Hilary Hahn auf der Höhe der Kunst

Wiener Konzerthaus, Großer Saal
Houston Symphony Orchestra
Hilary Hahn, Violine
Andrés Orozco-Estrada, Dirigent

Oper nur auf CD, YouTube oder im Stream. Konzerte ebenso.
Viele Klassik-Begeisterte sehnen sich nach packenden, berührenden Live-Erlebnissen. Klassik-begeistert.de bringt Impressionen von Autorinnen und Autoren, die unsere Leserinnen und Leser am meisten berührt haben. Teil 4, Wiener Konzerthaus, Hilary Hahn, Andrés Orozco-Estrada und das Houston Symphony Orchestra.

von Bianca Schumann

Ein höchst kontrastreiches Programm bescherte das Houston Symphony Orchestra am Donnerstagabend dem überaus zahlreich erschienenen Publikum im Großen Saal des Wiener Konzerthauses. Wurde die erste Hälfte von zwei Werken des Amerikaners Leonard Bernstein gefüllt, so gehörte der zweite Teil ganz dem in St. Petersburg geborenen Dimitri Schostakowitsch. „Houston Symphony Orchestra, Hilary Hahn, Andrés Orozco-Estrada,
Wiener Konzerthaus“
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Streams – die stillen Stars in der Krise

Top-Häuser wie die Metropolitan Opera (Met) in New York, das Royal Opera House (ROH) in London, die Opéra National de Paris, die Wiener Staatsoper, das Teatro alla Scala in Milano, die Bayerische Staatsoper und die Staatsoper Unter den Linden in Berlin machen es vor: Kostenlose Streams sind die stillen Stars in der Krise…  Zuhause rein in den Sessel und aus der fernen Welt feinste Klänge vernehmen…

Foto: © Wilfried Hösl, Bayerische Staatsoper

… klassik-begeistert.de-Autorin Barbara Hauter hat einen wunderbaren Beitrag aus München geschrieben – ich empfehle ihn Ihnen und Euch sehr. „Streams – die stillen Stars in der Krise,
The Metropolitan Opera, Theater an der Wien“
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Eine Klavierikone begeistert im Wiener Konzerthaus: Martha Argerich gastiert mit Prokofievs drittem Klavierkonzert

Wiener Konzerthaus, 2. März 2020
Wiener Symphoniker
Martha Argerich Klavier
Foto: © Adriano Heitman
Lahav Shani Dirigent

Sergej Prokofiev, Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 (C-Dur), op. 26
Sergej Rachmaninoff, Symphonische Tänze, op. 45

von Julia Lenart

Der Applaus will nicht enden, das Publikum im Wiener Konzerthaus ist begeistert. Anders war es bei diesem Programm nicht zu erwarten. Die Wiener Symphoniker luden Martha Argerich ins Konzerthaus. Die 78 Jahre alte Ausnahmepianistin brachte eine bemerkenswerte Interpretation des dritten Klavierkonzertes von Sergej Prokofiev zur Aufführung – inklusive überraschender Zugabe.

Ein kaum hörbarer, feiner Klarinettenklang bahnt sich den Weg durch den vollkommen stillen Großen Saal des Konzerthauses. Weitere Holzbläser mischen sich allmählich dazu, bis die Klänge den Saal einnehmen. Ein plötzlicher Umschwung in der Stimmung, die Musik wird hektischer. Die Streicher bereiten den Einsatz des Klavieres vor, spätestens dann kann sich kein Zuhörer mehr dem Bann der Musik entziehen. Man wird regelrecht in Prokofievs Komposition hineingezogen. „Martha Argerich, Lahav Shani, Wiener Symphoniker,
Wiener Konzerthaus, 2. März 2020“
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Teodor Currentzis beschert dem Wiener Konzerthaus ein großartiges und mitreißendes Konzert

Konzerthaus Wien, 28. Februar 2020
Richard Strauss, Tod und Verklärung
Gustav Mahler, Symphonie Nr. 1 in D-Dur
SWR Symphonieorchester
Teodor Currentzis
Foto: © Anton Zavyalov

von Herbert Hiess

Nicht nur beim Corona-Virus sieht man, wie sehr die mediale Manipulationsmaschinerie funktioniert – man merkt auch deutlich bei Maestro Currentzis, wie man mittels geschicktem Umgang mit den Medien und dem Publikum sich zum absoluten Charismatiker hochstilisiert.

Offenbar ist man schon zu abgebrüht, wenn man beim Auftritt des hochgewachsenen schlanken Mannes eben nur einen hochgewachsenen schlanken Mann sieht und keine „Lichtgestalt“, keinen „Messias“ oder sonst etwas. Deswegen betrachtet man als „abgebrühter“ Zuhörer so einen Auftritt mit weit mehr Skepsis als vielleicht angebracht.

