Hauters Hauspost 4: Auf Wunsch meines Herausgebers - die Schlüsselbund-Story

Liebe LeserInnen, bitte lesen Sie diese einfühlsame Geschichte über den Musikunterricht in den 1960er- und 1970er-Jahren in Deutschland. Mir kamen die Tränen, als ich diese Zeilen las. Aber zum Glück gibt Barbara Hauters Hauspost auch einen positiven und hoffnungsvollen Ausblick…  AS

von Barbara Hauter

Als Corona-Pause diese Woche die Geschichte, wie ein Musiklehrer durch zielgenaue Wurftechnik mit einem halben Kilo Schlüssel zarte Laute aus kindlichen Kehlen locken wollte. Singen war vor einem halben Jahrhundert als Kulturtechnik unter Jugendlichen sehr viel weniger angesagt als heute. Deutschland suchte noch nicht den Superstar, Karaoke war in meinem heimischen Schwabenland als Freizeitbeschäftigung noch nicht angekommen und  YouTube zum Mitsingen gab es nicht.

Klar grölten wir zu der ausgeleierten Kassette eines Radio-Mitschnitts Pink Floyds „Another brick in the wall“ im Partykeller der Eltern mit. Aber das galt unserem gestrengen Musiklehrer nicht als Singen. Das hätte schon mindestens ein Schubert-Lied sein müssen. Doch auch er musste einsehen, dass die komplette Klasse an der „Forelle“ gescheitert wäre. „Hauters Hauspost 4
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 31: Happy Birthday, Anja Silja!

Durch die Intensität ihrer Rollengestaltungen hat sie naturgemäß auch immer polarisiert, ihr weißes, sehr helles Timbre gefiel nicht allen. Anja Silja musste man immer auch spielen sehen, sonst war der Eindruck nicht komplett.

von Peter Sommeregger

Übermorgen, am 17. April 2020, feiert die weltberühmte Sopranistin Anja Silja ihren 80. Geburtstag. Man will gar nicht glauben, dass diese phänomenale Künstlerin den Jahren nach nun eine alte Frau ist. Wie gesagt, den Jahren nach. Ich hatte das Glück, vor einigen Wochen ein langes Gespräch mit der Sängerin führen zu können, ihre Präsenz, Konzentriertheit und ungebrochene Neugier straft ihr Lebensalter Lügen. „Sommereggers Klassikwelt 31: Happy Birthday, Anja Silja!“ weiterlesen

Langes Klassikwelt 11: Brasilianische Schrammeln

„Volksmusik“ wurde mir gründlich verleidet. Ich sage nur: Blauer Bock, Musikantenstadl, die Hellwigs … Wenn Florian Silbereisen mit festgetackertem Grinsen schmalzig-klebrigsüßes Geschmachte und stumpfes Gestampfe präsentiert, kichere ich fassungslos – und schalte rasch weg. Nach und nach allerdings entdecke ich immer mehr echte Volksmusik. Die kann richtig glücklich machen. Ohne Gefahr für Blutzuckerspiegel und Hirnzellen. Sogar jetzt.

von Gabriele Lange

Ich ließe Kirschen für dich wachsen ohne Kern

Weinerlich und weinselig – das war mein erster Eindruck vom Wienerlied. Denn ARD, ZDF, Drittes Programm und ORF zeigten in den Sechzigern und Siebzigern jede Menge Filme aus den Vierzigern und Fünfzigern. Auf dem Schwarzweiß-Fernseher meiner Eltern jammerte dann etwa Hans Moser, er säße ganz verlassen in der Kellergassn und hätte sein Geld versoffen. Oder er nuschelte Vivi Bach an: „Wenn der Herrgott ned wü, nutzt des gar nix!“ Mit demselben Lied belehrte auch Paul Hörbiger eine junge Maid – und legte auf die Lethargiker-Hymne noch einen ordentlichen Extra-Schlag Kitsch drauf. „Langes Klassikwelt 11: Brasilianische Schrammeln“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 27: Richard Wagner als Dichter

Jolanta Lada-Zielke

Allen Wagnerianern, die nach der Absage der diesjährigen Festspiele unglücklich sind, empfehle ich, die Gedichte unseres Lieblingskomponisten zu lesen. Man weiß, dass er selbst die Libretti zu seinen Opern schrieb. Germanisten streiten sich noch heute über ihren literarischen Wert. Im Juli 2019 wurde eine Gesamtausgabe der Gedichte Wagners veröffentlicht, die von Dr. Frank Piontek – Literaturwissenschaftler, Musikwissenschaftler und Journalist aus Bayreuth – zusammengestellt wurde.

Dies ist nicht die erste Ausgabe der Gedichte Wagners. 1905 veröffentlichte Carl Friedrich Glasenapp in Leipzig eine Anthologie unter dem Titel „Gedichte“, aber es war nur die Hälfte dessen, was Dr. Piontek gesammelt hat. Seine Version enthält 211 Gedichte des Komponisten, 40 Reimereien und poetische „Variationen„, alles aus den Jahren 1840-1883.

