Catalanis „La Wally“ sorgt für freudlose Folklore

Blu-ray Rezension:

Alfredo Catalani
La Wally

Wiener Symphoniker
Andrés Orozco-Estrada

Theater an der Wien

Unitel  806404

von Peter Sommeregger

Diesseits der Alpen, in denen die Handlung angesiedelt ist, begegnet man Catalanis Erfolgsoper eher selten. Das ist schwer nachvollziehbar, weil das Werk eine Fülle schöner Musik und dankbarer Rollen enthält.

Wallys Arie „Ebben! Ne andrò lontana“ ist ein absoluter Ohrwurm und ist auch auf vielen Recitals enthalten. Diese schwermütige Melodie zieht sich durch die ganze Oper, die auf den Roman „Die Geierwally“ zurückgeht. Ein durch und durch alpines Drama also, aber der Regisseurin Barbora Horáková Joly fällt dazu leider rein gar nichts ein, die Bühnenbilder und Kostüme von Eva-Maria van Acker erschöpfen sich auch in schwer bespielbaren Kulissen und mäßig kleidsamen, den Stil der Trachten ängstlich vermeidenden Kostümen. Auch diesem Team scheint nicht mehr klar zu sein, dass die Kunstform Oper sehr viel mit Schönheit und Ästhetik zu tun hat. In diesem Fall wurde sogar an der Beleuchtung gespart, wodurch sich die szenische Tristesse noch erhöht. „Blu-ray Rezension: Alfredo Catalani, La Wally
klassik-begeistert.de“
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Die MITTWOCH-PRESSE – 6. JULI 2022

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Die MITTWOCH-PRESSE – 6. JULI 2022

Vor einem Jahr, wegen Corona 2021: Nur 911 statt 2000 Zuschauer durften ins Bayreuther Festspielhaus. Foto: Andreas Schmidt (c)

Bayreuth
Bayreuther Festspiele 2022: Rollentausch – Isolde wird Brünnhilde wird Isolde
Zwei erfahrene Wagner-Sängerinnen tauschen in Bayreuth die Rollen. Die Schwedin Iréne Theorin – bekannt als Isolde – gibt auf dem grünen Hügel nun die Brünnhilde. Ihre britische Kollegin Catherine Foster wechselt hingegen vom „Ring“ zum „Tristan“. Gesangliche Höchstleistungen verlangen beide Partien.
BR-Klassik.de

Salzburger Festspiele und Projektsponsor Solway trennen sich
Die Salzburger Festspiele trennen sich im gegenseitigen Einvernehmen von ihrem Sponsor Solway. Im März hatte eine Rechercheplattform schwere Vorwürfe wegen einer Nickelmine in Guatemala erhoben, wo es unter anderem zu Umweltschäden und Menschrechtsverletzungen gekommen sein soll. Da das Schweizer Unternehmen diese bisher nur teilweise ausräumen habe können, werde die Partnerschaft mit sofortiger Wirkung aufgelöst, teilten die Festspiele am Dienstag in einer Aussendung mit.
KleineZeitung.at

Festspiele trennen sich von umstrittenen Sponsor
Die Salzburger Festspiele trennen sich vom Projektsponsor Solway. Dem Unternehmen wurden im Frühjahr von der Investigativplattform „Bellingcat“ unter anderem enge Verbindungen zum Kreml nachgesagt. Damit verzichten die Festspiele auf 150.000 Euro, die Solway bisher sponserte.
https://salzburg.orf.at/stories/3163550/

Salzburger Festspiele trennen sich von Projektsponsor
Vorwürfe gegen Solway wegen Nickelmine in Guatemala „nur teilweise ausgeräumt“.
Wiener Zeitung.at

Salzburg
Die offenen Fragen von Salz­burg
Die Salzburger Festspiele und die Putin-Treue von Teodor Currentzis, ein Symphonic Mob für das Münchner Konzerthaus, Christian Thielemann zurück in Berlin.
https://crescendo.de/klassikwoche27-2022-currentzis-rattle-thielemann/

New York/ Metropolitan Opera
New Yorker Met feiert LGTBQ-Pride. René Pape äußert sich homophob
Die Metropolitan Opera beteiligte sich an der großen Parade der LGBTQ-Bewegung zur Pride in New York. Dazu fanden Auftritte von Solistinnen und Solisten des Hauses statt. Der deutsche Sänger René Pape reagierte in den sozialen Medien daraufhin homophob und verkündete, nie wieder an der Met singen zu wollen.
BR-Klassik.de

