Die Deutsche Oper Berlin spart am Glamour, lässt die Stimmen glänzen und betont die Notwendigkeit zu helfen

Margot Friedländer © CHLietzmann

Den wärmsten Applaus an diesem Abend erhält Margot Friedländer, die kurz vor ihrem 103. Geburtstag steht, Ehrenbürgerin der Stadt Berlin ist und die Veranstaltung, die früher Aids-Gala hieß, mit ihrer Gegenwart beehrt hat. Es ist ein Zeichen der Zuwendung und der Hoffnung in dem sich abkühlenden gesellschaftlichen Klima: Es braucht nur der Name dieser wundervollen Frau genannt zu werden, damit warmherziger, langer Applaus aufbrandet. Das ist auch das, was die Aids-Hilfe benötigt: Solidarität und Mitgefühl mit den Erkrankten, davon fast die Hälfte Frauen und Kinder, von denen längst nicht alle den erforderlichen Zugang zu medizinischer Versorgung haben.

Festliche Opernnacht
für die deutsche AIDS-Stiftung in der
Deutschen Oper Berlin,
2. November 2024

Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Musikalische Leitung: Daniele Squeo
Chöre: Jeremy Bines

von Sandra Grohmann

Berlin, so hieß es Ende der Neunzigerjahre, habe keine „Gesellschaft“. Gemeint war die Gesellschaft der Arrivierten und Tonangebenden, die von den frechen Berlinern in deutscher Aussprache als „Haute Volaute“ verulkt wurde. „Opernnacht für die deutsche AIDS-Stiftung
Deutsche Oper Berlin, 2. November 2024“
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Mit glänzendem Blech erklimmt das WDR Sinfonieorchester die himmlischen Höhen Mahlers Sinfonie Nr. 3

 Cristian Măcelaru WDR © Thomas Brill

Mahlers Sinfonie Nr. 3 fordert die Solisten des WDR heraus. Alle meistern ihren Part mit Bravur. Besonders begeistert uns Martin Griebl an der Solotrompete und Peter Mönkediek mit dem Posthornsolo. Sasha Cooke (Mezzosopran) führt uns in Zarathustras Mitternachtslied in eine andere Welt. Cristian Măcelaru setzt in seinem gereiften Dirigat auf Kontraste und kontrolliert zugleich die langen Spannungsbögen. Ob im Pianissimo oder im Fortefortissimo, der Klang bleibt stets transparent. Das ist ein großer Mahler-Abend.

Kölner Philharmonie, 1. November 2024

Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 3 d-Moll

Sasha Cooke, Mezzosopran

Knaben und Mädchen der Kölner Dommusik, Damen des WDR Rundfunkchors

WDR Sinfonieorchester
Leitung: Cristian Măcelaru

von Petra und Dr. Guido Grass

Die dritte Sinfonie Gustav Mahlers ist die längste Sinfonie, die regelmäßig in den Konzertsälen zu hören ist. Selbst Mahler hatte Sorge, ob die Dimensionen zu groß geraten sein könnten: „Zu meinem wahrhaften Schrecken habe ich erst heute gesehen, daß dieser Erste Satz eine halbe Stunde, vielleicht noch länger dauern wird.“ Kein Wunder, dass Cristian Măcelaru mit großer Anspannung und weniger gelassen als sonst das Dirigentenpult erklimmt. „Mahler, Sinfonie Nr. 3, WDR, Măcelaru
Kölner Philharmonie, 1. November 2024“
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 5. NOVEMBER 2024

Alessio Arduini (Don Giovanni) und Erwin Schrott (Leporello) (Foto: RW)

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 5. NOVEMBER 2024

Hamburg/Staatsoper
Mozarts Don Giovanni ist auch durch eine schlechte Inszenierung nicht klein zu kriegen
Das Ensemble agierte wie bei einer Don Giovanni-Aufführung erwartbar. Die Sängerinnen und Sänger kannten ihre herkömmlichen Aufgaben, so dass man sich ganz auf die gesangliche Leistungen konzentrieren konnte. Und Mozarts Don Giovanni bietet eine Fülle großartiger musikalischer Momente.
Von Dr. Ralf Wegner
Klassik-begeistert.de

Dresden
Zum Ehekrampf-Musical aufgedonnert – „Intermezzo“ von Richard Strauss an der Semperoper Dresden
Nach der Arbeit an der komplexen, märchenhaften, vielschichtigen Oper „Die Frau ohne Schatten“ sehnte sich Richard Strauss nach einem durch und durch realistischen Sujet, wirkliche Menschen sollten die Bühne beleben. Was lag näher, als einen Vorfall aus dem eigenen turbulenten Eheleben dramatisch zuzuspitzen?
NeueMusikzeitung.de

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Wir erinnern uns an längst vergangene Erlebnisse in der Wiener Kammeroper, Teil 2

© Programmheft Wiener Kammeroper

Reizwort Werktreue. Ein Drama besitzt eine Eigendynamik, lädt ein zum Weiterspinnen. So gab die Wiener Kammeroper den Auftrag zu einer Rock-Oper nach „Carmen“ von Bizet, Meilhac und Halévy. Der Texter Stewart Trotter führte auch die Regie, von Callum McLeod stammten Komposition und Arrangement. Gesungen wurde nicht in französischer, sondern in englischer Sprache.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Die Carmen sang (siehe Bild oben) die seit diesem Auftritt in Österreich lebende britische Sängerin und Songschreiberin Lynne Kieran. Was war ihr persönliches Lebensschicksal?

