Schweitzers Klassikwelt 81: „O wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß"

Bild: © Hendrik Kranenberg, Friedrich Verlag

Personennamen in den Opern. Woher sie kommen und was sie bedeuten.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Es quält uns, wenn Orts- oder Personennamen einen höhnisch anlachen und nicht preisgeben wollen, was sie bedeuten.

„Ein Engel, Leonoren, der Gattin so gleich,
Der führt mich zur Freiheit ins himmlische Reich.“

Wenn wir den Namen Leonore hören, klingt in uns Florestans eindrucksvolle, wie gesangstechnisch schwierige Arie mit, in der sich seine Depression und Verzweiflung in Ekstase verwandelt. Es wird u.a. behauptet, in Eleonore stecke lateinisch alia, germanisch alja = anders, fremd drin, während für den zweiten Teil des Namens keine gesicherte Erklärung vorliegt. Wir hingegen sind der festen Überzeugung, der Name ist von den muslimischen Mauren nach Spanien gebracht worden und hat die schöne Bedeutung: Gott ist mein Licht. Die Silbe -el ist uns aus dem semitischen Sprachraum von den Namen Gabri-el (Gott ist mein Mann/mein Held/meine Kraft), Micha-el (Wer ist wie Gott) und Rapha-el (Gott heilt) geläufig. „Nur“ heißt im Arabischen Licht und das i ist das besitzanzeigende Fürwort „mein“. Bei Nuri denkt der Opernfreund automatisch an die gute Magd in „Tiefland“, das in den spanischen Pyrenäen spielt. „Schweitzers Klassikwelt 81: „O wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß“  
klassik-begeistert.de, 7. Februar 2023“
weiterlesen

Pathys Stehplatz (19) - Antonello Manacorda: So sollte "Don Giovanni" nicht mehr klingen

Philippe Sly und Kyle Ketelsen in »Don Giovanni« © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Don Giovanni, Wolfgang Amadeus Mozart

Barrie Kosky, Inszenierung
Antonello Manacorda, Musikalische Leitung

Wiener Staatsoper, 1. Februar 2023

von Jürgen Pathy

So langweilig kann Mozart klingen. Bereits nach den ersten Takten war klar, das wird sich ziehen wie Kaugummi. Das zu „überstehen“ wird eine Herausforderung – nicht die einzige vielleicht, die größte aber bestimmt. Mit so einem Gedanken bereits bei der Ouvertüre von Mozarts „Don Giovanni“ konfrontiert zu sein, sollte heutzutage eigentlich nicht mehr passieren. Viele Dirigenten beweisen das Gegenteil. Antonello Manacorda schafft es leider nicht. An der Wiener Staatsoper leidet die ganze Inszenierung an seiner Auslegung der Partitur. „Pathys Stehplatz (19): Don Giovanni, Wolfgang Amadeus Mozart
Wiener Staatsoper, 1. Februar 2023“
weiterlesen

Schammis Klassikwelt 9: “Wohin, wohin? Wohin seid ihr entschwunden?” Teil 2

Fotos: Iwan S. Koslowski und Sergei J. Lemeschew –
“befreundete Rivalen” des Bolschoi Theater Moskau

 

 

 

Das Bolschoi Theater in Moskau verfügte seit Ende der Zwanziger, und dies während mehr als dreißig Jahren, über zwei lyrische Tenöre, die zum absoluten Olymp des Gesangs gehören: Iwan Semjonowitsch Koslowski und Sergei Jakowlewitsch Lemeschew. Beide hatten einen ähnlichen Werdegang: sie stammen aus einfachen Familien, sangen in ihrer Kindheit jeweils in Chören, und kamen über die Theater der russischen Provinz schließlich an das Bolschoi Theater. Hier wurden sie zu “befreundeten Rivalen” und teilten sich viele Opernrollen.

von Jean-Nico Schambourg

Teil 2: Sergei Jakowlewitsch Lemeschew

Sergei Lemeschew wurde 1902 in Stare Knjazewo geboren, einem Dorfe im Gouvernement Twer. Er studierte am Konservatorium von Moskau bei N.C. Rajskis, später dann bei Stanislawski in der Gesangklasse des Bolschoi Theaters. Da er nicht kleine Nebenrollen in Opern singen wollte,  beschloss er zuerst an kleineren Häusern die großen Tenorrollen zu erlernen und Bühnenerfahrung zu bekommen. 1926 gab er sein Debut mit der Partie des Zaren Berendei in Rimsky-Korsakovs “Snegurotchka / Schneeflöckchen” in Swedlorsk, wo er die Nachfolge von Koslowski antrat, der Swedlorsk in Richtung des Bolschoi Theaters in Moskau verlassen hatte. Über Kharbin und Tiflis kam er dann 1931 an das Bolschoi Theater in Moskau, dem er mehr als 30 Jahre angehörte.

