Der Schlauberger 3: Heute kocht bei uns Person A. Denn: Die Ehefrau ist weg!

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Bald werde ich nach fast fünfzig Jahren keine Ehefrau mehr haben. Ehefrau und Ehemann sollen verschwinden. Aus der Steuererklärung. Wegen der Neutralität.

Und das geht so, wie das Bundesfinanzministerium in der „Rheinischen Post“ erklärt hat: Meine Ehefrau ist nicht mehr meine Ehefrau, sondern Person A. Und ich bin nicht mehr ihr Ehemann, sondern Person B. Oder umgekehrt. Endlich wird die jährliche Quälerei geschlechtsneutral. „Der Schlauberger 3: Die Ehefrau ist weg!
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Lieses Klassikwelt 38: Infektionsschutz

Unweigerlich habe ich mich gefragt, ob sich nicht bei Flugzug-Passagieren das Gefühl einstellt, für blöd verkauft zu werden. Und was wohl einem Kino- oder Theaterbetreiber bei solchen Impressionen so durch den Kopf gehen mag. Für mich jedenfalls war das eine Farce.

von Kirsten Liese

(Foto von Kirsten Liese aus dem Lufthansa-Flugzeug zwischen Berlin und Frankfurt am Main, aufgenommen vor wenigen Tagen)

Langsam erwacht die Kultur wieder zum Leben. Die Auflagen zum Infektionsschutz allerdings, die das sachte Hochfahren des Betriebs bedingen,  sind nicht ohne, und deshalb können bislang noch sehr wenige Menschen daran teilhaben.  Neben einer von Land zu Land differierenden, festgelegten Zuschauerzahl, die nicht überschritten werden darf, macht  Theatern und Konzerthäusern vor allem der geforderte Sicherheitsabstand von 1,50 Meter zu schaffen. Denn das bedeutet, dass sie ihre Platzkapazitäten, insbesondere in geschlossenen Räumen, nicht ausschöpfen können, mithin also viele, viele Stühle – wenn nicht ganze Sitzreihen – leer bleiben müssen.  Eine schwierige logistische Herausforderung.

Für die renommierten Salzburger Festspiele im Jahr ihres hundertjährigen Bestehens bedeutet das, dass weniger als ein Drittel der vorgesehenen Vorstellungen stattfinden können. Mit einer Zulässigkeit von 1000 Besuchern geht es den Österreichern dabei vergleichsweise noch gut, bedenkt man, dass in Italien nur maximal 250 Zuschauer zulässig sind. Umso mehr bewundere ich den Mut und die Innovation zweier Festivals wie Ravenna und Pesaro, die auf ganz unterschiedliche Weise das Beste aus dieser Situation herausholen: Ravenna weicht auf die Festung Rocca Brancaleone und damit eine Location unter freiem Himmel aus, das Rossini Opernfestival in Pesaro baut sein entzückendes Teatro Rossini dergestalt um, dass das Orchester im Parkett des Saals Platz nimmt und das Publikum voneinander getrennt in den Logen, damit den Abstandsregelungen entsprochen werden kann. „Lieses Klassikwelt 38: Infektionsschutz“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 38: Joseph und Amalie Joachim: Erst im Tod wieder vereint

von Peter Sommeregger

Die beiden schon reichlich von Efeu überwucherten Grabsteine auf dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof in Berlin-Charlottenburg sind praktisch identisch und bilden stilistisch eine Einheit. Die Botschaft ist klar: eheliche Verbundenheit über den Tod hinaus.

Aber dieses Bild trügt. Der am 28.Juni 1831 im damals ungarischen Kittsee geborene Sohn eines jüdischen Wollhändlers, Joseph Joachim, war musikalisch hoch begabt, sein Talent wurde auch frühzeitig erkannt. Bereits ab 1837 studierte er am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Geige und erwarb sich bald den Ruf eines Wunderkindes. Felix Mendelssohn-Bartholdy förderte ihn und führte mit ihm Beethovens beinahe vergessenes Violinkonzert auf und nahm ihn anschließend in sein Leipziger Gewandhausorchester auf. „Sommereggers Klassikwelt 38: Joseph und Amalie Joachim
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Schweitzers Klassikwelt 6: Aus dem Zeitalter der LP – Don Giovanni