In diesem Fall und bei diesem Konzert muss man tatsächlich feststellen, dass die Skepsis unangebracht war. Es war ein großartiges und mitreißendes Konzert, das in vielen Momenten den Blick auf bisher ungehörte Facetten ermöglichte. „SWR Symphonieorchester, Teodor Currentzis
Konzerthaus Wien, 28. Februar 2020“
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So geht der musikalische Jahreswechsel: Die Wiener Staatsoper und das Wiener Konzerthaus zeigen, wo der Hammer hängt

Wiener Staatsoper, 31. Dezember 2019
Johann Strauß (Sohn), Die Fledermaus
Wiener Konzerthaus
, 1. Jänner 2020
Ludwig van Beethoven, Symphonie Nr. 9 d-moll op. 125

Foto: © Lukas Beck, Wiener Konzerthaus

von Andreas Schmidt

Wien, diese wunderbare Stadt im Herzen Europas, bietet sich hervorragend für einen Jahreswechsel für klassik-begeisterte Menschen an. Die Donaumetropole bot Silvester eine ganz wunderbare Operette:  „Die Fledermaus“ von Johann Strauß (Sohn) in der Wiener Staatsoper, erbaut von 1861 bis 1869 unter Kaiser Franz Joseph I. Und am Abend des Neujahrstages die 9. Symphonie – dieses Götterwerk des Ludwig van Beethoven im wunderschönen Wiener Konzerthaus, erbaut von 1911 bis 1913 unter eben jenem Kaiser Franz Joseph I.

Allein diese beiden Aufführungen waren eine Reise nach Wien wert!

Genau 25 Stunden nach der „Fledermaus“ erklang am Neujahrsabend die Musik des Jahrtausend-Genies Ludwig van Beethoven im Wiener Konzerthaus. Mit den Wiener Symphonikern an ihrer musikalischen Wirkungsstätte, der Wiener Singakademie und einem blendend aufgelegten Dirigenten Gianandrea Noseda. „Johann Strauß (Sohn), Die Fledermaus, Ludwig van Beethoven, Symphonie Nr. 9 d-moll
Wiener Staatsoper, 31. Dezember 2019 / Wiener Konzerthaus, 1. Jänner 2020“
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Teodor Currentzis erschafft das Paradies auf Erden

Foto: © Anton Zavyalov

Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 16. Dezember 2019
SWR Symphonieorchester
Teodor Currentzis, Dirigent

Gustav Mahler
Symphonie Nr. 9 (1908–1909)

von Jürgen Pathy

„Warum kämpfen wir mit unserem Schatten – warum hören wir nicht fröhlichere Musik“? Diese und andere Fragen stellt Teodor Currentzis in seinem aktuellen Currentzis-Lab, einer Vortragsreihe, die der gebürtige Grieche im Vorfeld seiner Konzerttourneen regelmäßig veranstaltet. Im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe: Gustav Mahlers neunte Symphonie, mit der Currentzis und das SWR Symphonieorchester zurzeit durch Deutschland und Österreich ziehen und im Wiener Konzerthaus abermals eine Sternstunde bescheren konnten. „Teodor Currentzis, SWR Symphonieorchester,
Wiener Konzerthaus, 16. Dezember 2019“
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Ein sanftes Lächeln unter Tränen: Das Belcea Quartet verzaubert mit Mozart im Wiener Konzerthaus

Foto: Belcea Quartet © Marco Borggreve

Wiener Konzerthaus, Mozart Saal
20. November 2019

Belcea Quartet
Corina Belcea,
 Violine
Axel Schacher, Violine
Krzysztof Chorzelski, Viola
Antoine Lederlin, Violoncello

Michael Collins, Klarinette

von Jürgen Pathy

Als Wolfgang Amadeus Mozart im Sommer 1784 das Wiener Burgtheater verlässt, hat er Tränen in den Augen. Niemals zuvor hat ihn der Klang einer Klarinette derart berührt, wie an diesem Abend. Der Herr an der Klarinette, mit dem roten, pickeligen Gesicht und den großen Händen, der Mozarts Herz derart erwärmt hat, ist Anton Stadler. Hofklarinettist, Komponist und Freimaurer. Seit jenem Abend im Burgtheater bringt Wolfgang Amadeus Mozart dem etwas älteren Anton Stadler eine lebenslange, unerschütterliche Freundschaft entgegen. Egal wie sehr er auch lügt, stiehlt oder die Zuneigung des großen Komponisten ausnutzt. Für Mozart bleibt er sein geliebter Logenbruder und Freund Anton Stadler, das „Ribisel-Gesicht“, dem er neben dem Kegelstatt-Trio und dem Klarinettenkonzert, das Klarinettenquintett KV 581 auf den Leib schneidert. „Belcea Quartet, Michael Collins,
Wiener Konzerthaus, 20. November 2019“
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Denis Matsuev im Wiener Konzerthaus: Die Bude tobt, der Steinway-Flügel brennt

