Ladas Klassikwelt 15: „Gott ist die Liebe“ von Georg Anton Benda – Entdeckung des Unbekannten

Foto: Kantorei Sankt Barbara Krakau

von Jolanta Lada-Zielke

Ein Sommerabend Ende Mai 2007, die Sankt Markus Kirche in Krakau. Unser Chor, die Kantorei Sankt Barbara, am Altar versammelt, nimmt mit dem Orchester L‘Estate Armonico unter der Leitung von Wiesław Delimat vier Kantaten von Georg Anton Benda (1722-1795) auf. Die Aufnahme dauert bis spät in die Nacht. Wir sind müde, aber wir strengen uns bis zum letzten Stück an. Das Singen macht uns unglaublich Spaß, besonders die Kantate „Gott ist die Liebe“. Die Leichtigkeit und Lebhaftigkeit dieser Musik hat etwas Optimistisches. „Ladas Klassikwelt 15
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Lieses Klassikwelt 17: Celibidache

So sehr ich manchmal traurig werde, weil es mich schmerzt, dass Celibidache nicht Furtwänglers Nachfolger wurde, so sehr hat mich doch das Lebensfazit seines Neffen gefreut, den ich 2010 in Bukarest traf. Er sagte, sein Onkel sei bei allen Konflikten, Widersprüchen und Ambivalenzen ein glücklicher Mensch gewesen, für ihn zählte nur die Musik, er lebte für sie und fand in ihr Erfüllung.

von Kirsten Liese

Es gibt geniale Künstler, die ich beim besten Willen nicht hätte live hören können,  weil ich zu ihren Lebzeiten noch nicht geboren war. Auf die Dirigenten Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter trifft das beispielsweise zu.

Aber es gibt einen, für den ich mich leider nach seinem Tod erst richtig zu interessieren anfing, was ich bis heute untröstlich bereue: Sergiu Celibidache. Ihm ist meine heutige Klassikwelt gewidmet. „Lieses Klassikwelt 17, Celibidache,
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Sommereggers Klassikwelt 18: Malwina, Wagners erste Isolde, und ihr leeres Grab in Dresden

Der Grabstein des in Wahrheit leeren, für Malwina vorgesehenen Grabes trägt die Inschrift:

Tod, du trenntest uns dereinst,
Nun uns immerdar vereinst,
Von dem Lebenswerk hienieden
Heimgekehrt zum ewgen Frieden.

von Peter Sommeregger (Text und Foto)

Als Wagners vielleicht bedeutendste Oper „Tristan und Isolde“ 1865 endlich in München uraufgeführt werden konnte, verkörperte ein Ehepaar die beiden Hauptrollen. Lange hatte Wagner nach Sängern Ausschau gehalten, die diesen extrem schwierigen Rollen gewachsen waren. In dem erst 29-jährigen Ludwig Schnorr von Carolsfeld und seiner Ehefrau Malwina, geborene Garrigues, die reichlich zehn Jahre älter war als er, fand er sie schließlich.

Es existieren zahlreiche Berichte über die Uraufführung am 10. Juni 1865 im Münchner Nationaltheater, der noch drei weitere Aufführungen folgten. Die vierte und letzte, von König Ludwig zusätzlich anbefohlen, soll Zeitzeugen zufolge die beste gewesen sein. Als Ludwig Schnorr von Carolsfeld am 21. Juli des gleichen Jahres völlig unerwartet nach kurzer Krankheit in Dresden starb, führten dies nicht wenige Menschen auf die „mörderische“ Anstrengung durch die Tristanpartie zurück. Ein Mythos, der sich bis heute gehalten hat.

Richard Wagner war über den Tod des Freundes tief bestürzt, eilte sofort nach Dresden, kam zur Beisetzung Ludwigs aber um Stunden zu spät. Der Vater des Sängers, Julius Schnorr von Carolsfeld war ein bedeutender und in seiner Zeit sehr populärer Maler der Schule der Nazarener. Bis heute trifft man häufig auf seine Bibel-Illustrationen. Nach Ludwigs Tod gestaltete er dessen Grabstein auf dem Dresdener Annen-Friedhof, und plante eine Grabanlage auch für sich, seine Frau, und Malwina.

Letztere hatte den Tod Ludwigs nie wirklich verwunden. Die gebürtige Dänin portugiesischer Abstammung, 1825 in Kopenhagen geboren, war eine Schülerin Manuel Garcias, des berühmtesten Gesangspädagogen seiner Zeit. Nach einer beachtlichen Karriere nahm sie schließlich ein Engagement am Karlsruher Hoftheater an, wo sie auch ihren späteren Mann kennenlernte. Die Ehe galt als glücklich, die verwitwete Malwina hat auch nicht wieder geheiratet. Ihre Bühnenauftritte wurden immer seltener und sie wandte sich mehr und mehr der Lehrtätigkeit zu.

