Pathys Stehplatz (3): Life is live – es gibt keinen Ersatz

Musik kann nur live stattfinden. Sie ist nicht übertragbar. Dessen war sich der große Sergiu Celibidache sicher. Celibidache, der Aufnahmen ablehnte, ging sogar so weit zu behaupten: „Es ist eine Dummheit, dass die Welt noch nicht erfahren hat, dass das Mikrofon nicht alles einfangen kann, was das Wesen der Musik ausmacht!“ Seine Schlussfolgerung: Wenn man nicht alles aufnehmen kann, kann man auch nicht alles wiedergeben. Also ist es sinnlos.

von Jürgen Pathy

Obwohl ich den Kern seiner Aussage unterstreiche, ganz so einfach ist das natürlich nicht. Selbstverständlich ist das Live-Erlebnis – im wahrsten Sinne des Wortes – niemals mit einer Aufnahme ident. Daran besteht gar kein Zweifel! Dennoch haben Aufnahmen ihre Berechtigung. Das hat mehrere Gründe. „Pathys Stehplatz (3): Life is live – es gibt keinen Ersatz“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 81: Max Emanuel Cenčić – Hommage an einen unermüdlich Kreativen

Max Emanuel Cenčić. Foto: Lukasz Rajchert

Wenn man heute die beständig wachsende Barockmusik-Szene, speziell die der Barock-Oper näher betrachtet, so kommt man an einem Namen nicht vorbei: Max Emanuel Cenčić.

von Peter Sommeregger

Der in Zagreb geborene, inzwischen längst als Wiener eingebürgerte Sohn eines Musiker-Ehepaares war schon vom Elternhaus her für eine musikalische Laufbahn programmiert. Ersten Gesangsunterricht erhielt er von seiner Mutter und trat mit sechs Jahren in einer Fernsehshow mit der Arie der Königin der Nacht auf. Mit zehn Jahren wurde er Mitglied der berühmten Wiener Sängerknaben, wobei er bereits solistische Aufgaben übernahm. Georg Solti wählte ihn als ersten Knaben in seiner Zauberflöten-Einspielung von 1991. Aufgrund seiner speziellen Ausbildung konnte er auch nach seinem Stimmbruch weiterhin als Knaben-Sopran und Mezzosopran ein entsprechendes Repertoire singen. „Sommereggers Klassikwelt 81: Max Emanuel Cenčić – Hommage an einen unermüdlich Kreativen“ weiterlesen

DIE MITTWOCH-PRESSE – 31. MÄRZ 2021

Foto: © Musacchio & Ianniell

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DIE MITTWOCH-PRESSE – 31. MÄRZ 2021

London
Antonio Pappano als Nachfolger von Simon Rattle
Ein neuer Chefdirigent für das London Symphony Orchestra
Als der Dirigent Simon Rattle Anfang des Jahres seinen Wechsel ans Pult des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bekanntgab, war man in England not amused. Denn damit verbunden ist sein Abschied vom London Symphony Orchestra. Nun ist bekannt geworden, wer ab 2023 seine Nachfolge antritt: Antonio Pappano, derzeit Chef am Royal Opera House in London.
BR-Klassik.de

Initiative „Aufstehen für die Kunst“ gegen Kultur-Lockdown. Eilantrag beim Bayerischen Verwaltungsgericht eingereicht
Ist der Kultur-Lockdown verfassungswidrig? Eine Gruppe international renommierter Bühnenkünstlerinnen und -künstler um den Bariton Christian Gerhaher will diese Frage vom Bayerischen Verwaltungsgericht klären lassen. Dazu hat „Aufstehen für die Kunst“ am 29. März 2021 einen Eilantrag eingereicht.
BR-Klassik.de