Dämonisch, russisch, sensationell: Der Pianist liefert ein Spektakel

Foto: Denis Matsuev © Eugene Evtukhov
Wiener Konzerthaus, Großer Saal,
12. November 2019
Klavierabend, Denis Matsuev

von Jürgen Pathy

Als 15-Jähriger war er 1991 ausgezogen, um sein Stipendium am Moskauer Konservatorium anzutreten. Mit großem Widerwillen. Fast 5200 Kilometer von seiner Heimat entfernt, für den jungen Denis ein schrecklicher Gedanke. Doch der Teenager aus Irkutsk, einer Universitätsstadt im Südsibirischen Gebirge, kommt auf seine Kosten. Der Professor outet sich als großer Fußball-Fan, diskutiert mit dem glühenden Spartak-Anhänger jedes Mal die Ergebnisse der Fußballspiele. Ein Spektakel sei der Fußball, eine Show, erzählt der mittlerweile 44-Jährige in einem Interview. „Sie spielen für das Publikum, besonders Spartak Moskau – ich spiele auch für das Publikum!“ „Denis Matsuev, Klavierabend
Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 12. November 2019“
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Wagner in Wien: Traum eines Narkotikums – weshalb der Suchtfaktor dieser Musik derart hoch einzustufen ist

Sollte der Name Joana Mallwitz noch immer nicht die Runde gemacht haben, die Feuerprobe im Wiener Konzerthaus hat die alles andere als kühle Frau mit den blonden Haaren mit Bravour bestanden – dank Richard Wagners genialer Gabe, Emotionen und Handlungsstränge rein durch Text und Orchester zu beschreiben, auch ohne Bühnenbild und spektakulärer Personenführung.

Foto: Joana Mallwitz © Nicolas Kroeger
Wiener Konzerthaus, Großer Saal,
5. November 2019

Richard Wagner
Siegfried-Idyll (1870)
Die Walküre (Erster Aufzug) (1852–1856)

Wiener Symphoniker
Stephen Gould,
Siegmund
Jennifer Holloway, Sieglinde
Hans-Peter König, Hunding
Joana Mallwitz, Dirigentin

von Jürgen Pathy

„Muss man Wagner überhaupt inszenieren?“, fragte einst Marcel Reich-Ranicki, der seinerzeit einflussreichste deutschsprachige Literaturkritiker. Eine bewusste Provokation des gebürtigen Polen, der durch seine legendären Fernsehauftritte zum Medienstar avancierte. Genau genommen bezog sich diese These, die eher einer klaren Feststellung glich, anstatt einer Frage, auf „Tristan und Isolde“. Sie lässt sich jedoch weiterspinnen, zählten Wagner-CDs während der Hochblüte dieses Mediums zu den Verkaufsschlagern der großen Klassiklabels.

Mit dem ersten Akt der „Walküre“ trat Joana Mallwitz Dienstagabend im Wiener Konzerthaus an, um in die gleiche Kerbe zu schlagen. Seit die geborene Hildesheimerin von der renommierten Fachzeitschrift „Opernwelt“ zur „Dirigentin des Jahres“ gekürt wurde, ist die großgewachsene Deutsche in aller Munde. Mit 19 wird sie ins kalte Wasser geworfen. Dirigiert für den erkrankten Kollegen die Premiere von „Madame Butterfly“ am Staatstheater Heidelberg. Es folgen Engagements in den Opernhäusern in Kopenhagen, Hamburg und Frankfurt. Am Theater Erfurt wird sie 2014 mit 27 Jahren jüngste Generalmusikdirektorin Europas. Seit letztem Jahr hat sie dieselbe Stellung am Staatstheater Nürnberg inne.

Kein Wunder, dass ihr nun einige Hochkaräter bei ihrem Konzerthaus-Debüt zur Seite standen. Neben dem jungen Wälsungenblut Jeniffer Holloway, die im Vorfeld als neuer Stern am dramatischen Opernhimmel angekündigt wurde, stellten sich die beiden gefeierten Wagner-Recken Stephen Gould und Hans-Peter König in den Dienst der Sache. Und die gelang hervorragend!

