Fäden als Sinnbild der gesprochenen Gedanken

Foto: Jubal Battisti

Münchner Kammerspiele, 25. November 2021

von Frank Heublein

In der Therese-Giese-Halle der Münchner Kammerspiele gastiert an diesem Donnerstagabend das besondere Dance On Ensemble, welches gemeinsam mit Schauspielern und Schauspielerinnen der Münchner Kammerspiele das Stück Fäden verkörpern. Fäden bewegen und sich von diesen bewegen lassen. Ivana Müller steuert Konzept, Text und Choreografie bei. Die heutige Premiere findet vor kleinem Publikum mit zugelassenen 30 Personen statt.

Das ist kein Tanz, den ich heute sehe, oder doch? Die meisten Bewegungen der acht Personen werden durch Fäden organisiert. Fingerdicke vielmeterlange Wollfäden unterschiedlicher Farben, die aufgerollt, abgerollt, geworfen, verwirrt, entwirrt werden. Auf, über, vor und neben einem quaderförmigen dreistufigen Aufbau. Langsam. Gemessen. Balletttänzerische Bewegungen erkenne ich nur in wenigen Momenten. „Dance On Ensemble, Ivana Müller,
Münchner Kammerspiele, 25. November 2021“
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Teo in der Elphie: Er tänzelt, tanzt und trippelt mit den Füßen – er ist ein Taktgeber ohne Taktstock

Teodor Currentzis ist ein Dirigent, der tänzelt, der tanzt, der mit den Füßen trippelt. Er ist ein Taktgeber ohne Taktstock – auch in einem der schönsten Konzertsäle der Welt.

Elbphilharmonie, Hamburg, 28. November 2021
Fotos: Daniel Dittus

musicAeterna
Dirigent Teodor Currentzis

Marko Nikodijević
parting of the waters into heavens and seas / secundus dies (Toccata für Orchestra)
Dmitri Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 4 c-Moll op. 43

von Andreas Schmidt

Er ist einer der meistdiskutierten Interpreten im aktuellen Klassikbetrieb: Teodor Currentzis. Der Ausnahmekünstler lebt und arbeitet getreu seinem Leitsatz: »Musik ist eine Mission, kein Beruf.« Nun gastierte der Klassik-Superstar mit seinem russischen Orchester MusicAeterna in der Elbphilharmonie am Hamburger Hafen, im Gepäck: Dmitri Schostakowitsch, 4. Sinfonie!

»Dirigent des Jahres«, »Ausnahmekünstler«, »revolutionärer Geist« – an Superlativen mangelt es nicht, wenn es um Teodor Currentzis geht. »Schon als Kind hat mich die Magie der russischen Musik unglaublich berührt. Viele russische Orchester und Ballettkompanien haben in Athen gastiert und ich habe diesen ganz anderen Klang gehört, viel rauer und zugleich viel poetischer« erinnert sich Currentzis, der 1972 in Athen geboren wurde und sich schon früh entschloss, zum Studium nach Russland zu gehen, wo auch seine kometenhafte Karriere ihren Anfang nahm. „musicAeterna, Teodor Currentzis, Dmitri Schostakowitsch
Elbphilharmonie, Hamburg, 28. November 2021“
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27. Galakonzert für die Deutsche Aids-Stiftung: große Oper für eine gute Sache

Fotos: Galakonzert für die Deutsche AIDS Stiftung © Marcus Lieberenz  

Nachdem im vergangenen Jahr die Operngala für die Deutsche Aids-Stiftung in der Deutschen Oper Berlin pandemiebedingt nicht stattfinden konnte, war es eine große Freude nun wieder an diese Tradition anknüpfen zu können. Die zahlreichen renommierten Sängerinnen und Sänger bereiteten mit kurzen Arien und Ensembles einen wirklich großen und festlichen Opernabend!

