Ritterbands Klassikwelt 15: Miss Marple und Mozart

von Dr. Charles E. Ritterband

Foto: Margaret Rutherford als Mrs. Marple (c) pinterest

Was ist der Zusammenhang zwischen Miss Marple und Mozart? Agatha Christie ist nach wie vor Englands beliebteste Krimi-Autorin, und ihre Hauptfigur, Miss Marple aus dem Dörfchen St. Mary Mead, die der lokalen Polizei zwar chronisch auf die Nerven , aber den Profis  stets eine Nasenlänge voraus ist, ist seit 92 Jahren „Kult“. Mindestens acht verschiedene Generationen von Schauspielerinnen haben die pfiffigste „Spinster“ („alte Jungfer) der Krimi-Geschichte verkörpert. Meine persönliche Favoritin: die schrulligste von allen, Margaret Rutherford, Miss Marple von 1961 bis 1964 – aber von der Autorin Agatha Christie wurde sie nicht sehr geschätzt, und in einer Publikumsumfrage wurde Joan Hickson zur beliebtesten Miss Marple gekürt. Samstagabend amüsierte ich mich mit einer BBC-Verfilmung des 31. Kriminalromans von Agatha Christie unter dem Titel „The Body in the Library“ (Die Leiche in der Bibliothek) Februar 1942.

Pace, pace mio Tesoro

Was aber hat Miss Marple mit Mozart zu tun? Der Fall ist, wie immer vertrackt: Wie kommt die Leiche der jungen Frau in die Bibliothek im Landhaus des pensionierten Offiziers Mr. Bantry? Und handelt es sich bei der Toten bei der tatsächlich um die vermisste Ruby Keene? Miss Marple kommt den Tatsachen auf die Spur, als sie mit ihrer Freundin Dolly, der Gattin jenes Offiziers auf der Esplanade von Bournemouth entlang promeniert. Die (etwas dümmliche und allzu geschwätzige) Dolly pfeift unwillkürlich die Melodie vor sich hin, welches das Salonorchester des Grand Hotels am Abend zuvor intoniert hatte: Es ist das wunderschöne Terzett (Figaro, Susanna, Graf Almaviva) aus dem letzten Akt von Mozarts „Hochzeit des Figaro“ – „Pace, pace mio dolce tesoro“. „Ritterbands Klassikwelt 15: Miss Marple und Mozart
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Der Schlauberger 7: Schlachten fürs Fleisch – mit oder ohne Veganer?

Bild: Fleischgipfel.
Treffen zum Mahl der Worte.

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

Das ist der Gipfel. Der Gipfel der Fleischeslust. Da, wo das Gipfelkreuz vom Gipfelschnitzel flankiert wird. Vier-neunundneunzig das Kilo. Agrarministerin Julia Klöckner hat ihre Kolleginnen Otte-Kinast (Niedersachsen) und Heinen-Esser (NRW) zum politischen Mahl der Worte gebeten, um hoch über den Wipfeln des Marktes Schlachten zu schlagen und den Sättigungsgedanken auf ein neues Niveau zu heben. „Der Schlauberger 7
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Lieses Klassikwelt 42: Spuk im Barocktheater

von Kirsten Liese

Fotos: drottningholms-slottsteater (c)

Ich möchte Sie heute an einen besonders schönen Ort führen, in dem ich im vergangenen Jahr gerade noch rechtzeitig ohne Einschränkungen eine Aufführung erleben konnte: das schwedische Barocktheater Drottningholm.

Ich habe darüber auch gerade eine Sendung gemacht, die am Freitagabend um 22:05 Uhr im Musikfeuilleton von Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt wurde.