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Zeuge der Bartoli-Mania: Fürst Albert II. von Monaco besucht die Wiener Staatsoper

Foto: © Michael Pöhn / Wiener Staatsoper

Wiener Staatsoper, 3. Juli 2022

Gioachino Rossini, Il turco in Italia
Dramma buffo in zwei Akten

von Jürgen Pathy

In Wien hat sie eingeschlagen wie eine Bombe. Wer letzten Dienstag bei Cecilia Bartolis Hausdebüt dabei sein durfte, konnte kaum glauben, was sich da im Anschluss für Szenen abgespielt haben. Zwei, was heißt, drei Zugaben hatte sie bereits aufs Parkett gezaubert. Da waren noch immer geschätzte zwei Drittel des Publikums zur Stelle. Rund 30 Minuten nach Ende der halbszenischen Aufführung, die natürlich restlos ausverkauft gewesen war.

Ganz so heftig hat es gestern nicht gekracht. Vielleicht lag es am Sujet der Oper. Möglicherweise auch daran, dass „Il turco in Italia“ musikalisch nicht mit so vielen Raffinessen aufwartet, wie „La Cenerentola“ am Dienstag. Der Stimmung hat es dennoch keinen großen Abbruch getan. Immerhin hat es die große Bartoli geschafft, die Wiener Staatsoper innerhalb weniger Tage ein zweites Mal bis an den Rand zu füllen.

In Wien nichts Besonderes, könnte man meinen. Weit gefehlt: Seit Corona und dem Rückgang zahlungskräftiger Touristen zählen ausverkaufte Häuser auch hier nicht mehr zur Tagesordnung.

„Gioachino Rossini, Il turco in Italia
Wiener Staatsoper, 3. Juli 2022“
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Sommereggers Klassikwelt 143: Die unvergessliche Cathy Berberian

von Peter Sommeregger

Wenige Sängerinnen ihrer Generation verfügten über ein ähnlich großes Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. Das mag mit daran liegen, dass die am 4. Juli 1925 in Massachusetts geborene Tochter armenischer Einwanderer sowohl Tanz, Schauspiel und Pantomime studierte, ehe sie ihre Gesangsausbildung begann, die sie dank eines Fulbright-Stipendiums in Paris und Mailand absolvieren konnte.

Ungewöhnlich an Berberians Karriere war, dass sie sowohl Barockmusik als auch zeitgenössische Komponisten optimal interpretieren konnte. Mehrere Komponisten wie Igor Strawinsky, Bruno Maderna, Luigi Nono, John Cage und Luciano Berio komponierten Stücke eigens für ihre Stimme. Mit Luciano Berio war sie von 1950 bis 1964 verheiratet, der Ehe entstammt eine Tochter, die Schlagzeugerin Cristina Berio. „Sommereggers Klassikwelt 143: Die unvergessliche Cathy Berberian
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Die DIENSTAG-PRESSE – 05. JULI 2022

Foto: © SF/Matthias Horn

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Die DIENSTAG-PRESSE – 05. JULI 2022

Wien
Beifall ohne Ende
Jubel für Cecilia Bartoli, nun in „Il turco in Italia“
WienerZeitung.at

Wien/ Staatsoper
Cecilia Bartoli bei szenischem Staatsopern-Debüt umjubelt
Die sommerliche Extrawoche in der Wiener Staatsoper hat am Sonntag ihren unterhaltsamen Höhepunkt erreicht: Rossinis „Il Turco in Italia“ als Gastspiel der Oper von Monte Carlo präsentierte sich Starvehikel für Cecilia Bartoli. Flockig, locker, jedoch ohne allzu mitreißenden Zug ist dieses Herzstück der „Rossinimania“ benannten Residenz der Monegassen unter ihrer künftigen künstlerischen Leiterin Cecilia Bartoli. Und diese feierte damit ihr szenisches Debüt im Haus am Ring.
SalzburgerNachrichten.at

Cecilia Bartoli in „Il turco in Italia“ am Ring
Beim Rossini-Gastspiel der Opéra de Monte-Carlo an der Wiener Staatsoper begeisterte die Diva mit ihrer „Bartolier“-Kunst
DerStandard.at.story

Bejubeltes Gastspiel: Wien im Bartoli-Fieber
Die Opéra de Monte Carlo ist mit „Il Turco in Italia“ von Rossini zu Besuch – und sorgt dank der Debütantin Cecilia Bartoli als Fiorilla für den größten Publikumserfolg der aktuellen Direktion.
https://www.diepresse.com/6161153/bejubeltes-gastspiel-wien-im-bartoli-fieber