Max Raabe (Moderation)

Keri-Lynn Wilson (Dirigentin)
Chor der Deutschen Oper Berlin
Orchester der Deutschen Oper Berlin

Deutsche Oper Berlin, 27. November 2021

von Tony Kliche

In seiner Begrüßungsrede vor Beginn des Konzerts beteuerte Intendant Dietmar Schwarz, wie wichtig der Schutz und der Umgang mit Infektionskrankheiten hinsichtlich der aktuellen Lage für unsere Gesellschaft sind. Privates Engagement sei dabei ebenso unerlässlich wie Verordnungen seitens der Regierung. Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, untermauerte, wie sehr die Coronapandemie den Kampf gegen HIV und Aids weltweit erschwert. Müller betonte aber auch das große Engagement der Stiftung hinsichtlich Prävention und Antidiskriminierung in Afrika. Kristel Degener, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aids-Stiftung, vergegenwärtigte mit Fallzahlen, wie sehr HIV und Aids unserer heutigen Gesellschaft immer noch vertreten sind und bedankte sich bei allen Mitwirkenden des Konzerts  die an diesem Abend zugunsten der Deutschen Aids-Stiftung auftraten. „27. Galakonzert für die Deutsche Aids-Stiftung,
Deutsche Oper Berlin, 27. November 2021“
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Richard Strauss’ „Elektra“ überzeugt als großbürgerliches Drama mit kriminellem Ende

Das Elektra-Ensemble nach der Vorstellung: Mit schwarzer Mütze Lauri Vasar (Orest), danach Jennifer Holloway (Chrysothemis), Aušrinė Stundytė (Elektra), Violeta Urmana (Klytämnestra) und John Daszak (Aegisth) (Foto RW)

Wie Violeta Urmana der Klytämnestra darstellerisch innere Glaubwürdigkeit verleiht und zudem noch stimmliche Kompetenz zeigt, ist bewunderungswürdig. Ihr steht aber auch eine nicht minder beeindruckende, aggressiv-neurotische Elektra gegenüber, die mit Aušrinė Stundytė herausragend besetzt ist.

Staatsoper Hamburg, 28. November 2021 (PREMIERE)

von Dr. Ralf Wegner

Das antike, heroische, götterbestimmte Atridendrama um Agamemnon, seine Ehefrau Klytämnestra, deren Liebhaber Aegisth, und den Kindern Iphigenie, Elektra, Chrysothemis und Orest ist uns durchaus bekannt: Der Vater opfert Iphigenie aus politischen Motiven, Klytämnestra und Aegisth erschlagen Agamemnon. Orest wird als Kleinkind zu Bauern gegeben, Elektra will ihren Vater rächen, Chrysothemis eine bürgerliche Existenz aufbauen.

Jennifer Holloway (Chrysothemis), Aušrinė Stundytė (Elektra) und Violeta Urmana (Klytämnestra) (Foto: Monika Rittershaus)

Da alles göttlich vorbestimmt ist, konnten wir uns als Zuschauer wohlig zurücklehnen und mit Elektra fühlen, zumal wenn sie von einer Grande Dame der Opernkunst wie Birgit Nilsson gesungen und gespielt wurde. Wir gaben uns dem Rausch der Musik und der Stimmen hin und verließen damals beflügelt das Theater. „Richard Strauss, Elektra,
Staatsoper Hamburg, 28. November 2021 (PREMIERE)“
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Die MONTAG-PRESSE – 29. NOVEMBER 2021

Katja Kabanowa, KOB, © Jaro Suffner

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MONTAG-PRESSE – 29. NOVEMBER 2021

Glücklich geunglückt: Premiere „Katja Kabanowa“ an der Komischen Oper
Sie scheinen gar kein Ende zu nehmen, die so hohen wie engen Räume mit ihren so riesigen wie erschlagenden Türen, wie sie sich da langsam über die Bühne schieben und die verzweifelte Katja davonläuft und immer am selben Ort bleibt. Dabei sind es bloß drei Räume oder so, die die Bühnenbildnerin Julia Katharina Berndt da hingestellt hat.
https://hundert11.net/gluecklich-geunglueckt/

„Katja Kabanowa“ an der Komischen Oper: das Drama eines Ehebruchs
BerlinerZeitung

Anrührend, aber nicht mitreißend: Katja Kabanova in der Komischen Oper (Podcast)
https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/kultur/202111/28/645698.html

Nach solchen Abenden kann man beruhigt feststellen: Die Oper lebt!
Leoš Janáček, Katja Kabanowa
von Peter Sommeregger
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Ein rauschender Strom: Ian Bostridge und Lars Vogt in der Wigmore Hall

Foto: Ian Bostridge © Wigmore Hall 

Wigmore Hall, London, 24. September 2021

Ian Bostridge, Tenor
Lars Vogt, Klavier

Franz Schubert, Schwanengesang D957, Teil 1
Franz Schubert, Einsamkeit D620
Franz Schubert, Schwanengesang D957, Teil 2

von Lukas Baake, London

Ian Bostridge in einem Konzert erleben zu dürfen, gleicht einem Erweckungserlebnis. Der Tenor, der wie kaum ein anderer die jüngere Schubertinterpretation geprägt hat, tritt expressiv auf, leidet, füllt den Raum mit Körper und Stimme zugleich und triumphiert am Ende. Das Konzertpublikum der Wigmore Hall, der Bostridge nahezu seit drei Jahrzehnten verbunden ist, antwortete zurecht mit einem langanhaltenden Applaus.

