„O namenlose Freude“! – René Jacobs’ Einspielung von Beethovens „Leonore“ ist eine wahre Sensation!

„Auch in dem Alten hört man immer wieder Neues heraus. Die Wirkung ist umwerfend: ‚Leonore’ ist dramatisch dicht, kurzweilig und geradezu unspießig modern.“

CD Besprechung: „Leonore“ – harmonia mundi, Limited Edition 2019

Live-Aufnahme aus der Philharmonie de Paris vom 7. Novemver 2017

Leitung: René Jacobs

von Dr. Holger Voigt

„Es ist besser, unvollkommene Entscheidungen durchzuführen, als beständig nach vollkommenen zu suchen, die es niemals geben wird.“ (Charles de Gaulle)

Die ‚Limited Edition’ dieser Doppel-CD kommt als geradezu bibliophile Buchbox im Hochformat daher, die CDs und das überarbeitete Libretto in deutscher, französischer und englischer Sprache beinhaltet. Hält man diese Box in den Händen, kommt man sich bereits als ‚beschenkt’ vor. Und in der Tat: Diese Box ist eine äußerst empfehlenswerte Geschenkgabe an Musikliebhaber zu jedem denkbaren Anlass. Doch das wahre ‚Geschenk’ befindet sich auf den CDs selbst, und dieses Geschenk ist ein ganz Gelungenes. „„O namenlose Freude“! – René Jacobs’ Einspielung von Beethovens Ur-Fidelio „Leonore“ ist eine wahre Sensation!“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 49: Die komplizierte Geburt der Salzburger Festspiele

Foto: Domplatz, Jedermann © SF/Neumayr/Leo

von Peter Sommeregger

Waren die Mozart-Feste zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch stark durch das Engagement und den Enthusiasmus der Sängerin Lilli Lehmann geprägt, so begann sich in den folgenden Jahren der Schriftsteller Hermann Bahr zur treibenden Kraft der Salzburger Festspielidee zu entwickeln. Bahr war selbst mit einer hoch berühmten Sängerin, nämlich Anna von Mildenburg verheiratet, die sich nach der Heirat Bahr-Mildenburg nannte. Der erfolgreiche Schriftsteller, Dramatiker und Journalist war in der österreichischen Kulturlandschaft bestens vernetzt, so gelang es ihm über die Jahre, bedeutende Persönlichkeiten für die Festspielidee zu gewinnen. Lilli Lehmann befürchtete aber eine Zersplitterung der Kräfte durch die Ausweitung der Konzeption. „Sommereggers Klassikwelt 49: Die komplizierte Geburt der Salzburger Festspiele“ weiterlesen

Ein altersweiser Riccardo Muti zelebriert Beethovens Neunte

Foto: Asmik Grigorian (Sopran), Marianne Crebassa (Alt), Riccardo Muti (Dirigent), Saimir Pirgu (Tenor), Gerald Finley (Bass), Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Wiener Philharmoniker © SF / Marco Borrelli

Salzburg, Großes Festspielhaus
Arte Livestream (zeitversetzt)

Beethoven, Symphonie Nr. 9 d-Moll op.125

Asmik Grigorian (Sopran)
Marianne Crebassa (Alt)
Saimir Pirgu (Tenor)
Gerald Finley (Bass)

Riccardo Muti, Dirigent
Wiener Philharmoniker
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor

von Peter Sommeregger

Wenn ein bedeutender Dirigent wie Riccardo Muti sich im fortgeschrittenen Alter wieder einmal Beethovens monumentaler Neunter Symphonie widmet, darf man auf die aktuelle Interpretation doppelt gespannt sein. Das große Salzburger Festspielhaus, atmosphärisch eher nüchtern aber mit guter Akustik ausgestattet, bietet den Rahmen für Mutis altersweise Auseinandersetzung mit Beethoven. „Riccardo Muti, Wiener Philharmoniker,
Salzburger Festspiele 2020, Großes Festspielhaus“
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Die MITTWOCH-PRESSE – 19. AUGUST 2020

Foto: Theater an der Wien © Peter M. Mayr

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MITTWOCH-PRESSE – 19. AUGUST 2020

