Die MONTAG-PRESSE – 15. NOVEMBER 2021

Foto: Leif Ove Andsnes © Gregor Hohenberg

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MONTAG-PRESSE – 15. NOVEMBER 2021

Berlin
Chili con Mozart
Das Mahler Chamber Orchestra und der Pianist Leif Ove Andsnes setzen ihr Projekt „Mozart Momentum“ fort – und machen im Berliner Kammermusiksaal Station.
Tagesspiegel.de

Berlin/Deutsche Oper
„Siegfried“ an der Deutschen Oper Berlin: Herheims Gespür für Feinripp
Mit einigem Grausen von solcherart Nabelschau verlässt man nach insgesamt sechs Stunden das Haus an der Bismarckstraße erschöpft, ohne sein Missfallen Herheim ausdrücken zu können, der sich beim Schlussapplaus nicht zeigt. Man sollte an der Deutschen Oper Götz Friedrichs Ring exhumieren!
Klassik-begeistert.de

Potsdamer Winteroper
Im Eishauch des Verbrechens
Die „Potsdamer Winteroper“ präsentiert in diesem Jahr Benjamin Brittens „The Rape of Lucretia“ im sanierten Schlosstheater des Neuen Palais. „Bei dieser „Potsdamer Winteroper“ gelingt durchaus eine Musterinszenierung – und doch muss vor dem Besuch auch gewarnt werden. Bei der 2,8 Millionen Euro teuren Ertüchtigung des Schlosstheaters wurde nämlich offensichtlich das Thema Klimatechnik konsequent ausgespart. Eine coronagerechte Belüftung lässt sich deswegen nur gewährleisten, indem alle Türen während der Vorstellung zum ungeheizten Treppenhaus offenbleiben. Wenn aber die Außentemperatur, wie am Premierenabend, bis auf drei Grad fällt und ein immer kälterer Eishauch in den Saal strömt, dann muss man sehr hart im Nehmen sein oder die Flucht ergreifen.“
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Die tief empfundene Freundschaft dieser Ausnahmekünstlerinnen schafft Erdung und Verbundenheit, schafft Raum für Freiheit und Leben

Unfassbare Freude erfüllt den Raum, überbordernde Energie steigt nach oben, als ob sie direkt durch das Glasdach die schönste Stadt der Welt und das Universum bis in den letzten, schwer erreichbaren Winkel mit unbezwingbarer Lebensfreude und Hoffnung füllen möchte.

Der Virtuosität und dem unmittelbaren Charme beider Künstlerinnen kann man sich nicht entziehen! Ihre tief empfundene Freundschaft schafft Erdung und Verbundenheit, schafft Raum für Freiheit und Leben.

Elbphilharmonie, Hamburg, Großer Saal, 29. Oktober 2021

Patricia Kopatschinskaja, Violine
Sol Gabetta, Violoncello

Jean-Marie Leclair, Tabourin C-Dur
Jörg Widmann, Valse bavaroise, Toccatina all’inglese
Johan Sebastian Bach, Präludium G-Dur BWV 860
Francisco Coll, Rizoma
Domenico Scarlatti, Sonate G-Dur K305
Maurice Ravel, Sonate für Violine und Violoncello
Johann Sebastian Bach aus den zweistimmigen Inventionen
György Ligeti, Hommage a Hilding Rosenberg
Carl Philip Emanuel Bach, Presto c-moll Wq 114/3
Zoltán Kodály, Duo Violine und Violoncello op. 7

von Elżbieta Rydz

Die Vorfreude ist jedem Konzertbesucher trotz Masken anzusehen: Alle beeilen sich zielstrebig auf ihre Plätze, blättern im Programmheft, diskutieren mit dem Nachbarn, welche Komponisten oder Stücke des Abends sie kennen, welche nicht. Auf der Bühne des Großen Saals der Elphi: ein Podest mit schwarzem Hocker, zwei Notenständer.

Und da kommen sie schon: von links und rechts, beide mit den schönsten, emotionalsten Instrumenten der Welt bestückt, beide mit flachen Schuhen, an denen Glöckchen befestigt sind und mit denen sie das erste Stück des Abends einspielend verkünden. Sol Gabetta und Patricia Kopatschinskaja spielen Tambourin C-Dur von Jean-Marie Leclair. Unfassbare Freude erfüllt den Raum, überbordernde Energie steigt nach oben, als ob sie direkt durch das Glasdach die schönste Stadt der Welt und das Universum bis in den letzten, schwer erreichbaren Winkel mit unbezwingbarer Lebensfreude und Hoffnung füllen möchte. „Patricia Kopatschinskaja, Violine, Sol Gabetta, Violoncello
Elbphilharmonie, Hamburg, Großer Saal, 29. Oktober 2021 “
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Das eindrucksvolle Staatsorchester Stuttgart als spannungsgeladener Antreiber in „Die Verurteilung des Lukullus“

Staatsoper Stuttgart, 13. November 2021

von Frank Heublein

An diesem Abend wird in der Staatsoper Stuttgart Die Verurteilung des Lukullus von Paul Dessau aufgeführt. Den Text steuert Berthold Brecht bei. Die Uraufführung der Oper kam 1951 in Berlin auf die Bühne.

