Ein Psychogramm der Zeitgeschichte: Christine Mielitzʼ »Fidelio« in der Semperoper Dresden

Foto: © Klaus Gigga
Ludwig van Beethoven, Fidelio,
Semperoper Dresden, 11. Oktober 2019

von Pauline Lehmann

Vom spanischen Staatsgefängnis bei Sevilla im 18. Jahrhundert holt Christine Mielitz das Bühnengeschehen unvermittelt in die Gegenwart. Erstmals am 7. Oktober 1989, dem 40. Jahrestag der DDR, aufgeführt, gleicht der Dresdner »Fidelio« einem gesellschaftspolitischen Psychogramm des Herbstes 1989.

Die 138. Vorstellung steht im Gestus der Erinnerungskultur »30 Jahre Friedliche Revolution«. In seiner Festrede fokussiert Bundespräsident a. D. Joachim Gauck »Demokratie, Herrschaft des Rechts, Vielfalt und Toleranz« und verweist überdies auf das emanzipatorische Erbe und auf die Pflicht aller, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. „Ludwig van Beethoven, Fidelio, Semperoper Dresden, 11. Oktober 2019“ weiterlesen

Bei diesem Don Giovanni glänzt vor allem das Kostüm – unentschlossene Mozart-Neuinszenierung an der Hamburgischen Staatsoper

Fotos:  © Brinkhoff/Mögenburg
Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni (Premiere)
Hamburgische Staatsoper, 20. Oktober 2019

von Guido Marquardt

Jan Bosses Inszenierung zeigt einige interessante Ideen, aber kein durchweg überzeugendes Konzept. Musikalisch ragt vor allem die Orchesterleistung heraus, auch sängerisch ist Erfreuliches zu erleben. Leider bleibt ausgerechnet der Titelpart etwas blass. So wird es nur ein guter Opernabend, aber nichts von wirklich nachhaltigem Eindruck.   „Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni (Premiere), Hamburgische Staatsoper, 20. Oktober 2019“ weiterlesen

Ritterbands Klassikwelt 3/2019: Tyrannen auf der Opernbühne – und wie sie enden

Tyrannen sind natürlich Macbeth und Boris Godunov und – zumindest aus Schweizer Sicht – der Prototyp für alle Tyrannen: Der habsburgische Landvogt Gessler in Rossini’s Wilhelm Tell. Giacomo Meyerbeers Prophet wird in der gleichnamigen Oper mehrmals als „Tyrann“ bezeichnet – unter anderem von seiner eigenen Mutter Fidès. Es gibt Anti-Tyrannen, die nur gut und positiv sind, wie Titus in Mozarts „Clemenza di Tito“, und es gibt Tyranninnen, also Tyrannen weiblichen Geschlechts – Turandot in Puccinis letzter (und unvollendeter) Oper, die grundsätzlich alle Freier einen Kopf kürzer machen lässt, welche ihre drei ziemlich lapidaren Rätsel nicht erraten.

von Charles E. Ritterband

Das Personal der Opern besteht üblicherweise aus mehr oder weniger tragisch Verliebten, weniger aus erfolgreichen und meist aus gescheiterten Helden. Auffällig ist aber die Häufigkeit der Tyrannen auf der Opernbühne.

Die Liste ist lang: Sie reicht vom brutalen Römer Polizeichef Scarpia, der den politischen Gefangenen Angelotti in den Tod treibt und den Künstler Cavaradossi trotz Zusicherungen erschießen lässt, vom Gouverneur eines Staatsgefängnisses bei Sevilla, einem gewissen Don Pizarro, der den Gefangenen Florestan im tiefsten, dunkelsten Kerker verborgen hält und ihn möglichst bald aus der Welt schaffen will – bis hin zu den kleinen Tyrannen im eigenen Haushalt, wie den Doktor Bartolo, der sein Mündel Rosina wie eine Gefangene hält und Graf Almaviva, der eben diese Rosina zu seiner Gräfin macht und dann in seinem Schloss herrscht wie ein Despot und der trotz aller Versprechungen nicht auf das althergebrachte „ius primae noctis“ verzichten will und mit List und Tücke versucht, Susanna, die Braut seines Kammerdieners Figaro noch in der Hochzeitsnacht ins Bett zu kriegen. „Ritterbands Klassikwelt 3/2019 klassik-begeistert.de“ weiterlesen

