Die lettische Sopranistin Marina Rebeka hat die Partie der „Norma“ seit 2017 im Repertoire. Auch hier in der Hamburgischen Staatsoper sang sie hervorragend und erhielt tosenden Beifall (und einen perfekt von ihr gefangenen Blumenstrauß). Obwohl sie diese Partie in allen emotionalen Facetten überzeugend ausgestalten konnte, gab es offenkundig Probleme im höheren Register, dessen Töne etwas nach oben „verrutscht“ erschienen, hart an der Grenze zum Schrillen. Da sie diese Partie schon oft und gut gesungen hat, nehme ich an, dass sie möglicherweise durch die Kulissenstruktur des Bühnenbildes (Kasten) eine verzerrte akustische Rückmeldung wahrnahm. Hinzu kam, dass die Personenregie sie zuweilen ungünstig positionierte, einmal drehte sie kurzfristig dem Publikum den Rücken zu.
Insgesamt bleibt nach dieser Premiere (mit vielen freien Plätzen im Zuschauerraum) ein zwiespältiger Eindruck zurück. Ein Meisterwerk des Belcanto wird durch eine sonderliche Inszenierung torpediert, als gelte es, dem Publikum die Freude an diesem überragenden Kunstwerk nehmen zu wollen. Auf der Habenseite gab es allerdings hervorragende Leistungen der Sängerinnen, die es wert waren gehört und gefeiert zu werden.
Premiere A, Hamburgische Staatsoper, 8. März 2020
Vincenzo Bellini, „Norma“
Libretto: Felice Romani (nach Louis Alexandre Soumet)
Fotos: Hans Jörg Michel (c)
von Dr. Holger Voigt
Während auf den deutschsprachigen Bühnen mit Carl Maria von Webers “Freischütz” (1821 uraufgeführt) der romantische Mystizismus Einzug hielt, etablierte sich im heutigen Italien die Belcanto-Oper, die noch heute als Inbegriff der italienischen Opernkunst schlechthin angesehen wird. Dabei bediente sie sich durchaus vergleichbarer Ingredienzen: Wald – Dunkelheit – Mond – Beschwörung – Schicksal – Liebe – Verrat – Tod – Erlösung. Stoffe, aus denen die Oper ihre sogartige Wirkung bezieht. „Vincenzo Bellini, „Norma“,
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