Volle Konzertsäle trotz Corona möglich? Jeden Platz darf man besetzen, sagen Charité-Forscher
Forscher der Berliner Charité haben sich für voll besetzte Säle bei Klassikkonzerten und Opernvorstellungen bei gleichzeitiger Maskenpflicht ausgesprochen. Wenn ein Mund-Nasen-Schutz von allen Besuchern korrekt getragen wird, „ist eine Vollbesetzung der Sitzplätze möglich“, heißt es in einer am Montag in Berlin veröffentlichten Stellungnahme. Der Charité-Vorstand distanzierte sich allerdings von diesem Vorschlag.
BR-Klassik

Charité-Vorstand distanziert sich von Vorschlag zu vollen Konzertsälen
Ein Papier zweier Charité-Institute hält voll besetzte Konzerthäuser für machbar. Doch der Charité-Vorstand distanziert sich von der Stellungnahme. Kulturstaatsministerin Grütters nennt es „einen von mehreren wichtigen Experten-Beiträgen“.
https://www.rbb24.de/kultur/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu

Volle Konzertsäle? Kontroverse um Empfehlungen von Berliner Wissenschaftern
Ein Schreiben, das Bedingungen für Vollbetrieb nennt, sei nur „Diskussionsgrundlage“, betont der Charité-Vorstand.
Kurier

Vorstoß eines Charité-Professors:  Streit um volle Säle geht weiter
Soll das Publikum wieder massenweise in Theater und Konzerthäuser strömen dürfen? Die Verantwortlichen reagieren ganz unterschiedlich.
Tagesspiegel

Salzburger Festspiele – Studien zur NS-Vergangenheit: Umstrittenes Logo auf dem Prüfstand
1928 entwarf Leopoldine „Poldi“ Wojtek das berühmte Logo der Salzburger Festspiele. Später machte sie in der NS-Zeit Karriere und wohnte in der Villa eines Holocaust-Opfers. Die Salzburger Festspiele lassen in ihrem Jubiläumsjahr das Leben und das künstlerische Werk von Leopoldine Wojtek untersuchen.
BR-Klassik

Bregenz
Grüße an die heuer verwaiste Seebühne
Festtage-Konzert mit Anna Princeva bot im Sommer ohne Spiel auf dem See akustischen Genuss.
https://www.vn.at/kultur/2020/08/17/gruesse-an-die-heuer-verwaiste-seebuehne-2.vn „Die MITTWOCH-PRESSE – 19. AUGUST 2020“ weiterlesen

Frau Lange hört zu (20): Zur Wahrheit gibt es keine Alternative

Realität – was ist das? Im Netz findet sich für alles ein „Beweis“. Fürs Gegenteil auch. Verschwörungsgläubige erzählen immer irrere Geschichten. Autoritäre Politiker lügen hemmungslos. Ihren Anhängern ist es egal. Ich halte mich an George Orwell: „Freiheit ist die Freiheit zu sagen, dass zwei plus zwei vier ist. Ist das sichergestellt, folgt alles weitere.“ Ein wütendes Plädoyer für die Wahrheit. Natürlich mit Musik.

von Gabriele Lange

O sacred oracles of truth,
O living spring of purest joy!
By day be ever in my mouth,
And all my nightly thoughts employ.
Whoe’er withhold attention due,
Neglect themselves, despising you.

Händel, Belshazzar (Iestyn Davies)

„Ich habe ein Recht auf meine Meinung!“ Na klar hast du die. Wir leben schließlich in einer Demokratie. Zur Überraschung vieler Meinungshaber schließt dieses Recht allerdings nicht den Anspruch ein, dass ihnen keiner widerspricht. Oder sie widerlegt. Wir leben schließlich in einer Demokratie. Noch. Autoritäres Denken, autoritäre, diktatorische Regimes sind weltweit auf dem Vormarsch. Vorangetrieben wird diese Entwicklung davon, dass „Truth“ – die Wahrheit – nicht mehr „sacred“ – heilig – ist. Sondern für immer mehr Menschen als etwas gilt, das man beliebig interpretieren und verbiegen kann wie einen Orakelspruch. „Frau Lange hört zu (20): Zur Wahrheit gibt es keine Alternative“ weiterlesen