Eine der ersten Gedichte wurde anlässlich der Überführung von Napoleons Asche nach Paris am 15. Dezember 1840 geschrieben. Auf ähnliche Weise feierte Wagner 1844 die Bestattung der Überreste von Carl Maria von Weber auf dem Dresdner Friedhof. „Ladas Klassikwelt 27: Richard Wagner als Dichter“ weiterlesen

Lieses Klassikwelt 30: Operntunten

Foto: Rosa von Praunheim, (c) meucinediario.wordpress.com

von Kirsten Liese

Manchmal weiß man nicht, wozu etwas gut ist. Ursprünglich hat der Regisseur Rosa von Praunheim seinen jüngsten Film „Operndiven- Operntunten“ über schwule Opernenthusiasten ins Kino bringen wollen. Aber weil sich bislang noch nicht das geeignete Festival oder der passende Verleih fand, kommt er jetzt erstmal „nur“ ins Fernsehen. In Corona- Zeiten erscheint das als ein Segen, so können wir ihn wenigstens sehen, die Kinos sind ja bis auf weiteres geschlossen, und wer weiß, wann sie wieder aufmachen?

Ich wurde auf den Film schon vor längerer Zeit aufmerksam, da mein Kollege und Freund Tilman Krause, Feuilletonredakteur bei der „Welt“, als einer der Protagonisten hervortritt. Wie der Zufall uns 1990 als Referendare an einem Charlottenburger Gymnasium in Berlin zusammenführte, als Tilman sich weiland schon als freier Literaturkritiker beim „Tagesspiegel“ einen Namen machte, darüber in einer weiteren Klassikwelt mehr. Jedenfalls haben wir uns in schwierigen Zeiten unseren kritischen Geist bewahrt, was sich etwa auch darin ausdrückt, dass Tilman mich anderen Freunden und Bekannten  als „scharfzüngigste Musikkritikerin Deutschlands“ vorstellt. „Lieses Klassikwelt 30: Operntunten
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 30 : …Habt der Einen Ruf in Acht! Zum Tod der Mezzosopranistin Hertha Töpper

Die Nachricht vom Tod Hertha Töppers in der letzten Woche hat bei mir wieder viele schöne Erinnerungen an meine Münchner Jahre geweckt. Als ich 1966 nach München zog, war die aus Graz gebürtige Sängerin die unangefochtene Nummer eins im Mezzofach an der Bayerischen Staatsoper. Es war noch die Zeit der gewachsenen Ensembles, entsprechend vertraut waren die Künstler miteinander, was sich sehr positiv auf die Qualität der Aufführungen auswirkte.

von Peter Sommeregger

Das Spektrum der Rollen, die Hertha Töpper während ihres 30-jährigen Engagements in München gesungen hat, ist breit gefächert, hatte seinen Schwerpunkt aber doch eher im Deutschen Fach. Darüber hinaus war sie eine gefeierte Konzertsängerin, mit Karl Richter hat sie zahlreiche Konzerte gegeben und Schallplatten eingespielt. Besonders charakteristisch an ihrer Stimme war die schlanke, sichere Höhe und das samtene Timbre in den tieferen Lagen. „Sommereggers Klassikwelt 30 : …Habt der Einen Ruf in Acht! Zum Tod der Mezzosopranistin Hertha Töpper“ weiterlesen

Spelzhaus Spezial 2: Musik und Mediziner, ein unsichtbares Band

Vielleicht ist die Frage nach der Verbindung von Medizin und Musik aber doch ganz simpel zu beantworten: Beides heilt.

von Dr. Petra Spelzhaus

Es war einer meiner ersten Jazzworkshops in Einschlingen, einem Randbezirk von Bielefeld. Meine damalige Zimmernachbarin, eine Musiklehrerin, bemerkte eines Abends, sie habe das Gefühl, in einem Schullandheim für Ärzte zu sein. Diese Behauptung war mir nicht neu, hörte ich doch schon häufiger von einer Ärzteschwemme an Musikinstrumenten. Ist da tatsächlich etwas dran?

Mittlerweile suche ich seit über einem Jahrzehnt alljährlich diesen verheißungsvollen Ort am Teutoburger Wald auf, um mit etwa 50 weiteren Musik-Verrückten und der Jazzpolizei in Form der Dozenten den Geheimnissen der Rhythmik, Dynamik, Phrasierung, Sound und den unendlichen Skalen im Jazz auf die Schliche zu kommen.