Sie absolvierte eine klassische Gesangsausbildung und wurde ein Fixpunkt in der Wiener Musikszene als Background-, aber auch als führende Stimme in Pop-Musikgruppen. Berühmtheit erlangte sie als Mitglied des 1993 gegründeten österreichischen Soul/Jazz/Pop-Vokal-Trios „The Rounder Girls“. „Vergangene Erlebnisse in der Wiener Kammeroper, Teil 2
klassik-begeistert.de, 5. November 2024“
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Mozarts Don Giovanni ist auch durch eine schlechte Inszenierung nicht klein zu kriegen

Alessio Arduini (Don Giovanni) und Erwin Schrott (Leporello) (Foto: RW)

Das Ensemble agierte wie bei einer Don Giovanni-Aufführung erwartbar. Die Sängerinnen und Sänger kannten ihre herkömmlichen Aufgaben, so dass man sich ganz auf die gesangliche Leistungen konzentrieren konnte. Und Mozarts Don Giovanni bietet eine Fülle großartiger musikalischer Momente.

Don Giovanni, Dramma giocoso in zwei Akten (1787)
Text von Lorenzo Da Ponte
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Musikalische Leitung: Francesco Ivan Ciampa

Inszenierung: Jan Bosse, Bühne: Stéphane Laimé, Kostüme: Kathrin Plath

15. Aufführung seit der Premiere am 20. Oktober 2019

Staatsoper Hamburg, 3. November 2024


von Dr. Ralf Wegner

Selten habe ich so eine sinnentleerte Inszenierung gesehen, eingeschlossen das Bühnenbild und die Kostüme, wie bei der 2019 premierten Fassung von Mozarts Meisterwerk Don Giovanni. Auch die jetzt zum dritten Mal gesehene Vorstellung (nach 2019 und 2022) ließ mich nicht nur ratlos zurück, sondern geriet, auch wegen nach wie vor bestehender handwerklicher Fehler, zum Ärgernis. „Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni
Staatsoper Hamburg, 3. November 2024“
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Daniels vergessene Klassiker 39: Wenn große Namen durch den Kakao gezogen werden

https://artvee.com/dl/franz-von-suppe-komponist/

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 52 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.

Wenn große Namen durch den Kakao gezogen werden, kann das auch eine Chance sein – Die Ouvertüren „Franz Schubert“ und „Mozart“ von Franz von Suppé

von Daniel Janz

Bis heute werden gewisse Komponisten als die Größten der Größten und die „einzig Wahren“ bezeichnet. Einige dieser Namen erklingen so oft, dass auch hier bereits mehrere Anti-Beiträge über sie erschienen sind. Natürlich kann man sowas als persönliche Meinung abtun. Spannend ist aber, wenn Zeugnisse auftauchen, die diese Allgegenwärtigkeit bestätigen und mit ihr arbeiten. Deshalb ist auch bemerkenswert, wenn ein Komponist wie Franz von Suppé Werke solcher klassischen Popstars aufgreift und neu verarbeitet. „Daniels vergessene Klassiker 39: Franz von Suppé
klassik-begeistert.de, 3. November 2024“
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Klaus Mäkelä und die Osloer glänzen mit osteuropäischem Programm in der Elphi

Oslo Philharmonic, Vilde Frang, Klaus Mäkelä © John-Halvdan Olsen-Halvorsen

Enescu, Strawinsky und Tschaikowsky reißen in der „Elphi“ zu Begeisterungsstürmen hin

George Enescu, Rumänische Rhapsodie Nr. 1 A-Dur op. 11
Igor Strawinsky, Concerto en Ré für Violine und Orchester
Piotr Tschaikowsky, Symphonie Nr. 4 f-Moll op. 36

Klaus Mäkelä, Dirigent
Vilde Frang, Violine
Oslo Philharmonic

Elbphilharmonie, Hamburg, 2. November 2024

von Dr. Andreas Ströbl

„Alleine dafür hat sich die Fahrt schon gelohnt“, meinte eine Besucherin des Konzerts am 2. November 2024 im Großen Saal der Hamburger Elbphilharmonie mit Klaus Mäkelä und „seinem“ Oslo Philharmonic, als das erste Stück des Abends rauschhaft verklungen war. Eröffnungsmusik des Konzerts war George Enescus „Rumänische Rhapsodie Nr. 1“, eine wundervolle klingende Liebeserklärung an seine Heimat voller tänzerischer Quirligkeit in ungemein farbiger Instrumentierung, abwechselnd schwungvollen, lebensprühenden Passagen und wehmütigen Sequenzen voller Erdenschwere und Seelentiefe. „Klaus Mäkelä und Oslo Philharmonic
Elbphilharmonie, 2. November 2024“
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Die unbesiegbare Stimme!

