Die DONNERSTAG-PRESSE – 24. MÄRZ 2022

Foto: Robert Niemeyer
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die DONNERSTAG-PRESSE – 24. MÄRZ 2022

Dirigent Vladimir Jurowski gegen Pauschalboykott russischer Künstler
Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper verurteilt in offenen Brief Angriff Russlands, wendet sich aber gegen pauschale Verurteilungen.
WienerZeitung.at

Netrebko hat bei uns keinen Platz«
Wegen ihrer Putin-Nähe gibt es viel Kritik an Operndiva Anna Netrebko – trotzdem plant sie große Auftritte, auch in Deutschland. Politik, Veranstalter und Sponsoren sind in Nöten: Können die Konzerte stattfinden?
Spiegel.de

Klassikstars warnen vor „Ausgrenzung“ russischer Künstler
In einem Aufruf stellen sich zahlreiche Prominente der Klassikszene hinter die Sanktionen wider das Putin-Regime und wenden sich gegen die „Ausgrenzung russischer und belarussischer Personen“: „Viele fühlen sich wie Geiseln in ihrem eigenen Land.“
BR-Klassik.de

Unpolitische russische Künstler werden nicht mehr geduldet
Boykotts und Entlassungen Russische Künstler, die sich nicht deutlich von Putin distanzieren, sind im Westen nicht mehr gern gesehen. In Russland müssen sich Künstler zu Putin bekennen, wenn sie ihre Posten behalten wollen
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/russische-kuenstler-sanktionen-und-kultureller-kahlschlag

Hamburg/Elbphilharmonie
Junge Deutsche Philharmonie. Nicolas Altstaedt Violoncello. Dima Slobodeniouk Dirigent
Wagner, Salonen, Schönberg
Klassik-begeistert.de

Lyon/ „Irrelohe“
David Bösch inszeniert düster-zeitlose Liebe, Rache und Vergeltung
Pandemiebedingt musste das Festival 2020 am Vortage der Premiere abgesagt werden. Über 1000 Zuschauer:innen, hunderte Produktionsmitarbeiter:innen und viel internationale Presse waren darüber zutiefst betrübt. Auch im Folgejahr machte die Pandemie den Planern am Haus einen Strich durch die Rechnung. Doch nun endlich konnten zwei der damals vorgesehenen Opernpremieren zur Aufführung kommen. Verdis „Rigoletto“ und Schrekers „Irrelohe“ standen auf dem Programm.
Von Patrik Klein
Klassik-begeistert.de

Johann Sebastian Bachs Trauernacht im Rahmen des Festivals 2022 im Théâtre des Célestins in Lyon
Von Patrik Klein
Klassik-begeistert.de

Oper im Internet: Europäischer Opern-Tourismus bei Arte
Puccini aus Brüssel, Strauss aus Helsinki, Prokofieff aus Madrid: Der deutsch-französische Fernsehsender Arte streamt prachtvolle Opern-Produktionen.
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Puccinis Turandot überzeugt mit einer spannenden Neuinszenierung von Yona Kim

Unter der musikalischen Leitung von Giacomo Sagripanti  klang das Philharmonische Staatsorchester großartig, klar und durchsichtig wie selten. Anna Smirnovas schallstarke, vom Timbre her kindlich aufgehellte Stimme passte zur vorgesehenen Rolle einer entwicklungsunfähigen Psychopathin, selbst Gregory Kundes heldisch-virile Attacke konnte sie nicht umstimmen.

Foto: Das Hamburger Opernensemble beim Schlussapplaus, vorn Jürgen Sacher (Altoum), Daniel Kluge (Pang), Bernhard Hansky (Ping), Liang Li (Timur), Guanqun Yu (Liù), Anna Smirnova (Turandot), Giacomo Sagripanti (musikalische Leitung), Gregory Kunde (Calaf) Seungwoo Simon Yang (Pong), Chao Deng (un Mandarino) (RW)