Albert und Caroline besuchten Bartoli-Premiere
https://www.krone.at/2750769

Dresden
Die Nase – eine Oper als Synthese von Musik- und Theateraufführung
Um diesem Anspruch Rechnung zu tragen, wurde die Oper mit deutscher Textfassung aufgeführt. Die Uraufführung der Oper fand 1930 in Leningrad statt. Der junge Schostakowitsch brauchte weniger als zwei Jahre, um sie fertigzustellen, und komponierte sie während seiner Studienjahre 1926–1928. Entsprechend der russischen Tradition, Sujets und Personen satirisch-grotesk zu überzeichnen, komponierte der junge Musiker eine Partitur – ein breites und vielfältiges Klangbild für Stimmen und Orchester.
Von Brigitte und Olaf Barthier
https://klassik-begeistert.de/38526-2/

Hinter jeder Pointe lauert die Gewalt
Peter Konwitschny inszeniert an der Dresdner Semperoper „Die Nase“ von Dmitri Schostakowitsch – ein Publikumstriumph.
SueddeutscheZeitung.de „Die DIENSTAG-PRESSE – 05. JULI 2022“ weiterlesen

Neumeier zeigt was er mit seinem Hamburger Ensemble in den letzten beiden Jahren alles geschaffen hat

Konfettiregen am Ende der 47. Nijinsky-Gala (Foto RW)

Unschlagbar waren die Auftritte Madoka Sugais mit ihren Partnern, zum einen mit Alessandro Frola in einem Pas de deux aus Cinderella, zum anderen ihre überwältigende Fröhlichkeit bei hoher technischer Kompetenz im dritten Satz der 7. Sinfonie von Beethoven, mit Alexandr Trusch als kongenialem Partner.

Staatsoper Hamburg, 03. Juli 2022

Nijinsky Gala XLVII
Hamburger Ballett-Tage

von Dr. Ralf Wegner

Neumeiers dem Tänzer Vaslav Nijinsky gewidmeten Galas stehen immer unter einem übergreifenden Thema. Diesmal hieß es, etwas willkürlich gewählt, Anniversaries bzw. Jubiläen. Üblich sind immer Ausschnitte aus den in der auslaufenden Saison gespielten Balletten, gespickt mit einer Leistungsschau internationaler Gäste, aber stets mit Bezug zum Thema der Gala.

Es begann mit einem fulminantem Auftritt der Schülerinnen und Schüler der oberen Theaterklassen, der von einer hohen technische Kompetenz vor allem der jungen Männer zeugte; Konstantin Tselikov hatte ihnen Folkloristisches auf den Leib choreographiert, genannt Gopak. Das wirkte nach und überdeckte den folgenden Auftritt des Bundesjugendballetts, die nach einer modernen Choreographie von Raymond Hilbert tanzten.

Ausschnitte aus Neumeiers herausragenden Choreographien Ghost Light und Nijinsky nahmen einen größeren Zeitraum in Anspruch, ohne dass die gewählten Beispiele die innere Kraft sowie die Faszination dieser beiden Ballette eindeutig widerspiegeln konnten. Es wirkte auf mich, als würden Mozarts Opern anhand der Rezitative und nicht der Arien auf die Bühne gebracht werden. „Hamburger Ballett-Tage, Nijinsky Gala XLVII
Staatsoper Hamburg, 03. Juli 2022“
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Die MONTAG-PRESSE – 4. JULI 2022

Foto: public domain

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Die MONTAG-PRESSE – 4. JULI 2022

Leonard Bernsteins Sohn über seinen Vater und »West Side Story«. »Die Liebesgeschichte ist zeitlos. Die Tragödie ist leider zeitlos«
Zwei Filme und ein Revival: Leonard Bernstein erlebt ein Comeback, 32 Jahre nach seinem Tod. Hier erzählt sein Sohn, wie sich der Starkomponist manchmal quälte – und wie er mit seinem Doppelleben als Schwuler klarkam.
DerSpiegel.de

Heidenheim
Premiere von Wagners „Tannhäuser“ in Heidenheim mit unerwartetem Ende
Premiere geglückt: Die Heidenheimer Opernfestspiele präsentieren Richard Wagners „Tannhäuser“ als aufregende, anregende, musikalisch und inszenatorisch packende Geschichte vom Zweifeln und Suchen, die am Ende anders ausgeht, als allseits erwartet.
https://www.hz.de/kultur/kultur-regional/opernfestspiele-heidenheim-es-war-einmal-ein-motel-65273057.html