DIE SONNTAG-PRESSE - 20. OKTOBER 2019

Foto: Lotte Tobisch – Quelle: Wikimedia Commons
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Die SONNTAG–PRESSE – 20.OKTOBER 2019

Baden bei Wien
Lotte tobisch ist tot
Sie starb Samstag früh in Baden
Wiener Zeitung

Lotte Tobisch ist tot
Die Opernball-Grande-Dame und Burgschauspielerin Lotte Tobisch ist Samstagfrüh im Alter von 93 Jahren gestorben. Die Wienerin prägte unter anderem 16 turbulente Jahre lang den Opernball als Organisatorin.
https://wien.orf.at/stories/3017954/

Lotte Tobisch: Ihr Tod ist ein Skandal – Bezahlartikel
Abschied von einer ganz großen Dame
https://kurier.at/kultur/lotte-tobisch-ihr-tod-ist-ein-skandal/400651442

Graz
Die Fledermaus rächt sich in der Bedürfnisanstalt – Bezahlartikel
Mit ein paar Kniffen und Drehs möchte Regisseur Maximilian von Mayenburg der tausendfach gespielten und gesehenen „Fledermaus“ von Johann Strauß neue Aspekte abgewinnen. Es ist ein eher halbgarer, musikalisch solider Abend.
Kleine Zeitung

Ein ungewohnter Blick auf die Fledermaus
https://steiermark.orf.at/stories/3017909/

Berlin
Berliner Philharmoniker: Alles sprüht vor Spiellust
Musikalisch war Europa immer grenzenlos: Dirigentin Emmanuelle Haïm und die Berliner Philharmonikern widmen sich der Barockmusik.
Tagesspiegel

Wien/ Volksoper
„Gespenst von Canterville“ in der Volksoper: Geistreiche Geisterspiele Bezahlartikel
„Das Gespenst von Canterville“ von Marius Felix Lange spukt nach allen Regeln der Bühnenkunst.
Kurier „DIE SONNTAG-PRESSE – 20. OKTOBER 2019“ weiterlesen

DIE SAMSTAG-PRESSE - 19. OKTOBER 2019

Foto: Theater an der Wien, La clemenza di Tito © Werner Kmetitsch
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SAMSTAG – PRESSE – 19. OKTOBER 2019

Wien/ Theater an der Wien
„Zu milde?“
Im Theater an der Wien wird in der zweiten Premiere der laufenden Saison der Milde des Kaisers Titus gehuldigt. Im Gegensatz zur gewohnten Aufführungspraxis von Mozarts „La clemenza di Tito“ sind die Partien des Sesto und des Annio jeweils mit einem Countertenor besetzt.
17.10. Premiere „La clemenza di Tito“
http://www.operinwien.at/werkverz/mozart/atitus8.htm

Die Probleme des Titus und Lösungsansätze
https://www.diepresse.com/5708536/die-probleme-des-titus-und-losungsansatze

Im Vorraum der tausend Gefühle
Mozarts „La clemenza di Tito“ erfreut im Theater an der Wien vor allem musikalisch.

Wiener Zeitung
Theater an der Wien: Fehlstart ist mit „La Clemenza di Tito“ komplett
Mit den Inszenierungen hat das Theater an der Wien in der noch jungen Saison kein Glück. Nach dem Debakel „Rusalka“ setzt nun Regisseur Sam Brown Mozarts „La Clemenza di Tito“ in den Sand. Das Sängerensemble und der Concentus Musicus Wien retten den Abend.
Kleine Zeitung

Das Wiener Kammerorchester gastiert im Mozart Saal des Wiener Konzerthauses – mit viel Wiener Charme, Tango und Düsternis
Klassik-begeistert

„Konzertgänger in Berlin“
Lorbeerig: Emmanuelle Haïm bei den Berliner Philharmonikerinnen. Wird die Nymphe zum Lorbeer …
Dirigentinnen-Alarm in Berlin! Am Sonntag wird Karina Canellakis das RSB leiten, am Donnerstag steht Mirga Gražinytė-Tyla im Konzerthaus am Pult, am 30. 10. dirigiert Oksana Lyniv die Staatskapelle. Für sie alle gilt dasselbe wie dieser Tage für Emmanuelle Haïm bei den Berliner Philharmonikerinnen (Achtung, Männer sind im ganzen Text mitgemeint): Sie ist nicht da, weil sie eine Frau ist. Vor ein paar Jahren hätte man sogar gesagt, sie sei da, obwohl sie eine Frau ist. Diese Zeiten scheinen zum Glück halbwegs vorbei…
https://hundert11.net/lorbeerig/ „DIE SAMSTAG-PRESSE – 19. OKTOBER 2019“ weiterlesen