Staatsoper Hamburg, 23. März 2022

Giacomo Puccini   Turandot, die vierte Aufführung

von Dr. Ralf Wegner

Die Mezzosopranistin Anna Smirnova sang auch heute Abend die Turandot. Die Höhen ihrer Auftrittsarie In questa reggia, gerieten teilweise scharf wie das Beil, zu dem die Prinzessin ihre Verehrer verurteilt. Die Sängerin verfügt über eine kräftige, schallstarke Stimme, die vom Timbre her eher kindlich aufgehellt klang, ohne mezzotypische Tiefengrundierung. Auch dieses passte zur vorgesehenen Rolle einer entwicklungsunfähigen Psychopathin, die offenbar Lust am Leiden anderer empfindet, Liebe nur heuchelt und Calaf am Ende ersticht. Ihr Vater Altoum, beeindruckend gezeichnet von Jürgen Sacher, gibt am Ende den Befehl, dieses weibliche Ungeheuer zu töten. „Giacomo Puccini Turandot, die vierte Aufführung,
Staatsoper Hamburg, 23. März 2022“
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Rising Stars 26: Dmytro Choni – ein ukrainischer Pianist auf dem Weg zur Weltgeltung

Photo:  © Anna Logachova

Claude Debussy – Reflets dans l’eau, Images, Band 1. Dmytro Choni, Klavier

Die Nachrichten, die die Ukraine plötzlich in den Mittelpunkt des Interesses gerückt haben, sind alles andere als erfreulich. Man kommt nicht umhin, näher hinzusehen, und stellt fest, wie sehr man dieses zweitgrößte Flächenland Europas bislang unterschätzt hat. Nicht nur seine wirtschaftliche Bedeutung ist beachtlich, auch seine Beiträge zur europäischen Kultur sind von großem Wert. So entwickeln sich auf ukrainischem Boden auch vielversprechende Talente mit dem Potenzial für eine Weltkarriere und deshalb möchte ich jetzt einen dieser Rising Stars vorzustellen. Meine Wahl fiel auf den Pianisten Dmytro Choni, der mich 2019 bei dem jährlich in München stattfindenden Festival Stars & Rising Stars als Solist wie auch als feinfühliger Kammermusikpartner überzeugt hatte.

von Dr. Lorenz Kerscher

 

Dmytro Choni – Ukraine – Ferruccio Busoni Klavierwettbewerb; Finale Kammerensemble. Schumann, Klavierquintett Es-Dur op. 44 (2017)

Dmytro Choni wurde 1993 in Kiew geboren und erhielt mit vier Jahren ersten Klavierunterricht. Er gewann als Zehnjähriger den ersten Preis des Klavierwettbewerbs „Ville de Gagny“ in Frankeich und wechselte kurz darauf an die Musikakademie in Kiew. Ab 2015 setzte er sein Musikstudium an der Musikhochschule Graz fort und erzielte seit 2016 zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben, von denen er elf auf seiner Webseite aufzählt. Seine Debüt-CD mit Werken von Debussy, Ginastera, Ligeti und Prokofieff erschien 2020 bei Naxos und erhielt vom Pizzicato Magazin den „Supersonic Award“ und viel Lob seitens der Rezensenten: ”Wo andere junge Pianisten sehr gut spielen, besitzt Dmytro Chonis vollblutiges Spiel schon wirkliche Größe und einen genialen Atem.“ – Remy Franck; „Der junge Mann könnte einer der herausragendsten Pianisten des 21.Jahrhunderts sein“ – David Denton. „Rising Stars 26: Dmytro Choni – ein ukrainischer Pianist auf dem Weg zur Weltgeltung
klassik-begeistert.de“
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Andreas Ottensamer: „Wenn man so auch junges Publikum anspricht, dann ist das der beste Weg."

Foto: Andreas Ottensamer © Stefan Höderath

Er zählt zur neuen Generation. Einer Zunft von Musikern, die mit der Zeit gehen. Neben anderen jungen Kollegen, zeigt sich Andreas Ottensamer auch oft von der „coolen“ Seite: modisch, sportlich, mit gestähltem Sixpack. Via Social Media genehmigt der Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker viele Einblicke. Warum sich das nicht unbedingt mit dem Klischee des eher verstaubten Klassikbetriebs schneidet, erzählt er im Exklusiv-Interview.

