Ladas Klassikwelt 54: Ein Orgelpfeifchen mit Liebeskummer

„Dieses Stück mit seinem humorvollen, erotischen Text gefiel nicht nur meinen Mitstudenten, sondern auch professionellen Konzertorganisten. Einer von ihnen bat mich, ihm dieses Lied aufzunehmen. „Ich würde es mir vor jedem Konzert anhören und mir vorstellen, dass es für mich sei“, sagte er.“

von Jolanta Łada-Zielke

Während meines Studiums an der Musikschule der 2. Stufe in Krakau interessierte ich mich einige Zeit für einen Studenten der Orgelklasse. Er hielt mich nur für eine gute Freundin und wir gingen nie eine Beziehung ein. Dank ihm vertiefte ich jedoch mein Wissen über Orgelmusik. „Ladas Klassikwelt 54: Ein Orgelpfeifchen mit Liebeskummer“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 53: Die singende Weltreise mit Telemann

von Jolanta Łada-Zielke

Die Pandemie verbreitet sich immer mehr, ein neuer „Lock down“ fängt gerade an, und Reiseeinschränkungen wurden eingeführt. Was bleibt für uns Musikliebhaber, wenn nicht musikalische Reisen in Zeit und Raum? Mit Georg Philipp Telemann können wir sogar eine Weltreise unternehmen. Er vertonte 36 geografische Lieder, die am 30. Oktober 1708 in Hildesheim ihre Uraufführung hatten. Aus den Texten des Dichters Johann Christoph Losius können wir lernen, wie Europa und die Welt um die Wende des 18. Jahrhunderts aussahen.

Die Lieder wurden im Barockstil nach italienischen und französischen Mustern für eine Solostimme mit Begleitung komponiert. Sie haben einen einfachen, nicht sehr virtuosen Charakter, da sie für Schüler des Andreanum Gymnasiums in Hildesheim zum Singen gedacht waren. Der Schulleiter des Gymnasiums, Johann Christoph Losius (1655-1732), war ein Dichter mit dem Ehrentitel Poeta Laureatus *. Er schrieb Gedichte und Theaterstücke, die auf der Bühne des Gymnasiums aufgeführt wurden. Er wählte den begabtesten Schüler Georg Philipp Telemann (1681-1767), um die Musik für seine „Singende Geographie“ zu komponieren. „Ladas Klassikwelt 53, Die singende Weltreise mit Telemann
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Ladas Klassikwelt 52: Mein Auftritt für… Kaiser Franz Joseph

Foto: Kaiser Franz Joseph (Jarosław Szwec) mit Hofdamen (Mitte: Jolanta Lada-Zielke)

„Nach jedem gesungenen Stück verneigte ich mich zuerst vor „unserem lieben Kaiser“, und dann vor dem versammelten Publikum. „Franz Joseph“ drückte seine Zufriedenheit mit einer liebenswürdigen Handbewegung aus.“

von Jolanta Łada-Zielke

Im dritten Jahr an der Musikschule (1997) haben wir die Biographie Joseph Haydns im Musikgeschichtsunterricht studiert und uns auch einige seiner Werke angehört, darunter das „Kaiserquartett“ C-Dur. Es war unser Pflichtstück, neben der Sinfonie Nr. 103 Es-Dur „Mit dem Paukenwirbel“, das wir beim Hörtest am Ende des Semesters erkennen mussten. Die Lehrerin machte uns darauf aufmerksam, dass die Melodie des zweiten Satzes des Streichquartetts jetzt die deutsche Nationalhymne ist. Ich hätte damals nicht gedacht, dass ich drei Jahre später die Gelegenheit haben würde, dieses Stück in seiner Gesangsversion öffentlich aufzuführen; aber nicht als die Hymne Deutschlands. „Ladas Klassikwelt 52: Mein Auftritt für… Kaiser Franz Joseph“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 51: Richard Wagner als Verfechter der Versöhnung zwischen Christen und Muslimen

„Ich finde die Botschaft von Wagners „Die Sarazenin“ universell und immer noch aktuell. Dieses Drama wird Theaterregisseure und Komponisten noch lange inspirieren.“

von Jolanta Łada-Zielke

In Wagners „Gesamte Schriften und Dichtungen“ befindet sich auch dieses Libretto: „Die Sarazenin“. Die Handlung des Stücks spielt im Mittelalter zur Zeit des Staufenkaisers Friedrich II und seines Sohns Manfred, der 1258-1266 König von Sizilien war. Einerseits ist das Stück anti-kirchlich, genauer gesagt: anti-päpstlich. Anderseits würde es radikalen Muslimen wahrscheinlich nicht gefallen, dass dort eine weibliche Prophetin die Hauptrolle spielt und den Verlauf der Ereignisse entscheidend beeinflusst. Die Titelheldin, die Sarazenin Fatima, ist die stärkste Persönlichkeit der gesamten Besetzung. „Ladas Klassikwelt 51: Richard Wagner als Verfechter der Versöhnung zwischen Christen und Muslimen“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 50: „Ein Kuss der ganzen Welt“ oder Beethoven für Flüchtlinge