Das Theater  liegt idyllisch am Rande einer weitläufigen barocken Parklandschaft dicht am Wasser und hebt sich von allen anderen europäischen Barocktheatern, zu denen etwa auch das bezaubernde Goethe-Theater in Bad Lauchstädt, das Gothaer Ekhof-Theater, das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth, das Rokokotheater in Schwetzingen  oder das Schlosstheater Versailles gehören, mit seiner original erhaltenen Bühnenmaschine aus dem 18. Jahrhundert ab. „Lieses Klassikwelt 42
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Schweitzers Klassikwelt 8 : Aus dem Zeitalter der LP: Arabella

Foto: Lisa della Casa,  Arabellissima  © Foto Fayer

von Lothar Schweitzer

Die Rezensionen über diese Oper von Richard Strauss nach der Premiere bei den Salzburger Festspielen 1958  sind nicht überwältigend ausgefallen. Die Feuilletons waren meine erste Begegnung mit dem Werk. Die „Arabella“ – ein Studienfreund nannte seine erste Tochter nach dieser Oper – führt bis heute ein Schattendasein neben dem „Rosenkavalier“. Ich las sogar Vergleiche mit einer Operette!

Im Gegensatz zu „Don Giovanni“ und „Tiefland“ lernte ich „Arabella“ in der Oper und nicht zuerst durch eine Schallplatte näher kennen und lieben. Es war der denkwürdige 17. Juni 1960 mit Lisa della Casa, Dietrich Fischer-Dieskau und der bezaubernden Anny Felbermayer als Zdenka, die sie an dem Abend das einzige Mal an der Wiener Staatsoper sang. „Schweitzers Klassikwelt 8
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Sommereggers Klassikwelt 42: Evelyn Lear, meine erste Lulu

„Dass diese von Otto Schenk inszenierte Produktion zum Sensationserfolg wurde, war bestimmt nicht zum kleinsten Teil der sängerischen und darstellerischen Leistung Evelyn Lears geschuldet. Die Aufführung war Stadtgespräch, ich konnte gerade noch eine auch für einen Schüler erschwingliche Karte ergattern.“

von Peter Sommeregger

An diesem 1. Juli sind es bereits acht Jahre, dass die große Sängerin Evelyn Lear gestorben ist. Wenn ich ihrer gedenke, steigen wieder Erinnerungen an meine frühen Opernerlebnisse der 1960er Jahre auf. Dass diese Erinnerungen noch so leicht abrufbar sind, hat sicher auch mit den damals noch viel ausgeprägteren Persönlichkeiten und Eigenheiten der Künstler zu tun. Perfekt war auch damals nicht alles, aber man liebte manche Künstler vielleicht gerade wegen bestimmter Eigenheiten. Der heute vorherrschende Trend zur Selbstoptimierung und Perfektionierung hat Individualität weitgehend ausgemerzt. „Sommereggers Klassikwelt 42: Evelyn Lear, meine erste Lulu“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 38: Virtuell oder real, Hauptsache: international!

Der Jerusalem Oratorio Chamber Choir, der Zamirchor und die Nürnberger Philharmoniker unter der Leitung von Itzhak Tavior. Konzert zum Holocaustgedenktag bei den Vereinten Nationen in New York am 27.01.2010. Foto: Jennifer Taylor.

Die schwierige Situation der Künstler während der Corona-Pandemie hat bei einigen außergewöhnliche Kreativität ausgelöst. Der israelische Ashirachor fing mit virtuellen Proben an und lud das befreundete Ensemble aus Deutschland – den Zamirchor aus Bayreuth – dazu ein. Die Leiterin des Zamirchors Barbara Baier nahm diese Einladung mit Begeisterung an.

Ein Gespräch mit der Chorleiterin Barbara Baier (Zamirchor Bayreuth)

von Jolanta Lada-Zielke

„Die Idee kam zwar durch Corona, aber nicht wegen Corona“, erzählt Barbara Baier. „Die gemeinsamen Proben haben sich toll entwickelt, die Stimmung war sehr familiär. Dann habe ich mir gedacht: wenn es mit den Israelis so gut geklappt hat, online zu üben, warum sollte man das nicht „mit der ganzen Welt“ machen? Es wäre schön, wenn Menschen aus anderen Ländern an großen Chorprojekten teilnehmen könnten, und zwar sobald die Pandemie vorbei sein wird.“

Barbara Baier. Foto: Martin Bursch

Barbara Baier, die auch als Gesangspädagogin tätig ist, setzte diesen Gedanken in die Praxis um. Sie hat mit dem israelischen Komponisten, Pianisten und Dirigenten Itzhak Tavior den International Universal Classique Choral (IUCC) gegründet. Im Moment gehören nur zwei große Ensembles dazu: der Zamirchor aus Bayreuth und der Ashirachor aus Haifa. Die beiden Gründer laden zu dem Projekt Sängerinnen und Sänger aus möglichst vielen Ländern und Nationen ein. Die Chormitglieder sollen zunächst virtuell zusammen proben. Fünf Tage vor dem Auftritt werden sie sich am Konzertort treffen. „Ladas Klassikwelt 38: Virtuell oder real, Hauptsache: international!“ weiterlesen

Der Schlauberger 6: Jetzt darfste rumferkeln: Rächtschreibung ist bä!

