Sommereggers Klassikwelt 50: Die unendliche Baugeschichte von Salzburgs Festspielhäusern

Foto: Aussicht vom Festspielhaus © Luigi Caputo

von Peter Sommeregger

Als am 22. August 1920 endlich die ersten Salzburger Festspiele stattfanden, bestanden diese ja lediglich aus „Jedermann“-Aufführungen auf dem Domplatz. Die Notwendigkeit eines Theaterbaus für zukünftige Festspiele war aber allen Beteiligten bewusst. Die ursprünglichen Pläne eines Festspielhauses in Hellbrun ließen sich aber nicht realisieren, und so wurde im Jahr 1925 nach nur viermonatiger Bauzeit auf dem Areal der Winterreitschule ein provisorisches Gebäude errichtet und mit dem Salzburger Großen Welttheater eröffnet. „Sommereggers Klassikwelt 50: Die unendliche Baugeschichte von Salzburgs Festspielhäusern“ weiterlesen

"In der Musik geht es um das Leben und das Menschsein" – 10 Fragen an den Klarinettisten Florian Schüle

Foto: © Alexandra Muravyeva

„Die Musik ist unsere gemeinsame Sprache. Wenn man sich dessen bewusst ist, staunt man fast, wie einfach Weltfrieden und respektvolles Miteinander möglich sind.“

Florian Schüle ist Soloklarinettist in Teodor Currentzis‘ MusicAeterna-Ensemble. Unter Currentzis wirkte er auch in Peter Sellars Inszenierung von Mozarts La Clemenza di Tito bei den Salzburger Festspielen 2017 mit. Dabei performte er (teilweise im Liegen) den Solopart der Klarinette in Sestos „Parto“-Arie direkt auf der Bühne an der Seite der französischen Mezzosopranistin Marianne Crebassa.

Florian Schüle spielt sowohl moderne als auch historische Instrumente. Er ist außerdem in der Badischen Philharmonie Pforzheim und im Balthasar-Neumann-Ensemble (Leitung: Thomas Hengelbrock) aktiv. Hier ist er auch musikalischer Beirat und Dozent der Balthasar-Neumann-Akademie. Ab dem kommenden Semester hat er einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik in Freiburg inne.

Interview: Frank Heublein

1. Was bedeutet Ihnen Musik?

Musik begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich habe mich stets für die verschiedensten Arten von Musik interessiert. Sie ist ein fester Bestandteil unseres Daseins und Ausdrucksform menschlicher Regungen, die alle Menschen verbindet. Musik ist „in Töne gegossenes Leben“, ein Leitspruch von Thomas Hengelbrock, den ich auch teile. „„In der Musik geht es um das Leben und das Menschsein“
10 Fragen an den Klarinettisten Florian Schüle“
weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 49: Die komplizierte Geburt der Salzburger Festspiele

Foto: Domplatz, Jedermann © SF/Neumayr/Leo

von Peter Sommeregger

Waren die Mozart-Feste zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch stark durch das Engagement und den Enthusiasmus der Sängerin Lilli Lehmann geprägt, so begann sich in den folgenden Jahren der Schriftsteller Hermann Bahr zur treibenden Kraft der Salzburger Festspielidee zu entwickeln. Bahr war selbst mit einer hoch berühmten Sängerin, nämlich Anna von Mildenburg verheiratet, die sich nach der Heirat Bahr-Mildenburg nannte. Der erfolgreiche Schriftsteller, Dramatiker und Journalist war in der österreichischen Kulturlandschaft bestens vernetzt, so gelang es ihm über die Jahre, bedeutende Persönlichkeiten für die Festspielidee zu gewinnen. Lilli Lehmann befürchtete aber eine Zersplitterung der Kräfte durch die Ausweitung der Konzeption. „Sommereggers Klassikwelt 49: Die komplizierte Geburt der Salzburger Festspiele“ weiterlesen

Interview mit der Film-Regisseurin Beate Thalberg: "...dann könnte ich heulen vor Glück"