Ladas Klassikwelt 70: Der fleißige Schüler Richard Wagner
„In Richard Wagners Werkverzeichnis stehen nur 13 vollendete Opern, aber daneben viele mehr oder weniger bekannte Nebenwerke“ – las man in der Einladung zu Dr. Frank Pionteks1 Zoom-Vortrag, der am 13. März gehalten wurde und ungefähr hundert Personen vor den Computermonitoren versammelte. Der Referent, der unseren Lesern bereits bekannt ist, präsentierte diesmal neun ausgewählte Stücke aus allen Gattungen, die Wagner in seiner Jugendzeit komponiert hat. Die Veranstalter waren zwei Wagnerverbände aus Bayern. Die Vorsitzende des Wagnerverbands Nürnberg, Agnes Simona Sires, moderierte dieses virtuelle Treffen und Karl Russwurm, der Präsident des Münchner Verbands, ließ die Musikbeispiele laufen. Als er auf dem Bildschirm erschien, war hinter seinem Rücken ein Bild der Postgebäude auf dem Grünen Hügel zu sehen. Mit großer Aufmerksamkeit kontrollierte er und stellte die Lautstärke auch während der Stücke entsprechend ein. Es waren ausgesprochen interessante Passagen aus den kaum bekannten Frühwerken Richard Wagners. Obwohl es am Ende einige technische Schwierigkeiten gab, gelang es dem Referenten, den gesamten Inhalt zu vermitteln.
Jolanta Łada-Zielke berichtet aus ihrer Klassikwelt
https://klassik-begeistert.de/ladas-klassikwelt-70-der-fleissige-schueler-richard-wagner/

Meine Lieblingsmusik 67: Camille Saint-Saëns, Sinfonie Nr. 3 in c-moll „Orgelsinfonie“ (1886)
Wenden wir uns in meiner Top 3 einem der Komponisten und Werke zu, die in meinen Augen in Deutschland gänzlich unterrepräsentiert sind. Camille Saint-Saëns ist hierzulande bestenfalls noch für seinen (in meinen Augen überbewerteten) „Karneval der Tiere“ bekannt, eingefleischten Kennern ist auch sein „Danse macabre“, das Weinachtsoratorium oder eines seiner – ebenfalls empfehlenswerten – 5 Klavierkonzerte ein Begriff. Doch sein weiteres sinfonisch reiches Schaffen stand schon immer stark im Schatten seiner Zeitgenossen, die ihn als rückwärtsgewandt, zu traditionell oder unoriginell betrachteten.
Daniel Janz berichtet über seine Lieblingsmusik
Klassik-begeistert.de

Graz
Oper Graz: CD-Produktion statt Premiere
https://steiermark.orf.at/stories/3097053/

Oper Graz
„Der Florentiner Hut“: CD-Aufnahme gegen die Absagenflut
Kleine Zeitung

Oper Graz
Zwei vor Gustav bis drei vor Heinrich
Die Grazer Philharmoniker zeigen „The Young Person’s Guide to the Orchestra“ als Film für junges Publikum.
Kleine Zeitung „DIE MITTWOCH-PRESSE – 31. MÄRZ 2021“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik 67: Camille Saint-Saëns, Sinfonie Nr. 3 in c-moll „Orgelsinfonie“ (1886)

Selbst ein Jahr nach Ausbruch hat uns die Corona-Pandemie immer noch in ihrem Griff. Kultur und Kunst sind gänzlich weggebrochen, Veranstaltungen und Treffen nach wie vor eingeschränkt, der Konzertbetrieb liegt am Boden. Zeit, sich als Musikliebhaber einmal neu mit der eigenen CD-Sammlung (oder wahlweise Spotify-Playlist) auseinanderzusetzen, Lieblinge zu entdecken oder alte Favoriten neu aufleben zu lassen.

Deshalb stelle ich vor:

Meine Lieblingsmusik: Top 3 – Camille Saint-Saëns, Sinfonie Nr. 3 in c-moll „Orgelsinfonie“ (1886)

von Daniel Janz

Wenden wir uns in meiner Top 3 einem der Komponisten und Werke zu, die in meinen Augen in Deutschland gänzlich unterrepräsentiert sind. Camille Saint-Saëns ist hierzulande bestenfalls noch für seinen (in meinen Augen überbewerteten) „Karneval der Tiere“ bekannt, eingefleischten Kennern ist auch sein „Danse macabre“, das Weinachtsoratorium oder eines seiner – ebenfalls empfehlenswerten – 5 Klavierkonzerte ein Begriff. Doch sein weiteres sinfonisch reiches Schaffen stand schon immer stark im Schatten seiner Zeitgenossen, die ihn als rückwärtsgewandt, zu traditionell oder unoriginell betrachteten. „Meine Lieblingsmusik 67: Camille Saint-Saëns, Sinfonie Nr. 3 in c-moll „Orgelsinfonie“ (1886)“ weiterlesen

