Schönberg und Bruckner: Andris Nelsons begeistert mit einem kontrastreichen Programm

Andris Nelsons, Foto: Marco Borggreve

Arnold Schönberg
Klavierkonzert  op.42

Anton Bruckner
Symphonie Nr.7 E-Dur

Berliner Philharmoniker
Andris Nelsons  Dirigent
Mitsuko Uchida  Klavier

Philharmonie Berlin, 8. Dezember 2022


von Peter Sommeregger

Der lettische Dirigent Andris Nelsons, gern gesehener Gast am Pult der Berliner Philharmoniker, setzt diesmal zwei Werke auf das Programm, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Der Abend beginnt mit Arnold Schönbergs atonalem, 1942 im amerikanischen Exil entstandenen Klavierkonzert. In diesem Werk verletzt der Komponist an einigen Stellen bewusst die strengen Regeln der von ihm erfundenen Zwölfton-Musik, das geschieht aber eher zum Nutzen des trotz allem spröden Werkes. Aus kunstvoller Instrumentierung für das große Orchester schält sich der Klavierpart immer wieder dominant heraus, technisch ist das Werk für den Solisten eine große Herausforderung. „Berliner Philharmoniker, Andris Nelsons Dirigent, Mitsuko Uchida Klavier
Philharmonie Berlin, 8. Dezember 2022“
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Heinrich August Marschner: Wiederentdeckung eines fast Vergessenen

Die 1 auf dem Titel der CD lässt auf eine Fortsetzung dieses durchaus lohnenden Projektes hoffen. Der Komponist Marschner hätte eine Renaissance auf den Spielplänen verdient!

Heinrich August Marschner
Overtures and Stage Music 1

Czech Chamber Philharmonic Orchestra Pardubice
Dario Salvi

Naxos 8.574449

von Peter Sommeregger

Der hauptsächlich mit Opern hervorgetretene Komponist Marschner, der von 1795 bis 1861 lebte, wird stilistisch allgemein als das Bindeglied zwischen Weber und Wagner angesehen. Er entwickelte einen durchaus persönlichen musikalischen Stil und hatte mit seinen Opern großen Erfolg, „Der Vampyr“ und „Hans Heiling“ werden auch heute noch aufgeführt.

Die völlig in Vergessenheit geratenen Schauspielmusiken Marschners stammen noch aus seinen Anfängen als Komponist und entstanden für Theater in Leipzig und Dresden. Zu dieser Zeit wurden auch Sprechstücke mit Ouvertüren, Zwischenaktmusiken, manchmal auch mit einzelnen Gesangsnummern ausgestattet. Ein Großteil jener Stücke ist wie die dafür komponierte Musik längst in Archiven verschwunden. „CD-Rezension: Heinrich August Marschner, Overtures and Stage Music 1
klassik-begeistert.de, 9. Dezember 2022“
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Neuer Lohengrin in München: Inszenierter Elitismus

Foto: Lohengrin 2022 © W. Hoesl

Wäre diese Inszenierung nur nicht so sehr darauf getrimmt, möglichst alles, was Wagner wollte, zu missachten – und wenn man das vorhat, würde man diese Persiflage auch nur ansatzweise verstehen –, so hätte das ein eindrücklicher Abend werden können. Die Inszenierung ist unverständlich, sie ist teilweise primitiv (zum Beispiel, wenn sich das Volk bei „Nie sollst du mich befragen“ den Mund zuhält), und sie frönt künstlerischem Elitismus. Denn vermutlich erschließt sich erst nach eingängiger Lektüre einiger hundert Seiten Regiekonzept der Abend in all seinen tieferen Bedeutungsschichten. Solches Nacharbeiten zu erfordern, kann aber nicht die Aufgabe von Musiktheater sein.