Schuberts letzter, posthum veröffentlichter Zyklus ist ein etablierter Bestandteil des Liedrepertoires. Umso erstaunlicher ist es, dass es Bostridge immer wieder gelang, neue Facetten des Werks zum Vorschein zu bringen. Auch wenn umstritten ist, inwiefern Schubert die 14, kurz vor seinem Tod komponierten Lieder als Zyklus konzipiert hat, lassen sich die Lieder nach Texten von Ludwig Rellstab, Heinrich Heine und Johann Gabriel Seidl in zwei Gruppen aufteilen. Dieser Unterteilung folgte auch Bostridge. „Ian Bostridge, Lars Vogt, Franz Schubert Liederabend
Wigmore Hall, London, 24. September 2021  “
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Orpheus bleibt für immer schuldig!  

Diese Produktion von „Orpheus in der Unterwelt“ ist auf jeden Fall sehens- und hörenswert.

Foto: Lisa Ziehm, Copyright: Inken Rahardt

Opernloft im Alten Fährterminal Altona, 19. November 2021 (PREMIERE)

Jacques Offenbach, „Orpheus in der Unterwelt“ 

von Jolanta Łada-Zielke

Heute sind die Menschen gegenüber Scheidungen toleranter als zur Offenbach Zeit, zumindest im Westeuropa. Allerdings, wenn Orpheus und Eurydike Berühmtheiten wären, stünden sie mehr unter dem gesellschaftlichen Druck. In der Inszenierung von Kerstin Steeb wird die Öffentliche Meinung von Zuschauern unterstützt, die durch Scannen der auf den Tischplatten angebrachten QR-Codes abstimmen. Das Publikum soll unter anderem beurteilen, ob der von Eurydike hinterlassene Brief auf ihre Entführung oder auf die Beleidung ihres Ehegatten hindeutet. Der große Vorteil dieses Spektakels ist zweifellos seine Interaktivität. „Jacques Offenbach, Orpheus in der Unterwelt,
Opernloft im Alten Fährterminal Altona, 19. November 2021 (PREMIERE)“
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„Katja Kabanowa“ an der Komischen Oper Berlin: Ein Haus aus Eis

Fotos: Katja Kabanowa, KOB, © Jaro Suffner

Nach solchen Abenden kann man beruhigt feststellen: Die Oper lebt!

Komische Oper Berlin, Premiere am 27. November 2021

Giedrė Šlekytė, Dirigentin
Orchester der Komischen Oper Berlin
Chorsolisten der Komischen Oper Berlin

Jetske Mijnssen, Inszenierung
Katja 
Annette Dasch
Kabanicha  Doris Lamprecht
Boris  Magnus Vigilius
Tichon  Stephan Rügamer
Kudrjasch  Timothy Oliver
Dikoj  Jens Larsen
Varvara  Karolina Gumos

von Peter Sommeregger

Am Ende dieses bemerkenswerten Premierenabends bricht Jubel aus in dem Haus an der Behrenstraße. An einem Novembertag mit Schneeregen, der in seiner Tristesse kaum zu überbieten scheint, wurde das Publikum Zeuge einer Orgie der Gefühlskälte, die durch ihre Perfektion und Radikalität aber Begeisterung statt Depression auslöst.

Die knapp zweistündige Oper Janáčeks ist eher arm an äußerer Handlung, das Geschehen spielt sich hauptsächlich in den Seelen der Protagonisten ab, vor allem in jener der unglücklichen Titelfigur, die ihr Leben zwischen einem schwachen und tumben Ehemann und einer bösartig herrschsüchtigen Schwiegermutter nicht erträgt, und sich schließlich auf eine verhängnisvolle Affäre einlässt. „Leoš Janáček, Katja Kabanowa,
Komische Oper Berlin, 27. November 2021 (PREMIERE)“
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Die SONNTAG-PRESSE – 28. NOVEMBER 2021

Foto: Timos Sirlantzis, Jennifer O’Loughlin
© Marie-Laure Briane

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SONNTAG-PRESSE – 28. NOVEMBER 2021

