Die SONNTAG-PRESSE – 14. OKTOBER 2018

Foto: Wilfried Hösl (c)
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Wien/ Staatsoper
Bei Berlioz offenbaren zwei Heldinnen ihr Innerstes
Salzburger Nachrichten

Stockholm
Nilsson-Preisträgerin Nina Stemme: „Ich war nie besonders talentiert“
Mit ihrem Karrieremotto „hurry slowly“ hat es die schwedische Sopranistin Nina Stemme ganz nach oben geschafft. Ihr Erfolg, erst gestern Abend gekrönt mit dem Birgit Nilsson Preis, ist das Ergebnis „harter Arbeit und kleiner Schritte“, wie sie am heutigen Freitag in einer Pressekonferenz im Opernhaus von Stockholm betonte. „Ich war nie besonders talentiert.“
Tiroler Tageszeitung

„Konzert- und Opernkritik Berlin“
Wiederaufnahme des turbulenten Flimm-Figaros an der Staatsoper Berlin
Jürgen Flimms temporeicher Figaro sorgt wieder für Szenenapplaus. Dorothea Röschmann singt eine wissende Gräfin, Ildebrando D’Arcangelo einen prachtvoll tollpatschigen Graf, Lauri Vasar einen handfesten Figaro, Evelin Novak eine sympathisch geerdete Susanna.
https://konzertkritikopernkritikberlin.wordpress.com/2018/10/14/staatsoper-figaro/

„Konzertgänger in Berlin“
Enttaubend: Cherubinis „Médée“ an der Staatsoper Unter den Linden
Eine der traurigsten und berührendsten Geschichten der Beethoven-Hagiographie erzählt, wie der fast Taube angestrengt einer Spieldose mit der Ouvertüre von Cherubinis Medea lauschte. Das mag eine dieser Schindler-Stories sein, trotzdem ergreifend. Den Namen Luigi Cherubini kennt jeder, was von ihm gehört haben nur Fachpersonal, Freaks und Callas-Fans. Uns musikgeschichtlich Ertaubten erlaubt jetzt eine Neuproduktion der Staatsoper Unter den Linden, das Ohr dicht an die Spieldose zu halten. Und einen atemberaubenden Anti-Fidelio kennenzulernen, inszeniert von Andrea Breth, dirigiert von Daniel Barenboim, hochkarätig besetzt. Am Sonntag war Premiere, der Konzertgänger war in der Folgevorstellung.
https://hundert11.net/enttaubend/ „Die SONNTAG-PRESSE – 14. OKTOBER 2018“ weiterlesen

Die SAMSTAG-PRESSE – 13. OKTOBER 2018

Foto: © Markus Lieberenz
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Berlin/ Deutsche Oper
Der Regisseur Ole Anders Tandberg vernichtet Bergs „Wozzeck“ in 90 Minuten
Vierzig Jahre war dieses Schlüsselwerk der Moderne an der Bismarckstraße in Berlin nicht mehr auf dem Spielplan. Aber statt sich über die Rückkehr dieses Opernklassikers zu freuen, kann man nur hoffen, dass diese desaströse Produktion schnell wieder vom Spielplan verschwindet.
Ole Anders Tandbergs Absicht, das Stück in der Gegenwart zu verorten, wäre noch nicht falsch, obwohl Vieles an den geschilderten Verhältnissen heute so nicht möglich ist. Dass er aber für die Handlung einen konkreten Ort, sogar einen genauen Tag benennt, ist schlicht unsinnig. Der Norwegische Nationalfeiertag und eine triste Osloer Bar engen die Allgemeingültigkeit des Stoffes ungebührlich ein.
Peter Sommeregger berichtet aus der Deutschen Oper Berlin
Klassik-begeistert

Wien/ Staatsoper
Angestrengte Dringlichkeit
Angelika Kirchschlager mit Schuberts „Winterreise“ in der Wiener Staatsoper.
Wiener Zeitung

Ioan Holender im russischen Staats-TV: „Krim ist russischer als russisch“
Der Ex-Staatsoperndirektor war für Servus TV auf der von Russland annektierten Halbinsel unterwegs. Im russischen Staatsfernsehen präsentierte er sich Moskau-freundlich.
Die Presse

Wien/ Musikuni
Entlassung bleibt aufrecht
Kolumne Trenklers Tratsch: „Das Verfahren zwischen der Universität und Prof. N. wurde im beidseitigen Interesse beendet.“
Kurier