DIE DIENSTAG-PRESSE – 30. MÄRZ 2021

Linda Watson in „Siegfried“, Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

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Nikolaus Bachler zum 70. Geburtstag. Not everybody’s darling
Nikolaus Bachler zählt zu den prägenden Theaterintendanten der letzten Jahrzehnte. Nach Stationen am Berliner Schillertheater, den Wiener Festwochen und dem Wiener Burgtheater, leitet der ausgebildete Schauspieler seit 2008 die Bayerische Staatsoper in München. Anders als sein Vorgänger Peter Jonas wurde er hier zwar nie zum Publikumsliebling – musikalisch hat der streitbare Österreicher dem Haus allerdings eine Glanzzeit beschert. Zum 70. gratuliert BR-KLASSIK-Redakteur Bernhard Neuhoff.
https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/nikolaus-bachler-geburtstag-70-100.html

Der Geschickte – zum Siebziger von Nikolaus Bachler
Schauspieler war er selbst nur wenige Jahre. Zehn Jahre lang leitete der das Wiener Burgtheater, seit Sommer 2008 die Münchner Staatsoper. Zum Siebzigsten des Intendanten Nikolaus Bachler.
Frankfurter Allgemeine

Christian Thielemann findet bei Bruckner 11 Symphonien
Die Wiener Philharmoniker nehmen im Musikverein Bruckners sogenannte Nullte und die interessante „Studiensymphonie“ in f-Moll auf
Der Standard.at

Crescendo-Klassikwoche: Zeit, dem Publikum zu danken! Und: Berliner Projekt ausgesetzt
Willkommen in der neuen KlassikWoche, heute mit der ganzen Größe und Bedeutung des Publikums und einer exklusiven Umfrage, die sagt: ZuschauerInnen lieben ihre Häuser und helfen den Kulturschaffenden, so gut sie können. Und sonst? Optimismus nach Pilot-Projekt in Berlin, Netrebko übt Elisabeth, und Domingo will zurück nach Covent Garden.
https://crescendo.de/klassikwoche-13-2021-spenden-publikum-netrebko-domingo-1000065842/

Krise des Kulturradios : Einfach fassungslos
Wenn dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Stolz auf die Bildungsanstrengung fehlt, zerstört das Kulturradio sich selbst: Navid Kermani erhebt auf WDR 3 Einspruch.
Frankfurter Allgemeine

Eilantrag für Opernöffnungen : Musiker im Rechtsstreit gegen Bayerns Regierung
Prominente Musiker in Bayern sind mit ihrer Geduld am Ende. Die fortgesetzte Schließung der Opern- und Konzerthäuser bei gleichzeitigen Lockerungen im Einzelhandel verstoße ihrer Meinung nach gegen das Grundrecht der Kunstfreiheit. Jetzt gehen sie juristisch gegen die Regierung vor.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/eilantrag-musiker-im-rechtsstreit-gegen-bayerns-regierung-17269211.html

Opern-Streams aus Lyon: Gequälte Frauen erheben die Stimmen
Die Oper Lyon verlegt ihr Festival ins Netz. Im Zentrum stehen Frauenfiguren, die sich aus der Opferrolle befreien.
Salzburger Nachrichten „DIE DIENSTAG-PRESSE – 30. MÄRZ 2021“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 70: Der fleißige Schüler Richard Wagner