GROSSES INTERVIEW MIT DER REGISSEURIN BEATE THALBERG ÜBER IHREN NEUEN FILM „DAS GROSSE WELTTHEATER – Salzburg und seine Festspiele“

Sendedaten:

1. August 2020, 20.15 Uhr ORF 2
2. August 2020, 16 Uhr ARTE
4. August 2020, 23 Uhr Bayerischer Rundfunk

und danach in allen TV-Mediatheken

Beate Thalberg(* 25. August 1967 in der Altmark, Deutschland) studierte „Regie und Dramaturgie im Theater“ in Leipzig. Ihr Lebensmittelpunkt ist Wien, sie arbeitet aber über die Grenzen von Österreich hinaus. Die Filme der Regisseurin bewegen sich in oft verdrängten, gesellschaftspolitisch explosiven Zonen, denen sie durch das Ausleuchten individueller Schicksale und Entscheidungen einzelner Menschen auf die Spur kommt. Motive der Vergangenheit verknüpft sie meist mit aktuellen Lebensgeschichten. Familiengeheimnisse, Grenzsituationen und Übergangserlebnisse sind häufige Themen. Beate Thalbergs Filme wurden im Fernsehen sowie im Kino in vielen Ländern Europas sowie in den USA, Kanada, Australien und Israel gezeigt. 

Interview: Andreas Schmidt und Jürgen Pathy

klassik-begeistert.de: Da Sie so tief in die Geschichte der Salzburger Festspiele eingedrungen sind. Wie sehen Sie die aktuelle Situation und die Zukunft der Festspiele?


Beate Thalberg:
Ich komme gerade aus Salzburg, war zweimal dort während der letzten Tage. Die Festspiele, also die Menschen, die sie machen, zeigen sich als unglaublich mutig, entschlossen und resilient bei gleichzeitiger großer Achtsamkeit angesichts der Corona-Gefahr. Ich glaube, dass die Festspiele in Zukunft erst richtig verstanden werden. Seit 100 Jahren gibt es diese pro-europäische, kosmopolitische Ausrichtung, die nicht nur auf dem Papier steht. Seit 100 Jahren wird Bühnenkunst für Menschlichkeit, für eine bessere Welt gemacht. Jetzt, in diesen bedrohlichen Zeiten, brauchen wir sie mehr denn je. Jetzt, da das Bewusstsein geschärft ist, hören wir sie besser denn je.  ICH GLAUBE AN DIE UNSTERBLICHKEIT DES THEATERS, beginnt Max Reinhardt seine „Rede an den Schauspieler“. Ich auch.

Müssten Sie Ihren Film mit drei Worten beschreiben, welche wären das?

Eine sinnliche, überraschende Zeitreise.

Wann und wie entstand die Idee, das Konzept zu diesem Film?

Die Anregung der ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner lautete: etwas Großartiges zu „100 Jahre Salzburger Festspiele“. Naja, „großartig“ kann man sich nicht vornehmen, aber als ich zu den Anfängen der Festspiele las, war ich begeistert. Das einzige Festival weltweit mit einem gesellschaftspolitischen Programm. Das war ja eine künstlerische Bewegung in unmittelbarer Gegenthese zum Wahnsinn des Ersten Weltkriegs! Avantgarde war das, vielmehr Bauhaus als Bild-Zeitung. DAS sind die Festspiele, nicht die Society-Artikel. „Interview Beate Thalberg, DAS GROSSE WELTTHEATER – Salzburg und seine Festspiele
Salzburger Festspiele“
weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 10: Wo Bohuslav Martinů seine Kindheit verbrachte