Unsere Lieblingsoper (44): "Pelléas et Mélisande" von Claude Debussy

Foto: Olga Bezsmertna (Mélisande), Adrian Eröd (Pelléas), Wiener Staatsoper, Regie, Bühne und Licht: Marco Arturo Marelli. © Michael Pöhn

„Zornige sahst du flackern, sahst zwei Knaben
zu einem Etwas sich zusammenballen,
das Hass war und sich auf der Erde wälzte
wie ein von Bienen überfallnes Tier;
Schauspieler, aufgetürmte Übertreiber
rasende Pferde …

Nun aber weißt du, wie sich das vergisst:
denn vor dir steht die volle Rosenschale …“

aus Rilkes „Die Rosenschale“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Unlängst haben wir im Fernsehen einen Otello-Probeausschnitt mitbekommen. Sanguinisch-cholerisches Temperament war hier angesagt. Wir kennen die Arien mit Augenrollen – vor allem die von Männern gesungenen. Das Händeringen der Diven ist etwas aus der Mode gekommen. Aus voller Glut beginnenden Duetten können Weltbrände entstehen. Chorszenen können befreiend, aber auch bedrohlich wirken. „Unsere Lieblingsoper (44): „Pelléas et Mélisande“ von Claude Debussy“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 11: „Musik im Studio“ – Das ORF Landesstudio Tirol

Foto: ORF Landesstudio Tirol am Rennweg © Lothar Schweitzer

von Lothar Schweitzer

Wenn Sie vom Congress Innsbruck, in dessen warm holzgetäfeltem, akustisch idealem Großen Saal ich viele schöne Konzerte erlebte, den Rennweg hinauf gehen, rechter Hand am Hofgarten vorbei, kommen Sie zu einem auffallenden Gebäude, das sofort als ein ORF Landesstudio erkennbar ist. Der Architekt Gustav Peichl hatte für alle Landesstudios ein Grundmuster geschaffen. Wie bei den Domen der Gotik mit ihren gehäuften Wanddurchbrüchen für Glasfenster und der damit verbundenen Notwendigkeit von äußeren Stützpfeilern handelt es sich um technische Zweckbauten, die nichtsdestotrotz eine technisch bedingte Ästhetik ausstrahlen. Damals galt das Landesstudio als einer der modernsten Bauten der Alpenstadt. Innsbruck war noch nicht die Stadt Zaha Hadids mit der von ihr geschaffenen, auf die Häuser der Stadt herunter schauenden Berg-Isel-Schanze und der zur „Metro“ ausgebauten Hungerburgbahn mit ihren Gletscherspalten ähnlichen Stationen. „Schweitzers Klassikwelt 11: „Musik im Studio“ – ORF Landesstudio Tirol“ weiterlesen

Daniel Barenboim dirigiert mit konzentrierter Gelassenheit in Salzburg

Foto: Daniel Barenboim, West-Eastern Divan Orchestra © SF / Marco Borrelli

Salzburg, Großes Festspielhaus
16. August 2020, Arte Livestream

West Eastern Divan Orchestra
Daniel Barenboim, Dirigent

Richard Wagner
Siegfried-Idyll für Kammerorchester WWV 103

Arnold Schönberg
Kammersinfonie Nr. 1 E-Dur für 15 Soloinstrumente op. 9

Pierre Boulez
Mémoriale (…explosante-fixe… Originel) für Soloflöte und acht Instrumente

Ludwig van Beethoven
Große Fuge B-Dur op. 133 (Fassung für Streichorchester)

von Peter Sommeregger

Als Daniel Barenboim diesmal vor sein von ihm gegründetes Orchester tritt, wirkt der beinahe 78 Jahre alte Maestro erstaunlich ausgeruht und entspannt. So sehr ihn mit Sicherheit auch große Sorge umtreibt, wie der Kulturbetrieb die Corona-Krise dauerhaft überstehen soll, hatte sich aber gleichzeitig in den letzten Monaten sein notorisch übervoller Terminkalender stark ausgedünnt. Und dieser reduzierte Druck von Terminen macht sich sogar optisch in seiner Erscheinung bemerkbar. Wirkt der Dirigent sonst oft chronisch schlecht gelaunt oder nervös angespannt, so verbreitet er bei diesem Konzert konzentrierte Gelassenheit. Seinem Orchester und dem Konzert kommt dies sehr deutlich zugute. „Daniel Barenboim, West Eastern Divan Orchestra,
Salzburger Festspiele, 16. August 2020“
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Zwei Sternstunden in Grafenegg machen die Krise vergessen