München/ Gärtnerplatztheater
„Dantons Tod“: Auditives Bravourstück in unterhaltsamer visueller Routine
Von Tim Theo Thinn
https://onlinemerker.com/muenchen-gaertnerplatztheater-dantons-tod-premiere/

„Dantons Tod“, inszeniert von Günther Krämer – die AZ-Kritik
Rumpelmoderne: Gottfried von Einems Oper „Dantons Tod“ in der Inszenierung von Günter Krämer im Gärtnerplatztheater
Münchner Abendzeitung „Die SAMSTAG-PRESSE – 13. OKTOBER 2018“ weiterlesen

Der Regisseur Ole Anders Tandberg vernichtet Bergs "Wozzeck" in 90 Minuten

Foto: © Markus Lieberenz
Deutsche Oper Berlin, 
10.Oktober 2018
Alban Berg, Wozzeck

von Peter Sommeregger

Vierzig Jahre war dieses Schlüsselwerk der Moderne an der Bismarckstraße in Berlin nicht mehr auf dem Spielplan. Aber statt sich über die Rückkehr dieses Opernklassikers zu freuen, kann man nur hoffen, dass diese desaströse Produktion schnell wieder vom Spielplan verschwindet.

Ole Anders Tandbergs Absicht, das Stück in der Gegenwart zu verorten, wäre noch nicht falsch, obwohl Vieles an den geschilderten Verhältnissen heute so nicht möglich ist. Dass er aber für die Handlung einen konkreten Ort, sogar einen genauen Tag benennt, ist schlicht unsinnig. Der Norwegische Nationalfeiertag und eine triste Osloer Bar engen die Allgemeingültigkeit des Stoffes ungebührlich ein. Fähnchen schwenkende Choristen und das trostlose Einheitsbühnenbild, die falschen Kostüme – Wozzeck mit Krawatte und Marie im eleganten Kleid – verfremden das Werk unnötig. „Alban Berg, Wozzeck, Johan Reuter, Thomas Blondelle, Elena Zhidkova, Donald Runnicles, Ole Anders Tandberg,
Deutsche Oper Berlin“
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„Die tote Stadt“ III in Hamburg: (Welt)-Klasse klingt anders!

Bei der letzten Aufführung – hoffentlich mit Klaus Florian Vogt und Allison Oakes – am 13. Oktober 2018 kann nur alles besser werden…. KLASSIK-BEGEISTERT.DE EMPFIEHLT: GEHEN SIE UNBEDINGT HIN, WENN SIE IN HAMBURG SIND!

Foto: © Westermann
Hamburgische Staatsoper,
10. Oktober 2018
Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt

von Leonie Bünsch und Andreas Schmidt

Viele Plätze bleiben leer an diesem Abend in der Hamburgischen Staatsoper. Es ist die vorletzte Vorstellung von Erich Wolfgang Korngolds Oper „Die tote Stadt“ in dieser Saison und es scheint, als sei die Luft bereits jetzt raus. Ganz ehrlich: Selten war ein Opernbesuch in der Staatsoper derart schmerzhaft!

Schuld daran sind weder Korngolds großartige (!!!) Bühnenmusik noch die ausgeklügelte Inszenierung von Karoline Gruber.

Es sind die Sängerinnen und Sänger, die den Abend zu einer herben Enttäuschung machen. Alexey Bogdanchikov und Marta Swiderska eröffnen die Oper als Frank und Brigitta. Ihre Stimmen klingen von Beginn an so blass und farblos, dass binnen weniger Sekunden die Vorfreude auf die Hauptrolle steigt. Charles Workman als Paul sitzt bereits auf seinem Stuhl, den Zuschauern den Rücken zugewandt. Dort trauert er um seine geliebte Marie, deren Haar er wie eine Reliquie aufbewahrt und anbetet. „Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt, Alexey Bogdanchikov, Marta Swiderska, Charles Workman, Manuela Uhl,
Staatsoper Hamburg“
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Die FREITAG-PRESSE – 12. OKTOBER 2018

Foto: Thies Rätzke (c)
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Hamburg
Der Kieler Ansturm auf die Elbphilharmonie
Beim Konzert des Philharmonischen Orchesters Kiel mit Kit Armstrong kamen auch Kuhglocken zum Einsatz – und großzügige Spender.
Hamburger Abendblatt