Lohengrin
Musik und Libretto von Richard Wagner

Bayerische Staatsoper, 7. Dezember 2022

von Willi Patzelt

Manchmal hat man den Eindruck, neue Lohengrin-Inszenierungen führten einen Wettkampf darüber, noch symbolistischer, noch innovativer, noch dekonstruierender zu sein als die Konkurrenz. Schließlich seien Schwäne ebenso überholt wie Schwertkämpfe. Nun ja, die Ergebnisse können gelingen wie der Bayreuther „Ratten-Lohengrin“ von Hans Neuenfels, sie können gänzlich lächerlich sein, wie Jossi Wielers Inszenierung bei den diesjährigen Opernfestspielen in Salzburg oder sie verwirren, voller „psychologischer Studien“ und symbolischer Chiffrierung so sehr, dass wirklich nur sehr hypothetisch darüber gemutmaßt werden kann, was eigentlich gezeigt werden sollte. „Richard Wagner, Lohengrin
Bayerische Staatsoper, 7. Dezember 2022 “
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DIE FREITAG-PRESSE – 9. DEZEMBER 2022

Foto: Cecilia Bartoli © Kristian Schuller

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE FREITAG-PRESSE – 9. DEZEMBER 2022

München
Mozarts Oper „La clemenza di Tito“ in der Isarphilharmonie: Geschwindigkeitsbegrenzung für alle
Mozarts Oper „La clemenza di Tito“ mit Cecilia Bartoli in der Isarphilharmonie.
Abendzeitung.muenchen.de

Betörend schön
„La clemenza di Tito“ als konzertante Aufführung mit Cecilia Bartoli in der Isarphilharmonie.
Sueddeutsche.Zeitung.de

München
München hat einen neuen Lohengrin: Die Presse uneins, das Publikum ratlos
Ganz vorneweg: Musikalisch ist der Münchner Lohengrin ein Hochgenuss und absolut ein MUSS. Die neue Inszenierung des ungarischen Regisseurs Kornél Mundruczó dagegen hinterlässt in mir sehr zwiespältige Gefühle.
Von Barbara Hauter
Klassik-begeistert.de

Berlin/Deutsche Oper
Eine junges Ensemble überzeugt im “Don Quichotte” von Jules Massenet an der Deutschen Oper Berlin
Massenet hat seinem “Don Quichotte” den Untertitel ”comédie héroïque” (heroische Komödie) verliehen. Die Inszenierung von Jakop Ahlbom an der Deutschen Oper Berlin zeigt die Träume eines Mannes, der sich nicht wiederfindet in unserer heutigen grauen Alltagswelt, die sich oberflächig lustig gibt. Don Quichotte stirbt hier nicht an gebrochenem Herzen wegen seiner unerwiderten Liebe zu Dulcinée, sondern an seinen gebrochenen Träumen.
Von Jean-Nico Schambourg
Klassik-begeistert.de

Berlin/Deutsche Oper
G. Verdi: „Nabucco“
Für einen Kritiker ist es manchmal von großem Vorteil, eine Rezension über eine Repertoire-Vorstellung zu schreiben: Inszenierung und Bühnenbild wurden schon bei der Premiere-Serie ausführlich beschrieben, so daß man sich voll auf die musikalische Ausführung konzentrieren kann. Diese war an diesem Abend an der Deutschen Oper Berlin ausgezeichnet.
Von Jean-Nico Schambourg
Klassik-begeistert.de

„DIE FREITAG-PRESSE – 9. DEZEMBER 2022“ weiterlesen

Musikfest Hamburg 2023: Die Liebe drückt sich in Klängen aus

Foto: Broschüre, Internationales Musikfest 2023 © Claudia Höhne

Internationales Musikfest Hamburg 28. April –  7. Juni 2023

Jolanta Łada-Zielke

„Ach, wenn nur schon Frühling wäre, und ich endlich wieder vollblütiger, dichtender Musiker sein könnte!“, schrieb Richard Wagner zu Weihnachten 1850 an Franz Liszt aus Zürich. Selbst in festlicher Atmosphäre konnte der Komponist das Frühjahr kaum erwarten. Heute, ebenfalls in vorweihnachtlicher Stimmung, freuen sich schon die Hamburger Musikliebhaber auf den kommenden Frühling, wo die Hansestadt mit Vollblutmusik und Poesie erklingen wird. Dies geschieht beim Internationalen Musikfest Hamburg, das unter dem Motto „Liebe“ in der Elbphilharmonie, in der Laieszhalle sowie im Thalia Theater stattfinden wird. Es wird eine spannende musikalische Reise durch alle Epochen, von der Renaissance bis zur Gegenwart. „Internationales Musikfest Hamburg 28. April – 7. Juni 2023
klassik-begeistert.de, 8. Dezember 2022“
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Lisette Oropesa ist strahlender Mittelpunkt dieses Londoner „Rigoletto“

 Blu-ray Rezension:

