Streams – die stillen Stars in der Krise

Top-Häuser wie die Metropolitan Opera (Met) in New York, das Royal Opera House (ROH) in London, die Opéra National de Paris, die Wiener Staatsoper, das Teatro alla Scala in Milano, die Bayerische Staatsoper und die Staatsoper Unter den Linden in Berlin machen es vor: Kostenlose Streams sind die stillen Stars in der Krise…  Zuhause rein in den Sessel und aus der fernen Welt feinste Klänge vernehmen…

Foto: © Wilfried Hösl, Bayerische Staatsoper

… klassik-begeistert.de-Autorin Barbara Hauter hat einen wunderbaren Beitrag aus München geschrieben – ich empfehle ihn Ihnen und Euch sehr. „Streams – die stillen Stars in der Krise,
The Metropolitan Opera, Theater an der Wien“
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Staatsoper Unter den Linden macht vorerst dicht: Daniel Barenboim dirigiert eine beeindruckende letzte "Carmen"

Foto: © Holger Kettner

Staatsoper Unter den Linden Berlin, 10. März 2020
George Bizet, Carmen

Anita Rachvelishvili Carmen
Michael Fabiano Don José
Lucio Gallo Escamillo
Christiane Karg Micaela

Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Daniel Barenboim

von Herbert Hiess

Der Stehsatz “zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein” kann wahrscheinlich nirgendwo besser zutreffen als am Abend des 10. März 2020 in der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Vor allem, als man dort erfuhr, dass an diesem Abend virusbedingt die letzte Aufführung stattfand.

Und es war nicht irgendeine Aufführung – es war nach den Wiener “Carmen” unter Kleiber, Abbado und Maazel und nach der Salzburger unter Herbert von Karajan eine Produktion, die man locker auf die gleiche Stufe der vorher genannten stellen kann. „George Bizet, Carmen,
Staatsoper Unter den Linden Berlin, 10. März 2020“
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Andre Heller inszeniert am Rosenkavalier vorbei- eine eher spröde Premiere Unter den Linden

Fotos © Ruth Walz
Richard Strauss, Der Rosenkavalier (Premiere),
Staatsoper Unter den Linden Berlin, 9. Februar 2020

Camilla Nylund  Feldmarschallin
Günther Groissböck  Baron Ochs
Michele Losier  Octavian
Nadine Sierra  Sophie
Andre Heller  Regie
Xenia Hausner  Bühnenbild
Arthur Arbesser  Kostüme
Zubin Mehta Dirigent

 von Peter Sommeregger

Vor Beginn der Aufführung wird auf den Zwischenvorhang der Theaterzettel einer Wiener Benefizvorstellung des Rosenkavaliers vom Februar 1917 projeziert. Diese fand damals zu Gunsten von Witwen und Waisen des ersten Weltkrieges statt. Andre Heller versucht in seiner ersten Opernregie, Geist und Stil dieser Aufführung zu rekonstruieren. Diese intellektuelle Spielerei ist doch ein wenig weit hergeholt und führt den noch deutlich unerfahrenen Regisseur auch prompt ins Abseits. „Richard Strauss, Der Rosenkavalier (Premiere), Staatsoper Unter den Linden Berlin, 9. Februar 2020“ weiterlesen

Lieses Klassikwelt 18: Dieser offene Brief ist für Sie, lieber Daniel Barenboim!

Foto: © Warner Music Germany / Ricardo Davila

In Vorfreude auf die anstehende Meistersinger– Premiere an der Semperoper in Dresden unter Christian Thielemann wollte ich heute eigentlich über dieses geniale Werk schreiben. Aber der unfassbare Aufruhr anlässlich des jüngsten Auftritts von Plácido Domingo an der Berliner Staatsoper hat in mir das Bedürfnis geweckt, dazu Stellung zu beziehen – in Form eines Solidaritäts-Schreibens an Daniel Barenboim. Ich bin keineswegs der Meinung, dass berühmte Künstler alles dürfen. Aber das Ausmaß des Protests gegen den Sänger, halte ich für übertrieben, zumal die Anschuldigungen gegen ihn noch keineswegs erwiesen sind. Mein Essay über die Meistersinger folgt dann nächsten Freitag.

von Kirsten Liese

Lieber, sehr verehrter Herr Barenboim,

ich möchte Ihnen – und das ist längst überfällig – einmal aus ganzem Herzen für alles danken, was Sie für die Metropole Berlin getan haben und immer noch tun!

Anlass meines Briefs sind die jüngsten unfassbaren Tumulte um den Auftritt Plácido Domingos in Ihrem Haus.