„Schammis Klassikwelt 9: “Wohin, wohin? Wohin seid ihr entschwunden?” Teil 2
klassik-begeistert.de, 29. Januar 2023“
weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 171: Zum 60. Todestag des Komponisten Francis Poulenc

von Peter Sommeregger 

Francis Poulenc wird am 7. Januar 1899 in Paris in ein wohlhabendes und musikalisches Elternhaus geboren. Die Chemiefabrik seines Vaters wird später in dem Konzern Rhône-Poulenc aufgehen. Die konzertreif Klavier spielende Mutter übernimmt den ersten Unterricht des musikalischen Sohnes. „Sommereggers Klassikwelt 171: Zum 60. Todestag des Komponisten Francis Poulenc
klassik-begeistert 2023.de 1. Februar“
weiterlesen

Ladas Klassikwelt 102: Wie sich der Wagnerismus nach dem Tod des Meisters verbreiterte -

– anhand des Programmheftes der Bayreuther Festspiele 1884

von Jolanta Łada-Zielke

Manchmal finde ich bei meinen Freunden wahre Schätze wie ein Originalexemplar des Bayreuther Festblatts von 1884, das Eigentum meiner Pianistin ist. Dieses 60-seitige Programmheft gab die Central-Leitung des Allgemeinen Richard Wagner-Vereins in München ein Jahr nach dem Tod des Komponisten heraus. Sein Format ähnelt dem heutigen A3. „Ladas Klassikwelt 102: Wie sich der Wagnerismus nach dem Tod des Meisters verbreiterte
klassik-begeistert.de, 29. Januar 2023“
weiterlesen

Daniels vergessene Klassiker Nr 13: Weli Muhadow – Sinfonie Nr. 2 „Heroische“

Weli Muhadow, Quelle: spotify.com

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 50 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.


von Daniel Janz

Heldentum ist eines der Themen, die seit jeher kulturübergreifend Menschen bewegen. Ob nun überragend, fast übermenschlich, tragisch, gebrochen oder sogar komisch… Mittlerweile erfreuen wir uns an so mannigfaltigen Heldengestalten, dass wir teilweise schon dazu neigen, sie in einem irritierenden „Dekonstruktions“-Prozess zu entzaubern. Eine Tendenz, die sich auch musikalisch zeigt, obwohl wir hier so reichhaltige Beispiele für edles, heroisches Heldentum haben, zu dem man aufblicken kann. In dem Zusammenhang lassen sich Werke von Mozart über Beethoven, Wagner, Mahler, Strauss nennen… die Liste ließe sich beliebig fortführen. Aber wie wurde Heldentum von Komponisten mit anderen kulturellen Hintergründen dargestellt? Dieser Beitrag soll jene Liste um den turkmenischen und in Deutschland nahezu unbekannten Komponisten Weli Muhadow und sein Bild des Heroischen ergänzen. „Daniels vergessene Klassiker Nr 13: Weli Muhadow – Sinfonie Nr. 2 „Heroische“
29. Januar 2023“
weiterlesen

Pathys Stehplatz (18) – Friedrich Gulda: Ein Unangepasster in einem angepassten System

Foto: Friedrich Gulda – Ein Leben für die Musik, Portrait – Bilder und Texte von Ursula Anders (c)

Vor 23 Jahren, am 27. Januar 2000, ist Friedrich Gulda in Steinbach am Attersee verstorben. Am gleichen Tag, an dem Mozart geboren wurde. Ein Versuch, meine ambivalenten Gedanken zu diesem einzigartigen Musiker, Pianisten und Komponisten zu ordnen.

von Jürgen Pathy

„Der Gulda, das war der Größte“, erzählen mir viele und geraten dabei nicht selten ins Schwärmen. Beethoven, Bach oder Mozart. Auf die Frage, wer denn da so das Nonplusultra sei, fällt einfach oft nur sein Name – der Gulda sei’s. Der habe den Ton da so getroffen, wie man sich das vorstelle. Das mal vorweg erwähnt. Nur um festzuhalten, welchen Stellenwert Friedrich Gulda noch immer genießt, dieser exzentrische Musiker, der im Wien der Zwischenkriegszeit aufgewachsen ist. Mein Verhältnis zum Pianisten hingegen ist etwas ambivalent.