Don Pasquale an der Royal Opera zwischen Brillanz und Bitterkeit

Foto: © Clive Barda
Gaetano Donizetti, Don Pasquale,
Libretto Giovanni Ruffini und Gaetano Donizetti
Royal Opera House, London, 14. Oktober 2019

 Von Charles E. Ritterband

Bryn Terfel, der walisische Bassbariton ist ein Weltstar – und er ist der erklärte Liebling der Royal Opera Covent Garden. Ob er allerdings in der komischen Titelrolle von Donizetti’s „Don Pasquale“ nicht doch eher unterfordert war und unter seinem Niveau singen musste, könnte man mit Recht fragen. Terfel hat schon grandiosere Rollen gesungen, von Boris Godunov (kürzlich in Covent Garden), als großartiger Fliegender Holländer und überragend komischer Falstaff. „Gaetano Donizetti, Don Pasquale, Royal Opera House, London, 14. Oktober 2019“ weiterlesen

DIE FREITAG-PRESSE - 18. OKTOBER 2019

Foto: Das Gespenst von Canterville © Barbara Pálffy/Volksoper Wien
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Die FREITAG – PRESSE – 18.OKTOBER 2019

München/ Bayerische Staatsoper
Wohlfühlabend mit ganz viel Glanz in den Stimmen
Les Contes d’Hoffmann
Ganz vorneweg: Oper darf auch einfach mal „nur“ Spaß machen.
Klassik-begeistert

Graz/ Musikverein für Steiermark
Yuja Wang und die Wiener Philharmoniker brillieren in Graz
Die Konzertsaison hat erst begonnen, schon ist es im Grazer Musikverein zu einem ersten Höhepunkt gekommen, der für die restliche Saison die Latte hoch legt. Die chinesische Pianistin Yuja Wang lieferte am Mittwoch ein rasant-brillantes Klavierkonzert von Rachmaninow, während die Wiener Philharmoniker unter Andres Orozco-Estrada bei Dvoraks Neunter Symphonie ihre Klasse einmal mehr bewiesen.
https://www.vol.at/yuja-wang-und-die-wiener-philharmoniker-brillieren-in-graz/6393214
oder/und
Salzburger Nachrichten

Wien
Jonas Kaufmanns Suche nach Leichtigkeit
Der deutsche Startenor findet im Wiener Konzerthaus spät zu seiner Klasse
Der Standard

Jonas Kaufmanns Wiener Lieder
Sterile Heurigen-Seligkeit: Tenor Jonas Kaufmann versucht sich an Wiener Liedern.
https://www.profil.at/shortlist/kultur/jonas-kaufmanns-wiener-lieder-11175779

„Konzertgänger in Berlin“
Sanfttröstend: Sampson und Bezuidenhout im Boulezsaal
Gelobt sei die Kunst des sinnigen Sichversprechens und Sichversingens! Nur ein die und ein der vertauscht, und schon ersetzt der Großvater die Oper: Flieht, was der Opa singet und folgt der Phantasie. Wie schön ist das denn! Wahrlich von tieferem Sinn aber, wenn die wunderbare Sopranistin Carolyn Sampson nicht singt
https://hundert11.net/sanfttroestend/

Sexuelle Übergriffe an der Oper: Jonas Kaufmann: „Es gab die Besetzungscouch“
Stuttgarter Zeitung

Hamburg
Verdis „Otello“ in Hamburg: Calixto Bieito seziert schonungslos die Abgründe des Menschen
Wie ähnlich sich doch die Namen sind: Bieito – Boito! Ohne Bieito gäbe es diese „Otello“-Inszenierung nicht, aber ohne Boito gäbe es nicht einmal Verdis zugrunde liegende Oper. Gelegenheit also, einmal die Bedeutung Boitos beim Zustandekommer dieses Werkes zu würdigen.
Klassik-begeistert

Trauer um Rainer Mehlig, den langjährigen Bundesgeschäftsführer des Verbandes deutscher Musikschulen
Neue Musikzeitung/nmz.de