Interview: Jürgen Pathy

Andreas Ottensamer setzt den Termin für das Gespräch um 11:00 Uhr vormittags an. Einer Uhrzeit, um die so manch anderer Musiker vermutlich noch im Tiefschlaf verweilt. „Ich habe es gerade noch so geschafft“, entgegnet er schlagfertig, ob des Klischees, das ich natürlich gerne einwerfe, um die Stimmung zu lockern. Der 31-Jährige Feschak, der aus einer bekannten Musikerfamilie stammt, wirkt überrascht, als ihn mein Skype-Anruf ereilt. Wo er gerade weilt, erfahre ich nicht. Nur, dass er im Moment keine Möglichkeit habe, das Interview via Onlinetools wie Zoom oder Skype zu führen. Kein Problem. Papier und Stift liegen bereit.

Nur meinen „Schummelzettel“ nimmt er so ein wenig aus dem Spiel. Spezialfragen, wie er zu den alten Meistern der Klarinette stehe. Insbesondere zur „vibratoarmen“ Klangkultur, wie sie der Wiener Alfred Prinz oder der deutsche Karl Leister gepflegt haben. Diese Fragen habe ich bei einem anderen Skype-Kontakt gebunkert, der sie mir gesteckt hat. „Ich spiele selbst gerne Vibrato“, lautet die Quintessenz seiner ausführlichen Antwort. „Hauptsächlich aber dort, wo es stilistisch passt – Debussy, Poulenc, dort ist es deutlich passender, als bei der deutschen Romantik oder Mozart, wo es stilistisch weniger passt“. Für Mozarts Klarinettenkonzert übrigens, da hat er sich tatsächlich eine Bassetklarinette machen lassen.

„Interview: Andreas Ottensamer, Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker,
klassik-begeistert.de“
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Lieber Esa-Pekka, lieber Arnold - ihr seid die besten hier, doch Richard ist tausendmal schöner als ihr!

Foto: (c) Marco Borggreve

Elbphilharmonie, 22. März 2022

Junge Deutsche Philharmonie

Nicolas Altstaedt Violoncello
Dima Slobodeniouk Dirigent

Richard Wagner
Vorspiel zu »Lohengrin« WWV 75

Esa-Pekka Salonen
Konzert für Violoncello und Orchester

Arnold Schönberg
Pelleas und Melisande / Sinfonische Dichtung op. 5

von Harald Nicolas Stazol

Nein, im Ernst: Man muss dem sympathisch langmähnigen Ausnahmecellisten Nicolas Altstaedt nur bewundern, er scheint sich auf das “Konzert für Cello und Orchester” von 2017 des überragenden Dirigent-Komponisten Esa-Pekka Salonen spezialisiert zu haben. Ich hörte sein Dirigat erstmals mit Sibelius´ Violinkonzert, mit dem Solisten Frank Peter Zimmermann in der damals noch Musikhalle genannten, nun Laeiszhalle, 1992, deswegen war ich der Konzertkarte hinterher wie ein “Heftlmacher”.:

„Junge Deutsche Philharmonie/Nicolas Altstaedt Violoncello,
Elbphilharmonie, 22. März 2022“
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Katie Mitchell inszeniert eine einfühlsame Meditation über den Tod

Foto: Saal des Théâtre des Célestins © Patrik Klein

Johann Sebastian Bachs Trauernacht im Rahmen des Festivals 2022 im Théâtre des Célestins in Lyon, 20. März 2022

von Patrik Klein

Der dritte Teil des diesjährigen Festivals in Lyon befasst sich mit Auszügen aus Johann Sebastian Bachs (1685–1750) Kantaten (BWV 60, 46, 82, 90, 127, 146, 159, 169, 668), die zu einer knapp neunzigminütigen szenischen Aufführung der „Trauernacht“ entwickelt werden. Dabei handelt es sich um eine Wiederaufnahme der Produktion des Festival d’Aix-en-Provence von 2014, einer Koproduktion mit dem Festival d’Aix-en-Provence, der Niederländischen Nationaloper Amsterdam und der Opéra national de Bordeaux.

Die Produktion bedient sich Auszügen einiger Kantaten von Johann Sebastian Bach (mit Ausnahme der ersten Motette „Mit Weinen hebt’s sich an“ vom Organisten, Komponisten und jüngsten Bachsohn Johan Christian Bach), die sich mit dem Tod und mit den verschiedenen Stadien der Trauer befassen.