Giuseppe Verdi, Rigoletto

Royal Opera House Covent Garden
Antonio Pappano

Opus Arte OABD 7303D

von Peter Sommeregger

Diese Produktion von 2021 des Londoner Traditionsopernhauses Covent Garden stellt Verdis Erfolgsoper in der Regie des neuen künstlerischen Direktors Oliver Mears in stilistisch uneinheitlicher Form auf die Bretter. Die Ballszene am Hof des Herzogs von Mantua hat wenig von der Eleganz eines höfischen Festes. Auch der Herzog selbst scheint es sehr handfest zu lieben, schreitet er doch direkt auf der Tanzfläche zur Kopulation mit der umworbenen Gräfin Ceprano. Mears mixt historische Kostüme mit aktueller Alltagskleidung, was allerdings keinen optischen Mehrwert darstellt. „Blu-ray Rezension: Giuseppe Verdi, Rigoletto, Royal Opera House Covent Garden
klassik-begeistert.e“
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Eine junges Ensemble überzeugt im “Don Quichotte” von Jules Massenet an der Deutschen Oper Berlin

Don Quichotte, Margaine, Deutsche Oper Berlin © Thomas Aurin

Massenet hat seinem Don Quichotte den Untertitel comédie héroïque (heroische Komödie) verliehen. Die Inszenierung von Jakop Ahlbom an der Deutschen Oper Berlin zeigt die Träume eines Mannes, der sich nicht wiederfindet in unserer heutigen grauen Alltagswelt, die sich oberflächig lustig gibt. Don Quichotte stirbt hier nicht an gebrochenem Herzen wegen seiner unerwiderten Liebe zu Dulcinée, sondern an seinen gebrochenen Träumen.

Jules Massenet   Don Quichotte
Comédie lyrique en 5 actes

Daniel Carter, Dirigent
Jakop Ahlbom, Inszenierung
Orchester und Chor der Deutschen Oper Berlin 

Don Quichotte:                    Patrick Guetti
Sancho Pansa:                      Misha Kiria
Dulcinée:                                Maire Therese Carmack

Deutsche Oper Berlin, 7. Dezember 2022


von Jean-Nico Schambourg

Dieser Abend an der Deutschen Oper Berlin zeigt, dass auch drei Jahre nach ihrer Premiere eine Opernaufführung immer noch szenisch stimmig und interessant sein kann. Die Massenszenen, die sich im ersten und vierten Akt in einer Bar abspielen, zeugen von eingespielter Personenführung. Der Regisseur Jakop Ahlbom bevölkert diese Szenen, neben Chor und Statisten, mit Tänzern und Akrobaten. Hier scheint es, dass sich eine Gesellschaft voller junger, erfolgsgewohnter Business-Junkies amüsiert, in deren falsche, langweilige Welt der Träumer Don Quichotte mit seinem Freund Sancho Pansa hereinbricht.

Er ist verliebt in Dulcinée, hier eine Serviererin der Bar, die ihn an der Nase herumführt. Durch einen szenischen Zaubertrick verwandelt sie sich auf offener Bühne in die von Don Quichotte angehimmelte Königin. Am Ende der Oper realisiert Dulcinée, dass Don Quichotte mehr ist als nur ein Verrückter, der in sie verliebt ist, wie so viele in der Bar. Er ist, wie sie sagt, ein “fou sublime”, ein erhabener, himmlischer Verrückter (den Ausdruck kann man schwerlich ins Deutsche übersetzen). In diesen melancholischen Szenen zwängt der Regisseur die Sänger nicht in sein spektakuläres Regiekorsett, sondern lässt ihnen Raum, die Sentimentalität der unglücklichen Liebesgeschichte auszudrücken.

„Jules Massenet, Don Quichotte
Deutsche Oper Berlin, 7. Dezember 2022“
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Musikalische Spitzenleistungen retten Repertoire-Vorstellung von Verdis “Nabucco”

Foto: DEUTSCHE OPER BERLIN, NABUCCO, © Bernd Uhlig

Für einen Kritiker ist es manchmal von großem Vorteil, eine Rezension über eine Repertoire-Vorstellung zu schreiben: Inszenierung und Bühnenbild wurden schon bei der Premiere-Serie ausführlich beschrieben, so dass man sich voll auf die musikalische Ausführung konzentrieren kann. Diese war an diesem Abend an der Deutschen Oper Berlin ausgezeichnet.