Wiener Konzerthaus streamt Konzerte
Klassik-Fans können ab dieser Saison ein digitales Abo beim Konzerthaus abschließen. Das Wiener Konzerthaus geht neue Wege und bietet ab dieser Saison einen Streaming-Zyklus an. Gemeinsam mit der Online-Plattform takt1 hat das Konzerthaus ein digitales Abo aufgelegt. Im Paket finden sich sieben Konzerte, die auf verschiedenen Endgeräten wie Computer, Handy oder Fernseher verfolgt werden können.
Die Presse

Kölner Generalmusikdirektor Roth bleibt „definitiv“
Der Kölner Generalmusikdirektor François-Xavier Roth (46) hat ein Bekenntnis zum Verbleib in der Domstadt angekündigt. Er sehe seine berufliche Zukunft „auf jeden Fall, definitiv“ in Köln, sagte der französische Dirigent dem „Kölner Stadt-Anzeiger“
Musik heute

München/ Gärtnerplatztheater
Gottfried von Einem und „Dantons Tod“
Premiere im Gärtnerplatztheater: Der Biograf des Komponisten Gottfried von Einem über dessen Oper „Dantons Tod“
Münchner Abendzeitung

Stuttgart
Nachtmusiken – Das Antrittskonzert von Cornelius Meister mit dem Staatsorchester Stuttgart
Neue Musikzeitung/nmz.de

Dresden
Zitronenbäumchen am Urinal – Kurt Schwaens „Leonce und Lena“ als Hochschul-Produktion in Dresden
Neue Musikzeitung/nmz.de

Berlin/ Philharmonie
Daniel Hope in der Philharmonie Acht Jahreszeiten
Geiger Daniel Hope spielt Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ in der Philharmonie – und das gleich zweimal. Er stellt das Original neben eine Version von Max Richter.
Tagesspiegel „Die FREITAG-PRESSE – 12. OKTOBER 2018“ weiterlesen

„Die Frau ohne Schatten“ – ein Strauss-Abend der Superlative in der Staatsoper Unter den Linden in Berlin

Mit Produktionen wie dieser ist das Haus Unter den Linden in der Lage, in der Champions-League der renommiertesten Opernhäuser mitzuspielen. Ein Abend ohne jeden Schatten, der in diesem Jahr leider nur noch einmal in Berlin zu erleben sein wird: am 14. Oktober 2018. Ein Pflichttermin für jeden Opern-Freund!

Foto: Hans Jörg Michel (c)
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 5. Oktober 2018
Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten

von Ingo Luther

Ein goldener Herbsttag in Berlin, ein grandioser Abend in der Staatsoper Unter den Linden. Vor zwei Tagen noch Schauplatz für den Festakt zum Tag der Deutschen Einheit, nun die Bühne für eines der monumentalsten Werke in der Musikgeschichte.

Fünf schwierige Hauptpartien (Kaiser, Kaiserin, Färber, Färbersfrau, Amme) und ein Orchester von 120 Musikern machen Die Frau ohne Schatten sogar für große Opernhäuser zu einer kolossalen Herausforderung. Die Staatsoper Unter den Linden stellt sich dieser Aufgabe in einer Koproduktion mit dem Teatro alla Scala di Milano und dem Royal Opera House Covent Garden London und bewältigt diese mit Bravour! „Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten, Simon O‘Neill, Camilla Nylund, Michaela Schuster, Boaz Daniel, Michael Volle, Elena Pankratova, Simone Young
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 5. Oktober 2018“
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Die DONNERSTAG-PRESSE – 11. OKTOBER 2018

Foto: Michael Pöhn / Wiener Staatsoper (c)
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Wien/ Staatsoper
Les Troyens: Big Mac mit extra Patty
Vier Stunden dauern „Les Troyens“, die am Sonntag in der Staatsoper Premiere haben – da gibt es weit längere Opern.
Wiener Zeitung

Erl/ Tiroler Festspiele
Causa Erl: „profil“ prüft rechtliche Schritte gegen Leisner
In der Causa Erl dürfte sich eine weitere juristische Nebenfront auftun. Das Nachrichtenmagazin „profil“ prüft rechtliche Schritte gegen den interimistischen künstlerischen Leiter der Festspiele, Andreas Leisner. Dies erklärte Herausgeber Christian Rainer gegenüber den „Bezirksblättern Kufstein“. Der Grund: Äußerungen über angebliche Zahlungen durch Medien an Zeugen für Aussagen gegen Gustav Kuhn.
Salzburger Nachrichten