Die Türen des Publikumsaals gehen nicht zu. Und eine Trauergesellschaft zieht links vom Parkett vorbei. Ich sehe es live und zugleich als Videobild auf der Bühne. Nach der Umrundung gelangt die Gesellschaft auf die Bühne. Am rechten vorderen Rand in Publikumreihe eins steht das Trautonium. Zugleich ist ein Übergang von Bühne und Publikumsraum, der an diesem Abend als Erweiterung des Spielraums genutzt wird.

Der Kameramann ist beständig auf der Bühne. Fokussiert Details. Diese werden per Video auf diverse Leinwände projiziert. Die Leiche des Lukullus wird hereingetragen. Ein vielschichtiger Trauerchor erhebt sich. Ein erster Eindruck der staccatoartigen Sprechgesänge, die ich in den folgenden 90 Minuten hören werde. Sie sind eher von der Musik getrieben als von ihr unterstützt. Sängerisch ist das extrem anspruchsvoll, da dies alles auskomponiert ist. Die Partitur ist zum Teil gegen den normalen Sprachrhythmus angelegt. „Die Verurteilung des Lukullus von Paul Dessau,
Staatsoper Stuttgart, 13. November 2021“
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Daniil Trifonov, Johann Sebastian Bach und Söhne, The Art of Life

Das üppig ausgestattete Doppelalbum ist ein absolutes Muss, nicht nur für Verehrer Trifonovs, der damit auch einen aktuellen Beitrag zur Pflege des Bach’schen Klavierwerkes leistet.

Daniil Trifonov, Klavier
Johann Sebastian Bach und Söhne: The Art of Life
Deutsche Grammophon 483 8530

von Peter Sommeregger

Daniil Trifonov, der in wenigen Jahren zum großen Star unter den Pianisten aufgestiegen ist, erobert sich nun auch den Kosmos der Musik von Johann Sebastian Bach und seinen Söhnen.

Auf dem neuen Album bezieht er die nicht minder begabten Söhne des Leipziger Thomaskantors bewusst in sein Programm ein, betrachtet die Familie Bach in ihrer kreativen Gesamtheit.

Kurze Kompositionen der Bach-Söhne Johann Christian, Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel und Johann Christoph Friedrich stellt er dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach voran, einem historischen Dokument dieser bedeutenden Musikerfamilie. „CD Rezension: Daniil Trifonov, Johann Sebastian Bach und Söhne, The Art of Life,
klassik-begeistert.de“
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„Meine Seele sang, nicht meine Kehle!“

Foto: © Olaf Malzahn

Theater Lübeck, 12. November 2021

von Dr. Andreas Ströbl

„Ist das wirklich Korngold?“ –. Das Theater Lübeck hat seine „Komödie mit Musik“ in jeder Hinsicht farbenfroh inszeniert und diejenigen, die mit der „Stummen Serenade“ so etwas Ähnliches wie seine „Tote Stadt“ erwarteten, konnten eine echte Überraschung erleben.

Der von den Nazis in die Emigration getriebene Komponist hat bekannterweise in den USA bahnbrechende Filmmusik geschrieben und den Klang Hollywoods maßgeblich geprägt. Genau das ist die Art leichter musikalischer Unterhaltung, die „Die stumme Serenade“ zu dem macht, was sie ist: eine spritzige Nummern-Revue, die auf eingängige Melodien und Situationskomik setzt.

Die Handlung ist etwas konstruiert und wirkt manchmal wie eine Parodie auf Puccinis „Tosca“: Es gibt eine wunderschöne Frau, einen machtgierigen Ministerpräsidenten, einen systemstützenden Polizeichef, einen unbekannten anarchistischen Bombenleger und das Versprechen auf eine letztlich nicht durchgeführte Hinrichtung. Und dazu einen Schneider, nein – einen genialen Modeschöpfer.