von Jolanta Łada-Zielke

„In Richard Wagners Werkverzeichnis stehen nur 13 vollendete Opern, aber daneben viele mehr oder weniger bekannte Nebenwerke“ – las man in der Einladung zu Dr. Frank Pionteks1 Zoom-Vortrag, der am 13. März gehalten wurde und ungefähr hundert Personen vor den Computermonitoren versammelte. Der Referent, der unseren Lesern bereits bekannt ist, präsentierte diesmal neun ausgewählte Stücke aus allen Gattungen, die Wagner in seiner Jugendzeit komponiert hat. Die Veranstalter waren zwei Wagnerverbände aus Bayern. Die Vorsitzende des Wagnerverbands Nürnberg, Agnes Simona Sires, moderierte dieses virtuelle Treffen und Karl Russwurm, der Präsident des Münchner Verbands, ließ die Musikbeispiele laufen. Als er auf dem Bildschirm erschien, war hinter seinem Rücken ein Bild der Postgebäude auf dem Grünen Hügel zu sehen. Mit großer Aufmerksamkeit kontrollierte er und stellte die Lautstärke auch während der Stücke entsprechend ein. Es waren ausgesprochen interessante Passagen aus den kaum bekannten Frühwerken Richard Wagners. Obwohl es am Ende einige technische Schwierigkeiten gab, gelang es dem Referenten, den gesamten Inhalt zu vermitteln. „Ladas Klassikwelt 70: Der fleißige Schüler Richard Wagner“ weiterlesen

DIE MONTAG-PRESSE - 29. MÄRZ 2021

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DIE MONTAG-PRESSE – 29. MÄRZ 2021

Proben PARSIFAL an der Wiener Staatsoper mit Jonas Kaufmann (Termin der TV-Premiere noch nicht festgelegt) – Foto: Wiener Staatsoper ©

Paris
Gounods „Faust“ in Paris: Bruchlandung in der Tristesse der Pariser Banlieue
Schönheit pur für die Ohren, in krassem Gegensatz dazu die banale Tristesse der Szene, die zusätzlich noch durch zu sparsames Licht durchgehend stumpf wirkt. Zeitgenössische Theaterästhetik eben. Punkt.
Klassik-begeistert.de

Berlin
Berliner Pilotprojekt: Kultur im Stop and go
Die Berliner Modellversuche, mit getestetem Publikum wieder Kultur zu ermöglichen, sind nicht abgesagt. Sie pausieren über Ostern nur. Weitere Pilotprojekte soll es jedoch nicht geben.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/corona-kultur-berlin-1.5249516

Lyon
Opern-Kritik: Opéra de Lyon „Herzog Blaubarts Burg“ oder „Im Horrorharem“
https://www.concerti.de/oper/opern-kritiken/opera-de-lyon-herzog-blaubarts-burg-28-3-2021/

Elīna Garanča: „Es ist eine Wanderung auf dünnem Eis“ Bezahlartikel
„Jedes Stück wartet darauf, neu entschlüsselt zu werden“, sagt die Mezzosopranistin Elīna Garanča. Doch die „Wiedergeburt“ muss von Geschmack und Respekt begleitet sein.
Die Presse.at

Wiener Philharmoniker haben Stardirigent Thielemann gerettet
Das 2019 gestartete Projekt der Wiener Philharmoniker mit Dirigent Christian Thielemann, alle Symphonien von Anton Bruckner einzuspielen, erreicht einen ungewohnten Höhepunkt. Schließlich nimmt man sich nicht nur die großen Monumentalwerke zur Brust, sondern auch jene zwei Seitenwerke, die Bruckner selbst nicht zum Kanon seiner 9 Symphonien zählte: Die Studiensinfonie und die „Nullte“. Zwei Werke, die weder die Philharmoniker noch Thielemann je gespielt haben.
Salzburger Nachrichten

Meine Lieblingsoper 66: „Hoffmanns Erzählungen“ (Offenbach)
„Hoffmanns Erzählungen“ gehört nicht zu den Opern, die an der Hamburgischen Staatsoper häufiger aufgeführt wurden. Wenn meine Unterlagen stimmen, die letzten 40 Jahre kumuliert nur an 7 Jahren. Dabei ist diese Oper des Kölner Komponisten Jacques Offenbach (1819-1880), der in Paris berühmt wurde, beim Publikum ungemein beliebt.
Ralf Wegner präsentiert seine Lieblingsoper.
https://klassik-begeistert.de/meine-lieblingsoper-66-hoffmanns-erzaehlungen-offenbach/

CD
„Ariadne auf Naxos“ unter Thielemann in Wien: So wunderbar verwandelst Du!