„Konzertgänger in Berlin“
33 Veränderungen über Vladimir Jurowski
Berlin und Moskau. Oleg Senzow und Gustav Mahler. Die Frage nach der Halbgöttlichkeit von Carlos Kleiber, Teodor Currentzis und Alfred Schnittke. Radfahren und die Ewigkeit und die Freiheit des Musikers: Vladimir Jurowski in 33 Veränderungen. Mein Porträt des Dirigenten im neuen VAN Magazin.
https://hundert11.net/jurowski-van/

Frankfurt
Großformat und Wiegemodus
Andris Nelsons und das Leipziger Gewandhausorchester in Frankfurt.
Frankfurter Rundschau „Die DONNERSTAG-PRESSE – 11. OKTOBER 2018“ weiterlesen

Die MITTWOCH-PRESSE – 10. OKTOBER 2018

Foto: pixabay (c)
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Sidney/ Australien
Werbung auf Sydneys Wahrzeichen: Das Opern-Drama
Australier lieben Wetten und Glücksspiele, sie geben dafür jährlich Milliarden aus. Nun will die Regierung ein Pferderennen auf der berühmten Oper in Sydney bewerben. Der Protest ist gewaltig.
Der Spiegel

Wien/ Volksoper
Lars Woldt: Verachtet mir die Opernkomödianten nicht!
Der deutsche Bassist Lars Woldt, ab Samstag in der Neuinszenierung von Lortzings „Zar und Zimmermann“ wieder an der Volksoper zu erleben, über die sträfliche Missachtung der deutschen Spieloper und deren reiches Potenzial.
Die Presse

Wien
Die St. Petersburger Philharmoniker im Musikverein
Yuri Temirkanow kam mit den St. Petersburger Philharmonikern für drei Konzerte in den Wiener Musikverein – gegeben wurde u.a. Schostakowitsch –
Der Standard

Wien/ Musikverein
Geigengesang: Tjeknavorian spielt Sibelius
Im Musikverein gab es Jubel für den Jungstar, auch für die St. Petersburger Philharmoniker mit Schostakowitsch.
Die Presse

Berlin
Intendantin der Berliner Philharmoniker: „Wir können jetzt freier denken“
Seit einem Jahr ist Andrea Zietzschmann Leiterin der Berliner Philharmoniker. Ein Gespräch über den künftigen Chefdirigent Kirill Petrenko und das neue Geld vom Bund
Tagesspiegel

Hamburg
Eine Feier für Georg Philipp Telemann
In der Elbphilharmonie spielte die Hamburger Ratsmusik ein exzellentes Programm zu Ehren des Komponisten
Hamburger Abendblatt

Berlin/ Staatsoper
Saison-Eröffnung: Luigi Cherubinis „Médée“ in der Staatsoper
Berliner Zeitung

Medea in der Garage
Die Presse „Die MITTWOCH-PRESSE – 10. OKTOBER 2018“ weiterlesen

„Figaros Bryllup“ in Kopenhagen – ein Mozart, so spritzig wie sein dänischer Titel

Foto: © Camilla Winther
Wolfgang Amadeus Mozart, Le nozze di Figaro
Det Kongelige Teater Kopenhagen, 7. Oktober 2018

von Phillip Schober

Einmal jährlich gastiert das Kopenhagener Opernensemble in der Spielstätte des dänischen Balletts, „Den Kongelige Ballet“. Das prunkvolle „Königlich Dänische Theater“, das alte und ursprüngliche Opernhaus der Hauptstadt, ist seit der Eröffnung der neuen Oper am Hafen im Jahre 2005 nur noch zu außergewöhnlichen Anlässen ein Aufführungsort für Opernproduktionen. Obwohl „Figaros Bryllup“ auf den Plakaten geschrieben steht, singt das skandinavische Sängerensemble glücklicherweise in der italienischen Originalsprache. „Wolfgang Amadeus Mozart, Le nozze di Figaro,
Det Kongelige Teater Kopenhagen, 7. Oktober 2018“
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„Die tote Stadt“ an der Komischen Oper – Korngolds Siegeszug setzt sich in Berlin fort

Foto: Iko Freese / drama-berlin.de

Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt
Komische Oper Berlin,
6. Oktober 2018

von Ingo Luther

Erich Wolfgang Korngold war 20 Jahre alt, als er mit der Arbeit an der Oper Die tote Stadt begann. Mit gerade mal 23 Jahren wurde sein erstes großes Werk in einer Doppelpremiere am 4. Dezember 1920 gleichzeitig in Hamburg und Köln uraufgeführt. Selbst Richard Strauss und Giacomo Puccini wurden zu Bewunderern der kompositorischen Fähigkeiten des im damaligen Brünn geborenen Wunderkindes.