Foto: © Olaf Malzahn

Alles im hitzigen Neapel, mit viel Temperament und großen Gefühlen. Der Schneider Andrea Coclé liebt die schöne Frau, die Schauspielerin Silvia Lombardi, die aber die Geliebte des Ministerpräsidenten Lugarini ist. Die wird nachts angeblich von einem Unbekannten heimgesucht und jetzt sucht man einen vermeintlichen Frauenräuber, auf dessen Vergehen in Neapel die Todesstrafe steht. Zugleich findet man unter dem Bett des Ministerpräsidenten eine Bombe, die aber nicht hochgeht. Dieser Attentatsversuch muss durch den Polizeichef Caretto umgehend aufgeklärt werden, sonst verliert der seinen Posten. „Die stumme Serenade, Komödie mit Musik von Erich Wolfgang Korngold,
Theater Lübeck, 12. November 2021“
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Daniel Barenboim: The Last Romantic auf Europa-Tournee

Konzert am 11. November 2021 im Musikverein Wien, Großer Saal

Robert Schumann: Symphonie Nr. 1 in B-Dur op. 38 „Frühlingssymphonie“
Johannes Brahms: Symphonie Nr. 1 in c-moll, op. 68

Konzert am 12. November 2021 im Musikverein Wien, Großer Saal

Robert Schumann: Symphonie Nr. 2 in C-Dur
Johannes Brahms: Symphonie Nr. 2 in D-Dur

Staatskapelle Berlin
Dirigent: Daniel Barenboim    
Foto: Monika Rittershaus

von Herbert Hiess

In Berlin gibt es bei einem der führenden Symphonieorchester so Verhältnisse wie in Wien. Genauso wie beim Staatsopernorchester und den Wiener Philharmonikern rekrutieren sich die Mitglieder der Staatskapelle Berlin aus den Mitgliedern des Orchesters der Staatsoper unter den Linden; eines der besten Opernhäuser Europas – wenn nicht sogar weltweit.

Seit 1992 – also bald seit 30 Jahren – ist der unermüdliche Maestro Daniel Barenboim  Chef sowohl der Oper als auch des Orchesters. Und mit diesem äußerst gut medial vernetzten Chefdirigenten und den zahllosen Tonaufnahmen ist dieses Orchester bei Musikfreunden weltweit verbreitet. Die Marke „Barenboim“ zieht halt! „Daniel Barenboim, Staatskapelle Berlin
Konzert am 12. November 2021 im Musikverein Wien, Großer Saal“
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„Siegfried“ an der Deutschen Oper Berlin: Herheims Gespür für Feinripp

Mit einigem Grausen von solcherart Nabelschau verlässt man nach insgesamt sechs Stunden das Haus an der Bismarckstraße erschöpft, ohne sein Missfallen Herheim ausdrücken zu können, der sich beim Schlussapplaus nicht zeigt. Man sollte an der Deutschen Oper Götz Friedrichs „Ring­“ exhumieren!

Deutsche Oper Berlin, Premiere am 12. November 2021
Foto: Deutsche Oper Berlin/Bernd Uhlig

Richard Wagner, Siegfried

Siegfried  Clay Hilley
Brünnhilde  Nina Stemme
Der Wanderer  Iain Paterson
Mime  Ya-Chung Huang
Fafner  Tobias Kehrer
Alberich  Jordan Shanahan
Erda  Judit Kutasi
Ein Waldvogel  Sebastian Scherer
Inszenierung  Stefan Herheim
Dirigent  Sir Donald Runnicles

von Peter Sommeregger

Wenn man bereits die ersten drei Opern dieser „Ring“-Neuinszenierung gesehen hat, so hofft man, der „Siegfried“ könnte so schlimm nicht mehr werden. Aber Stefan Herheim, dem offenbar auch die Reste seines ursprünglichen Regie-Talents abhanden gekommen sind, toppt noch einmal alle Schwächen und Absurditäten der bisherigen „Ring­“-Teile.

Nachdem  immer noch die Musik das Wichtigste an einer Opernaufführung ist, lieber darüber zuerst. Der „Siegfried“ stellt im „Ring“ so etwas wie das Scherzo dar, wenige handelnde Personen, eine übersichtliche Handlung. Mit Iain Paterson als Wanderer erlebt man bereits den dritten Wotan dieses Ringes, und er hinterlässt einen überzeugenden Eindruck. Textdeutlich und souverän porträtiert er den resignierenden Göttervater, seinem Bass stehen durchaus weiche, warme Töne zur Verfügung, ohne dass er im Forte Abstriche machen müsste. Er bietet die vielleicht ausgewogenste Leistung des Abends. Sein Gegenspieler Alberich wird von  Jordan Shanahan mit der verlangten Bitter- und Bösartigkeit ausgestattet. Als dritter Bass gibt Tobias Kehrer dem Wurm Fafner das notwendige Format und Volumen. „Richard Wagner, Siegfried
Deutsche Oper Berlin, Premiere am 12. November 2021“
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Die SONNTAG-PRESSE – 14. NOVEMBER 2021