Richard Strauss’ Schmerzenskind unter seinen Opern, die „Ariadne auf Naxos“ konnte sich erst im zweiten Anlauf durchsetzen, nachdem Hofmannsthal und Strauss der Oper ein szenisches Vorspiel voranstellten. In dieser Version wurde die Oper in Wien uraufgeführt und ist zu einem Lieblingsstück der Wiener geworden.
Peter Sommeregger bespricht aktuelle CD-Einspielungen
Klasssik-begeistert.de

CD-Tipp: Bach an authentischem Ort
Der türkisch-deutsche Geiger Attila Aldemir, der seine Ausbildung sowohl in Istanbul als auch in Deutschland erhielt, spielt gleichermaßen Bratsche wie Geige und verlagerte seine Tätigkeit aktuell auf die Viola. Das hier auf zwei CDs vorgelegte Projekt ist eine Einspielung von J.S. Bachs legendären Sonaten und Partiten BWV 1001-1006. Besonders daran ist, dass Aldemir die Stücke persönlich für die Viola arrangiert hat. Auch der Ort der Aufnahme, die St. Agnus-Kirche in Köthen, ist eine Besonderheit. Köthen, wo Bach als Kapellmeister wirkte, dürfte der Ort sein, an dem diese Stücke, zumindest ein Teil von ihnen, entstanden.
Klassik-begeistert.de

Der Schlauberger 42: Liebenswerte Marotten – Heute: Nur ein ganz klitzekleines bisschen ausgebrannt
„Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Hat mal der Ex-Bayern-Profi Jürgen Wegmann gesagt. Genauso war es in diesen Tagen bei einem Unglück in unserer Region. Da brannte, wie es in der Zeitung hieß, ein Wohnwagen komplett aus. Also er brannte nicht ein ganz kleines bisschen aus, auch nicht halb. Nein, komplett!
Kuriositäten der deutschen Sprache von Reinhard Berger
Klassik-begeistert.de

„DIE MONTAG-PRESSE – 29. MÄRZ 2021“ weiterlesen

Gounods „Faust“ in Paris: Bruchlandung in der Tristesse der Pariser Banlieue

Schönheit pur für die Ohren, in krassem Gegensatz dazu die banale Tristesse der Szene, die zusätzlich noch durch zu sparsames Licht durchgehend stumpf wirkt. Zeitgenössische Theaterästhetik eben. Punkt.

Charles Gounod,  Faust
Aufführung vom 16. März 2021 Opéra Bastille, Paris, gesendet zeitversetzt am 26. März auf France 5

Foto: Opéra Bastille, Paris, © wikipedia.de

von Peter Sommeregger

 Innerhalb weniger Wochen findet nun die bereits zweite Premiere der Pariser Oper ohne Publikum nur im Livestream statt. Bei Gounods „Faust“ handelt es sich beinahe um so etwas wie die französische Nationaloper, in Deutschland dem „Freischütz“ vergleichbar. Ausgerechnet Goethe war der Schöpfer des Stoffes, und bei dieser Neuproduktion liegt die Regie ebenfalls in deutschen Händen.

Tobias Kratzer, der 2019 in Bayreuth mit seinem „Tannhäuser“ Furore machte, bringt ein komplettes deutsches Team mit an die Opéra Bastille. Am Pult steht Lorenzo Viotti, der im Begriff ist, sich in die vordere Reihe der Dirigenten seiner Generation zu schieben. Blendende Voraussetzungen also, möchte man meinen. „Charles Gounod,  Faust,
Aufführung vom 16. März 2021 Opéra Bastille, Paris., gesendet zeitversetzt am 26. März auf France 5“
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„Ariadne auf Naxos“ unter Thielemann in Wien: So wunderbar verwandelst Du!

Richard Strauss, Ariadne auf Naxos
Live-Mitschnitt vom Oktober 2014

Orchester der Wiener Staatsoper
Christian Thielemann, Dirigent

ORFEO C996202

von Peter Sommeregger

Richard Strauss’ Schmerzenskind unter seinen Opern, die „Ariadne auf Naxos“, konnte sich erst im zweiten Anlauf durchsetzen, nachdem Hofmannsthal und Strauss der Oper ein szenisches Vorspiel voranstellten. In dieser Version wurde die Oper in Wien uraufgeführt und ist zu einem Lieblingsstück der Wiener geworden. „Richard Strauss, Ariadne auf Naxos, Orchester der Wiener Staatsoper, Christian Thielemann,
CD-Besprechung“
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Meine Lieblingsoper 66: "Hoffmanns Erzählungen" (Offenbach)