Als ihr Schwiegervater Julius 1872 starb, wurde er in der selbst entworfenen Grabanlage in Dresden beigesetzt, und zwar neben seinem Sohn. Die Grabstellen für die beiden Ehefrauen waren auf der gegenüberliegenden Seite vorgesehen. Malwina war darüber entsetzt, sie war davon ausgegangen, nach ihrem Tod neben ihrem Gatten begraben zu werden.

Malwina zog sich nach dem endgültigen Ende ihrer Karriere in den 1870er-Jahren nach Karlsruhe zurück, wo sie sich einen guten Ruf als Pädagogin erwarb. Als sie hoch betagt im Jahr 1904 starb, erinnerten sich Nachfahren ihres verstorbenen Ehemannes an ihren Kummer, das Dresdener Familiengrab betreffend. Sie veranlassten die Einäscherung Malwinas in Heidelberg, da Karlsruhe damals noch nicht über ein Krematorium verfügte. Die Urne wurde nach Dresden überführt, und dort im Grab Ludwigs beigesetzt, in dessen unmittelbarer Nähe sich auch das Grab Minna Wagners, des Komponisten erster Ehefrau befindet. Der Grabstein des in Wahrheit leeren, für Malwina vorgesehenen Grabes trägt die Inschrift:

Tod, du trenntest uns dereinst,
Nun uns immerdar vereinst,
Von dem Lebenswerk hienieden
Heimgekehrt zum ewgen Frieden.

Peter Sommeregger, 15. Januar 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.de

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Peter Sommeregger

Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Barcelona, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Ricardo Muti und Anna Netrebko. Seit 25 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen.‘ Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de .

Posers Klassikwelt 6: Es darf auch mal Pop, Rock oder Jazz sein!

Foto: Quelle: http://simonside.net/miles-davis/
All denjenigen Klassikliebhabern, die große Erzähler wie Wagner, Verdi, Puccini und Purcell lieben, sei hiermit also ans Herz gelegt, einmal über den klassischen Tellerrand hinauszublicken und Gesamtkunstwerke aus den Bereichen Pop, Rock und Jazz zuzulassen.

von Ulrich Poser

Es gibt einerseits Liebhaber klassischer Musik. Die hören klassische Musik (die GEMA spricht dabei völlig unverständlicher Weise von „ernster“ Musik) und sonst nichts. Fragt man solche Menschen nach Rock, Pop oder Jazz, offenbaren sich Ablehnung und absolute Ahnungslosigkeit. Man wiegelt ab: „Nein danke, doch nicht so etwas…“

Auf der anderen Seite existieren Liebhaber von Musik, bei denen die Liebe zur Musik genreübergreifend ist. In diesen Kreisen hört man klassische Musik ebenso wie Pop, Rock oder Jazz. Eben alles, was für den jeweiligen Hörer „gut“ ist. Es soll sogar Menschen geben, die – wie zum Beispiel der Autor – manche Schlager gut finden. „Posers Klassikwelt 6 klassik-begeistert.de“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 14: das Beethoven Academy Orchestra aus Krakau – „Marking new paths in classical music“

„Kinder schafft Neues!“ – exklusive Einblicke in die Vorgeschichte des Beethoven Academy Orchestra. Eine Augenzeugin erzählt.

von Jolanta Lada-Zielke

Es ist ein heißer Tag Anfang August 2003. Am Krakauer Busbahnhof sammelt sich eine Gruppe junger Menschen mit Musikinstrumenten. Das ist das Kammerorchester der Musikhochschule in Krakau, das zwanzig Personen zählt. Sie fahren nach Bayreuth, um am 53. Festival junger Künstler teilzunehmen. Ich begleite sie als Pressebetreuerin, die über ihre Erfolge für den Akademischen Rundfunksender berichten soll. Der Konzertmeister Marcin Klejdysz kommt, wir begrüßen uns. Unsere Reise nach Bayreuth, mit Umstieg in Kattowitz, dauert die ganze Nacht. „Ladas Klassikwelt 14
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Lieses Klassikwelt 16: Abschiede

von Kirsten Liese

Das vergangene Jahr war geprägt von zahlreichen schmerzlichen Verlusten. Mir kam es so vor, als seien 2019 besonders viele große Künstler gestorben.

Ich nehme das zum Anlass für ein paar persönliche Erinnerungen. Die am 26. Januar verstorbene Sopranistin Wilma Lipp macht den Anfang. Um ein Haar hätte ich sie noch kennengelernt. Als ich mit ihr im November 2018 für eine Radiosendung Kontakt aufnahm, war sie 93 und litt schon an Demenz. Deshalb schien es sinnvoll, dass der Ehemann anwesend sein würde, um weiterzuhelfen, falls das Gedächtnis die alte Dame im Stich lassen sollte. Über ihre betreuende Pflegerin, eine Seele von Mensch, verabredeten wir uns für Anfang Januar. Aber kurz vor dem Termin erlitt Wilma Lipp einen Schlaganfall. „Lieses Klassikwelt 16
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Sommereggers Klassikwelt 17: Der rosafarbene Blick auf die Oper

