DVD-Rezension: Siegfried und Brünhilde – ein absolutes Power-Paar, das musikalisch keinen Wunsch offen lässt und von der schwachen szenischen Deutung des Finales ablenkt

Richard Wagner
Siegfried

Orchester der Oper Sofia
Pavel Baleff  Dirigent
Plamen Kartaloff  Regie

Dynamic 37899 

von Peter Sommeregger

Nach den fulminanten ersten beiden Teilen des „Ring des Nibelungen“ aus Sofia, war man gespannt auf den „Siegfried“, der nicht ohne Grund als der schwierigste Teil der Tetralogie gilt. Anders als in „Rheingold“ und „Walküre“ sind hier zumeist nur zwei handelnde Personen gleichzeitig auf der Bühne, was vom Regisseur die Fähigkeit zu guter Personenregie verlangt. Leider hält Plamen Kartaloff in dieser Hinsicht nicht das Niveau der vorangegangenen Arbeiten. Das stumme Auftreten von Siegfrieds toten Eltern ist ein wenig kitschig, vor allem dramaturgisch völlig unnötig. Originell ist dagegen, im Vorspiel pantomimisch Siegfrieds Geburt und frühe Kindheit kurz aufblitzen zu lassen.

Wieder hat der Bühnen- und Kostümbildner Nikolay Panayotov fantasievolle Szenarien geschaffen, aber speziell für den Wald im zweiten Akt schuf er wenig praktische Konstrukte, die wohl Dickicht symbolisieren sollen, für die Protagonisten aber wahre Stolperfallen darstellen. Insgesamt kämpfen sich aber alle Beteiligten tapfer durch die nicht immer funktionalen Kulissen. Bei den Kostümen, die ausnahmslos originell sind, geht manchmal die Fantasie mit Nikolay Panayotov durch, da ist Manches des Guten zuviel. „DVD Rezension: Richard Wagner, Siegfried, Orchester der Oper Sofia,
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Die FREITAG-PRESSE – 17. DEZEMBER 2021

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Anja Kampe, Brandon Jovanovich, Wolfgang Koch. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die FREITAG-PRESSE – 17. DEZEMBER 2021

Publikumspremiere von Serebrennikows „Parsifal“ an der Staatsoper
Am Mittwochabend erlebte die Deutung des Wagner-Stoffs in einem schütter besetzten Haus seine Premiere vor Publikum
Der Standard.at

Diese Wunde schließt sich nicht
An der Staatsoper verstrickt sich der neue „Parsifal“ in starken tristen Bildern – und klingt dafür allzu schön.
WienerZeitung.at

München/ Bayerische Staatsoper
Lehárs „Giuditta“ im Mix von DJ Marthaler
Am kommenden Samstag wird erstmals an der Bayerischen Staatsoper Franz Lehárs letzte Operette „Giuditta“ Premiere feiern. Aber ist das 1934 an der Wiener Staatsoper uraufgeführte Werk wirklich eine echte Operette? Wie ein Discjockey mixt Regisseur Christoph Marthaler für seine „Giuditta“-Version die Musik von Franz Lehár mit Werken von Arnold Schönberg und Erich Wolfgang Korngold. Am Samstag ist Premiere an der Bayerischen Staatsoper. Geht das Operetten-Experiment auf?
BR-Klassik.de

Sommereggers Klassikwelt 117: Martha Mödl- Heroine mit Herz. Die Nachwelt sollte ihr Kränze flechten
Am 17. Dezember 2001, also vor zwanzig Jahren starb die Opernsängerin Martha Mödl in Stuttgart. Obwohl sie zum Zeitpunkt ihres Todes fast neunzig Jahre alt war, konnte man sie noch kurz davor auf der Opernbühne und als Rezitatorin erleben.
Es war ein weiter und schwieriger Weg, den die junge Martha bis zu ihrem ersten Engagement zurücklegen musste.
Klassik-begeistert.de

London/ ROH
„Standing Ovations“ für neuen Star-Tenor Freddie de Tommaso an der Royal Opera
Der junge britisch-italienische Tenor Freddie de Tommaso – sein Name lässt eher an die Rock’n“Roll – Szene der 50er Jahre denken als an die Opernbühne – ist der neue aufsteigende Stern der der renommiertesten Royal Opera (ROH) in Covent Garden.
Klassik-begeistert.de

Hamburg/Staatsoper
Bewegungsarme und spartanische Inszenierung mit einer beeindruckenden Pretty Yende als Violetta
Zum vorletzten Mal in diesem Jahr steht in der Hamburger Staatsoper Giuseppe Verdis „La Traviata“ auf dem Programm.
Von David Nagel
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Daniels Anti-Klassiker 42: Hector Berlioz – Sinfonie fantastique (1830)

Foto: Wikipedia, Hector Berlioz by Pierre Petit

Höchste Zeit sich als Musikliebhaber einmal neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen.

Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der so genannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese teilweise sarkastische, teilweise brutal ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

Von Daniel Janz

Programmmusik – das Stichwort genügt, um unter Orchesterliebhabern hitzige Debatten auszulösen. Ist sie nun eine wahllose Abfolge szenischer Episoden, die sich musikalisch jeglicher Struktur verweigern, wie gewisse Vertreter ästhetischer Schulen erklärten? Oder ist sie das Höchste der Ausdrucksfähigkeit? Ich würde eher Letzteres behaupten. Doch gibt es auch Werke, die der ersten These Futter spenden – trotz ihrer verächtlichen Aberkennung künstlerischer Fähigkeiten. So kommt es, dass wir uns in dieser Kolumne über überbewertete Klassiker heute einem so genannten „Schlüsselwerk“ stellen müssen: Der „Sinfonie fantastique“ von Berlioz.

Mit seiner „Episode aus dem Leben eines Künstlers“ beschritt Hector Berlioz für die damalige Zeit neue Wege. Obwohl Programmmusik bereits bekannt war – allen voran durch Mozart und auch Beethovens fantastischer Pastoralen – so gilt doch ausgerechnet Berlioz als der Begründer moderner Programmmusik. Seine Sinfonie wird dementsprechend auch häufig das das Werk bezeichnet, das dieses Genre definiert habe. Neue Spieltechniken und die daraus resultierende erweiterte Verwendung des Orchesters dürften ihren Teil dazu beigetragen haben, es als Schlüsselwerk zu etablieren. „Daniels Anti-Klassiker 42: Hector Berlioz – Sinfonie fantastique (1830),
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Rising Stars 21: Patricia Janečková, Sopran – das Wundermädchen aus dem Internet

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

 

Patricia JANEČKOVÁ: „Les oiseaux dans la charmille“ (Jacques Offenbach – Les contes d‘ Hoffmann)

von Dr. Lorenz Kerscher

Die Pandemie lehrt uns sehr schmerzlich, wie wichtig es ist, dass Musik live vor Publikum stattfindet. Nur dann kann man spüren, wie sie ihre Wirkung erzielt. So entwickeln sich Stars nur im Kontakt mit dem Publikum und gewiss nicht aus einer sterilen Laborumgebung heraus. Künstlerinnen und Künstler brauchen das Podium oder die Bühne und es war schrecklich, dass sie in letzter Zeit oft vor leeren Sälen spielen mussten. So waren Videoübertragungen nur als Notlösung akzeptabel. Oder kann man eventuell auch auf einem Youtube-Kanal zum Star werden?

Ich möchte diesen Artikel einer bezaubernden jungen Dame widmen, bei der es den Anschein hat, dass das tatsächlich funktionieren kann. Während die meisten Klassiksängerinnen und -Sänger sich vergeblich mühen, für ihren Youtube-Kanal überhaupt 1000 Abonnenten zu finden, um ab dieser Zahl Werbeeinnahmen erzielen zu können, hat die 1998 geborene Slowakin Patricia Janečková 193.000 Follower und es gibt dort zum Teil Videos, die schon Millionen Aufrufe verzeichnet haben. Und wenn sie ein Video von „O mio babbino caro“ mit reduzierter Begleitung durch ein Kammermusikensemble hochlädt, wird das innerhalb von zehn Tagen hunderttausendmal aufgerufen. „Patricia Janečková, Sopran – das Wundermädchen aus dem Internet
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Das Komponieren sakraler Musik sei wie Kartoffel schälen…

„Ich befreie die Kartoffel von ihrer Schale, der Interpret kocht sie und bringt sie zu Tisch, aber Gott ließ sie wachsen“, sagte Arvo Pärt als reifer Komponist. Solche tiefen Gedanken, wie auch suggestive Bilder befinden sich in der Comic-Biografie von einem der größten zeitgenössischen Komponisten.  Der Autor von der Graphic  Novel  „Zwischen zwei Tönen. Aus dem Leben des Arvo Pärt“  ist estnischer Comic-Künstler, Illustrator und Graphic Designer Joonas Sildre. Das Original erschien in Estland in 2018. Dieses Jahr hat Verlag Voland & Quist die deutsche Übersetzung des Buchs von Maximilian Murmann veröffentlicht.