Hamburgische Staatsoper (Martin Haller 1873/74), Abriss der erhaltenen Fassade 1953 und Neubau bis 1955 (Gerhard Weber), Fotos: Hamburg-bildarchiv.de, R. Wegner

„Hoffmanns Erzählungen“ gehört nicht zu den Opern, die an der Hamburgischen Staatsoper häufiger aufgeführt wurden. Wenn meine Unterlagen stimmen, die letzten 40 Jahre kumuliert nur an 7 Jahren. Dabei ist diese Oper des Kölner Komponisten Jacques Offenbach (1819-1880), der in Paris berühmt wurde, beim Publikum ungemein beliebt.

von Ralf Wegner

Ernst Theodor Amadeus (E. T. A. ) Hoffmann (1776-1822), Jurist, Kapellmeister und einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller, schrieb emotional fesselnde, vor Leidenschaft berstende Schauerromane, in denen sich Realität und Zauberisches vermengen und die Protagonisten manchmal nur knapp dem unter der Oberfläche lauernden Bösen entgehen. Basierend auf einer Hoffmann-Adaptation der französischen Autoren Jules Barbier und Michel Carré aus dem Jahre 1851 befasste sich Jacques Offenbach musikalisch mit dieser geheimnisvollen, unheimlichen Zwischenwelt. Die erst nach seinem Tod im Jahre 1881 uraufgeführte, unvollendet gebliebene Oper führt nach einem Prolog mehrere hochromantische Erzählungen Hoffmanns in drei Akten zusammen, den Geschichten Der Sandmann, Rat Crespel und jener vom verlorenen Spiegelbild aus Die Abenteuer der Sylvesternacht. Danach folgt noch ein Epilog. Prolog und Epilog werden häufig auch als 1. und 5. Akt angezeigt.

Bindeglied der Erzählungen ist der Dichter Hoffmann, der in einer Weinstube auf seine Geliebte wartet und, bei zunehmender Trunkenheit, die dort versammelten Gäste mit seinen Liebeserlebnissen unterhält. Der folgende erste, der Olympia-Akt, fußt auf der Geschichte vom teuflischen Sandmann, der „zu den Kindern kommt, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen und wirft ihnen händevoll Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf herausspringen.“ Der so als Kind geängstigte Protagonist Nathanael erlebt, wie der Advokat Coppelius (auch Coppola), genannt Sandmann, seinen Vater ermordet. Jahre später erblickt er bei dem an der Universität lehrenden Naturforscher Spalanzani ein hübsches Mädchen, genannt Olimpia. Coppelius verkauft ihm eine Brille, die Olimpia Lebendigkeit verleiht. Auf einem Fest verliebt sich Nathanael in Olimpia, findet diese aber später auf dem Boden liegend als Puppe mit herausgerissenen Augen wieder. Spalanzani hatte das Räderwerk für diese Puppe entwickelt und wurde wegen des Betrugs von der Universität verwiesen: „Juristen nannten es sogar einen feinen und umso härter zu bestrafenden Betrug, als er gegen das Publikum gerichtet und so schlau angelegt worden, dass kein Mensch (ganz kluge Studenten ausgenommen) es gemerkt habe, unerachtet jetzt alle weise tun und sich auf allerlei Tatsachen berufen wollten, die ihnen verdächtig vorgekommen.“ Die Geschichte geht noch weiter, bleibt bei Offenbach allerdings unberücksichtigt: Nathanael kehrt zu seiner früheren Verlobten Clara zurück, setzt sich eine ihm von Coppelius gegebene Brille auf, verkennt daraufhin Clara als Holzpuppe und versucht diese von einem Turm zu stürzen. Clara wird von ihrem Bruder Lothar gerettet. Als Nathanael unten in der Menge Coppelius erblickt, stürzt er sich vom Turm.

