Frau Lange hört zu (19): Bildung verpflichtet. Zum Denken.

Schon faszinierend, wer sich zurzeit als Anhänger – und aktiver Verbreiter – von Verschwörungsmythen entpuppt. Denn dabei handelt es sich nicht nur um Menschen, die unser Bildungssystem unterwegs im Galopp verloren hat. Sondern auch um gutbürgerliches Volk und Freunde der schönen Künste. Über den Irrtum, dass Abitur und Studium wirksamen Impfschutz gegen die Seuche der Irrationalität bieten: eine Polemik mit Musik.

von Gabriele Lange

So, heute wird es kein langes Stück. Mich plagt ein Zipperlein. Nein, Corona ist es nicht. Mich plagt aber auch die wachsende Verzweiflung über eine zweite Epidemie, die uns befallen hat. Die Epidemie der Verschwörungshysterie. Wenn ich mir die Bilder einer Demo aus München oder vom Samstag aus Berlin angucke, dann tut mir eines dabei besonders weh: Es sind richtig viele Leute dabei, die sich ausdrücken können. Die einen bürgerlichen Eindruck machen. Sie mischen sich mit Esoterik-Freaks, Althippies, Partyvolk, Hipstern, Rechtsradikalen, Nazis – Himmelherrgott, da tragen Leute ein Plakat mit einem Hakenkreuz aus Masken und Injektionsspritzen! Impfgegner schmücken sich mit einem Judenstern. „Frau Lange hört zu (19): Bildung verpflichtet. Zum Denken.“ weiterlesen

Schneller, höher, weiter

Rekorde in der Corona-Zeit: Gute-Laune-Tipps für Klassik-Fans – Teil 3

von Reinhard Berger

Hundert Meter in 9,58 Sekunden. Zu Fuß! Schneller als Usain Bolt ist nie ein Mensch gelaufen. Mag sein, aber nur, wenn Sie noch nie Lang Lang, Evgeny Kissin und Friedrich Gulda gehört haben. Diese Pianisten toppen jeden Rekord – mit den Fingern! Heute geht es um „Höher, weiter, schneller“, Rekorde in der Musik, die nicht unter dem olympischen Gedanken stehen.

Schweißtreibend

Selten treibt es mir als Zuhörer den Schweiß auf die Stirn. Aber wenn ich Emma Kirkby höre, verkrampfe ich und denke: Bitte halt durch! Und sie hält durch. Nie zuvor habe ich einen Menschen so schnell und präzise singen hören wie diese Barock-Sopranistin, die einst Schullehrerin war und als Hobby in einem Chor sang. Später stieg sie bei der Umfrage „Die größten Sopranistinnen“ in die Liga von Maria Callas auf. Ihre Koloraturen (schnelle Läufe) zum Beispiel in Händels „Gloria“ sind nicht zu übertreffen, im Schlusssatz „Cum Sancto Spiritu“ rast sie jedem Lautsprecher davon.

The Artistry of Emma Kirkby, 4 CDs mit Höhepunkten der Barockmusik, BIS, 2009. „Rekorde in der Corona-Zeit: Gute-Laune-Tipps für Klassik-Fans – Teil 3
klassik-begeistert.de“
weiterlesen