Der Belgier Georges Rodenbach hatte 1892 seinen Roman Das tote Brügge (frz. „Bruges-la-Morte“) veröffentlicht und hier die Geschichte des Witwers Hugues Viane geschildert, der sich in „die tote Stadt“ Brügge zurückzieht und dort der tragischen Obsession zu einer Operndarstellerin erliegt, die seiner verstorbenen Frau gleicht. Unter dem Pseudonym des Librettisten „Paul Schott“ war es Korngolds Vater Julius, der seinem Sohn bei der textlichen Aufarbeitung des Stoffes für dessen Opern-Erstling zur Seite stand.

Gerne wird die Jahrzehnte währende Abstinenz von Korngold-Werken von den großen Opernbühnen dieser Welt neben seiner jüdischen Herkunft mit diversen Schwächen in den Libretti seiner Werke begründet. Kein Wunder – ist ein 20-Jähriger denn dazu in der Lage, die psychologischen Grenzwelten zwischen taumelnden Gefühlsexzessen und suizidalem Wahnsinn komplett zu durchleuchten? Sicher nicht. Dennoch erlebt Korngold in der heutigen Zeit eine wiederholte „Wiederauferstehung“! Seine Werke werden nun zu allererst als das gesehen, was sie ohne jeden Zweifel sind: musikalische Meisterwerke mit kostbaren, klanglichen Extravaganzen.

Nach der geradezu sensationellen Wiederentdeckung von Das Wunder der Heliane an der Deutschen Oper Berlin im April dieses Jahres kann sich der neue GMD der Komischen Oper Berlin, Ainars Rubikis, mit der Interpretation von Die tote Stadt eine Art Wunschtraum erfüllen. So jedenfalls kündigte er es im Vorfeld der Premiere auf einem hauseigenen Video an.

Eines sei vorausgeschickt: Den unglaublichen Erfolg der Heliane an der Bismarckstraße kann diese Produktion von Die tote Stadt nicht annähernd toppen. Aber hat dies wirklich jemand erwarten können? Das späte Werk Korngolds war im Frühjahr in der Deutschen Oper unter dem Dirigat von Marc Albrecht wie ein sprichwörtlicher Blitz eingeschlagen und hatte für ungewöhnlich einheitliche Begeisterungsstürme aus allen Richtungen gesorgt.

Der Besucher in der Komischen Oper Berlin bekommt einen handwerklich soliden, durch und durch schlüssigen Korngold geboten. Robert Carsen verzichtet in seiner ersten Arbeit für das Haus an der Behrenstraße auf Experimente und Provokationen. Das Skandal-Potential liegt komplett bei null. Er erzählt die Story als das, was sie letztlich ist: Die verzweifelte Geschichte eines gebrochenen Witwers, der sich zwischen dem Tod seiner innig geliebten Frau Marie und seinem Rückzug in die morbide Atmosphäre der Stadt Brügge zunehmend in den Wahnsinn halluziniert. Mit dem Erscheinen der Tänzerin Marietta, die seiner verstorbenen Frau auf verblüffende Art gleicht, verschwimmen Realität und Wahn zu einem ausweglosen psychoanalytischen Drama.

Das Ehebett als Relikt der vergangenen Glückseligkeit steht im Zentrum des Bühnenbildes und muss immer wieder als Dreh- und Angelpunkt von düsterer Vergangenheitsbewältigung und überschwänglichen Zukunftsvisionen herhalten. Das Instrument der Videoprojektion wird stilvoll und ohne jeden Aktionismus eingesetzt – es begleitet die Geschichte, es übernimmt nicht die Erzählung. Hier gelingen ausdrucksstarke Momente, wenn das Bild der verstorbenen Marie wie aus dem Nebel der Erinnerung heraus auftaucht.