Da sind sie wieder: Der Notarzt, der das Martinshorn gegen eine Trompete eingetauscht hat. Der pensionierte Kinderarzt, der nicht mehr ohne Kanister Rotwein anreist, da wir seinen Nicht-Geburtstag Jahr für Jahr exzessiv feiern. Der Psychiater, der sanft die Gitarrensaiten zupft und den Pausengesprächen einen ungeahnten Tiefgang verschafft. „Spelzhaus Spezial 2: Musik und Mediziner, ein unsichtbares Band
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 2: HOMMAGE AN HANS HOTTER

Eine Verehrerin seiner Gesangskunst hatte mit Hotter eine kurze Begegnung anlässlich seines nächsten Gastspiels vereinbart. Hotter ging es lange nicht aus dem Kopf, dass sie nicht zu dem Treffen kam. Durch eine Fügung erfuhr er später den Grund. Sie war verstorben. Mit der aufgelegten Schallplatte der „Winterreise“, von ihm gesungen, klang ihr Leben aus.

von Lothar Schweitzer

Sein Stimmumfang reichte vom g´ bis zum Des, das auch schwarz und nicht grau klang. Oft nur als Bariton deklariert war er wirklich im weitesten Sinn des Wortes ein Bassbariton. Nicht als Zwischenfach, sondern wirklich in Personalunion. Meine Frau und ich erlebten ihn erst in seinem reifen sechsten Lebensjahrzehnt.

Die hochgewachsene Gestalt mit der markanten Nase am Podium des Brahmssaals im Wiener Musikverein mit den „Vier ernsten Gesängen“ von Johannes Brahms. Glücklich ihn auch in der markanten Rolle eines Scarpia erleben zu können. Prädestiniert für den Fliegenden Holländer, wo er gegen Ende seines überwältigenden ersten Auftritts so in sich zusammenbrach, dass man einige Schrecksekunden um sein Leben fürchtete. Sein König Marke begleitete mich in Tagträumen. Wotans Abschied und Feuerzauber verfolgte mich jahrelang immer wieder  des Nachts in Albträumen. Es war ein sonderbarer Zustand, ich empfand die äußerst gespannte Situation nicht eigentlich als beendigen wollend. „Schweitzers Klassikwelt 2: HOMMAGE AN HANS HOTTER“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 26: Rotmaintochter

von Jolanta Lada-Zielke

Die Nachricht, dass die Bayreuther Festspiele dieses Jahr nicht stattfinden, hat mich traurig gemacht. Seit 2004, als ich zum ersten Mal als Journalistin auf den Grünen Hügel war, konnte ich mir keinen Sommer ohne einen Besuch in Bayreuth vorstellen. Dort zu sein ist für mich nicht nur Unterhaltung, weil ich die ganze Zeit arbeite. Tagsüber mache ich Interviews, schaue  die Vorstellungen an, und nachts sitze ich am Laptop und verarbeite die gesammelten Materialien. Ich schlafe kaum, esse wenig, fühle mich aber nicht müde oder hungrig; ich bin einfach glücklich.

Natürlich verstehe ich die Festspielleitung, ihre Entscheidung war richtig aufgrund der Sicherheit der Künstler und der anderen Mitarbeiter, die im Festspielhaus beschäftigt sind, sowie der Zuschauer. Die seit 2016 auf dem Grünem Hügel geltenden Sicherheitsmaßnahmen schützen die Veranstaltung vor einem möglichen Terroranschlag, können das Coronavirus jedoch nicht aufhalten.

Als Trost habe ich eines meiner Gedichte ausgegraben, die ich „Bayreuther Lieder“ nannte. Der Fluss Rotmain, der durch Bayreuth fließt, hat mich inspiriert. Der Autor der deutschen Übersetzung ist Joachim Neander. „Ladas Klassikwelt 26: Rotmaintochter“ weiterlesen

Hauters Hauspost 3: Erweckung –  wie ich die Welt der klassischen Musik entdeckte

von Barbara Hauter

Haben Sie Lust auf eine kleine Verschnaufpause vom Thema Corona? Prima. Ich auch. Beim täglichen „Raus-aus-der-Isolations-Spaziergang“ plauderte ich fröhlich mit der besten Lebensgefährtin von allen über unsere Kindheit. Sie ist Trompeterin und ist – damals noch auf dem Akkordeon –schon früh von ihren Eltern in den regelmäßigen Genuss von Übungstonleitern getrieben worden. Eine frühkindliche Erfahrung, die mir völlig fehlt. Pflichtbewusst haben mich meine Eltern zwar für den Blockflötenunterricht angemeldet. Meine über alles geliebte Mutter konnte aber das Übegeräusch nicht ertragen. Die zugegebenermaßen wirklich quietschenden ersten musikalischen Gehversuche endeten damit, dass ich statt Flöten- Ballettunterricht bekam. Das war deutlich geräuschloser. „Hauters Hauspost 3: Erweckung –  wie ich die Welt der klassischen Musik entdeckte
klassik-begeistert.de“
weiterlesen