Giuseppe Verdi  
NABUCCO

Carlo Montanaro, Dirigent
Keith Warner, Inszenierung

Orchester und Chor der Deutschen Oper Berlin           

Nabucco:                               Amartuvshin Enkhbat
Abigaille:                               Saioa Hernández
Zaccaria:                                Byung Gil Kim
Fenena:                                  Karis Tucker
Ismaele:                                 Patrick Cook

Deutsche Oper Berlin, 6. Dezember 2022

von Jean-Nico Schambourg

Bei Nabucco an der Deutschen Oper Berlin hätte ich als Rezensent bei der Premiere meine lieben Probleme gehabt, denn – ich muss gestehen – auch nach dem Lesen seines Interviews im Programmheft, kann ich den Sinn der Inszenierung vom Regisseur Keith Warner nicht nachvollziehen. Für mich war es nur ein totales Wirrwarr von Ideen. Natürlich verbessert sich normalerweise eine Inszenierung im Laufe der Jahre nicht, da sie immer wieder mit neuen Interpreten durcheinander gewürfelt wird. Übrig bleiben dann stereotypische Abläufe: Rampensingen, Herumlaufen um den Turm auf der Bühne, mal links, mal rechts, sich am Boden wälzen…

„Giuseppe Verdi, NABUCCO
Deutsche Oper Berlin, 6. Dezember 2022“
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München hat einen neuen Lohengrin: Die Presse uneins, das Publikum ratlos

Foto: LOHENGRIN 2022, © W. Hoesl

LOHENGRIN
Romantische Oper in drei Aufzügen (1850)
Komponist Richard Wagner. Libretto von Richard Wagner. 

Eine Koproduktion mit dem Shanghai Grand Theatre

Bayerische Staatsoper
Nationaltheater München


Mittwoch, 07. Dezember 2022,
Premiere am 03. Dezember 2022

von Barbara Hauter

Ganz vorneweg: Musikalisch ist der Münchner Lohengrin ein Hochgenuss und absolut ein MUSS. Die neue Inszenierung des ungarischen Regisseurs Kornél Mundruczó dagegen hinterlässt in mir sehr zwiespältige Gefühle. Ich hatte vor meinem Opernbesuch die Kritiken gelesen: Von „Geniestreich“ bis „Totalausfall“ war alles dabei. Das versprach Spannung. „LOHENGRIN, Richard Wagner
Bayerische Staatsoper, Mittwoch, 07. Dezember 2022“
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Einem erhabenen, modernen Bruckner zollt das Kölner Publikum Respekt

Foto: Sir Simon Rattle, Kölner Philharmonie © Oliver Helbig

Sir Simon Rattle und das LSO mit Bruckner und Sibelius in der Philharmonie.

Jean Sibelius (1865-1957) – Die Okeaniden. Tondichtung für großes Orchester, op. 73

Jean Sibelius – Tapiola. Tondichtung für großes Orchester, op. 112

Anton Bruckner (1824-1896) – Sinfonie Nr. 7 E-Dur


London Symphony Orchestra
Sir Simon Rattle, Dirigent


Kölner Philharmonie
, 7. Dezember 2022

von Brian Cooper, Bonn

Verehrte Leserschaft, kennen Sie den kölschen Exodus? Das Phänomen gibt’s zwar auch andernorts, aber in der Kölner Philharmonie macht man das besonders gerne und in Scharen. Und zwar verlässt man nach einem grandiosen Konzert, und gerne auch währenddessen, fluchtartig den Saal. Letzter Ton, und ab. Der Mantel, das Parkhaus, die Bahn, Sie wissen schon.

Beim jüngsten Kölner Konzert des London Symphony Orchestra (LSO) unter Leitung seines scheidenden Chefs Sir Simon Rattle geschah jedoch Bemerkenswertes, ja Unerhörtes: Nachdem der letzte E-Dur-Akkord der 7. Sinfonie von Anton Bruckner verklungen war, erhob sich das Publikum nahezu geschlossen, spendete begeistert warmen Applaus, und nur ganz, ganz wenige Menschen ließen den Respekt vor diesem so beeindruckenden Orchester vermissen, indem sie ihm umgehend den Rücken kehrten und abhauten. „London Symphony Orchestra, Sir Simon Rattle, Dirigent
Kölner Philharmonie, 7. Dezember 2022“
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