anja Kampe (Brünnhilde), Michael Volle (Wotan), ©  Monika Rittershaus

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DIE MITTWOCH-PRESSE – 5. OKTOBER 2022

Berlin/Staatsoper
Szenisch einleuchtender, musikalisch fesselnder: „Die Walküre“ an der Lindenoper
Stürmisch ist er, der Beginn der „Walküre“, die einen Tag nach dem „Rhein­gold“ an der Berliner Staatsoper Premiere hatte. Christian Thielemann nimmt ihn rasant. Der „Zirkus Walküre“ (Friedrich Nietzsche) liegt ihm hörbar mehr als der Vorabend der „Nibelungen“-Tetralogie. Auch ist die Regie von Dmitri Tcherniakov am zweiten Abend bezwingender und verständlicher als im „Rheingold“.
NeueMusikzeitung/nmz.de

Die Walküre an der Staatsoper: Wonnemond und Tränen
Er ist der beliebteste der vier Ring-Teile. Richard Wagners Walküre hatte vor ausverkauftem Haus Premiere, mit Christian Thielemann am Pult. Maria Ossowski ist begeistert, aber auch sauer.
rbb24.kultur

Die Walküre
Am zweiten Abend dieses Ring-Zyklus wird das Konzept des Regisseurs Dmitri Tcherniakov allmählich klarer: es ist ein gnadenloser, kalter Blick auf die handelnden Personen, die bei ihm Versuchsobjekte im Forschungslabor sind, oder als deren Beobachter agieren. Hundings Hütte im ersten Akt ist eine völlig transparente Kleinwohnung mit Kühlschrank, Waschmaschine, etc. Durch eine nur in einer Richtung transparente Glasscheibe kann der Institutsleiter Wotan jede Bewegung der Personen beobachten.
Siegmund ist ein entsprungener Häftling, sein unfreiwilliger Gastgeber Hunding ist Polizist. Als Hunding zu Bett geht- er tut dies in Unterwäsche und Socken(!)- ist auch das genau zu sehen. Wie im zweiten Akt zu sehen ist, gelingt dem Liebespaar Siegmund und Sieglinde die Flucht aus dem Gebäudekomplex des Institutes nicht, sie irren durch die Stockwerke, vorbei an Kaninchenställen mit Versuchstieren. Siegfrieds tödlicher Kampf mit Hunding ist nur akustisch wahrnehmbar, in der Version Tcherniakovs wird Hunding danach von Wotan weggeschickt, Siegmund von Security-Männern ermordet. Wer beim Walkürenritt des dritten Aktes auch ein optisches Spektakel erwartet, wird enttäuscht: es treten acht Mädels in Sportklamotten auf, kommen offenbar direkt vom workout in den Konferenzraum des Institutes. Ein berührendes Bild gelingt dem Regisseur am Ende: das Bühnenbild fährt mit Wotan in den Bühnenhintergrund zurück, Brünnhilde bleibt allein und isoliert auf der leeren, schwarzen Bühne zurück, der Kälte und Einsamkeit überlassen. Das war stark!
Von Peter Sommeregger
Klassik-begeistert.de „DIE MITTWOCH-PRESSE – 5. OKTOBER 2022“ weiterlesen

Zwei Dänen aus Nordjüttland genießen ein tolles Musikwochenende in Hamburg

Fotos: © Westermann / Staatsoper Hamburg

von Andreas Schmidt

Restlos begeistert waren am vergangenen verlängerten Wochenende die beiden Norddänen Dorte und Torben Westmark: begeistert von der Kultur- und Musikstadt Hamburg. Das Ehepaar lebt in einem Dorf an der Tanisbugt zwischen Hirtshals und Skagen. Die nächste größere Spielstätte liegt 80 Kilometer entfernt, in Aalborg, richtige Oper gibt es knapp 200 Kilometer entfernt in Aarhus. Warum also nicht gleich mal 530 Kilometer nach Hamburg fahren und dort große Musik, die Großstadt und gutes Essen genießen?

Die Westmarks, sie unterrichtet angehende Lehrer, er ist Berater in einer Sparkasse und ehemaliger Jugendnationalspieler Dänemarks, hatten sich außer einem Besuch in der Elbphilharmonie mit zwei Jugendorchestern aus Deutschland und der Schweiz zwei Aufführungen in der Staatsoper Hamburg ausgesucht, die in Dänemark einen sehr guten Ruf genießt. Die Elbphilharmonie ist eh „Kult“ bei unserem nördlichen Nachbarn. Fast jeder Däne kennt diese Landmark an der Elbe Auen. „Nabucco, Carmen, Elbphilharmonie-Konzert
Hamburg, 30. September – 2. Oktober 2022“
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La Traviata – „die vom rechten Weg Abgewichene“