Nadine Koutcher @ Olga Kachura

Nadine Koutcher über ihre Karriere, Krisen und den Weg zurück auf die große Bühne

Nadine Koutchers bemerkenswerter dramatischer Koloratursopran zeichnet sich durch eine mühelose Höhe, vollen Klang und eine warme Mittellage aus. Sie erlangte ihren internationalen Durchbruch mit dem Sieg beim „Singer of the World“-Wettbewerb in Cardiff. Nach Studien in Belarus und St. Petersburg wurde sie 2012 von Teodor Currentzis für das Opernhaus in Perm engagiert. Koutcher trat an renommierten Häusern wie dem Bolshoi und der Pariser Oper auf, mit Rollen wie Lucia di Lammermoor und Violetta. 2023 erlitt sie einen gesundheitlichen Rückschlag, kehrte aber triumphierend am 23. März 2024 in Aarhus zurück, wo sie Richard Strauss’ „Vier letzte Lieder“ sang.

Im Vorfeld zu ihrem Auftritt im Gasteig in München am 17. November 2024 hat Oxana Arkaeva für klassik-begeistert ein Interview mit Nadine Koutcher geführt.

klassik-begeistert: Sie haben sowohl in Osteuropa als auch im Westen studiert und gearbeitet. Wie haben diese unterschiedlichen musikalischen Traditionen Ihren Gesangsstil und Ihre Interpretationen geprägt? „Interview: Nadine Koutcher, Koloratursopran
klassik-begeistert.de, 2. November 2024“
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Das neue Rheingold verzaubert München

DAS RHEINGOLD 2024 PREMIERENAPPLAUS N. BROWNLEE
© Wilfried Hösl

In diesem Ring geht es um Glauben und Götter.

Richard Wagner
Das Rheingold

Bayerisches Staatsorchester
Musikalische Leitung, Vladimir Jurowski

Inszenierung, Tobias Kratzer

Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, 31. Oktober 2024

von Dr. Petra Spelzhaus

Die Premiere des neuen Münchener Rheingolds war schon vor vier Tagen. Aber konnte es einen besseren Zeitpunkt für den Vorabend des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“ geben als diesen 31. Oktober 2024? Gruselig verkleidete Kinder durchstreifen mit Süßigkeitentüten und ihren Eltern im Schlepptau die Straßen Münchens. Das irisch-keltische Urfest Samhain ist durch den Übergang in die dunkle Jahreszeit gekennzeichnet. Der Vorhang zur mystischen Anderswelt der Toten, Feen und Götter ist durchlässig. Die Feuerrituale würden den Brandsachverständigen Loge zutiefst erfreuen. „Richard Wagner, Das Rheingold
Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, 31. Oktober 2024“
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Team Skandinavien tobt auf der Elphi-Bühne – Klaus Mäkelä entschlüsselt Bartók

Oslo Philharmonic, Truls Mork, Klaus Mäkelä © Sophie Wolter

Ein musikalisches Dream-Team um Klaus Mäkelä und seinen Oslo Philharmonic sorgt für grenzenlose Begeisterung in der Hamburger Elbphilharmonie. Vor allem aus Béla Bartóks Konzert für Orchester entschlüsselt der finnische Shooting-Star-Dirigent alle Feinheiten und stellt die Klassik-Welt auf den Kopf!

Oslo Philharmonic

Leif Ove Andsnes, Klavier
Klaus Mäkelä, Dirigent

Werke von Ludwig van Beethoven und Béla Bartók

Elbphilharmonie, Hamburg, 1. November 2024

von Johannes Karl Fischer

Neulich in Salzburg: Ein Gast auf den günstigen Plätzen im Festspielhaus meint „Der Klaus Mäkelä, der wird vollkommen verheizt, das ist viel zu früh!“ So ein Schmarren! Natürlich dirigiert der 28-jährige finnische Shooting Star anders, eifriger, energetischer als ein mittlerweile recht etablierter, musikalisch weise klingender Andris Nelsons. Aber mal ganz ehrlich: Hat je ein Dirigent Béla Bartóks zwar genial tiefgründiges aber leider auch intellektuelles Konzert für Orchester so genial und mühelos entschlüsselt wie der jüngste Chefdirigent in der Geschichte gleich mehrerer Spitzenorchester? „Klaus Mäkelä und die Osloer
Elbphilharmonie, Hamburg, 1. November 2024“
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