Der zweite, der Antonia-Akt, beruht auf der Erzählung Rat Krespel. Der Jurist, Violinensammler und Forscher Krespel hütet nach dem frühen Tod seiner Frau, einer italienischen Sängerin, seine an einem „organischen Brustfehler“ leidende Tochter Antonie. Dieser Fehler gab „ihrer Stimme die wundervolle Kraft und den seltsamen, über die Sphäre des menschlichen Gesangs hinaustönenden Klang.“ Der Ich-Erzähler hört Antonie singen: Nie hatte ich eine Ahnung von diesen lang angehaltenen Tönen, von diesen Nachtigallwirbeln, von diesem Auf- und Abwogen, von diesem Steigen bis zur Stärke des Orgellauts, von diesem Sinken bis zum leisesten Hauch. Nicht einer war, den der süße Zauber nicht umfing. Antonie verliebt sich in einen Komponisten, bei dem sie sich zu Tode singt.

Der dritte Akt spielt in Venedig. Die Basis ist komplex. E. T. A. Hoffmann griff u.a. auf ein Kunstmärchen des Dichters Adelbert von Chamisso zurück. Darin wird von einem Mann namens Peter Schlemihl berichtet, der im Tausch für einen nie versiegenden Geldbeutel seinen Schatten verkauft. Hoffmann verknüpft diese Geschichte mit jener von Erasmus Spikher, der in Italien die schöne Giulietta erobert, dafür aber sein Spiegelbild hergibt. Nach der Tötung eines Nebenbuhlers entzieht sich Spikher mit Hilfe des Wunderdoktors Dapertutto der Verfolgung. Der Epilog der Oper zeigt einen volltrunkenen Hoffmann, der von seiner angebeteten Sängerin Stella verschmäht wird und sich seiner Muse Niklausse zuwendet.

Die einzige von mir gesehene, dem hochromantischen Thema gerecht werdende Inszenierung war jene von Leopold Lindberg, die von 1961 bis zur Saison 1972/73 gespielt wurde. Wenn ich mich recht erinnere, beeindruckte damals auch die Bühnentechnik, denn die im Keller liegende Weinstube wurde zu Beginn des 1. Aktes heruntergefahren und gab einem realistischen Olympia-Saal Raum. Wenngleich der Sänger des Hoffmanns Arturo Sergi seinen sängerischen Zenit damals schon überschritten hatte, wurde mit Lawrence Winters ein außergewöhnlich herausragender Bariton für die Rolle des Lindorf/Coppélius/Mirakel/Dapertutto eingesetzt. An seine frei dahinfließende, überaus glanzvoll gesungene Spiegelarie erinnere ich mich noch heute. Auch die Rollen von Olympia, Antonia und Giulietta waren mit Maria Kontou, Arlene Saunders und Colette Lorand adäquat besetzt, Elisabeth Steiner passte optisch und stimmlich gut zum Niklausse. In dieser Inszenierung sang auch Louisa Bosabalian eine herausragende Antonia.

Jürgen Flimm (1981-1983) verpflanzte die Geschichte um Hoffmann meiner Erinnerung nach in eine Irrenanstalt. Das mag interpretatorisch nicht unplausibel sein, missachtet aber die hinter dem Thema stehende, nicht konkretisierbare, zwischen Himmel und Erde angesiedelte Schauerromantik. Neil Shicoff sang einen herausragenden Hoffmann und fühlte sich gut in die Rolle des eingesperrten Irren ein. Im Internet ist seine sängerische und darstellerische Leistung als Hoffmann mit der Erzählung des Kleinzack dokumentiert (aus New York, Link siehe Bildunterschrift). Simon Estes trug als Dapertutto ebenfalls zum Gelingen der Aufführung bei. Seine machtvolle, strahlkräftige Stimme verfügte über das notwendige diabolisch Finstere der Rolle im mittleren und unteren Frequenzbereich des Baritons, am Ende der Spiegelarie aber auch über berauschenden Höhenglanz, wie man auf einer bei YouTube eingestellten Höraufnahme des Züricher Opernhauses vom 6.9.1980 nachvollziehen kann (Link Bildunterschrift).