Foto: © Lothar und Sylvia Schweitzer

Martinůs Musik begegneten wir allererst in Streichquartetten. Bei seinen Opern fällt uns immer gleich seine „Julietta“ ein. Dann „Marienspiele“, die wir im Prager Nationaltheater erlebten und als dritte Oper von den Bregenzer Festspielen her „Die Griechische Passion“, die jedoch auf uns mehr einen intellektuellen als einen emotionellen Eindruck hinterließ. Die zahlreichen andren Werke dieses Komponisten, der nicht die Popularität eines Smetana oder eines Dvořák erreichte, vermögen wir in dem hier vorgegebenen Rahmen nicht aufzuzählen. Es sind insgesamt sechzehn Opern, wie wir staunend im Bohuslav-Martinů-Zentrum seiner Geburtsstadt Polička dazu lernten, von seinen vielen symphonischen Werken gar nicht zu sprechen.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Mit einem befreundeten Ehepaar wurde es allmählich zur Tradition, Ausflüge zu unsrem nördlichen Nachbarn Tschechien zu machen. Es begann mit Sonntagsausflügen in die südmährische Kulturlandschaft Lednice – Valtice, die eigentlich zum Land Niederösterreich gehörte und nur wegen der Bahnlinie Znojmo – Břeclav nach dem ersten Weltkrieg der Tschechoslowakei zugeschlagen wurde, und ins malerische Städtchen Telč, in Verbindung mit der Niederösterreichischen Landesaustellung 2009 „Österreich. Tschechien. geteilt – getrennt – vereint“, anlässlich des zwanzigsten Jahrestags der Wende. „Schweitzers Klassikwelt 10: Wo Bohuslav Martinů seine Kindheit verbrachte“ weiterlesen

Unsere Lieblingsoper (40): „Iolanta“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowski

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Von den uns bekannten Opern Pjotr Iljitsch Tschaikowskis, „Eugen Onegin“, „Mazeppa“, „Die Zauberin“ und „Pique Dame“, war letztere lange Zeit unsere Favoritin – bis wir am Vormittag des 27. September 2009 in Moskau auf der Ersatzbühne des Bolschoi-Theaters die zwei Jahre vor seinem Tod komponierte lyrische Oper in einem Akt „Iolanta“ erlebten. „Unsre Lieblingsoper (40): „Iolanta“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowski“ weiterlesen

Lieses Klassiwelt 40: Kürzungen oder wer nichts gewagt, der nicht gewinnt

von Kirsten Liese

Die Opernwelt hat gerade eine Schrumpfversion von Wagners „Rheingold“ gefeiert, die auf dem Parkdeck der Deutschen Oper Berlin Premiere hatte. Ich habe mir diese Produktion erspart, halte es mit der Devise „ganz oder gar nicht“.  Dies vor allem auch deshalb, weil wir es hier mit einem Komponisten zu tun haben, der Gesamtkunstwerke schuf, bei dem mithin keine Note zu viel ist, geschweige denn eine Figur. Der Mime, so entnahm ich Hinweisen, kommt in der Kurzfassung von Jonathan Dove nicht vor. Immerhin schrieb Richard Wagner auch höchst selbst in einem Brief an Heinrich Heine: „Gar nichts liegt mir daran, ob man meine Sachen gibt. Mir liegt einzig daran, dass man sie so gibt, wie ich‘s mir gedacht habe. Wer das nicht will und kann, der soll es bleiben lassen“. „Lieses Klassikwelt 40: Kürzungen oder wer nichts gewagt, der nicht gewinnt“ weiterlesen

Lieses Klassikwelt 38: Infektionsschutz

Unweigerlich habe ich mich gefragt, ob sich nicht bei Flugzug-Passagieren das Gefühl einstellt, für blöd verkauft zu werden. Und was wohl einem Kino- oder Theaterbetreiber bei solchen Impressionen so durch den Kopf gehen mag. Für mich jedenfalls war das eine Farce.

von Kirsten Liese

(Foto von Kirsten Liese aus dem Lufthansa-Flugzeug zwischen Berlin und Frankfurt am Main, aufgenommen vor wenigen Tagen)

Langsam erwacht die Kultur wieder zum Leben. Die Auflagen zum Infektionsschutz allerdings, die das sachte Hochfahren des Betriebs bedingen,  sind nicht ohne, und deshalb können bislang noch sehr wenige Menschen daran teilhaben.  Neben einer von Land zu Land differierenden, festgelegten Zuschauerzahl, die nicht überschritten werden darf, macht  Theatern und Konzerthäusern vor allem der geforderte Sicherheitsabstand von 1,50 Meter zu schaffen. Denn das bedeutet, dass sie ihre Platzkapazitäten, insbesondere in geschlossenen Räumen, nicht ausschöpfen können, mithin also viele, viele Stühle – wenn nicht ganze Sitzreihen – leer bleiben müssen.  Eine schwierige logistische Herausforderung.