Ausschreibung: 30. internationalen Gesangswettbewerbs der Kammeroper Schloss Rheinsberg
Neue Musikzeitung

Wien/ Theater an der Wien
„Harnoncourt bleibt lebendig“
Dirigent Stefan Gottfried über die neue Normalität beim Concentus Musicus und die Premiere des „Titus“ an der Wien.
Wiener Zeitung

Berlin/ KomischeOper
Ein dionysisches Werk
Rausch als Machtmittel: Hans Werner Henzes »The Bassarids« an der Komischen Oper Berlin
https://www.jungewelt.de/artikel/364920.ein-dionysisches-werk.html

Amsterdam
Toxic masculinity in Orchestra of the 18th century’s Don Giovanni
bachtrack

New York
New Camerata Opera 2019-20 Review: El Barbero De Sevilla
https://operawire.com/new-camerata-opera-2019-20-review-el-barbero-de-sevilla/

Chicago
Lyric’s The Barber of Seville wraps Chicago with humor and joy
https://patch.com/illinois/chicago/lyric-s-barber-seville-wraps-chicago-humor-joy

Washington
Russell Thomas is much more than a black tenor. Now, he’s tackling “Otello’ and the field’s stereotypes.
Washington Post

San Diego
BWW Interview: Carl Tanner of SAN DIEGO OPERA’S AIDA at The San Diego Civic Center
https://www.broadwayworld.com/bwwopera/article/BWW-Interview-Carl-Tanner-of-SAN-DIEGO

Salt Lake City
Utah Opera’s “Traviata” soars with soprano’s poignant Violetta
https://utahartsreview.com/2019/10/utah-operas-traviata-soars-with-sopranos-poignant-violetta/

Mexiko
41st Manuel Enriquez International Forum of New Music: Le Grand Macabre
https://operawire.com/41st-manuel-enriquez-international-forum-of-new-music-le-grand-macabre/

Musical

Wien/ Volksoper
Das Gespenst darf seine Würde nicht verlieren!“
Am Freitag hat „Das Gespenst von Canterville“ Premiere. Ein Gespräch mit Komponist und Regisseur.
Die Presse

Sprechtheater

Wien
Ein Liebling der Löwinger-Bühne: Schauspielerin Hilde Rom gestorben
Kurier

Literatur

Stockholm
Nobelpreis an Handke: Schwedischen Akademie verteidigt sich
Schwedische Akademie: „Keine Beweise dafür, dass Handke dem Blutvergießen Tribut zollte“.
Kurier

Franzobel wird Stadtschreiber von Dresden
Der Schriftsteller wird über einen Mann mit Doppelleben in der DDR schreiben.
Wiener Zeitung

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Unter’m Strich

Hand oder Tastatur?
Das Internet ist ja an vielem schuld, aber manchmal auch ganz nützlich. So sagt man, dass die Menschen noch nie so viel gelesen und geschrieben haben wie derzeit in Chats und auf mobilen Endgeräten. Über Inhalte und sinnerfassendes Lesen kann man streiten, doch sorgt ein Thema dabei stets für Aufregung: Sollen Kinder überhaupt noch die Handschrift lernen?
https://www.wienerzeitung.at/meinung/kommentare/2034262-Hand-oder-Tastatur.html

GB
Johnson setzt fürs Finale im Unterhaus auf einen Trick
In letzter Minute schmieden die EU-Kommission und Boris Johnson ein Ausstiegsabkommen. Doch der britische Premier weiß, dass die größte Hürde noch auf ihn wartet – er muss den Deal durchs eigene Parlament bringen. Dafür setzt er auf einen überraschenden Winkelzug
Die Welt.de
Warum Boris Johnson gewonnen hat
Lange hat der britische Premier um eine Vereinbarung mit der EU gerungen. Das Ergebnis ist ein klarer Sieg für den britischen Regierungschef. Johnson ist der Sieger – selbst wenn sein Deal im Unterhaus scheitert.
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article202082582/Brexit-Deal-Warum-Boris

Beifallsstürme für einen magischen „Midsummer Night’s Dream“ an der Wiener Staatsoper

Fotos:  © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Benjamin Britten, A Midsummer Night´s Dream,
Wiener Staatsoper, 17. Oktober 2019