Es beschämt mich, wie nach Ihrem langjährigen Künstler-Freund Domingo mit Dreck geworfen wird, nachdem im vergangenen Jahr schon gegen Sie im Zusammenhang mit Ihrer Vertragsverlängerung an der Berliner Staatsoper unangenehm Stimmung gemacht wurde. „Lieses Klassikwelt 18: ein offener Brief an Daniel Barenboim
Staatsoper Unter den Linden“
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Musiktheater einmal wirklich hautnah erlebt: USHER – eine beklemmende Kammeroper Unter den Linden

Foto: Foto: © Marcus Ebener
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, Alter Orchesterprobensaal,
20. Januar 2020
Annelies Van Parys / Claude Debussy, Usher
David Ostrek  Roderick Usher
Martin Gerke  L’Ami
Ruth Rosenfeld  Lady Madeline
Dominic Kraemer  Le Medecin
Philippe Quesne  Inszenierung, Bühnenbild, Licht
Marit Strindlund  Dirigentin

von Peter Sommeregger

In der Musikwelt ist allgemein bekannt, dass der Komponist Claude Debussy neben seiner Oper „Pelléas und Mélisande“ noch weitere Bühnenwerke geplant hatte. Am weitesten gediehen war das Projekt, die Erzählung „Der Untergang des Hauses Usher“ von Edgar Allan Poe zu vertonen. Was Debussy aber letztlich hinterließ, war ein Fragment von nicht viel mehr als 20 Minuten Musik sowie mehrere Textentwürfe.

Die belgische Komponistin Annelies Van Parys hat dieses Material als Grundlage für ihre Kammeroper Usher genommen, es aber in völlig eigenständiger Weise weiterentwickelt. Auffällig ist die Sensibilität mit der sich Van Parys dem Stil Debussys anpasst, es ist kein Bruch in der musikalischen Linie erkennbar. Das Resultat, eine etwa 90-minütige Kammeroper, wurde 2018 im alten Orchesterprobensaal der Staatsoper Unter den Linden erfolgreich uraufgeführt und nun im Januar wieder aufgenommen. „Annelies Van Parys / Claude Debussy, Usher
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, Alter Orchesterprobensaal, 20. Januar 2020“
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Philippe Jaroussky versucht sich Unter den Linden an Schubert

Was Jaroussky  als Counter aber naturgemäß fehlt, ist die Tiefe. Die Mittellage ist etwas fahl im Klang und überhaupt nicht belastbar. Also setzt der Sänger fast ausschließlich seine Höhe unter Einsatz der Kopfstimme ein. Das bekommt den Liedern aber überhaupt nicht, zumal Jaroussky die Töne teilweise unangenehm anschleift, die Verblendung der Register misslingt regelmäßig.

Staatsoper Unter den Linden, 18. Januar 2020
Philippe Jaroussky  Countertenor – Foto: © Claudia Höhne
Jerome Ducros  Klavier
Franz Schubert Ausgewählte Lieder

von Peter Sommeregger

Der französische Countertenor Philippe Jaroussky ist  bereits seit vielen Jahren einer der populärsten Vertreter seines Stimmfaches. Schon verschiedentlich hat er versucht, das für Countertenöre doch eher begrenzte Repertoire für sich zu erweitern. Aktuell versucht er sich an dem Liedschaffen Franz Schuberts. Dieser Komponist hat die Form des Kunstliedes in vor und nach ihm nie wieder erreichte Höhen geführt. Verständlich, dass ein Vollblutmusiker wie Jaroussky an diesen Liedern nicht vorbei gehen will. Zusammen mit dem Pianisten Jerome Ducros hat er eine Auswahl von Liedern erarbeitet, die er an diesem Abend im Großen Saal der Staatsoper Unter den Linden präsentiert. „Philippe Jaroussky, Jerome Ducros, Franz Schubert,
Staatsoper Unter den Linden, 18. Januar 2020“
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„Salome“ Unter den Linden: Der Lächerlichkeit preisgegeben

Foto: Ausrine Stundyte (Salome), Christian Natter (Oscar Wilde)
Credits: Monika Rittershaus

Staatsoper Unter den Linden Berlin, 13. Dezember 2019

Richard Strauss, Salome

von Peter Sommeregger

Über Jahrzehnte hat der Regisseur Hans Neuenfels durch seine zum Teil extremen Theater-und Opernproduktionen polarisiert. Gemeinsam war diesen aber jeweils eine diskussionswürdige Sicht auf das inszenierte Werk. In der Inszenierung der Oper Salome für die Staatsoper Unter den Linden im Jahr 2018 verletzt er aber ein ungeschriebenes Gesetz des Regie-Handwerks: Er denunziert das Stück und gibt sowohl das Drama als auch seine handelnden Personen der Lächerlichkeit preis. „Richard Strauss, Salome,
Staatsoper Unter den Linden Berlin, 13. Dezember 2019“
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Hollywood lässt grüßen: "Samson et Dalila" Unter den Linden

