Wenn zum Schluss die Stimmen schweigen und das Orchester den wunderbaren symphonischen Schluss spielt, ist die Wirkung bei jeder Aufführung anders. Ein froh machendes, ein beglückendes, manchmal ein selig machendes Erlebnis. Schön ist es, eine Oper mit immer reiferen Augen erleben zu dürfen. Als Fünfzehnjährige(r), Dreißigjährige(r) ist man für viele Dinge noch blind. Kann man als Jugendlicher, um ein Beispiel zu geben, die Aussprache Wotans mit Brünnhilde wirklich schon begreifen. Heute schämen wir uns nicht mehr unsere Rührung zuzugeben, wenn wir in der Schlussszene hören: „Ich sage dir, nun hebt sich erst das Leben an für dich und mich.“
Foto: Jessye Norman. Von Stilfehler – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=34696198
von Lothar Schweitzer
Nach Jahren mit Schwerpunkt Tiroler Landestheater war ich ab Beginn der Achtzigerjahre wieder mehr in Wien am Ring zuhause und wieder Gast der „Ariadne“ in der 70. Aufführung einer für mich neuen Inszenierung und Ausstattung von Filippo Sanjust, die unterdessen die gewohnte Gielen-Inszenierung mit Bühnenbild und Kostümen von Stefan Hlawa abgelöst hatten. Ich muss gestehen, es ist mir kaum aufgefallen. Eine neue Sichtweise war für mich nicht herauszufinden. Auslöser kann, wenn ich mir die Besetzungsliste anschaue, nur die Neugierde auf Jessye Norman gewesen sein. Theodor Guschlbauer dirigierte, der inzwischen 76-jährige Bassbariton Erich Kunz sprach den Haushofmeister. Bei meiner ersten „Ariadne“ war es der 69-jährige Bassbariton Alfred Jerger, seither regelmäßig der Bariton kleiner Rollen Hans Christian. „Meine Lieblingsoper 22: „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss, Teil 2
klassik-begeistert.de, Wiener Staatsoper“ weiterlesen