 Von Charles E. Ritterband

 Beifallsstürme begrüssten diese Neuinszenierung von Benjamin Brittens „Midsummer Night´s Dream“ – die erste Produktion der beginnenden Spielzeit 2019/2020. Ein guter Start. Das Stück wurde erstmals 1962 in Wien aufgeführt – nur zwei Jahre nach der Uraufführung am Aldeburgh Festival. Der 47jährige Britten stand damals zweifellos auf dem Höhepunkt seines Schaffens – wenige Jahre nach „Billy Budd“ und „Gloriana“. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Wiener Erstaufführung erklingt das Werk nun wieder an der Staatsoper – und zwar mit großem Erfolg. Irina Brook, die Regisseurin dieser Produktion kommt aus einem illustren Theaterhaus: Ihr Vater war der legendäre Peter Brook – einer meiner bevorzugten Regisseure und ein großer Theoretiker des Theaters („Der leere Raum“). „Benjamin Britten, A Midsummer Night´s Dream, Wiener Staatsoper, 17. Oktober 2019“ weiterlesen

Das Wiener Kammerorchester gastiert im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses – mit viel Wiener Charme, Tango und Düsternis

Foto: Jōji Hattori © Gottfried Mangione
Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal, 13. Oktober 2019

Wiener KammerOrchester
Jōji Hattori, Violine, Dirigent
Julia Hagen, Violoncello
Tsuyoshi Tsutsumi, Violoncello
Christoph Wagner-Trenkwitz, Präsentation

von Jürgen Pathy

Servus die Madl’n, griaß eich die Buam. Zwar nicht ganz so leger, doch in ähnlich charmanter Art und Weise empfängt Christoph Wagner-Trenkwitz, 57, zur Matinee im Mozart-Saal des Wiener Konzerthaus. Bewaffnet mit spitzfindigen Pointen, G’schichtln aus dem Wienerwald und wertvollen Informationen führt Wagner-Trenkwitz, der nicht nur bekannt ist als scharfzüngiger Kommentator des Wiener Opernballs, sondern auch als Chefdramaturg der Volksoper Wien, durch diesen Frühschoppen.

Wein gibt es zwar keinen, stattdessen viel Musik von Joseph Haydn, Antonio Vivaldi, Tōru Takemitsu und dem Wiener Urgestein Franz Schubert. Dessen Symphonie in B-Dur, ein Jugendwerk des damals erst 19-jährigen Komponisten, fließt dennoch luftig und spritzig serviert. Hell, flott und mit einem Schuss Zitrone das Allegro, etwas trocken das Andante, mit Verve und Elan die beiden Schlusssätze, von Schubert notiert als Menuetto. Allegro molto und Allegro vivace. Als großartig eingespieltes Gespann erweisen sich dabei das Wiener KammerOrchester und dessen gern gesehener Gast Jōji Hattori, 50, der erst kürzlich in den Stand des ersten Gastdirigenten erhoben wurde. „Wiener KammerOrchester, Wiener Konzerthaus, 13. Oktober 2019“ weiterlesen

Lieses Klassikwelt 4 / 2019: Emanzipation, #MeToo und Sexismus auf der Opernbühne

Apropos Liebe und Sexualität: Natürlich freut es mich, dass dank #MeToo sexuelle Belästigung kein Kavaliersdelikt mehr ist. Nur verwundere ich mich darüber, dass die öffentliche Empörung um Regisseure einen Bogen macht als gäbe es keinen Sexismus auf der Opernbühne. Sängerinnen wird bisweilen unerhört viel zugemutet.

von Kirsten Liese

Die Anfänge meiner beruflichen Laufbahn vor 25 Jahren waren nicht einfach. Die Feministin Alice Schwarzer hatte Recht, als sie damals sagte, eine Frau müsse doppelt so gut sein wie ein Mann. In den Redaktionen, für die ich arbeitete, saßen überwiegend Männer.

Heute bin ich auf Premieren, Pressekonferenzen und Festspielen immer noch überwiegend von männlichen Korrespondenten umringt, aber in den Redaktionen bin ich nur noch selten mit Machos konfrontiert, muss weniger kämpfen und erfahre mehr Wertschätzung. Und profitiere davon, dass in vielen Bereichen der Hochkultur ausdrücklich mehr Frauen erwünscht sind. Das nenne ich Fortschritt! „Lieses Klassikwelt 4/2019
klassik-begeistert.de“
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