Besprechung des Graphic Novels „Zwischen zwei Tönen“ über Arvo Pärt

 von Jolanta Łada-Zielke

In letzter Zeit ist es sehr populär, das Leben berühmter Persönlichkeiten in Form einer Graphic Novel zu präsentieren. Bisher erschienen solche Romane unter anderem über Agatha Christie, Jean-Paul Sartre und James Joyce. Die Geschichte von Arvo Pärt ist jedoch etwas Besonderes; zum einen, weil ihr Protagonist noch lebt, und zum anderen, weil der Biograph auch Pärts Musik grafisch darstellt. Die erzählte und gezeichnete Geschichte enthält tiefe, philosophische Gedanken, aber auch eine Prise Humor.

Vom Prolog erfahren wir Kindheit und Jugend von Pärt, von seinem ersten Kontakt mit der Musik („Der Lindenbaum“ von Franz Schubert, später Liszts „Präludien“) und einem traumatischen Erlebnis: Als die Rote Armee 1945 Rakvere – die Heimatstadt des Komponisten – plünderte, erledigte ein Soldat „seine Geschäfte“ in das Innere von Arvos Flügel. 1945 wird in Rackverde eine Musikschule gegründet. Arvos Mutter bringt ihn dorthin und sagt: „Mit Musik verdient man zwar kein Geld, aber im Leben wird sie dir von Nutzen sein“. Im Alter von 14 Jahren beschließt Pärt, Komponist zu werden. „Buchrezension: Graphic Novel „Zwischen zwei Tönen“ über Arvo Pärt,
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„…welches Glück aus der Musik fließen kann“

Reiner Lehberger, Helmut Schmidt am Klavier – Ein Leben mit Musik
Verlag Hoffmann und Campe

von Dr. Regina Ströbl

Musik tröstet, beglückt, inspiriert, entspannt, weckt vielerlei Emotionen bei Menschen, die dafür offen und empfänglich sind. Das ist bei Politikern wie Bundeskanzlern nicht anders als bei jedem anderen Bürger. Mit „Helmut Schmidt am Klavier“ legt der Autor Reiner Lehberger sein nunmehr fünftes Buch über bzw. mit dem Ehepaar Schmidt vor und darf damit als profunder Kenner gelten. Ein solches, auf Archivmaterial basierendes Buch in Zeiten von Corona und zahlreichen Lockdowns zu schreiben, ist ein hehres Unterfangen und konnte nur mit Hilfe etlicher Mitarbeiter solcher Institutionen gelingen, die die entsprechenden Unterlagen per Scan zur Verfügung stellten. Ihnen wird zu Recht im umfangreichen Anhang gedankt. Herausgekommen ist ein Buch von geradezu überbordender Materialfülle und Detailreichtum, welche diesen Band auf Jahre hinaus singulär bleiben lässt, denn was sollte/könnte da noch ergänzt werden? „Buchrezension: Reiner Lehberger, Helmut Schmidt am Klavier – Ein Leben mit Musik,
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Die Musik Istanbuls: Ein Reisebericht

Byzanz. Konstantinopel. Istanbul. Die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei hat viele Namen. Viele Gesichter. Eine lange Geschichte, auf die sie zurückblickt. Istanbul fasziniert bis heute mit seiner Wandelbarkeit und Offenheit, mit seiner enormen kulturellen Vielfalt. Wer die Millionenmetropole am Bosporus bereist, kann den eifrigen Herzschlag, den umtriebigen Puls der Stadt wahrnehmen. Es ist der Takt einer ureigenen Musik.

von Leon Battran

Der Stadtteil Beyoğlu. Nördlich des Goldenen Horns gelegen, dem Meeresarm, der 7 Kilometer in die westliche europäische Seite Istanbuls hinein reicht. Im alten Konstantinopel wurde der nördliche Abschnitt deswegen als „Pera“, als „andere Seite“, bezeichnet. Davon zeugen noch immer die zahlreichen Pera-Hotels und Pera-Restaurants, die sich hier befinden. Auch die ausgedehnte Fußgängerzone um die einstige Große Perastraße, heute „Unabhängigkeitsstraße“ oder in Landessprache İstiklâl Caddesi. Hier gibt es zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, Bars, Cafés, Restaurants sowie Galerien und Museen. Am Kopf der İstiklâl Caddesi befindet sich der Taksim-Platz und in unmittelbarer Nähe die Taksim-Moschee und das Atatürk-Kulturzentrum.

Blick auf die Taksim-Moschee

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Canti di Natale con Natalia Wörner e Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg

Fotos: vom CPEB-Chor Hamburg

Laeiszhalle, Hamburg, 12. Dezember 2021

Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg
Bläserensemble des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
Hansjörg Albrecht Orgel und Leitung

Natalia Wörner
 Lesung

von Jolanta Łada-Zielke

Das Wort „Natale“ von Natalia Wörner ausgesprochen erklang an diesem Abend sehr festlich, als sie „Das Wunder“ von Marie Luise Kaschnitz vorlas.  Der Name „Natalia“ heißt nämlich auf Lateinisch „die an Weihnachten Geborene“. Diese hervorragende Schauspielerin nahm am Sonntagabend des 12. Dezember an dem Weihnachtsliederkonzert in der Laeiszhalle teil, veranstaltet jedes Jahr vom Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg.