© Lukas Beck, Wiener Konzerthaus

Während vor der Pause mit dem Siegfried-Idyll noch die Ruhe vor dem Sturm herrschte, peitscht dieser anschließend gewaltig durch den Saal. Mit nervös tremolierenden Streicherklängen, blitzendem Paukenwirbel und krachendem Blech stürzt der gehetzte Siegmund – zumindest imaginär – in Hundings Heim. Dort trifft er auf Sieglinde. Nichts ahnend, dass beide vom Göttervater Wotan gezeugt wurden, verlieben sich die Zwillingsgeschwister ineinander.  Von da an nimmt die Tragödie rund um Inzest und Ehebruch ihren Lauf.

Woher Heldentenor Stephen Gould, der sich in Wirklichkeit keine Zeit zum Rasten gönnt, seine schier übernatürlichen Kräfte nimmt, ist ein Rätsel. Mit geballter Ladung verschießt er als Siegmund seine Wälse-Rufe, rezitiert in glasklarer Artikulation dessen  Biografie und verkündet mit herzergreifender Wärme „Nun weißt du, fragende Frau, warum ich Friedmund – nicht heiße!“ Diese große Partie, deren Tessitura auch für einen Bariton mit großer Höhe zu stemmen wäre, steht dem zwei Meter Hünen wie sein maßgeschneiderter Frack!

© 2009 | Daniel Bruengger

Als fragende Frau, die zuvor deutlich zu erkennen gibt, „Dies Haus und dies Weib sind Hundings eigen“, überzeugt Jeniffer Holloway (Foto: (c) Arielle Doneson). Zwar könnte die junge Amerikanerin ihrer Darstellung – trotz konzertanter Aufführung – ebenso viel Nachdruck verleihen wie ihrem Gesang, als liebende Ehebrecherin setzt sie ihrem Namen dennoch ein dramatisches Ausrufezeichen hinterher. „Nicht bringst du Unheil dahin, wo Unheil im Hause schon wohnt“, beruhigt sie nachdrücklich Siegmund, der um das Wohl seiner Angehimmelten bangt. Gefolgt von einem der innigsten und intensivsten Leitmotive des kompletten „Rings“, dem Wälsungenleid-Motiv. Wenn sich dieser Traum eines Narkotikums von den tiefen Streichern emporhebt zu den Geigen, den Wiener Hörnern, der Klarinette und der Oboe, weiß jeder, weshalb der Suchtfaktor dieser Musik derart hoch einzustufen ist. Gänsehaut!

Roh unterbrochen nur vom drohenden Hunding-Motiv im Blech. Der verharrt einstweilen seelenruhig, ohne jegliche Regung, mit grimmiger Mimik und geschlossenen Augen wie ein Zenmeister auf seinem Stuhl. Hans-Peter König, der profunde Wagner-Sänger, erwacht erst mit der Frage „Du labtest ihn?“ zu voller Größe. Mächtig, martialisch und imposant seine Statur, ebenso sein finsterer von großer Tiefe getragener Bass.

Als ebenso heilig wie Hundings Haus und Herd erweisen sich das feingliedrige Dirigat und die zärtlich verwobene Kammermusik, die von den Wiener Symphonikern in voller Farbenpracht und emotionaler Tiefe geboten wird. Labsal und Trost nicht nur für Siegmunds lechzenden Gaumen. Sollte der Name Joana Mallwitz noch immer nicht die Runde gemacht haben, die Feuerprobe im Wiener Konzerthaus hat die alles andere als kühle Frau mit den blonden Haaren mit Bravour bestanden – dank Richard Wagners genialer Gabe, Emotionen und Handlungsstränge rein durch Text und Orchester zu beschreiben, auch ohne Bühnenbild und spektakulärer Personenführung.

Jürgen Pathy (klassikpunk.de), 7. November 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

 

Wiener Singakademie und Tonkünstler lichten doch noch das Verborgene hinter der Musik

Foto: Wiener Singakademie © Nini Tschavoll
Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 3. November 2019

Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Wiener Singakademie
Lydia Teuscher, Sopran
Theresa Kronthaler, Mezzosopran
Ilker Arcayürek, Tenor
Josef Wagner, Bass
Heinz Ferlesch, Dirigent

von Jürgen Pathy

„Die Musik lehrt uns, dass hinter der sichtbaren Welt noch eine Unsichtbare existiert. Das spüren alle, wenn sie das Mozart Requiem hören“, schildert Heinz Ferlesch, 48, der seit 1998 die Wiener Singakademie leitet. Am Erfolg dieses 1858 gegründeten Klangkörpers der Wiener Konzerthausgesellschaft ist der Oberösterreicher wesentlich beteiligt. Unter seiner Leitung gastierte der Chor Sonntagabend im Großen Saal des Wiener Konzerthaus. „Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, Wiener Singakademie
Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 3. November 2019“
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