Berlin
Saisonabschluss beim Rias Kammerchor. Stimmen, die zu Himmel steigen
Faszinierend souverän gestalten Peter Dijkstra und der Rias-Kammerchor einen Abend mit a cappella-Musik von Pärt, Schnittke, Penderecki und Sandström.
Tagesspiegel.de

Bern
Die Oper in Bern liegt auf der Intensivstation
Die Sparte Musiktheater, wie sie noch bei Konzert Theater Bern hiess, hat in der Hauptstadt der Schweiz einen schweren Stand. Bereits in der Saison 2018/19 brachen die Zahlen um satte 12.000 Zuschauer ein. Jetzt muss wahrscheinlich Bühnen Bern unter der Intendanz von Florian Scholz Ende 2022 einen neuerlichen Rückgang vermelden.
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/201036/

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Gropius-Quartett begeistert mit seinem Programm an der Elbe

Foto: facebook Gropius Quartett @gropiusquartett Gesellschafts- und Kultur-Website

Elbphilharmonie Hamburg, Kleiner Saal, 3. Juli 2022

Camille Thomas, Violoncello
Lily Maisky, Klavier

Gropius Quartett: Friedemann Eichhorn (Violine), Indira Koch (Violine), Alexia Eichhorn (Viola), Wolfgang Emanuel Schmidt (Violoncello)

Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Frédéric Chopin, David Popper und Robert Schumann

Dieses Quartett spielt mit einer Seele vier Instrumente. Zwei Meisterwerke, zwei Raritäten, zwei Zugaben, die zusammen ein Spektrum an Emotionen wecken. So hat die Klassik wieder eine Zukunft!

von Johannes Karl Fischer

So ein begeisterndes, eklektisches Programm habe ich seit Jahren nicht mehr gehört. Zu Zeiten Mendelssohns und Schumanns standen Meisterwerke Seite an Seite mit Uraufführungen, Konzerte waren lebendige Ereignisse, über die die ganze Stadt plauderte. Das waren Zeiten… Solche Programme gehören zum Glück nicht nur der Vergangenheit an, auch 2022 kann man damit HörerInnen begeistern. Prompt bricht der Altersdurchschnitt im Publikum ein, Klassik ist plötzlich nicht mehr nur für alte, weiße Männer.

Mal von dem künstlerischen Niveau ganz zu schweigen… Dieses Quartett spielt mit einer Seele vier Instrumente! Jeder Akkord saß sattelfest, als würde ein einzelnes Instrument fünf und zehn Töne spielen. Melodien verschmolzen zu einem farbenfrohen Klanggemälde, als hätte man eine köstliche Kartoffelcremesuppe im Mund. „Die holde Kunst, sie werde jetzt zur Tat“, hätte Wagner dazu wohl gesagt. Selbst der hartnäckige anti-Semit konnte der Magie eines Mendelssohn-Satzes bekanntlich nicht widerstehen. „Gropius Quartett, Camille Thomas, Violoncello Lily Maisky, Klavier
Elbphilharmonie, 3. Juli 2022“
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Die Nase – eine Oper als Synthese von Musik- und Theateraufführung

Foto: Premierenmotiv zu »Die Nase«, Motiv: Thomas Ruff ©VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Semperoper Dresden, 2. Juli 2022 PREMIERE

Die Nase
Oper in 3 Akten von Dmitri Schostakowitsch
Nach der gleichnamigen Erzählung von Nikolai Gogol
Text vom Komponisten, in Zusammenarbeit mit Jewgenij Samjatin, Georgi Ionin und Alexander Preis
Deutsche Fassung von Helmut Wagner und Karl Heinz Füssl

Sächsische Staatskapelle
Sächsischer Staatsopernchor
Sinfoniechor Dresden – Extrachor der Semperoper, Chorgäste
Musikalische Leitung Petr Popelka
Inszenierung Peter Konwitschny
Bühnenbild und Kostüme Igor Fürnberg
Dramaturgie Kai Weßler