Foto: Jonas Kaufmann. © Julian Hargreaves / Sony Classical

„Zwei solche Sternstunden en-suite machen sogar diese Krise momentan vergessen; Chapeau für das ganze Team um Rudolf Buchbinder.“

Grafenegg Festival, 15. und 16. August 2020

Alice Sara Ott, Klavier
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Krzysztof Urbański, Dirigent

Jonas Kaufmann, Tenor
Helmut Deutsch, Klavier

von Herbert Hiess

Irgendwie ist in diesem Corona-Jahr doch alles anders. Dieses Jahr 2020, das eigentlich das Beethoven-Jahr ist, geht der Jahresregent dabei fast unter (Gottseidank nur fast!). Kulturveranstalter sind vor fast unbewältigbare Herausforderungen gestellt, freischaffende Künstler sind am Rande ihrer Existenz und das Publikum ist einerseits kultur- und musikhungrig aber andererseits wieder total verunsichert.

Diese Pandemie hat jedoch trotz aller Unbilden in gewisser Weise auch Vorteile. Anstatt der üblichen internationalen Gastorchester „musste“ sich Intendant Rudolf Buchbinder auf nationale Orchester beschränken; dazu kommen noch Künstler zum Zuge, die man vielleicht sonst nie in Grafenegg erlebt hätte. „Jonas Kaufmann, Helmut Deutsch, Alice Sara Ott, Krzysztof Urbański
Grafenegg Festival 15./16. August 2020“
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DIE DIENSTAG-PRESSE (18. AUGUST 2020)

Foto: Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker. © Monika Rittershaus

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
DIE DIENSTAG-PRESSE (18. AUGUST 2020)

Berlin
Charité-Forscher halten volle Opern- und Konzerthäuser doch für machbar
Wissenschaftler der Charité empfehlen, Konzertsäle wieder voll zu besetzen. Kultursenator Klaus Lederer reagiert überrascht, der Charité-Vorstand ablehnend.
Tagesspiegel

Berliner Philharmoniker: Kleinere Besetzung, kürzere Programme, hohe Verluste
Elf Tage vor dem Saisonstart präsentieren die Berliner Philharmoniker ihr Programm bis Oktober. Es musste immer wieder an die Corona-Bestimmungen angepasst werden.
Berliner Zeitung

Wien/ Staatsoper
Staatsoper öffnet Generalproben für Jugend
Die Wiener Staatsoper will verstärkt neue Publikumsschichten ansprechen. Deshalb öffnet das Haus am Ring seine Generalproben, die bisher in erster Linie von der Belegschaft besucht wurden, für Menschen unter 27 Jahren.
https://wien.orf.at/stories/3062710/

Salzburg
Riccardo Mutis festliche Aerosole
Ludwig van Beethovens „Neunte“ bei den Salzburger Festspielen
Wiener Zeitung

Salzburg
Barenboims Salzburger Kammermusik
Das West Eastern Divan Orchestra glänzte mit klein besetzten Werken.
Wiener Zeitung

Daniel Barenboim in Salzburg: Klarheit statt Sanftmut
Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra in Kammerbesetzung
Der Standard

Sternstunden für Richard Strauss. Im Porträt / Franz Welser-Möst
DrehpunktKultur

Welser-Möst mit der Festspielnadel geehrt
Der Dirigent gab vor 35 Jahren sein Festspieldebüt, zum 100-Jahr-Jubiläum der Festspiele und seinem 60. Geburtstag wird er vom Land ausgezeichnet.
Wiener Zeitung „DIE DIENSTAG-PRESSE (18. AUGUST 2020)“ weiterlesen