München/Gärtnerplatztheater
Im Schatten der Krone
Im Gärtnerplatztheater hat „Anna Bolena“ nun endlich vor Publikum Premiere.
Sueddeutsche Zeitung.de

Sir Simon Rattle zu Mahlers Neunten – „Hier geht’s um die ganze Welt“
BR-Klassik.de

„Konzertgänger in Berlin“
Goethetortig: RSB und Jurowski fausten
Here we go again. Wien, Leipzig, Dresden sind schon dicht, München fast; aber in Berlin mit (noch) nicht ganz so schlimmer Lage wird erstmal weiter gespielt. Man fragt sich, wie lange wohl und darf ich das noch? Und geht doch halbwegs guten Gewissens, risikoreduziert durch Impfung und Test und FFP2-Maske, und überhaupt lieber auf Weihnachtsmärkte und Restaurants und Familienfeiern verzichtend als auf Konzerte und Theater. Ist so. Selbst wenn’s die komische Torte Faust-Sinfonie des Liszt Ferenc ist.
https://hundert11.net/goethetortig/

München/St. Johannes-Kirche
Wunderbare Entdeckungen des Ensemble Phoenix Munich
An diesem Sonntagabend holt sich das Ensemble Phoenix Munich Verstärkung vom Ensemble Servir Antico. Auf dem Programm in der Kirche St. Johannes in München steht Heinrich Isaac und der „Choralis Constantinus. Die Hl. Ursula und die 11.000 Jungfrauen.“ Der Komponist hat von 1450-1517 gelebt. Also im Mittelalter, das sich in manchen Teilen Europas schon in Richtung Renaissance neigte. Der Ausgangspunkt des Konzerts ist der in Nürnberg 1550-55 entstandene Choralis Constantinus, eine Sammlung polyphoner Motetten.
Klassik-begeistert.de

Hamburg/Laeiszhalle
Ein Komiker, so bekannt wie Buddha, Jesus und Mao, verzaubert die Laeiszhalle Hamburg
Charlie Chaplin (1889-1977)
Ein Filmkonzert – Stummfilme mit Live-Musik
“How to Make Movies” 1921
“The Kid” 1918
von Teresa Grodzinska
Klassik-begeistert.de

Hamburg/Elbphilharmonie
Elbphilharmonie, Leoš Janáček, „Das schlaue Füchslein“
Mirga Gražinytė-Tyla, Dirigentin
von Jolanta Łada-Zielke
Klassik-begeistert.de „Die SONNTAG-PRESSE – 28. NOVEMBER 2021“ weiterlesen

„Katja Kabanowa“ in Berlin: Wir hören gemeinsam, wir sehen gemeinsam – wir leiden gemeinsam, wir feiern gemeinsam.

Knapp zwei Stunden ohne Pause hat uns dieses Gesamtkunstwerk in den Bann geschlagen. Dann schließt der Vorhang nicht richtig und kaum einer traut sich anfangs zu klatschen – bis Jubel losbricht über diesen fesselnden Abend. Im Theater, sagt Kosky, ist so viel Liebe. Man mag das kitschig finden. Aber es stimmt. Oh, Barrie. We love you, too.

Komische Oper Berlin, 27. November 2021 (PREMIERE)

Fotos: Katja Kabanowa, KOB, © Jaro Suffner

Leoš Janáček, Katja Kabanowa

von Sandra Grohmann

Berlins neue „Katja Kabanowa“ an der Komischen Oper Berlin hat das Publikum so in den Bann geschlagen, dass der Jubel über diesen in jeder Hinsicht (und jedem Hinhorch) gelungenen Abend sich erst nach und nach einstellen will. Barrie Kosky, der seine Premierenrede in diesen Zeiten nicht im Foyer halten kann, sagt es am Ende von der Bühne sprechend so: „In the Theater, it’s a Wir.“ Besser kann man nicht zusammenfassen, was an Abenden wie diesem mit uns allen geschieht, die wir vor, auf und mutmaßlich auch hinter der Bühne gepackt werden. Wir hören gemeinsam, wir sehen gemeinsam. Wir leiden gemeinsam, wir feiern gemeinsam. Fast hätte ich geschrieben: Wir fiebern gemeinsam mit, aber das lassen wir mal lieber. „Leoš Janáček, Katja Kabanowa
Komische Oper Berlin, 27. November 2021 (PREMIERE)“
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