Die britische Regisseurin Katie Mitchell fokussiert in ihrer Inszenierung auf eine Ritualisierung von Bewegungen und die Einfügung eines auf das Wesentliche reduzierten kühlen Theaters. Auf der karg ausgestatteten Bühne stehen nur wenige Elemente wie Tisch, Stühle und Regale. Die Darsteller bewegen sich lautlos und barfuß mit einer stoischen Langsamkeit, wo alles symbolisch wirkt und wo die kleinste Geste isoliert und seziert in großer Stille betrachtet wird. Das Stück wird zu einer Meditation über den Tod geformt. „Johann Sebastian Bachs Trauernacht im Rahmen des Festivals 2022,
Théâtre des Célestins in Lyon, 20. März 2022“
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David Bösch inszeniert düster-zeitlose Liebe, Rache und Vergeltung

Foto: Irrelohe © Stofleth

Franz Schrekers „Irrelohe“ beim Festival 2022
Opéra de Lyon, 19. März 2022 Premiere

von Patrik Klein

Pandemiebedingt musste das Festival 2020 am Vortage der Premiere abgesagt werden. Über 1000 Zuschauerinnen, hunderte Produktionsmitarbeiterinnen und viel internationale Presse waren darüber zutiefst betrübt. Auch im Folgejahr machte die Pandemie den Planern am Haus einen Strich durch die Rechnung. Doch nun endlich konnten zwei der damals vorgesehenen Opernpremieren zur Aufführung kommen. Verdis „Rigoletto“ und Schrekers „Irrelohe“ standen auf dem Programm. Ergänzt wurde das Duo durch eine weitere Musiktheaterproduktion von Bachs „Trauernacht“ im Théâtre de Célestins in Lyon.

In diesem Jahr kristallisieren sich als Motto Familiengeheimnisse aus diesen drei Produktionen: Familiengeheimnisse mit all ihren Facetten und deren vielfältigen Auswirkungen auf das Musiktheater, die Oper, den Text und die Musik: Ein düsteres Erbe wirkt sich auf die dramatische Handlung des Irrelohe, das Geheimnis einer jungen Frau beeinflusst den Fortgang der Geschichte und das Ende von Rigoletto sowie die Familie eines Toten, die sich in der Trauernacht zum letzten gemeinsamen Mahl zu Ehren des Verstorbenen trifft. „Franz Schrekers „Irrelohe“ beim Festival 2022,
Opéra de Lyon 19. März 2022, Premiere“
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Ein exzellentes Ensemble sorgt für großen Rossini-Genuss

Foto: Bayerische Staatsoper © Felix Löchner

Bayerische Staatsoper, München, 21. März 2022

Gioachino Rossini   La Cenerentola

Musikalische Leitung   Michele Spotti
Inszenierung   Jean-Pierre Ponnelle
Bühne und Kostüme   Jean-Pierre Ponnelle
Chor   Stellario Fagone

Bayerisches Staatsorchester
Bayerischer Staatsopernchor

von Frank Heublein

An diesem Abend wird in der Bayerischen Staatsoper La Cenerentola von Gioachino Rossini aufgeführt. Das Münchner Haus hat ein mannigfaltiges Repertoire. Diese La Cenerentola erblickte das Licht der Bühne in 1980. Jean-Pierre Ponnelles Bühne ist funktional, unterstützt Handlung und Spiel. Damit legt er den Fokus auf die Sänger und Sängerinnen.

Drei besonders wundervolle Momente schenkt mir diese Aufführung. Den ersten in Person Erwin Schrotts als Alidoro, der Cenerentola motiviert, aufs Fest des Don Ramiro zu gehen. In seiner Arie „Osservate. Silenzio. Abiti, gioie“ (Pass auf. Schweige. Kleidung, Geschmeide) offenbart mir Erwin Schrott seinen geschmeidigen, vollmundigen, kraftvollen Bass. Er singt gefällig, umschmeichelnd und souverän.