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

Das ist die Erlöhsung von allen Kwalen. Rächtschreibung brauchen wir nicht mehr. Hat der Baden-Württembergische Ministerpresident Winfried Kretschmann Anfang des Jahres gesagt. Ein Grundgerüst ja, meint er. Mehr aber auch nicht, „weil wir nur noch selten handschriftlich schreiben“. „Der Schlauberger 6
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Lieses Klassikwelt 41: Don Carlo(s)

Foto: Anna Netrebko, Semperoper Dresden (c), „Don Carlo“

von Kirsten Liese

Ich habe Anna Netrebkos konzertantes Rollendebüt als Elisabetta im  Don Carlo leider verpasst. Die vier Aufführungen überschnitten sich mit einem anderen bedeutenden Musikereignis, dem ich den Vorzug gegeben hatte, dem ersten Konzert nach dem Lockdown in Italien unter Riccardo Muti.

Wie wohl Verdis Musikdrama in Dresden auf 90 Minuten mit einem Kleinorchester von nur acht Musikern geklappt wurde, wäre ich gerne dabei gewesen, weil ich nicht daran zweifle, dass die Sopranistin einen so grandiosen Auftritt hingelegt hat, wie Kritiker es ihr rundum bescheinigten. Zum Glück hatte ich in den vergangenen Jahren mehrere Gelegenheiten, sie zu hören und mich von der erfolgreichen enormen Entwicklung dieser Stimme ins dramatische Fach zu überzeugen. „Lieses Klassikwelt 41, Don Carlo(s)
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Sophies Welt 2: Wunder, Wunden I

von Sophie Reyer

Unter dem Titel „Des Knaben Wunderhorn“ veröffentlichten Clemens Brentano und Achim von Arnim von 1805 bis 1808 eine Sammlung von Volksliedtexten in drei Bänden. Sie enthält Liebes-Soldaten-Wander- und Kinderlieder vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert. Wen mag es verwundern, dass dieser Zyklus bis heute von großer Bedeutung für die Literatur ist? In meinem lyrischen Werk „Wunder, Wunden“ versuche ich dieser Dichtung auf neue Art und Weise nach zu spüren, die aufgrund der Vertonung durch Gustav Mahler von so bahnbrechender Wichtigkeit für die Musikgeschichte war und ist. Dabei bediene ich mich der Collage – und Zitattechnik und versuche, wie in allen meinen Gedichten, dem „Zirpen“ näher zu sein als der gedankenvollen Rede.

frei nach Clemens Brentano
für Andreas

:

Blumenmeisterin sein

wieder

eine deren Hände jetzt

Rosen tragen

aber aus

Musik

(so schrieb sie,

beginnend) „Sophies Welt 2
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Ladas Klassikwelt 37: „Heißes Herz und kühler Kopf“ – Christian Thielemanns Klassiker „Mein Leben mit Wagner“

von Jolanta Lada-Zielke

Foto: © Matthias Creutziger

Ein heißes Herz und ein nüchterner Verstand sollten jeden Wagner- Dirigenten auszeichnen, so schreibt Christian Thielemann in  seinem Buch „Mein Leben mit Wagner“, das er in Zusammenarbeit mit der Journalistin Christine Lemke-Matwey verfasst hat. Das Buch wurde im Jahr 2012 im C. H. Beck Verlag in München veröffentlicht, und im August 2015 erschien die englischsprachige Version davon in der Übersetzung von Antheia Bell ( Telegraph-Verlag). „Ladas Klassikwelt 37: „Heißes Herz und kühler Kopf“ – Christian Thielemanns Klassiker „Mein Leben mit Wagner“
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