Neil Shicoff als Hoffmann mit der Erzählung des Kleinzack, vermutlich New York 1988; Simon Estes als Dr. Miracle bei einer Konzertveranstaltung (Videostills YouTube) und mit der Spiegelarie (Höraufnahme der Oper Zürich vom 6.9.1980)
https://www.youtube.com/watch?v=W9qWpUE2yho / https://www.youtube.com/watch?v=ICJonRGeMOI, Std./Min. 1:52 – 1:55

Im Gegensatz zur letzten Inszenierung von Christine Mielitz (2007-2008), die sich aus meinem Gedächtnis völlig verflüchtigt hat, blieb mir jene von Andreas Baesler (1999-2000) in Erinnerung. Die gesamte Oper spielte in einer realistisch nachgebauten Pariser Metrostation mit Halbtonnengewölbe. Für die erzählerischen Akte öffnete sich die große Reklametafel und gab begrenzten Einblick in die jeweilige Szenerie. Die Sängerin der Olympia (Hellen Kwon) wurde allerdings in den Orchestergraben verbannt. Marcus Haddock und Jean-Pierre Furlan beeindruckten als Hoffman, Wolfgang Schöne sang einen guten Bösewicht, noch übertroffen von Laurent Naouri. Danielle Halbwachs war als Antonia sehr gut, vor allem im Zwiegesang mit Katja Pieweck als ihre Mutter. Die Partie der Mutter füllte 2007/08 auch Deborah Humble gut aus, die Rollen der Olympia, Antonia und Giulietta wurden herausragend von Elena Moșuc gesungen und gespielt.

Auf YouTube sind mehrere komplette Aufführungen der Oper Hoffmanns Erzählungen zugänglich. Erwähnen möchte ich eine szenisch bemerkenswerte Wiener Inszenierung von Andrei Șerban mit Dmitry Korchak, Olga Peretyatko und Luca Pisaroni (2019, Dirigent Frédéric Chaslin) (https://www.youtube.com/watch?v=wK3OmKepUNU). Musikalische Höhepunkte der Oper Hoffmanns Erzählungen sind, hier mit Zeitangabe (Stunde:Minute) der Wiener Aufführung:

1. Hoffmanns Ballade für Tenor vom Kleinzack im Prolog „Es war einmal am Hofe von Eisenack“ („Il était une fois à la cour d’Eisenach“) / 0:18,5

2. Arie der Olympia für Sopran im 2. Akt „Phöbus stolz im Sonnenwagen“ („Les oiseaux dans la charmille“) / 0:54,5

3. Arie der Antonia für Sopran im 3. Akt „Sie entfloh, die Taube so minnig“ („Elle a fui, la tourterelle“) / 1:15

4. Kurzauftritt der Mutter (Mezzosopran, Alt) im 2. Akt („Antonia“) / 1:51,5

5. Die Barcarole im 3. Akt für Sopran und Mezzosopran „Schöne Nacht, oh Liebesnacht“ („Belle nuit, ô nuit d’amour“) / 2:01

6.Arie des Dapertutto für Bariton im 3. Akt „Leuchte heller Spiegel mir und blende ihn mit deinem Schein“ („Scintille, diamant“) / 2:09

7. Das Septett (Hoffmann, Dapertutto, Giulietta, Niklausse, Schlemihl, Pitichinaccio und Chor) „Ach, mein Herz verirrt sich schon wieder!“ (Hélas! Mon coeur“) / 2:21,5

Ralf Wegner, 24. März 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Jacques Offenbach, La Belle Hélène (Die schöne Helena), Staatsoper Hamburg, 17. Mai 2019

Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann, Bayerische Staatsoper, München, 15. Oktober 2019

Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann, Premiere, Deutsche Oper Berlin

Jacques Offenbach, Hoffmanns Erzählungen, Theater Freiburg

Jacques Offenbach, Hoffmanns Erzählungen (Les Contes d’Hoffmann), Anhaltisches Theater Dessau, 22. Februar 2020

Meine Lieblingsoper (65): „Das Rheingold“ von Richard Wagner

Meine Lieblingsoper (55): La Traviata, Schwindsucht auf der Bühne und im Film, kein Überblick, vielmehr ein Einblick

Pietro Mascagni, CAVALLERIA RUSTICANA, Jonas Kaufmann, Elīna Garanča Teatro di San Carlo, 4. Dezember 2020

MeetYourMaster, Singen lernen mit Jonas Kaufmann klassik-begeistert.de