Jonas Kaufmann: Freudvoll, leidvoll, mühevoll

Liszt fordert vom Sänger viel, an der verlangten Kraft und Größe der Stimme fehlt es Kaufmann auch nicht. Aber auch für Liszt bringt Kaufmann  eine Reihe seiner sängerischen Unarten mit, wie das Pressen mancher Töne in exponierten Lagen, schlecht verblendete Registerwechsel und eine Überbetonung mancher Textpassagen. Was darüber hinaus stört, ist eine auffällige Trockenheit der Stimme, sie wirkt ein wenig strohig und kehlig. Heldentenor-Partien und Liedgesang, das geht nicht wirklich gut zusammen. Vielleicht ist Kaufmanns Stimme dem Liedgesang auch entwachsen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war sie jedenfalls in keiner guten Verfassung.

CD-Rezension
Liszt
Freudvoll und leidvoll
Jonas Kaufmann & Helmut Deutsch

Sony 19439892602

von Peter Sommeregger

Franz Liszt ist nicht unbedingt als Liedkomponist bekannt, bei Liederabenden ist manchmal das eine oder andere Lied aus seiner Feder zu hören, aber komplette Liszt-Programme finden im Konzertsaal so gut wie nie statt.

Der wohl beste aller gegenwärtigen Liedbegleiter, der Pianist Helmut Deutsch, hat offenbar seinen Schüler Jonas Kaufmann zu einer reinen Liszt-CD überredet. In einem sehr engagierten Beitrag im Booklet dieser CD outet sich Deutsch als bekennender Liszt-Fan und bricht eine überzeugende Lanze für den Lied-Komponisten Liszt. Sein Engagement hat zur Folge, dass in den 20 Titeln dieser CD der Klavierpart oft überzeugender klingt, als die Singstimme. „Jonas Kaufmann & Helmut Deutsch, CD-Rezension, Liszt, Freudvoll und leidvoll
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Hauters Hauspost (7): Ein Hochglanzstückchen – Jonas Kaufmann "ganz privat"

Foto: © Indi Herbst (obs/Amazon.de/INDI HERBST)

„Weniger Hochglanz, weniger Inszenierung, mehr Authentizität und es hätte eine tolle Doku werden können. So ist es ein Jonas-Kaufmann-Denkmal auf einem unerreichbar hohen Sockel. Eingefleischte Fans dürfte das aber nicht stören.“

„Jonas Kaufmann – Ein Weltstar ganz privat“: Dokumentarfilm über den preisgekrönten Opernsänger

von Barbara Hauter

Jonas Kaufmann für Gala-Leser: Was Amazon Prime als Dokumentarfilm über Jonas Kaufmann verkauft ist eine klassische Homestory im Hochglanzformat. Angekündigt als Einblick ins Privatleben erwarteten wir tiefgründige Gespräche mit einem der größten Tenöre unserer Zeit. Ein großer vielschichtiger Künstler, der Opernrollen nicht nur grandios singt, sondern sie auch schauspielerisch zum Leben erweckt, im Porträt: Das wäre Stoff für große, emotionale Geschichten. Doch leider, leider präsentiert uns Amazon nur eine glänzend polierte Oberfläche des Sängers. „Hauters Hauspost (7): Ein Hochglanzstückchen – Jonas Kaufmann „ganz privat““ weiterlesen

Zwei Sternstunden in Grafenegg machen die Krise vergessen

Foto: Jonas Kaufmann. © Julian Hargreaves / Sony Classical

„Zwei solche Sternstunden en-suite machen sogar diese Krise momentan vergessen; Chapeau für das ganze Team um Rudolf Buchbinder.“

Grafenegg Festival, 15. und 16. August 2020

Alice Sara Ott, Klavier
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Krzysztof Urbański, Dirigent

Jonas Kaufmann, Tenor
Helmut Deutsch, Klavier

von Herbert Hiess

Irgendwie ist in diesem Corona-Jahr doch alles anders. Dieses Jahr 2020, das eigentlich das Beethoven-Jahr ist, geht der Jahresregent dabei fast unter (Gottseidank nur fast!). Kulturveranstalter sind vor fast unbewältigbare Herausforderungen gestellt, freischaffende Künstler sind am Rande ihrer Existenz und das Publikum ist einerseits kultur- und musikhungrig aber andererseits wieder total verunsichert.