Zu der Tradition des Chores gehört es, dass neben der Weihnachtslieder-Aufführung ein besonderer Gast die Weihnachtsgeschichten vorliest. Als erster machte dieses Heinz Rühmann von 1978 bis 1993.

Musikalisch begleiteten den Chor drei Trompeter – Felix Petereit, Eberhard Kübler und Mario Schlumpberger – und  der Schlagzeuger Frank Hiesler. Hansjörg Albrecht trat in der Doppelrolle als Dirigent und Organist auf. Diesmal standen nur 34 Sänger auf der Bühne, was der Aufführung eine ziemlich intime Stimmung gab. Auch Natalia Wörner las die Texte sehr besinnlich vor. Es fehlte nur Kerzenlicht, um eine noch gemütlichere Atmosphäre zu schaffen. „Weihnachtsliederabend, Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor, Natalia Wörner,
Laeiszhalle, 12. Dezember 2021“
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"Hänsel und Gretel" – ein wunderbares Werk mit phantastischer Musik lässt keine Langeweile aufkommen

Foto: (C) Jörg Michel

Traditionell zur Weihnachtszeit entführt die Staatsoper Hamburg in die Märchenwelt mit Aufführungen von Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“, dem mit Abstand bekanntesten und beliebtesten Werk des spätromantischen Komponisten. Lediglich vier Aufführungen stehen diese Saison zu Buche, von denen jeweils zwei an einem Tag dargeboten werden.

Staatsoper Hamburg, 12. Dezember 2021

Engelbert Humperdinck,  Hänsel und Gretel

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Volker Krafft Musikalische Leitung

von David Nagel

Eine Vorgehensweise, die wohl sonst keine Oper erfährt und weswegen es nicht verwunderlich ist, dass einige Rollen doppelt besetzt sind: So werden die beiden Titelfiguren, Mutter Gertrud sowie die Knusperhexe in den beiden jeweiligen Tagesvorstellungen von unterschiedlichen Sängerinnen bzw. Sängern dargestellt – interessant hierbei vor allem, dass die Hexe in der Nachmittagsperformance von einem Mann (Jürgen Sacher) und am Abend von einer Frau (Hellen Kwon) verkörpert wird. „Engelbert Humperdinck, Hänsel und Gretel,
Staatsoper Hamburg, 12. Dezember 2021“
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The Valkyrie“ in London – ohne Feuerzauber dafür  in englischer Sprache

„Die Walküre“ der English National Opera (ENO )  – musikalisch erstklassig, hervorragendes Orchester und exzellente Sänger, aber in einer nicht vollständig überzeugenden Inszenierung. Zu spät wurde erkannt, dass die Holzkonstruktion der historischen Bühne im London Coliseum durch Wagners Feuerzauber hochgradig gefährdet würde und dieser denn auch prompt durch die städtischen Behörden strikte untersagt wurde – statt einer technisch raffinierten Ersatzlösung griff man zu einer Verlegenheitslösung, die enttäuschend, ja peinlich wirkte. Der Feuerzauber selbst war nur als winzige Skizze im Programmheft zu bewundern – wirklich schade. 

English National Opera im London Coliseum, 14. Dezember 2021

Richard Wagner, Die Walküre („The Valkyrie”)

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Foto) 

Der Vorhang hob sich und auf der riesigen Bühne des London Coliseum – dem größten Theater der Metropole an der Themse – duckte sich unter der alles überwuchernden Esche eine Blockhütte, Haus und Herd des schrecklichen Hunding (Bühne: Stewart Laing). Der zweite Akt zeigte eine deutlich größere Blockhütte (zumal nicht in der menschlichen sondern der Göttersphäre angesiedelt) – mit dem stattlichen Wotan (Matthew Rose) im Outfit eines Holzfällers oder Trappers in leuchtend roter Windjacke. Auf ihm ritt – im Pyjama! –  eine gebührend kindhaft wirkende Brünnhilde (Susan Bickley), später gesellte sich zum Holzfäller-Wotan dann auch die zänkische Gattin Fricka im ganz und gar nicht Blockhütten-konformen, schlichtweiß-eleganten Outfit einer Society Lady. Kurz: Inkohärent, wenig inspirierend und kaum sehr inspiriert, diese Inszenierung – sehr bemühend und offensichtlich bemüht, eine Antithese zur traditionellen germanischen Götterwelt zu schaffen. Resultat: öde.

„Richard Wagner, Die Walküre,
English National Opera im London Coliseum, 14. Dezember 2021“
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