Der zweite dieser Momente ist ein Stellvertreter für die Raffinesse Rossinis. Für das was mich bei Rossini packt, atemlos macht. Meine Faszination gilt den Ensemblemomenten. Das Finale des ersten Aktes „Mi par d’essere sognando“ (Ich scheine zu träumen) ist großartig! Die Stimmen flirren, flattern durcheinander, sind in einem Moment Teil des großen Ganzen und zugleich?, kurz darauf?, so schnell bin ich nicht in der Lage zu unterscheiden: es ist für mich ein Moment der musikalischen Explosion. Ich gehe darin auf, versinke und genieße.

„Gioachino Rossini, La Cenerentola,
Bayerische Staatsoper, München, 21. März 2022“
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Benjamin Bernheim mischt Italienisches mit Französischem stilsicher und brillant

CD-Rezension

Benjamin Bernheim
Boulevard des Italiens

Orchestra del Teatro Comunale di Bologna
Frédéric Chaslin

Deutsche Grammophon 486 1964

von Peter Sommeregger

Der französische Tenor Benjamin Bernheim hat sich in den letzten Jahren zum großen Hoffnungsträger seines notorisch unterbesetzten Stimmfaches entwickelt. Noch bewegt er sich eher im lyrischen Fach, aber seine kräftige, schön gebildete Stimme lässt einen allmählichen Übergang zum Spinto-Fach vermuten. Bernheim verfügt über etwas, das man nicht lernen kann, nämlich ein charakteristisches persönliches Timbre, das man nach wenigen Tönen erkennt.

Das Konzept seines neuen, zweiten Recitals für die Deutsche Grammophon spielt mit der Wechselwirkung italienischer Komponisten mit der französischen Grand Opéra. Die sorgfältig ausgewählten Arien und Szenen dieser CD sind sämtlich von italienischen Komponisten auf französische Libretti geschrieben, und wurden für die Aufführungen in Paris, der damaligen Opernhauptstadt umgearbeitet. „CD-Rezension: Benjamin Bernheim, Boulevard des Italiens,
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Verdis Les Vêpres Siciliennes – große Oper in Zeiten des Krieges!

Foto: (c) Marcus Lieberenz

Deutsche Oper Berlin, 20. März 2022 PREMIERE

Giuseppe Verdi
Les Vêpres Siciliennes

Oper in fünf Akten
Libretto von Eugène Scribe und Charles Duveyrier

Musikalische Leitung   Enrique Mazzola
Inszenierung   Olivier Py

Hélène   Hulkar Sabirova
Henri   Piero Pretti

Guy de Montfort   Thomas Lehmann
Jean de Procida   Roberto Tagliavini

Orchester, Chor und Opernballett der Deutschen Oper Berlin

 von Sandra Grohmann

Die Deutsche Oper Berlin sammelt in der Pause und online für die Ukraine (https://deutscheoperberlin.de/de_DE/hilfe-fuer-die-ukraine), und die Deutsche Oper Berlin bringt Verdis Les vêpres siciliennes auf die Bühne – ein Stück über den Aufstand der Sizilianer gegen die französische Besatzung. Oder, wie in dieser Inszenierung, der Algerier gegen die Franzosen. Oder, auch eine Assoziation angesichts vieler blau-weiß-roter (wenn auch nicht blau-rot-weißer) Bühnenfahnen, der Ukrainer gegen die Russen. Dargeboten in der komplexesten aller Kunstformen und in nahezu durchgehend makellosem Gesang wirft das die Frage auf: Darf man das jetzt „spielen“? Darf man das anhören? Muss man vielleicht?

Ein Freund schickte mir jüngst einen Cartoon, der sinngemäß besagte: Es gibt kein moralisches Gebot, die Welt durch den Verzicht auf Freude noch schlechter zu machen. So gesehen, haben wir uns dem fehlenden moralischen Gebot gestellt und reichlich Freude geerntet: Nach einem dezent verschlafenen Orchestervorspiel – von der fetzigen Ouvertüre blieb kaum eine Ahnung übrig – entwickelte sich über die folgenden drei Stunden unter den sicht- wie hörbar fein gestaltenden Händen des Ersten Gastdirigenten Enrique Mazzola ein musikalisches Fest. „Giuseppe Verdi, Les Vêpres Siciliennes,
Deutsche Oper Berlin, 20. März 2022 PREMIERE“
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