Meine Lieblingsoper 42: "Otello" von Giuseppe Verdi

Foto: Staatsoper Hamburg © Westermann

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner und Klassik-Connaisseur Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die deutsche und europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen Sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

von Ralf Wegner

Eine Sache störte mich immer an diesem Stück: die Verbohrtheit, mit der Desdemona über die Eifersucht ihres Gatten hinwegsieht. Bei Verdis Oper fällt das stärker auf als bei der Theaterversion von Shakespeare, zum Beispiel der Zadek-Inszenierung 1976 am Deutschen Schauspielhaus mit Ulrich Wildgruber und Eva Mattes, oder der genialen choreographischen Interpretation von John Neumeier für das Hamburg Ballett im Jahre 1985. Neumeier spaltete die Person des dunkelhäutigen Mauren mit zwei Tänzern in einen eher gereiften, der venezianische Etikette angepassten Feldherrn und eine animalisch-triebhafte, Konventionen abstreifende Figur. Schon am Anfang wird bei Neumeier klar, warum sich die scheue Desdemona in Othello verliebt und ihm nach Zypern folgt: Es ist nicht der gefürchtete Feldherr, sondern das wilde, erotische Spiegelbild Othellos. „Meine Lieblingsoper 42: Otello von Giuseppe Verdi“ weiterlesen

Georges Bizets "Carmen": Zum Weinen schön

Foto: „Carmen“ an der Staatsoper Hamburg. © 2014 Brinkhoff/ Mögenburg

Meine Lieblingsoper (39): „Carmen“ von Georges Bizet

Eigentlich passt diese Oper gar nicht zu mir. Ein Soldat, der zum Mörder wird. Eine Hauptdarstellerin, die gleich am Anfang mit einem Messer auf andere losgeht. Dazu noch ein Stierkämpfer. Und dann lese ich im Spielplan der Lindenoper noch, das sei eine „Opéra comique.“ Wieso? Wie kann daraus eine Komödie werden? Was ist daran lustig?

von Johannes Karl Fischer

Ich gebe ja zu, dass meine Vorstellung von Komödie sehr, naja, speziell ist. Gewalt und Mord schließt sich bei mir mit Komödie aus. Selbst Candide von Leonard Bernstein, vom Komponisten höchstselbst ja als “funny” bezeichnet, finde ich irgendwie gar nicht lustig. Unter Komödie stelle ich mir, zum Beispiel, die Fledermaus vor. Oder die diversen musikalischen Scherze beim Wiener Neujahrskonzert. 2013, da hat Franz Welser-Möst dem Solo-Kontrabassisten plötzlich einen Stofftier-Elefanten gereicht. Der Oboist bekam eine Ente und der Solo-Cellist obligatorischerweise einen Schwan. Das ist, gleich im mehrdeutigen Sinne, Komödie. „Meine Lieblingsoper (39): „Carmen“ von Georges Bizet“ weiterlesen