Revolutionäres Spektakel um Netrebko und Eyvazov

DVD-Rezension: Umberto Giordano, Andrea Chénier
Teatro alla Scala 2017

C major 757 308

von Peter Sommeregger

Die 1896 am gleichen Haus uraufgeführte Oper, die auf der Lebensgeschichte des französischen Dichters André Chénier beruht, war seit der Uraufführung stets erfolgreich und blieb das bekannteste Werk des Komponisten Giordano.

Für eine Oper unumgänglich war die Erfindung einer Liebesgeschichte des Titelhelden. Im Stück liebt er die der Revolution vorerst entkommene adelige Madeleine de Coigny, die ihm nach seiner Verurteilung freiwillig auf die Guillotine folgt. Das todes-sehnsüchtige Schlussduett der Liebenden, sowie Madeleines Arie „La mamma morta“, sind die musikalischen Highlights der Oper, letztere Arie wurde durch ihre Verwendung einer Aufnahme mit Maria Callas im Film „Philadelphia“ sehr populär. „DVD-Rezension: Umberto Giordano, Andrea Chénier,
Teatro alla Scala 2017“
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Wie in Abrahams Schoß: Herbert Blomstedt leitet die Berliner Philharmoniker

Foto: © Monika Rittershaus

Berliner Philharmonie, 10. Juni 2021

Berliner Philharmoniker
Herbert Blomstedt, Musikalische Leitung

Jean Sibelius: 4. Sinfonie op.63
Johannes Brahms: 3. Sinfonie op.90

von Kirsten Liese

Berlin, 10. Juni. Endlich darf auch in der Berliner Philharmonie wieder vor Publikum gespielt werden, wenngleich auch zu sehr strengen Eintrittsbedingungen mit Test- und FFP2-Maskenpflicht während des gesamten Konzerts.

Eigentlich schrecken mich solche Restriktionen ab, aber für den Grandseigneur Herbert Blomstedt, der – man glaubt es kaum – am 11. Juli 94 (!) Jahre alt wird, nehme ich das in Kauf. Und werde dafür mit einem Konzert belohnt, das meine hohen Erwartungen vollends einlöst. „Herbert Blomstedt, Berliner Philharmoniker,
Philharmonie Berlin, 10. Juni 2021“
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Musikalisch grandios – optisch düster und karg: „Die Walküre“ in Longborough, dem englischen Bayreuth

Foto: © Charles E. Ritterband

Longborough Festival Opera, 10. Juni 2021
Richard Wagner, „Die Walküre“

Halbszenische Aufführung in deutscher Sprache

von Charles E. Ritterband

Das dies einst ein Hühnerstall war, lässt sich der klassistischen, rosafarbenen Fassade, gekrönt von Statuen der drei Opern-Götter Mozart (links), Verdi (rechts) und Wagner (im Zentrum) längst nicht mehr anmerken – aber die Assoziation ist eindeutig und auch durchaus beabsichtigt: Bayreuth. Seit 1991 werden auf diesem Landgut im winzigen Dorf Longborough – gelegen in der Grafschaft Gloucestershire in der malerischen Landschaft der Cotswolds – im Juni und Juli Opern aufgeführt, und dies mit wachsendem Erfolg und Zuspruch. 1998 wurden hier erstmals (in Bearbeitungen verkürzte) szenische Aufführungen aus Wagners Ring-Zyklus geboten, 2007 mit „Rheingold“ erstmals eine vollständige Oper, 2013 der gesamte Ring-Zyklus – ein kühnes Unterfangen für das winzige Haus mit seinen nur 500 Sitzplätzen. Inzwischen steht aber auch eine Palette ganz anderer und kontrastierender Werke auf dem Spielplan von Longborough: „Così fan tutte“, „Il ritorno d’Ulisse in patria“, „The Cunning Little Vixen“. „Richard Wagner, „Die Walküre“,
Longborough Festival Opera, 10. Juni 2021“
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DIE SAMSTAG-PRESSE – 12. JUNI 2021

Luca Salsi mit Partnerin, Anna Netrebko und Yusif Eyvazov. Foto Instagram

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
DIE SAMSTAG-PRESSE – 12. JUNI 2021

Wien/ Staatsoper
Comeback vor Publikum: Netrebko strahlt in düsterem „Macbeth“
https://orf.at/stories/3216803/

Finsternis und Federkleid: „Macbeth“ an der Staatsoper
https://volksblatt.at/finsternis-und-federkleid-macbeth-an-der-staatsoper/

Wiener Staatsoper: „Macbeth“ mit Netrebko als Kammerspiel des Grauens
Der Standard.at

Macbeth und seine grausigen Rabenviecher (Bezahlartikel)
https://www.diepresse.com/5992468/macbeth-und-seine-grausigen-rabenviecher

Kritik – „Macbeth“ an der Wiener Staatsoper: Anna Netrebko und Luca Salsi – das ideale Verdi-Ehepaar
BR-Klassik.de

Kollegengespräch: „Macbeth“ mit Anna Netrebko in Wien (Podcast)
BR-Klassik.de

Grafenegg
Ein Wolkenturm treibt bunte Blüten
Sommernachtsgala mit musikalischem Blumenstrauß und floraler Lichtshow.
Wiener Zeitung