Für die renommierten Salzburger Festspiele im Jahr ihres hundertjährigen Bestehens bedeutet das, dass weniger als ein Drittel der vorgesehenen Vorstellungen stattfinden können. Mit einer Zulässigkeit von 1000 Besuchern geht es den Österreichern dabei vergleichsweise noch gut, bedenkt man, dass in Italien nur maximal 250 Zuschauer zulässig sind. Umso mehr bewundere ich den Mut und die Innovation zweier Festivals wie Ravenna und Pesaro, die auf ganz unterschiedliche Weise das Beste aus dieser Situation herausholen: Ravenna weicht auf die Festung Rocca Brancaleone und damit eine Location unter freiem Himmel aus, das Rossini Opernfestival in Pesaro baut sein entzückendes Teatro Rossini dergestalt um, dass das Orchester im Parkett des Saals Platz nimmt und das Publikum voneinander getrennt in den Logen, damit den Abstandsregelungen entsprochen werden kann. „Lieses Klassikwelt 38: Infektionsschutz“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 6: Aus dem Zeitalter der LP – Don Giovanni

von Lothar Schweitzer

Da wir in unsrer Wohnung keinen alten Plattenspieler haben und wir bis dato verabsäumten, die Aufnahme auf CD umspielen zu lassen, kann ich diesen Opernquerschnitt nur aus dem Gedächtnis besprechen. Ich habe die Schallplatte, geprägt im Jahr des österreichischen Staatsvertrags 1955 mit 25 cm Durchmesser, schon Jahrzehnte nicht mehr gehört, aber in meiner Gymnasialzeit ein halbes Jahr fast jeden Tag einmal. Es war für mich als Fünfzehnjähriger meine erste Begegnung mit dieser Mozartoper. Die Aufnahme ist für mich bei jenen Stellen, an die ich mich noch heute lebendigst erinnern kann, die ich so zusagen im Ohr habe, ein Maßstab geblieben. Höre ich bei einer Aufführung in der Oper die in das „Vinyl“ meiner Gehirnwindungen gepressten Arien, Duette und Ensembles dieser Decca-Produktion nicht mehr lästig parallel im Geist mit, so spricht das für die jeweilige Aufführung. „Schweitzers Klassikwelt 6: Aus dem Zeitalter der LP – Don Giovanni“ weiterlesen

Lieses Klassikwelt 34: Kultur mit Maske

Bild: Sumanley xulx auf Pixabay (Ausschnitt)

„Auf die Idee, Sänger oder Schauspieler mit Mundschutz auftreten zu lassen, wird wohl hoffentlich niemand kommen. Zwar ist die Maskerade so alt wie das Theater selbst, aber wer sich in Opern oder Operetten wie Don Giovanni, Ein Maskenball, Fledermaus oder Eine Nacht in Venedig maskiert, tut dies, um sein Gesicht zu verbergen und nicht erkannt zu werden.“

von Kirsten Liese

Allmählich erwacht die Kultur wieder zum Leben. Museen dürfen öffnen, in Nordrhein-Westfalen sollen ab 30. Mai voraussichtlich Kinos und Theater wieder aufmachen dürfen – Das alles freilich nur unter den bekannten, hohen Sicherheitsauflagen.

Derzeit arbeiten viele Kreative an Konzepten, wie das neue Kulturleben aussehen könnte. Auch ich mache mir da spekulativ so meine Gedanken. „Lieses Klassikwelt 34: Kultur mit Maske“ weiterlesen