Diese Pandemie hat jedoch trotz aller Unbilden in gewisser Weise auch Vorteile. Anstatt der üblichen internationalen Gastorchester „musste“ sich Intendant Rudolf Buchbinder auf nationale Orchester beschränken; dazu kommen noch Künstler zum Zuge, die man vielleicht sonst nie in Grafenegg erlebt hätte. „Jonas Kaufmann, Helmut Deutsch, Alice Sara Ott, Krzysztof Urbański
Grafenegg Festival 15./16. August 2020“
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Kaufmanns Otello: Eine erstklassige Einspielung – Irrsinn kann nicht verlangt werden!

Ulrich Poser rezensiert die Neueinspielung von Verdis vorletztem Geniestreich Otello mit den Protagonisten Jonas Kaufmann, Federica Lombardi und Carlos Álvarez

Foto: Jonas Kaufmann, Sony Classical (c)

Die reale Welt ist derzeit auch coronabedingt aus den Fugen geraten. Die Opernhäuser spüren dies in besonderem Maße. Keine Zuschauer bedeuten keine Eintrittseinnahmen. Das ist zum Weinen traurig. Wer weint,  braucht ein Taschentuch. Das Taschentuch (italienisch: fazzoletto) ist der zentrale Gegenstand im Otello: Das Mittel Jagos, seine böse List in die Tat umzusetzen.

Auch dem Rezensenten kommen öfters die Tränen. Nicht nur wegen des coronabedingten Totalausfalls der geliebten Opernvorstellungen, sondern auch, wenn offensichtliche Meisterwerke wie die zu rezensierende Otello-Neueinspielung von griesgrämigen Motzern mehr oder weniger grundlos schlecht rezensiert werden.

Denn die Neueinspielung des Otello (von Sony Classical) ist mehr als meisterlich.

„CD-Rezension: Otello, Jonas Kaufmann
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"Jonas Kaufmann fehlt alles zum Otello" – "er ist international die erste Wahl": Der Star-Tenor spaltet die Gemüter

Foto: Jonas-Kaufmann ©Gregor Hohenberg

Der Sänger Jonas Kaufmann, seine aktuelle Otello-CD, seine Gesangstechnik und seine gesangliche Anmutung spalten die Leser von klassik-begeistert.de. Was kann er (noch) singen, und was kann er nicht (mehr) singen? Zahlreiche Kommentare gingen beim Nr.-1-Klassik-Blog in Deutschland, Österreich und der Schweiz (google-Ranking) nach dem Beitrag unseres Stockholmer Autoren Yehya Alazem ein: „Jonas Kaufmann hat keine Otello-Stimme“, lautete Alazems Fazit.

Die Mehrheit der klassik-begeistert.de-Leser empfindet, dass Kaufmann den Zenit seines Schaffens schon seit längerem überschritten habe. Die Minderheit empfindet, dass Kaufmann unverändert ein Jahrhundertsänger sei, der zu unrecht kritisiert werde. „Jonas Kaufmann spaltet die Gemüter, der Tenor als Verdis Otello
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Mehr als ein Notprogramm