Sara Jakubiak als Marietta und der Stimme Maries ist der alles überstrahlende Stern in dieser Aufführung. Ihr kraftvoll-leuchtender, immer textverständlicher Sopran kann sich mühelos über die Dezibel aus dem Orchestergraben erheben und sorgt für die Gänsehautmomente an diesem Abend. Dem kitschig-romantischen Lied Glück, das mir verblieb verleiht sie mit ihrer Stimme Tiefe und Ernsthaftigkeit.Zur Schönheit von Jakubiaks Stimme gesellt sich die überragende Kunst ihrer Darstellung. Mit Raffinesse und subtiler Erotik bemächtigt sie sich mühelos der Seele des gebrochenen Pauls, der ihrem Zauber gnadenlos verfällt.

Unter der Dominanz seines weiblichen Gegenparts kann der tschechische Tenor Ales Briscein eigentlich nur Mitleid erwecken. Seine Stimme verfügt über zu wenig Schattierungen, um die komplette Bandbreite des aus den Fugen geratenen Seelenlebens Pauls abzubilden. Er bemüht sich nach Kräften, dabei gelingen ihm in den sentimentalen, ruhigen Augenblicken durchaus berührende Momente. In den höheren Lagen wird seine Stimme eng und wenig klangschön. Schauspielerisch ist er durchaus in der Lage, dem zunehmenden Wahnsinn und der inneren Zerrissenheit des Witwers Ausdruck zu verleihen.

Günter Papendell in der Rolle des Frank übertrumpft seinen Freund Paul stimmlich in Sachen Leidenschaft und Temperament. Maria Fiselier gibt eine treusorgende Haushälterin Brigitta, die mit einer sauber geführten Alt-Stimme überzeugen kann.

Im 2. Bild kommen Glitzer und Glamour ins Spiel, die man an der Komischen Oper auch irgendwie erwartet. Rassige Tanzszenen und ein Hauch von Revue zaubern den Esprit der 1920er-Jahre in das Haus an der Behrenstraße. Auch die Prozessionsszene im 3. Bild ist mit zahlreichen Heiligenfiguren und großem klerikalen Brimborium mehr als üppig ausgestattet. Hier wird mit optischen Feuerwerksknallern nicht gegeizt.

Die Partitur stellt den neuen GMD der Komischen Oper Ainars Rubikis vor eine große Herausforderung, aber auch vor Probleme. Dieses Werk voller Dunkelheiten und Mysterien, aber auch voller Passion und Liebe stößt in musikalische Grenzbereiche vor. Hier kommt aus dem Orchestergraben zum Teil eine solche Wucht und eine solch blecherne Gewalt, dass es die Besucher im vorderen Parkett geradezu in ihren Sitz drückt. Weniger wäre da oft mehr. In den zarten, lyrischen Passagen zeigt Rubikis dafür gekonnt, warum Korngold im Fortgang seiner Karriere zum Mitbegründer der Hollywoodschen Filmmusik avancierte. Hier strömt der warme, opulente Orchestersound der Spätromantik wundervoll dahin.

Die Komische Oper hat mit Robert Carsens Interpretation von Die tote Stadt eine sehr ernsthafte und schnörkellose Deutung dieses schwülstigen Opernstoffes auf die Bühne gebracht. Bahnbrechende Ideen oder gewagte Neuauslegungen wird man vergeblich suchen – aber warum auch? Am Ende kann man zufrieden auf einen gelungenen Opernabend zurückblicken, der als ein wertvoller Mosaikstein bei der Rückeroberung der Opernbühnen durch Korngolds Werke angesehen werden kann.

An sechs weiteren Terminen in diesem Jahr ist Die tote Stadt an der Komischen Oper Berlin zu sehen. Wer die Chance hat, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.

Ingo Luther, 7. Oktober 2018
für klassik-begeistert.de

Musikalische Leitung, Ainars Rubikis
Inszenierung, Robert Carsen
Bühnenbild, Michael Levine
Kostüme,Petra Reinhardt
Licht, Robert Carsen, Peter van Praet
Video, Will Duke
Paul, Ales Briscein
Marietta / Erscheinung Maries, Sara Jakubiak
Frank, Pauls Freund / Fritz der Pierrot, Günter Papendell
Brigitta, Pauls Haushälterin, Maria Fiselier
Juliette, Tänzerin, Georgina Melville
Lucienne, Marta Mika
Victorin, der Regisseur, Adrian Strooper
Chorsolisten der Komischen Oper Berlin
Kinderchor der Komischen Oper Berlin
Tänzer, Kai Braithwaite, Michael Fernandez, Hunter Jaques, Shane Dickson, Danilo Brunetti, Daniel Ojeda, Paul Gerritsen, Lorenzo Soragni
Orchester der Komischen Oper Berlin