Foto: © Matthias Baus

Staatsoper Unter den Linden Berlin, 27. November 2019

Camille Saint-Saëns: Samson et Dalila

von Peter Sommeregger

Bei der Inszenierung eines biblischen Stoffes auf einen Filmregisseur zu verfallen, ist gar nicht so abwegig. Die großen Blockbuster der Vergangenheit wie Die 10 Gebote, Quo Vadis, Spartacus haben eine eigene Ästhetik geschaffen. Dem Argentinier Damian Szifron gelingt es nur bedingt, an diese Tradition anzuknüpfen. Ein Cecil B. de Mille ist er jedenfalls nicht. „Camille Saint-Saëns, Samson et Dalila,
Staatsoper Unter den Linden Berlin, 27. November 2019“
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Samson et Dalila in der Berliner Staatsoper: Wie gut, dass Barenboims Vertrag verlängert wurde

Besonders gespannt war man auf die bekannte Arie Mon cœur s’ouvre à ta voix in der Verführungsszene. Elīna Garanča stimmt sie lasziv im Liegen an, besticht als ideale Femme Fatale mit ihrer unterkühlten Erscheinung und dem herrlichen Wohllaut ihrer Stimme, die es verdient hat, als eine der schönsten unserer Zeit zu gelten. Ihrem großen Namen macht die lettische Sängerin jedenfalls einmal mehr Ehre. Groß, rund und golden tönt ihr Mezzo, stets schlank führt sie ihn durch sämtliche Register und singen tut sie mit dem denkbar schönsten Legato.

Fotos: Kwangchul Youn (Abimelech) und Brandon Jovanovich (Samson) an der Staatsoper Berlin; Matthias Baus (c)

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 24. November 2019
Camille Saint-Saëns: Samson et Dalila

Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
Inszenierung: Damián Szifron
Bühnenbild: Étienne Pluss
Kostüme: Gesine Völlm
Samson: Brandon Jovanovich
Dalila: Elīna Garanča
Oberpriester des Dagon: Michael Volle
Abimelech: Kwanchul Youn
Ein alter Hebräer: Wolfgang Schöne
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin

von Kirsten Liese

Braune Felsen und Lehmhütten, pittoreske Berghöhlen, Tempel und exotische Tänze: Filmregisseur Damián Szifron bekennt sich in seinem Operndebüt zur Ästhetik des Hollywood-Monumentalfilms. Und das ist, um es gleich zu sagen, kein Unglück. Im Gegenteil:  Saint-Saëns‘ Samson et Dalila, eigentlich doch mehr ein Oratorium, wirkte in der jüngsten Produktion an der Berliner Lindenoper glaubwürdig, ästhetisch ansprechend und korrespondierte mit der Musik, so soll es sein! „Camille Saint-Saëns: Samson et Dalila
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 24. November 2019“
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Zwei allemal hörenswerte Abende in Berlin und Zürich – die optischen Zutaten hätte man sich schenken sollen

Foto © Herwig Prammer
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 31. Oktober 2019

Alessandro Scarlatti, Il Primo Omicidio
Musikalische Leitung: René Jacobs
Regie, Bühne, Licht,Kostüme: Romeo Castellucci
B’rock Orchestra

Opernhaus Zürich, 3. November 2019
Georg Friedrich Händel, Belshazzar
Musikalische Leitung: Laurence Cummings
Regie: Sebastian Baumgarten
Bühnenbild: Barbara Steiner
Kostüme: Christina Schmitt

von Kirsten Liese

Ohne szenischen Mehrwert

Die Idee, Oratorien szenisch aufzuführen ist nicht ganz neu. Schon ein John Neumeier illustrierte Bachs Passionen mit Ballett-Choreografien, der Regisseur Peter Sellars präsentierte sie zusammen mit Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern in halb-szenischen rituellen Inszenierungen. Ich hatte mich weiland daran nicht gestört, aber meines Erachtens brauchte es das ganze Drum und Dran nicht, da die geniale Musik keiner zusätzlichen Reize für das Auge bedarf. „Alessandro Scarlatti, Il Primo Omicidio, Georg Friedrich Händel, Belshazzar
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 31. Oktober 2019, Opernhaus Zürich, 3. November 2019“
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