Foto: © Dario Acosta

Grafenegg Festival 2020

von Herbert Hiess

Corona hat wohl echte Chancen, das „Unwort“ des Jahres zu werden, deswegen soll es auch nicht zu oft verwendet werden. Neben vielen Erkrankungen und Todesfällen hat es nicht zuletzt einen enormen wirtschaftlichen Schaden verursacht. Durch das de facto „Auftrittsverbot“ leiden vor allem tausende freischaffende Künstler und auch viele festangestellte Ensemblemitglieder. Für die Kunst- und Kulturveranstalter ist es das Katastrophenjahr schlechthin; viele haben sich das Beethoven-Jahr 2020 wohl anders vorgestellt. „Mehr als ein Notprogramm
Grafenegg Festival 2020“
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CD-Besprechung: Jonas Kaufmann hat keine Otello-Stimme

CD-Besprechung: Giuseppe Verdi, Otello

Orchestra dellacademia Nazionale di Santa Cecilia
Dirigent: Antonio Pappano

Otello: Jonas Kaufmann
Desdemona: Federica Lombardi
Jago: Carlos Álvarez

von Yehya Alazem

Im Juni 2020 erscheint die neue Aufnahme von Giuseppe Verdis Otello bei Sony, wegen der Corono-Pandemie zwei Monate später als geplant. Die Titelrolle singt der „Startenor“ Jonas Kaufmann, die Desdemona wird von Federica Lombardi und der Jago von Carlos Álvarez gesungen. Am Pult steht Antonio Pappano und dirigiert sein Orchestra dellacademia Nazionale di Santa Cecilia. „Giuseppe Verdi: Otello, Jonas Kaufmann, Federica Lombardi, Carlos Álvarez, Antonio Pappano
CD-Besprechung“
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Anja Harteros wirft Blitze der Eifersucht in den Saal und füllt die Staatsoper bis in die kleinsten Winkel mit Tosca-Emotionalität

Oper nur auf CD, YouTube oder im Stream. Konzerte ebenso.
Viele Klassik-Begeisterte sehnen sich nach packenden, berührenden Live-Erlebnissen. Klassik-begeistert.de bringt deshalb Impressionen von Autorinnen und Autoren, die unsere Leserinnen und Leser am meisten berührt haben. Teil 6: Giacomo Puccini, Tosca in der Staatsoper Hamburg.

Giacomo Puccini, Tosca
Staatsoper Hamburg

Foto: Marco Borggreve (c)
Floria Tosca, Anja Harteros
Mario Cavaradossi, Jonas Kaufmann
Baron Scarpia, Franco Vassallo

von Sebastian Koik

Die Star-Sängerin spielt die Star-Sängerin. Es ist ihre Rolle: Anja Harteros ist als Floria Tosca eine Sensation! Besser als sie kann man diese Rolle nicht singen und spielen. Tosca ist eine der am häufigsten aufgeführten und meist besuchten Opern. Und niemand auf der Welt gibt diese leidenschaftliche, eifersüchtige und starke Bühnenfigur Tosca besser als die Deutsch-Griechin.

Beim ersten Auftritt löst sie in Sekunden Gänsehaut aus. Ihre ungemein dichten Höhen strahlen mannigfaltig, funkeln komplex und wundersam in viele Richtungen. Ihre Mittellagen und Tiefen sind ebenfalls vollkommen. Anja Harteros begeistert in der Staatsoper Hamburg mit Intensität, herrlicher Cremigkeit und exzellenter dramatischer Ausgestaltung und Nuancierung. Frau Harteros’ Stimme klingt golden und warm. Die Wunder-Sopranistin kann auch die höchsten Höhen sehr geerdet klingen lassen. Alles hat ein solides Fundament, alles ist genau richtig. Und alles klingt bei ihr absolut natürlich, sieht so unfassbar leicht aus. Anja Harteros‘ Tosca ist vollkommen souverän, von grandioser Selbstverständlichkeit … und unglaublich schön. Diese Frau kann alles. Ihre Sangeskunst ist ohne Schwächen. „Giacomo Puccini, Tosca, Anja Harteros, Jonas Kaufmann,
Staatsoper Hamburg“
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Der Schmerz des Virtuellen... Jonas Kaufmann: „Musik ohne Publikum ist nicht dasselbe für mich“