„Konzertgänger in Berlin“
Kurz und kryptisch (5): Herbert Blomstedt bei den Berliner Philharmonikern
„Kurz und kritisch“ hieß einst eine Rubrik im Tagesspiegel, die es leider nicht mehr gibt. Da aber k&k immer fein ist, rezensiert der Konzertgänger manchmal auch „Kurz und kryptisch“.
Heute: Herbert Blomstedt ist auch wieder da und dirigiert Sibelius und Brahms bei den Berliner Philharmonikern.
https://hundert11.net/kurzundkryptisch5/

Berlin/ Waldbühne
6000 Zuschauer: Waldbühnen-Konzert am 26. Juni findet statt
Es ist die erste kulturelle Großveranstaltung in diesem Jahr. Wer Tickets für das ausgefallene Waldbühnen-Konzert 2020 hat, kann diese dafür umtauschen.
Tagesspiegel.de

Wien/ Musikverein
Das RSO und Carolin Widmann spielten Cerha
Spontanster Ausdruck kommt mit genauso durchdachten wie ausgehörten „Tonvarianten“ zusammen
Der Standard.at

Julia Hagen und Igor Levit: Cello-Überfliegerin trifft Klavier-Ass
Wiener zeitung

Graz
ORF III präsentiert Freiluft-„Tosca“ von Grazer Schloßbergbühne Kasematten mit Jonas Kaufmann, Kristīne Opolais und Bryn Terfel
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210611_OTS0016/orf-iii-praesentiert

München
Serge Dorny: „Kunst bringt Menschen zusammen“
Der künftige Intendant der Bayerischen Staatsoper, Serge Dorny, über die Pläne seiner ersten Saison, die im September in Ansbach beginnen soll
Münchner Abendzeitung „DIE SAMSTAG-PRESSE – 12. JUNI 2021“ weiterlesen

Frauenklang 4: Maria Szymanowska: emanzipierte Klaviervirtuosin und Goethes Muse – Teil 2

Eine der Hauptfiguren des Buches „Musik und Geschlecht“ von Danuta Gwizdalanka ist die polnische Pianistin und Komponistin Maria Szymanowska (1798-1831), die in für die weibliche Emanzipation ungünstigen Zeiten weitreichende Eigenständigkeit zeigte. Frau Gwizdalanka arbeitet derzeit an ihrer umfangreichen Biografie.

Fortsetzung des Gesprächs zwischen Jolanta Łada-Zielke und Danuta Gwizdalanka

In welcher Arbeitsphase an dem Buch über Szymanowska befinden Sie sich jetzt?

Im Moment organisiere ich die gesammelten Materialien und suche nach Antworten auf gründliche Fragen, die während der Arbeit entstanden sind. Eine davon: was hat Maria Szymanowska wirklich dazu bewogen, als Klaviervirtuosin in die Welt zu gehen? Sie selbst sagte und schrieb immer wieder – weshalb ich mir später erlaubt habe, ihre Worte vorsichtig zu zitieren – dass sie sich nach der Scheidung von ihrem Mann zu diesem Schritt entschlossen habe, um den Lebensunterhalt für die Kinder zu verdienen. Sie hatte zwei Töchter und einen Sohn. Mittlerweile glaube ich nicht mehr, dass dies wirklich ihre Hauptmotivation war. Das bezweifelt auch Doris Bischler, die Autorin einer exzellenten Dissertation über Szymanowska, die vor einigen Jahren in Berlin erschienen ist. Warum? Weil es scheint, dass Szymanowska nur versuchen wollte, ein „Star“ zu sein und die Welt zu sehen. Mit 30 Jahren hoffte sie ein außergewöhnliches Abenteuer zu erleben und als Pianistin europäische Hauptstädte zu erobern, natürlich im Vergleich zu den größten Stars der Zeit – den Männern. In diesen Zeiten war das ein äußerst extravaganter Wunsch. „Frauenklang 4: Maria Szymanowska: emanzipierte Klaviervirtuosin und Goethes Muse – Teil 2“ weiterlesen

Daniels Anti-Klassiker 16: Gioachino Rossini – Figaro-Arie aus „Der Barbier von Sevilla“ (1816)

Höchste Zeit, sich als Musikliebhaber neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der sogenannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese sarkastische und schonungslos ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.

von Daniel Janz

Was haben die Looney Tunes und eine Rossini-Oper gemeinsam? Beide können so platt sein, als hätte sie eine Dampfwalze überfahren. Zu diesem Eindruck könnte man jedenfalls gelangen, wenn man sich den „Barbier von Sevilla“ anschaut – eine klassische Komödie darüber, dass zwei Männer ein und dieselbe Frau ehelichen wollen und die „wahre Liebe“ sich am Ende nur durch Betrug und viel Hilfe von außen durchsetzen kann. Haargenau so findet man es auch im Cartoon! Trotzdem hat diese Geschichte sich irgendwie so sehr gehalten, dass der Name „Figaro“ heute noch vielen ein Begriff sein dürfte. Wie ist das gekommen? „Daniels Anti-Klassiker 16: Gioachino Rossini – Figaro-Arie aus „Der Barbier von Sevilla“ (1816)“ weiterlesen