Nina Minasyan (Violetta Valéry), Liparit Avetisyan (Alfredo Germont)
© Semperoper Dresden/Ludwig Olah

Semperoper Dresden, 2. Oktober 2022 PREMIERE

La Traviata
Musik von Giuseppe Verdi
Libretto von Francesco Maria Piave

Sächsische Staatskapelle Dresden
Sächsischer Staatsopernchor
Leonardo Sini, Dirigent
Barbora Horáková Joly, Inszenierung
Eva-Maria Van Acker, Bühnenbild

Solisten
Violetta Valéry, Nina Minasyan
Alfredo Germont, Liparit Avetisyan
Giorgio Germont, Alexey Markov
Flora Bervoix, Štěpánka Pučálková

von Olaf und Brigitte Barthier

Die Uraufführung fand 1853 in Venedig statt und war zunächst kein großer Erfolg. Erst am 6. Mai 1854 wurde die Oper nach einigen Änderungen von Verdi wieder in La Fenice aufgeführt, dieses Mal in Abwesenheit des Komponisten, und wurde zu einem riesigen Erfolg. Verdis La Traviata ist in Italien das Repertoire-Stück Nr. 1 an jedem Opernhaus, so wie in Deutschland Mozarts Zauberflöte. Es ist daher eine besondere Herausforderung, dieses Stück zu inszenieren, da es Legionen von Interpretationen gibt. „Giuseppe Verdi, La Traviata
Semperoper Dresden, 2. Oktober 2022 PREMIERE“
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Mehr als ein Best of Mozart verbinden

Sebastian Fortak (Puppenspieler), Vanessa Waldhart, Luise Friederike Hennig (Puppenspielerin)© Anna Kolata

Puppentheater Halle , Oper Halle, 1. Oktober 2022 (Premiere)
Saal im Puschkinhaus

Staatskapelle und Ballett Halle,
Michael Wendeberg, Dirigent


Der neue Schauspieldirektor

Komisches Singspiel mit neu zusammengestellter Musik  von Wolfgang Amadeus Mozart. Libretto von Ralf Meyer nach Mozarts „Der Schauspieldirektor“ (1786) von Johann Gottlieb Stephanie dem Jüngeren.

von Dr. Guido Müller

Was entsteht, wenn sich Sängerinnen wünschen, was sie immer schon mal oder wieder von Mozart singen wollen und daraus ein neues Werk entsteht, das wie der ursprüngliche „Schauspieldirektor“ von Mozart auch noch in aktuelle soziale und politische Kontexte als Auftragswerk des Kulturstaatssekretärs (Ähnlichkeiten mit lebenden Personen in Sachsen-Anhalt wären rein zufällig – gespielt von Sebastian Fortak) gestellt wird? Und wenn das Ganze auch noch auf die Bühne des international renommierten Puppentheaters Halle gestellt wird, deren Intendant Christoph Werner außer der Oper Halle und der Staatskapelle auch noch gleich das Ballett dazu einlädt. Auch als Sprecherin in ihrer Muttersprache sehr schön die Tänzerin Margherita Sabbadini und Choreografie Michal Sedláček.

Margherita Sabbadini © Anna Kolata

„Der neue Schauspieldirektor, neu zusammengestellte Musik von W.A. Mozart
Puppentheater Halle, Oper Halle, 1. Oktober 2022 (Premiere)“
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„Die Walküre“ Unter den Linden: Die Wälsungen werden einer Vivisektion unterzogen

Foto: Anja Kampe (Brünnhilde), Michael Volle (Wotan), © Monika Rittershaus

Am Ende wieder jubelnder Applaus für alle, nur der Tenor Robert Watson (Siegmund) erhält lautstarke Buhs, die nur bedingt gerechtfertigt waren. Die Spannung und Erwartungshaltung für die ausstehenden Teile des Ringes steigt!

Richard Wagner Text und Musik
Die Walküre

Christian Thielemann, Dirigent
Staatskapelle Berlin

Dmitri Tcherniakov, Regie und Bühnenbild  

Staatsoper Unter den Linden, 3. Oktober 2022 Premiere

von Peter Sommeregger

Am zweiten Abend dieses Ring-Zyklus wird das Konzept des Regisseurs Dmitri Tcherniakov allmählich klarer: es ist ein gnadenloser, kalter Blick auf die handelnden Personen, die bei ihm Versuchsobjekte im Forschungslabor sind, oder als deren Beobachter agieren. Hundings Hütte im ersten Akt ist eine völlig transparente Kleinwohnung mit Kühlschrank, Waschmaschine, etc. Durch eine nur in einer Richtung transparente Glasscheibe kann der Institutsleiter Wotan jede Bewegung der Personen beobachten. „Richard Wagner, Die Walküre
Staatsoper Unter den Linden, 3. Oktober 2022 Premiere“
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