Das 4. Montagskonzert der Bayerischen Staatsoper live als Stream am 27. April 2020

Foto © Gregor Hohenberg Sony Classical, Jonas Kaufmann

Georg Friedrich Händel
Aria ‚Piangerò la sorte mia‘ aus Julio Cesare in Egitto
Elsa Benoit, Sopran
Donald Wages, Klavier
In Memoriam Sir Peter Jonas

Wolfgang Amadeus Mozart
Klavierquartett Es-Dur KV 493
Bayerisches Staatsorchester
Münchner Klaviertrio
Michael Arlt, Violine
Gerhard Zank, Violoncello
Donald Sulzen, Klavier
mit
Tilo Widenmeyer, Viola

Robert Schumann
Dichterliebe op. 48 aus Heinrich Heines Buch der Lieder
Jonas Kaufmann, Tenor
Helmut Deutsch, Klavier

von Frank Heublein

Jonas Kaufmann wendet sich nach seiner Interpretation des Liedzyklus Dichterliebe von Robert Schumann an das virtuelle Publikum und spricht mir spiegelbildlich aus der Seele: „Music is not the same for me without an audience“. Musik ohne Publikum ist für mich nicht dasselbe. Für mich als seinem „Spiegelbild“, einem Teil des Publikums, ist Musik, die ich nicht im Saal mit anderen unmittelbar teile, auch nicht dasselbe wie einen Stream mitzuverfolgen.

Dabei merke ich sie ihm an, die Passion für die Schumannschen Lieder. Passion, die das Band des spürbar empfindenden Gegenübers braucht, um über sich hinaus zu wachsen, weil sie einen Energieschub von der Gegenseite, des lebendigen Publikums erhält. Und dabei kein Nullsummenspiel ist, die Energie vervielfacht sich, elektrisiert alle Beteiligten im Raum. „4. Montagskonzert mit Jonas Kaufmann, Helmut Deutsch,
Bayerische Staatsoper“
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"Ich brauche diese Herausforderung der ständig neuen Projekte"

Foto: © Raphael Faux

Interview am Donnerstag 7: Der Kulturmanager und Musiker Christoph Müller

Christoph Müller wurde in Basel geboren. Er studierte Violoncello in Bern und Zürich. Als Cellist wirkte er u.a. im Basler Kammerorchester, wo er auch die Geschäftsführung übernahm und bis heute als Konzertmanager tätig ist. Seit 2002 ist Christoph Müller Intendant des Gstaad Menuhin Festivals, eines der größten Klassikfestivals der Schweiz.

klassik-begeistert.de hat Christoph Müller in Basel getroffen und mit ihm über den Spagat zwischen dem Musiker- und dem Managerdasein gesprochen.

von Leon Battran

Christoph Müller, Sie sind künstlerischer Leiter und Manager des Gstaad Menuhin Festivals. Darüber hinaus sind Sie Manager des Kammerorchesters Basel und Initiator verschiedener Projekte im Musik- und Kulturbereich. Würden Sie sich als „Macher“ bezeichnen?

Ja, das ist eine gute Bezeichnung. In diese Schublade wurde ich schon gesteckt und das trifft, glaube ich, auch zu. Ich bin einfach jemand, der Sachen ausprobiert und angeht. Klar, einige davon funktionieren, einige funktionieren nicht. Trotzdem mag ich es sehr, eine Idee von Grund auf zu entwickeln und zu versuchen umzusetzen. Das ist etwas, das mein berufliches Leben ausmacht und sicher auch noch ausmachen wird. Aber man muss natürlich den Durchhaltewillen haben und immer dranbleiben. Man kann sich eigentlich nie gehen lassen, aber das ist auch nicht mein Typus. Ich brauche diese Herausforderung der ständig neuen Projekte. „Interview am Donnerstag 7: Christoph Müller, Kulturmanager“ weiterlesen