John Neumeiers Ballett "Tod in Venedig" begeistert in Hamburg

Artem Prokopchuk (Jaschu), Anna Laudere (Aschenbachs und Tadzios Mutter), Marc Jubete und Félix Paquet (Aschenbachs Begleiter), Atte Kilpinen (Tadzio), Christopher Evans (Aschenbach), Jacopo Bellussi (Tänzer Friedrich der Große), Silvia Azzoni und Alexandre Riabko (Aschenbachs Konzepte), Hélène Bouchet (Barbarina) (Foto: R. Wegner)

„Ein hingerissenes Publikum applaudierte nach längerem Stillschweigen jubelnd und ausdauernd den offensichtlich glücklichen Tänzerinnen und Tänzern, allen voran Marc Jubete, Félix Paquet und vor allem Atte Kilpinen und Christopher Evans.“

Hamburg Ballett, 9. Juni 2021
Tod in Venedig, Ballett von John Neumeier

von Ralf Wegner

Thomas Mann nannte seine Novelle aus dem Jahre 1911 die Tragödie einer Entwürdigung. Der verwitwete Schriftsteller Aschenbach, Mitte 50, verfällt am Lido von Venedig dem engelgleichen 14-jährigen Tadzio. Die Beziehung bleibt platonisch, und einseitig, und sie wird von Thomas Mann mit dem Tode bestraft. Die Cholera rafft Aschenbach dahin. Keine edle Schwindsucht, wie man beim Lesen des Novellentextes vermuten könnte, sondern von einer ganz üblen Krankheit. Der französische Autor Jean Giono hat diese andere Geißel der Menschheit in dem Roman „Der Husar auf dem Dach“ eindrucksvoll beschrieben. „Tod in Venedig, Ballett von John Neumeier,
Hamburg Ballett, 9. Juni 2021“
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Sommereggers Klassikwelt 91: Maria Cebotari – ein viel zu früh verglühter Stern

Der 9. Juni 1949 war der Tag, an dem das viel zu kurze, aber trotzdem an Höhepunkten reiche Leben der rumänischen Sopranistin endete.

von Peter Sommeregger

1910 in Chișinău, damals noch zum russischen Kaiserreich gehörend, geboren war bei dem Arbeiterkind mit 11 Geschwistern das musikalische Talent so offenkundig, dass sie das Konservatorium ihrer Heimatstadt besuchen durfte. Früh wurde sie von dem Schauspieler Graf Alexander Wyrubow entdeckt, der sie künstlerisch unter seine Fittiche nahm und sie auch heiratete. Mit Wyrubow lebte sie anfangs in Moskau und Paris, ehe sie 1929 in Berlin ein weiteres Gesangsstudium begann. „Sommereggers Klassikwelt 91: Maria Cebotari – ein viel zu früh verglühter Stern“ weiterlesen

Jeder Mensch ein König – Das Motto der Bayerischen Staatsoper für die Spielzeit 2021/22

Vladimir Jurowsky, Serge Dorny, Igor Zelensky, Foto: © Wilfried Hösl

Bayerische Staatsoper, München, Live-Stream, 10. Juni 2021

Pressekonferenz mit Serge Dorny, Vladimir Jurowski und Igor Zelensky

von Frank Heublein

„Jeder Mensch ein Meisterwerk. In seinen Augen Leid und die Sehnsucht danach, geliebt zu werden. In seinem Herzen Erfahrungen und Erinnerungen, so wie in Deinem. Und auf seinem Kopf die Schädeldecke, wie eine königliche Krone. – Jeder Mensch ein König.“ Dezső Kosztolányi.

Der Raum ist weiß. Der designierte Intendant der Bayerischen Staatsoper Serge Dorny am Stehpult, der designierte Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski und Ballettdirektor Igor Zelensky sitzen neben ihm. Serge Dorny stellt der Pressekonferenz und der neuen Spielzeit insgesamt das oben zitierte Motto voran. „Neue Spielzeit 2021/22
Bayerische Staatsoper München, 10. Juni 2021“
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Rising Stars 8: Miriam Hanika – die Poetin mit dem Englischhorn

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

Miriam Hanika – September (live), Instrumentalstück mit Englischhorn (2021)

von Lorenz Kerscher

Der Name Miriam Hanika ist derzeit noch wenig bekannt, denn es gibt ihn erst seit Beginn dieses Jahres. Es ist der Künstlername, den die klassische Oboistin Miriam Katharina Ströher kürzlich für ihr Wirken als Liedermacherin gewählt hat, nachdem sie in diesem Genre vorher schon einige Jahre als Miriam Green aufgetreten war und zwei CDs veröffentlicht hatte. Nun aber erst einmal der Reihe nach, um den Überblick über das Leben und Wirken der vielseitigen und kreativen Künstlerin nicht zu verlieren! „Rising Stars 8: Miriam Hanika – die Poetin mit dem Englischhorn“ weiterlesen