Solist:innen
Platon Kusmitsch Kowaljow: Bo Skovhus
Iwan, sein Diener: Timothy Oliver
Iwan Jakowlewitsch, Barbier: Jukka Rasilainen
Weitere Mitwirkende: James Kryshak, Katerina von Bennigsen, Aaron Pegram, Martin-Jan Nijhof, Jürgen Müller, Roxana Incontrera, Alice Rossi, Sabine Brohm, Ludovit Ludha, Gerald Hupach, Tilmann Rönnebeck, Matthias Henneberg, David Kramer

von Brigitte und Olaf Barthier

Um diesem Anspruch Rechnung zu tragen, wurde die Oper mit deutscher Textfassung aufgeführt. Die Uraufführung der Oper fand 1930 in Leningrad statt. Der junge Schostakowitsch brauchte weniger als zwei Jahre, um sie fertigzustellen, und komponierte sie während seiner Studienjahre 1926–1928. Entsprechend der russischen Tradition, Sujets und Personen satirisch-grotesk zu überzeichnen, komponierte der junge Musiker eine Partitur – ein breites und vielfältiges Klangbild für Stimmen und Orchester. Die Oper gehört in die Epoche der experimentellen Erneuerung der russischen Kultur, leider fand ihre Uraufführung diesbezüglich zu spät statt. Inzwischen entwickelte sich die propagandistisch-proletarische Musik, die einen doktrinären Realismus vortrug.

Wie bringt nun Konwitschny diesen Stoff auf die Dresdner Bühne? Konwitschny ist in Dresden kein Unbekannter: Immer wieder hat er über viele Jahre hinweg Inszenierungen an der Semperoper geschaffen, z. B. Norma, Die Hugenotten, Tannhäuser – der heute noch im Repertoire ist – und 1999 die Csardasfürstin, die einen großen Skandal auslöste und schließlich sogar abgesetzt wurde. Mit dem Bühnen- und Kostümbildner Helmut Brade arbeitet Konwitschny schon seit 1986 zusammen. „Dmitri Schostakowitsch, Die Nase
Semperoper Dresden, 2. Juli 2022 PREMIERE“
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Wie sich Wiener Wahn mit italienischem Affekt mischt

Foto: Piotr Beczała © Julia Wesely

Elbphilharmonie, 30. Juni 2022

PIOTR BECZAŁA / KRISTIN OKERLUND / WIENER SOLISTENQUINTETT

Lehár / Strauß / Kálmán

von Jolanta Łada-Zielke

Zwar ist die Elbphilharmonie viel größer als ein Wiener Café; trotzdem habe ich mich an diesem Abend wie in einem solchen Kaffeehaus gefühlt.  Das Wiener Solistenquintett hat mir eine musikalische Melange serviert, die Klavierpartie von Kristin Okerlund war wie eine Portion Schlagsahne. Und ein großes Stück der leckersten Sachertorte war der Auftritt von Piotr Beczała, der eine breite Palette seines Repertoires, von Operetten über künstlerische (in dem Fall neapolitanische) Lieder bis hin zu Opernarien präsentiert hat.

WIEN, WIEN, ÜBERALL WIEN…

Richard Wagner sah eine Verbindung zwischen der Operette und der französischen opéra comique, vor allem in der Thematik: sie sei aus dem Volksleben genommen, die Texte hätten meist komischen Inhalt, voll vom derben und natürlichen Witz. In seinem Aufsatz „Über deutsches Musikwesen“ behauptet Wagner: „ Als vorzüglichste Heimat dieses Genres muss Wien betrachtet werden. Überhaupt hat sich in dieser Kaiserstadt von jeher die meiste Volkstümlichkeit erhalten; dem unschuldigen heiteren Sinne ihrer Einwohner sagte stets das am meisten zu, was ihrem natürlichen Witz und ihrer fröhlichen Einbildungskraft am fasslichsten war“.

Der spätere Schöpfer des „Ring des Nibelungen“ schrieb diese Worte in den Jahren 1840-41 in Paris. Die Operette lief noch in Kinderschuhen. Jacques Offenbach bereitete erst sein Debüt vor, und die größten Komponisten dieser Gattung – Franz Lehár, Emmerich Kálmán und Richard Strauss – kamen erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Welt. Wagner gibt als Beispiel das Singspiel „Dorfbarbier“ von Johann Baptist Schenk 1785, „das wohl geeignet war, bei größerer Ausdehnung mit der Zeit das Genre bedeutender zu machen“. Der Komponist vermutete, dass die Operette bei ihrer Verschmelzung mit der größeren Opernmusik untergehen könne. Heute wissen wir, dass sie sich weiter entwickelt hat und ihr Niveau Schritt für Schritt gesteigert ist. Was von Wagner Text bleibt immer noch aktuell? Natürlich WIEN!

„PIOTR BECZAŁA / KRISTIN OKERLUND / WIENER SOLISTENQUINTETT
Elbphilharmonie, 30. Juni 2022“
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