„Pathys Stehplatz (18): Friedrich Gulda: Ein Unangepasster in einem angepassten System
klassik-begeistert.de, 29. Januar 2023“
weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 170: Das tragische Schicksal der Cellistin Jacqueline  du Pré

Fotos Wikipedia, Hochzeitsbild Pinterest

von Peter Sommeregger

Der 26. Januar ist der Geburtstag Jacqueline du Prés, die allerdings bereits 1987 verstorben ist. In Oxford geboren, wurde ihr musikalisches Talent schon früh von ihrer Mutter, die Pianistin war, erkannt. Die Mutter begann auch Jacqueline im Cellospiel zu unterrichten, später erhielt sie auch professionellen Unterricht und nahm an Meisterklassen von Pablo Casals, Paul Tortelier und Rostropowitsch teil. „Sommereggers Klassikwelt 170: Das tragische Schicksal der Cellistin Jacqueline du Pré
25. Januar 2023“
weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 80: „Donna Giovanni“

Foto: Wien Kultur

Als wir (noch) nicht „Merker“ und „Blogger“ waren.
Erinnerungen an schöne musikalische Erlebnisse

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Es ist kein Tippfehler. Bei „Dona“ oder „Donn“  wäre es schon eher möglich gewesen als bei gleich zwei Buchstaben hintereinander. Überlegenswert, das Werk nicht gleich Donna Giovanna zu nennen.

Alicia Urreta  Fotografia de Graciela Agudelo

Es handelt sich um eine „Oper frei nach Mozart und da Ponte in zwei Akten für sechs Komödiantinnen und ein Piano (Pianist Gustavo Rivero) in Itanol (Mischung aus Italienisch und Spanisch)“. Die Bearbeitung oblag der Pianistin und Komponistin Alicia Urreta.

„Schweitzers Klassikwelt 80: „Donna Giovanni“
klassik-begeistert.de, 24. Januar 2023“
weiterlesen

Schammis Klassikwelt 8: “Wohin, wohin? Wohin seid ihr entschwunden?” Teil 1: Iwan Semjonowitsch Koslowski

Foto: Iwan S. Koslowski und Sergei J. Lemeschew, “befreundete Rivalen” des Bolschoi Theater Moskau

Das Bolschoi Theater in Moskau verfügte seit Ende der Zwanziger, und dies während mehr als dreißig Jahren, über zwei lyrische Tenöre, die zum absoluten Olymp des Gesangs gehören: Iwan Semjonowitsch Koslowski und Sergei Jakowlewitsch Lemeschew. Ihre Stimmen haben dieses für russische Tenöre typisch silberne Timber, ganz in der Tradition ihrer berühmten Vorgänger Dmitri A. Smirnow und Leonid W. Sobinow. Die beiden “befreundeten Rivalen” teilten sich am Bolschoi Theater nicht nur viele Rollen, sondern auch die Gunst des Publikums, besonders des weiblichen. Dieses war in zwei Lager gespalten: die “Koslowistinnen” und die “Lemeschistinnen”.

 von Jean-Nico Schambourg

 Iwan Semjonowitsch Koslowski – Teil 1

Iwan S. Kozlowski wurde 1900 in der Ukraine im Dorfe Marjanowka bei Kiew geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er am Konservatorium von Kiew bei dem ukrainischen Komponisten Mykola W. Lyssenko und dessen Frau Elena Murjawowa. Nach seinem Operndebüt 1922 in Poltawa als Faust in Gounods Oper, kam er über die Theater in Charkow und Swerdlowsk 1926 an das Bolschoi Theater in Moskau, dem er dann mehr als 30 Jahre lang als führender Tenor angehörte. Ende der dreißiger Jahre gründete Koslowski eine eigene Operntruppe, wo er sich nicht nur als Sänger, sondern auch als Regisseur betätigte. Der Ausbruch des zweiten Weltkriegs ließ dieses Unternehmen nach wenigen Jahren jedoch scheitern. 1940 wurde er zum “Volkskünstler der Russischen Föderation” ernannt. Bis Anfang der siebziger Jahre gab er regelmäßig Konzerte. Seinen letzten Auftritt hatte er 1989. Zwischen 1956 und 1980 lehrte er am Konservatorium in Moskau. Er verstarb 1993 in Moskau.

„Schammis Klassikwelt 8: “Wohin, wohin? Wohin seid ihr entschwunden?” Teil 1: Iwan Semjonowitsch Koslowski“ weiterlesen