von Lothar Schweitzer

Da wir in unsrer Wohnung keinen alten Plattenspieler haben und wir bis dato verabsäumten, die Aufnahme auf CD umspielen zu lassen, kann ich diesen Opernquerschnitt nur aus dem Gedächtnis besprechen. Ich habe die Schallplatte, geprägt im Jahr des österreichischen Staatsvertrags 1955 mit 25 cm Durchmesser, schon Jahrzehnte nicht mehr gehört, aber in meiner Gymnasialzeit ein halbes Jahr fast jeden Tag einmal. Es war für mich als Fünfzehnjähriger meine erste Begegnung mit dieser Mozartoper. Die Aufnahme ist für mich bei jenen Stellen, an die ich mich noch heute lebendigst erinnern kann, die ich so zusagen im Ohr habe, ein Maßstab geblieben. Höre ich bei einer Aufführung in der Oper die in das „Vinyl“ meiner Gehirnwindungen gepressten Arien, Duette und Ensembles dieser Decca-Produktion nicht mehr lästig parallel im Geist mit, so spricht das für die jeweilige Aufführung. „Schweitzers Klassikwelt 6: Aus dem Zeitalter der LP – Don Giovanni“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 34: „Fidelio“ für Kinder und Jugendliche  

von Jolanta Łada-Zielke

Das Jahr 2020 sollte das Ludwig-van-Beethoven-Jahr sein; es ist leider das Jahr der Corona-Virus-Pandemie geworden, und alles deutet darauf hin, dass es unter diesem Name in die Geschichte eingehen wird. Aber trotz der Einschränkungen, die in Bezug auf die aktuelle Situation auferlegt wurden, können wir zu Hause die Musik des Wiener Klassikers genießen und sein Schaffen den jüngsten Musikliebhabern vertraut machen. Der Verlag Annette Betz hat einige Bücher über die berühmtesten Werke des Meisters aus Bonn herausgegeben. Eins davon betrifft Beethovens einzige Oper „Fidelio“. Die Autoren der Fassung sind Kristina Dumas und Martin Krämer. „Ladas Klassikwelt 34, „Fidelio“ für Kinder und Jugendliche
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Der Schlauberger 2: Die Joghurt klingt blöd, oder? Dann lieber den Gulasch

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer, Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

So. Nun ist es passiert. Das Virus ist auch in meiner Sprachkolumne angekommen. Oder der Virus?

Der Duden lässt beides zu. In der medizinischen Fachsprache wird die sächliche Form, also das Virus, verwendet. Beim Computervirus hat sich die männliche Form, der Virus, durchgesetzt. Einen weiblichen Virus gibt es nicht. Dafür aber fast 40 Substantive, auf die alle drei Artikel der, die, das, passen. „Die Joghurt“ klingt blöd, ist aber richtig.

Zwei Artikel für denselben Begriff kommen häufiger vor: der oder die Fussel, der oder das Barock, der oder das Gulasch … „Der Schlauberger 2: Die Joghurt klingt blöd, oder? Dann lieber den Gulasch
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Lieses Klassikwelt 37: Blockflöte

von Kirsten Liese
Foto: (c) pininterest

An diesem Freitag feiert die Blockflötenwelt den 90. Geburtstag von Hans-Martin Linde. Er war neben Frans Brüggen einer der größten Blockflötenvirtuosen seiner Zeit, unterrichtete an der renommierten Baseler Schola cantorum basiliensis  und schrieb zeitgenössische Werke, unter denen mir vor allem eines in Erinnerung blieb, das ich selber einmal gespielt habe: Music for a bird,  ein Stück, das tatsächlich tönt wie eine naturalistische Imitation eines Vogelgesangs.