„Wenn dieses Konzert nur wenige Menschen berührt hat, waren wir vollkommen erfolgreich.“

von Jolanta Łada-Zielke

„A Kiss For All The World” – dieser frei ins Englische übersetztes Vers aus der „Ode an die Freude“ stand als Motto über einem Projekt für Flüchtlinge, die Ende 2015 in einer Containerwohnsiedlung in Hamburg-Osdorf ihre Unterkünfte bekamen. An dem Projekt waren Freiwillige aus der örtlichen Sankt-Simon-Pfarrgemeinde sowie Mitglieder des Malteserordens beteiligt. Auf einer Wiese vor Ort organisierten sie ein Konzert mit Beethovens Neunter, an dem über 400 Personen teilnahmen. Im Publikum saßen sowohl Eingewanderte als auch Einheimische. Die Organisatoren, die Vorfälle von Neonazis befürchteten, sorgten für angemessenen Schutz. Die Veranstaltung fand jedoch in einer friedlichen und fröhlichen Atmosphäre statt. Bevor die Musik erklang, begrüßten die Freiwilligen alle Gäste in ihren Muttersprachen: Deutsch, Englisch, Arabisch, Afghanisch (Dari), Russisch und Somali. Sie fügten auch ein paar Worte über die Botschaft des Beethoven-Werks hinzu. „Ladas Klassikwelt 50: „Ein Kuss der ganzen Welt“ oder Beethoven für Flüchtlinge“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 49: Die scheinbare Leichtigkeit von Mozarts Musik

„In dem Buch haben wir es mit einem Mann zu tun, der eine exquisite Küche, elegante Kleidung und gute Unterhaltung mag, der aber ein treuer und verantwortlicher Ehemann seiner Constanze ist. Außerdem arbeitet er jeden Tag fleißig an seinen Werken. Sein einziges Problem ist, nicht mit dem Geld umgehen zu können.“

von Jolanta Łada-Zielke

„Eine kleine Nachtmusik“ von Mozart kennen auch diejenigen, die wenig über Klassische Musik wissen. Auf entsprechende Art und Weise vermitteln Mozarts Werke mit ihrer Leichtigkeit den Eindruck, als ob das Komponieren dem Häkeln ähnlich wäre. Selbst sein „Requiem“ hat trotz seiner ernsten, manchmal sogar tragischen Stimmung diese Leichtigkeit. Aber einem solchen Effekt ging harte Arbeit voraus. Das Darstellen dieser anderen Seite der Biographie von Wolfgang Amadeus (genauer Amadé) Mozart war das Ziel von Konrad Beikircher, dem Autor des Buches „Mozart und die Schwerelosigkeit der Musik“, das vom Arena-Verlag im Rahmen des Zyklus „Lebende Biographien“ veröffentlicht wurde. Die Illustrationen wurden von Sebastian Coenen angefertigt. „Ladas Klassikwelt 49: Die scheinbare Leichtigkeit von Mozarts Musik“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 48: Wie auf einem Schachbrett – Von Corona-Chorproben in geschlossenen Räumen

„Wenn alle Anforderungen erfüllt sind, bleibt uns nur die Freude am Singen.  Das heitere Werk von „Papa Haydn“ wurde bewusst ausgewählt; es hilft uns, in dieser schwierigen Zeit die Gelassenheit zu bewahren.“

von Jolanta Łada-Zielke

Masken ab → Singen → Masken auf → Lüften, und dann alles von vorne. Jetzt läuft das nach einem solchen Schema. Seit dem August dürfen Chorproben in kleiner Besetzung durchgeführt werden. Einige Hamburger Ensembles wie der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor nutzen diese Möglichkeit eifrig. Der Chorvorstand arbeitet in Absprache mit den Stimmführern an der Organisation dieser speziellen Corona-Proben. „Ladas Klassikwelt 48: Wie auf einem Schachbrett – Von Corona-Chorproben in geschlossenen Räumen“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 47: Ein Cappuccino mit Nike Wagner in Weimar

Foto: Jolanta Lada und Nike Wagner in Weimar 2005.

von Jolanta Łada-Zielke      

2005 nahm ich am Seminar für mittel- und osteuropäische Journalistinnen und Journalisten in Leipzig teil, das die Sächsische Stiftung für Medienausbildung jährlich organisiert. Die Stimmung während des ganzen Aufenthaltes war toll, da alle Teilnehmer aus ehemaligen sozialistischen Ländern kamen. Ich war die einzige Journalistin, die sich mit kulturellen Themen befasste, die anderen beschäftigten sich mit Politik oder Wirtschaft. Und wenn ich schon in Leipzig weilte, ließ ich mich obligatorisch vor dem Johann-Sebastian-Bach-Denkmal fotografieren.