Es verwundert nicht, dass der engagierte Berliner Querverlag nun einen explizit schwulen Opernführer herausbringt. Die äußere Aufmachung im magentafarbenem Samt und dem Titel Casta Diva scheinen auf den ersten Blick sämtliche schwule Klischees zu bedienen. Aber schon die Namen der beiden Herausgeber, Rainer Falk und Sven Limbeck, beides anerkannte Wissenschaftler, rücken dieses Bild sofort gerade. Die große Affinität innerhalb der LGBT zur Oper ist allgemein bekannt, ihr Anteil an den Zuschauern jeder Aufführung unübersehbar groß. Aber braucht man wirklich einen schwulen Opernführer?

von Peter Sommeregger

Wir leben in einer Zeit, in der sich unsere Gesellschaft immer stärker individualisiert, auch Randgruppen der Gesellschaft vehement ihre Anerkennung einfordern und mit einem neuen Selbstbewusstsein ihre Besonderheit leben. Diese Entwicklung, die grundsätzlich zu begrüßen ist, hat natürlich längst auch kommerzielle Begehrlichkeiten geweckt. Kaum ist die Bedeutung des Wortes „vegan“ im allgemeinen Bewusstsein angekommen, gibt es bereits entsprechende Supermärkte, Kochbücher und Restaurants. „Sommereggers Klassikwelt 17
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Langes Klassikwelt 4: Nostalgie und Evergreens – Konzert-Events auf Nummer Sicher

Elvis-Imitatoren gab es schon immer. Nun treten Klons von Frank Sinatra, Freddie Mercury, Michael Jackson und den Beatles auf – in den großen Konzerthallen. Und Maria Callas war sogar schon als Hologramm auf der Bühne zu sehen. Begleitet von einem großen Orchester. Was ist da los?

von Gabriele Lange

So ein Silvesterspaziergang kann lehrreich sein. Wenn ich nach den Plakatwänden urteilen kann, sind verstorbene Sänger derzeit eine Hauptattraktion: „That’s life. Das Sinatra Musical“, „Elvis. Das Musical”, “Beat it. Das Musical über den King of Pop”, gleich mehrere Beatles- und Freddie-Mercury-Gedächtnis-Veranstaltungen. Nein ich will nicht wissen, ob der stolze Bärtchenträger vom Plakat die Noten schafft. Freddie ist tot. Ich will keine Kopie sehen. Andere aber offenkundig schon. Dieser Trend schwillt seit ein paar Jahren immer mehr an. Letztes Jahr „trat“ sogar ein Hologramm von Maria Callas in großen Sälen auf. Begleitet von einem realen Orchester. „Langes Klassikwelt 4klassik-begeistert.de“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 13: Wie ein Seidentuch mit Noten der Sonate Pathétique mein Leben geändert hat…

Bild: Quelle – Wikimedia Commons
Dank Ludwig van Beethoven bin ich zu Richard Wagner und seiner Musik gekommen. Und das alles passierte, weil einmal ein Seidentuch mit Noten der Klaviersonate Pathétique meine Aufmerksamkeit erregte.

von Jolanta Lada-Zielke

Das Beethovenjahr 2020 ist gerade erst angefangen, aber schon seit Mitte Dezember 2019 dreht sich alles um ihn. Auch mein Gedächtnis ruft die mit ihm verbundenen Ereignisse hervor. Die erste Erinnerung liegt tief in der Vergangenheit. Ich war damals vierzehn Monate alt, was könnte ich aus der Zeit noch wissen? Laut dem, was meine Mutter erzählte, verdanke ich dem Komponisten meine ersten Schritte. Ich fing an zu laufen, als sie  „Für Elise“ am Klavier im Haus meiner Großeltern spielte. Erst Beethovens Musik bewegte mich dazu, dass ich endlich aufstand und auf den noch wackeligen Beinchen näher zum Klavier kam.   „Ladas Klassikwelt 13
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Lieses Klassikwelt 15: Lärm

Foto: © Kirsten Liese
Lärm scheint selbstverständlich zu sein. Viele produzieren ihn folgenlos, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein, die wenigsten scheinen sich daran zu stören ungeachtet dessen, dass Lärm nicht nur die Ohren schädigen kann, sondern auch Stress und Aggressionen aufbaut.

von Kirsten Liese

Ich mag keine Böller und bin deshalb immer froh, wenn Silvester überstanden ist, zumal ich mit den Tieren leide, die sich an diesem Tag zu Tode fürchten und mitunter auch zu Tode kommen wie in diesem Jahr die 21 Affen im Krefelder Zoo. Insofern würde ich es begrüßen, wenn es bei uns in Deutschland so wäre wie in Schweden, wo Normalbürger seit dem jüngsten Jahreswechsel  nicht mehr böllern dürfen. Zu meinem Erstaunen habe ich in den Nachrichten vernommen, dass sogar 70 Prozent der Deutschen eine solche Regelung begrüßen würden. „Lieses Klassikwelt 15
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