Foto: Aga Mikolaj © AMMEDIA

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Die SONNTAG-PRESSE – 14. NOVEMBER 2021

Dresden
Semperoper-Sopranistin Aga Mikolaj (†51) nach Corona-Erkrankung gestorben
TAG 24.de

Hamburg
Volle Konzentration: Lang Lang in der Laeiszhalle
NDR.de-kultur

Wien/Staatsoper
Domingo sang „Nabucco“ nicht zu Ende
Plácido Domingo übergab vor der großen Arie an den jungen mongolischen Kollegen Enkbath Armatuvshin.
Die Presse.com „Die SONNTAG-PRESSE – 14. NOVEMBER 2021“ weiterlesen

Staatsoper Hamburg: ein ambitionierter, aber nicht überzeugender Abend mit einem Startenor

Roberto Alagna in der Hamburgischen Staatsoper, 12. November 2021

Foto: Roberto Alagna, © wikipedia.de

Von der einstmals glanzvollen, berückenden Stimme Alagnas waren an diesem Abend allenfalls noch Reste vorhanden. Gleichwohl, der Mehrheit des Publikums hat es, gemessen am Zwischen- und Schlussbeifall, gefallen.

von Dr. Ralf Wegner

Die Vorstellung war nur schwach besucht. Das mag auch an dem Titel der Aufführung gelegen haben: The Art of Roberto Alagna. Manch einer dachte wohl, der Tenor hätte sich mittlerweile der bildenden Kunst verschrieben und würde seine malerischen Werke vorstellen. Dem war nicht so. Zuletzt hatten wir Alagna vor drei Jahren gehört, als er um Manricos hohes C rang, unterstützt von einem gnädigen Pariser Publikum. An diesem Abend hatte sich der 58 Jahre alte Sänger ein umfangreiches, ambitioniertes Arienprogramm ausgesucht, allerdings ohne entsprechend exponierte Höhen. Es begann mit Barockmusik (Pergolesi, Arie des Ascanio) und endete nach einigen Arien aus dem romantischen Repertoire mit einer Komposition seines Bruders David Alagna.

Der Anfang war erschreckend, Alagnas Stimme klang brüchig, ohne Glanz oder Schmelz, eng, zuweilen blechern in der Höhe und mit tonlosen, kaum wahrnehmbaren Piani. Unschön gerieten Händels Ombra mai fu und Glucks Arie des Orfeo Che farò senza Euridice. Mit wenig Wohlklang gestaltete Alagna Mozarts Arie des Ferrando Un’aura amorosa. Auch das eher lyrische Ach so fromm aus Flotows „Martha“ war nicht schön anzuhören. „Roberto Alagna in der Hamburgischen Staatsoper, 12. November 2021“ weiterlesen

Interview: Deutsche Chöre und Politik (Teil 2)

Foto: Alexander ArltKronau, FSB

von Jolanta Łada-Zielke

„Die singen ja nur“ – so sagte man über Chormitglieder während der Revolution von 1848/49. Das politische und gesellschaftliche Leben wirkte sich jedoch auf die Tätigkeit der Chorvereine sehr wohl aus. Am deutlichsten war es in der Nazizeit, als man zum Beispiel die Seiten mit Stücken von Mendelssohn in Liederbüchern zusammenklebte.

Ich lade Sie zur Fortsetzung des Gesprächs mit Alexander Arlt, dem Archiv- und Museumsleiter der Stiftung Dokumentations- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens in Feuchtwangen, ein.

Die ersten Chorvereine entstanden 1809, zu einer Zeit also, als die Bedrohung durch Napoleons Truppen überall präsent war. Beeinflusste diese politische Lage die Entwicklung der Chorbewegung?

Einen Einfluss hatte dies auf jeden Fall  hinsichtlich des Liedguts. Das Repertoire für Männerchöre war zu dieser Zeit noch überschaubar, so dass viele neue Kompositionen entstanden, die dann auch von den damaligen Umständen geprägt waren. Eine bekannte und weit verbreitete Sammlung war zum Beispiel „Leyer und Schwerdt“  von Theodor Körner, vertont von Carl Maria von Weber 1814. Körner ging als Freiheitskämpfer bei dem Lützow’schen Freikorps in die Geschichte ein. Besonders bei „Lützows wilde Jagd“ ist ein militärischer Unterton deutlich wahrnehmbar.  „Interview: Deutsche Chöre und Politik,
(Teil 2), 13. November 2021“
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