Jolanta Lada 2005 vor dem Johann-Sebastian-Bach-Denkmal in Leipzig.

Schon in der Vorstellungsrunde gab ich bekannt, dass mein Lieblingsthema das Leben und Werk von Richard Wagner war. „Ladas Klassikwelt 47: Ein Cappuccino mit Nike Wagner in Weimar
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Ladas Klassikwelt 46: Sie war dort noch vor Richard Wagner – Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth

Wenn ich in die Hauptstadt der Oberfranken komme, versuche ich die mit Wilhelmine verbundenen Orte zu besuchen. Ich muss dabei daran denken, dass diese gute und kluge Frau die größten Verletzungen von denen erlitt, die ihr am nächsten standen.      

von Jolanta Łada-Zielke

Markgräfin  Wilhelmine von Bayreuth, die Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. und die Schwester seines Nachfolgers Friedrich II. des Großen, wurde am 3. Juli 1709 in Berlin geboren. Sie hatte eine starke Beziehung zu ihrem drei Jahre jüngeren Bruder. Beide liebten Musik und spielten oft zusammen; Wilhelmine das Cembalo oder die Laute, die sie scherzhaft „Principe“ nannte, während Friedrich seine Flöte als „Principessa“ bezeichnete. Die strenge Erziehung, nicht ohne sadistische Handlungen, die sie beide bekamen, beeinflusste ihr späteres Schicksal. Im Fall von Wilhelmine hatte dies negative Auswirkungen auf die Gesundheit, bei Friedrich auf seinen Charakter, da er ein ebenso despotischer und grausamer Herrscher wie sein Vater wurde.

Am Berliner Hof, voller Intrigen und Verschwörungen, denen Wilhelmine als Kind zum Opfer fiel, war ihr einziger Zeitvertreib das Lernen und Musik machen. Sie komponierte unter anderem die Barockoper „Argenore“, von der nur eine Arie erhalten ist, und ein Konzert für Cembalo, ein Streicherensemble mit Basso Continuo. Sie sprach fließend Latein, Englisch und Französisch und schrieb die Tagebücher, wie sie selbst sagte, nur zur Unterhaltung. In ihnen drückte sie wiederholt ihre Verbundenheit mit ihrem Bruder aus. Sie versuchte ihn von der Fahnenflucht nach England abzubringen, die er 1730 als Achtzehnjähriger unternehmen wollte, da er die Tyrannei seines Vaters nicht länger ertragen konnte. „Ladas Klassikwelt 46, Markgräfin  Wilhelmine von Bayreuth
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Ladas Klassikwelt 45: Musensöhne unterm Hakenkreuz

Foto: Philipp Clarin und David Lindner-Leporda,

von Jolanta Łada-Zielke  (Text und Foto)

Am 1. September hat das Schuljahr in Polen begonnen, und meine zwei siebenjährigen Neffen überschritten zum ersten Mal die Schulschwelle. Noch vor den Sommerferien haben sie die Aufnahmeprüfung zur Musikgrundschule namens Ignacy Jan Paderewski in Krakau erfolgreich bestanden.  Neben der allgemeinen Bildung bekommen sie dort auch Musikunterricht. Bei der Gelegenheit erinnere ich mich daran, wie ich vor acht Jahren in München einen Beitrag über eine völlig andere Musikschule gemacht habe, die es heute nicht mehr gibt…

Dieses musikalische Gymnasium mit Internat existierte genauso lange wie der Zweite Weltkrieg dauerte, dessen Ausbruch den Beginn des Unterrichts etwas verzögerte. 1945 wurde die Schule siebzehn Tage nach der Kapitulation Deutschlands aufgelöst. Der Film „Die Musensöhne“ von Philipp Clarin (Regisseur) und David Lindner-Leporda (Produzent) aus dem Jahr 2012 zeigt, wie die Schüler zur musikalischen Elite des Dritten Reiches ausgebildet wurden.

Auch der Schauspieler Hans Clarin, Philipps Vater, absolvierte das Musikgymnasium für Knaben in Frankfurt am Main, das auf Befehl Hitlers gegründet wurde. „Ladas Klassikwelt 45, Musensöhne unterm Hakenkreuz
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