Mit meinen Gedanken an Linde gehen für mich Erinnerungen an dieses Instrument einher, das ich zu Unrecht lange Zeit stiefmütterlich behandelte und über das ich bislang noch nicht einmal eine Zeile geschrieben habe. Nun wird es Zeit für eine Revision, dies auch in Erinnerung an die wunderbare Musikerin Jeanette Chemin-Petit, Tochter des Berliner Komponisten Hans Chemin-Petit, die zeitweise  meine Lehrerin war. Sie starb viel zu früh an Krebs. „Lieses Klassikwelt 37: Blockflöte
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Der Schlauberger 1: Rezyklate, aber nur post-consum. Heute: ganz ohne Corona

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird zwar unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Kunde im Schreibwarenladen: „Guten Tag, ich hätte gern einen Bleistift.“ – Verkäufer: „Soll er aus Post-Consumer-Recyclingmaterialien bestehen oder aus Rezyklaten aus sogenannten Post-Consumer-Abfällen?“ – „Einen Bleistift, bitte.“ – „Sie meinen einen Gegenstand, der als Hauptfunktion das Schreiben, das Malen und Zeichnen sowie Markieren auf verschiedenen Untergründen hat?“ – „Nur einen Blei …“ – „Sag ich doch. Ein Gerät, dessen generelle gemeinsame Aufbau die Form eines Stiftes hat.“ – „Aber zum Anfassen.“ – „Natürlich mit Schaft. Das ist tragendes Bauteil eines Schreibgerätes, welches formgebend für den Stift ist und welches direkten Kontakt mit der Haut hat.“ „Der Schlauberger 1
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Sommereggers Klassikwelt 37: Constanze Mozart – die unterschätzte Witwe

von Peter Sommeregger

Bild: Maria Constanze Cäcilia Josepha Johanna Bailón Alosia Weber
5. Januar 1762, Zell im Wiesental

Die landläufige Meinung über die Witwe des wahrscheinlich größten musikalischen Genies aller Zeiten ist eher negativ besetzt. Wusste Constanze Mozart überhaupt, mit wem sie da verheiratet war? Als oberflächliche Person, welche die angeschlagenen Finanzen ihres Gatten durch Badekuren noch weiter belastete, oberflächlich war, und diesem Genie mehr schadete, als nützte?

Wer sich die Mühe macht, und seriöse Quellen zu Rate zieht, trifft auf eine völlig unterschiedliche Person. Die 1762 geborene Tochter Franz Fridolin Webers, der am Mannheimer Theater beschäftigt war, hatte noch drei Schwestern, die sämtlich musikalisch erzogen wurden. Mozart kam bei seinen Mannheimer Aufenthalten 1777 in Kontakt mit der Familie und verliebte sich erst in die zweitgeborene Aloisia, die ihn allerdings abwies. „Sommereggers Klassikwelt 37: Constanze Mozart – die unterschätzte Witwe“ weiterlesen

Frau Lange hört zu (14): Nicht immer „A Song of Joy“ …

Eine Coverversion kann eine Hommage sein, eine aufregende Neuinterpretation – oder eigene Ideenlosigkeit kaschieren. Manchmal möchte ein Musiker auch einfach seine Virtuosität beweisen, sein Ego streicheln, aus einer Schublade ausbrechen oder sich eine neue Zielgruppe erschließen. Wenn sich Klassik und Rock begegnen, kann das Ergebnis faszinieren – oder grausen.

von Gabriele Lange

Als ich die erste Coverversion eines klassischen Stücks hörte, war ich neun oder zehn Jahre alt und konnte sofort mitsingen. Oft genug lief Miguel Rios‘ pathetischer „Song of Joy“ ja im Radio und im Fernsehen. Dass die Melodie eigentlich von einem Herrn namens Beethoven stammte, wurde gelegentlich in der Anmoderation erzählt. Die Neunte stand dann bald neben Adamo und Alexandra im Plattenregal meiner Eltern. Einige Jahre später war ich alt genug, um mir Kubricks „Clockwork Orange“ anzusehen. Darin gab es nicht nur eine „klassische“ Einspielung der Sinfonie zu hören, sondern auch die brutal effektive Synthesizer-Version von Wendy Carlos. (Auch Purcells „Music for the Funeral of Queen Mary“ wurde hier übrigens faszinierend neu interpretiert.) Der teuflisch begabte Ritchie Blackmore von Deep Purple nahm sich noch mehr Freiheiten mit Beethovens Motiv und entwickelt daraus mal eben ein Gitarrensolo (ab Min 3:00). Nach einem Purple-Konzert war ich übrigens einige Tage lang fast so taub wie Beethoven. Aber das ist ein anderes Thema. „Frau Lange hört zu (14): Nicht immer „A Song of Joy“ …“ weiterlesen