Frau Lange hört zu (20): Zur Wahrheit gibt es keine Alternative

Realität – was ist das? Im Netz findet sich für alles ein „Beweis“. Fürs Gegenteil auch. Verschwörungsgläubige erzählen immer irrere Geschichten. Autoritäre Politiker lügen hemmungslos. Ihren Anhängern ist es egal. Ich halte mich an George Orwell: „Freiheit ist die Freiheit zu sagen, dass zwei plus zwei vier ist. Ist das sichergestellt, folgt alles weitere.“ Ein wütendes Plädoyer für die Wahrheit. Natürlich mit Musik.

von Gabriele Lange

O sacred oracles of truth,
O living spring of purest joy!
By day be ever in my mouth,
And all my nightly thoughts employ.
Whoe’er withhold attention due,
Neglect themselves, despising you.

Händel, Belshazzar (Iestyn Davies)

„Ich habe ein Recht auf meine Meinung!“ Na klar hast du die. Wir leben schließlich in einer Demokratie. Zur Überraschung vieler Meinungshaber schließt dieses Recht allerdings nicht den Anspruch ein, dass ihnen keiner widerspricht. Oder sie widerlegt. Wir leben schließlich in einer Demokratie. Noch. Autoritäres Denken, autoritäre, diktatorische Regimes sind weltweit auf dem Vormarsch. Vorangetrieben wird diese Entwicklung davon, dass „Truth“ – die Wahrheit – nicht mehr „sacred“ – heilig – ist. Sondern für immer mehr Menschen als etwas gilt, das man beliebig interpretieren und verbiegen kann wie einen Orakelspruch. „Frau Lange hört zu (20): Zur Wahrheit gibt es keine Alternative“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 11: „Musik im Studio“ – Das ORF Landesstudio Tirol

Foto: ORF Landesstudio Tirol am Rennweg © Lothar Schweitzer

von Lothar Schweitzer

Wenn Sie vom Congress Innsbruck, in dessen warm holzgetäfeltem, akustisch idealem Großen Saal ich viele schöne Konzerte erlebte, den Rennweg hinauf gehen, rechter Hand am Hofgarten vorbei, kommen Sie zu einem auffallenden Gebäude, das sofort als ein ORF Landesstudio erkennbar ist. Der Architekt Gustav Peichl hatte für alle Landesstudios ein Grundmuster geschaffen. Wie bei den Domen der Gotik mit ihren gehäuften Wanddurchbrüchen für Glasfenster und der damit verbundenen Notwendigkeit von äußeren Stützpfeilern handelt es sich um technische Zweckbauten, die nichtsdestotrotz eine technisch bedingte Ästhetik ausstrahlen. Damals galt das Landesstudio als einer der modernsten Bauten der Alpenstadt. Innsbruck war noch nicht die Stadt Zaha Hadids mit der von ihr geschaffenen, auf die Häuser der Stadt herunter schauenden Berg-Isel-Schanze und der zur „Metro“ ausgebauten Hungerburgbahn mit ihren Gletscherspalten ähnlichen Stationen. „Schweitzers Klassikwelt 11: „Musik im Studio“ – ORF Landesstudio Tirol“ weiterlesen

Der Schlauberger 13: Lasst mir das Strichlein! Ziemlich bescheuert: Die Kunst des Weglassens

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Ach was. Rächtschreibung ist nicht so mein Ding. Das ist doch nichts Neues. Vor einiger Zeit las ich über die Rechtschreibkrise in den Schulen: Mehr als jeder fünfte Viertklässler erfülle die Mindeststandards nicht. „Der Schlauberger 13: Lasst mir das Strichlein! Ziemlich bescheuert: Die Kunst des Weglassens“ weiterlesen

Lieses Klassikwelt 48: Schlingensief

Foto: Christoph Schlingensief mit Alice Waters, Gaston Kaboré und Aino Laberenz (Berlinale 2009)*

von Kirsten Liese

Demnächst kommt ein Dokumentarfilm über Christoph Schlingensief in die Kinos. Meine Erwartungshaltung daran war ambivalent, da ich Schlingensief als Künstler für überschätzt halte. Seinen stark polarisierenden Bayreuther Parsifal, den ich 2004 im Premierenjahr miterlebte, habe ich wegen der optischen Überfrachtung mit Videos von verwesenden Hasen und allerhand undefinierbarem Gewürm in keiner guten Erinnerung. Mein Hamburger Opernfreund Curt, der 50 Jahre lang jeden Sommer in Bayreuth bei den Festspielen verbrachte, erzürnte sich sogar so sehr über die Produktion, dass er dem Grünen Hügel den Rücken kehrte und nicht wieder zurückkehrte.

Freilich geht es in dem Film nicht nur um Schlingensiefs damaliges Debüt als Opernregisseur. „Lieses Klassikwelt 48: Schlingensief“ weiterlesen

Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst (5): Bühne Baden – Opern und Musicals

Foto: © Bühne Baden

Analog zu Hans Sachs aus Richard Wagners „Meistersingern von Nürnberg“ propagiert das Ehepaar Schweitzer in dieser fünfteiligen Serie: „Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst.“ Das ist auch ihre Schlusspointe und war von Anfang an die Idee der Serie. Der Untertitel „Bühne Baden – Opern, Musicals“ gibt zu verstehen, dass hier für die – unschöner Name – „Provinztheater“, die Mehrspartentheater sind, eine Lanze gebrochen wird.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Unsre ersten zwei Opernabende im Badener Stadttheater beinhalteten ein ehrgeiziges Programm. Es waren zwischen Winter- und Sommerspielzeit Gastspiele des Konservatoriums der Stadt Wien, heute MUK (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien) genannt. Im April 1998 standen Puccinis „Schwester Angelica“ und Orffs „Die Kluge“ auf dem Programm. Von allen mitwirkenden SängerInnen begegneten wir Boaz Daniel (König) an der Wiener Staatsoper und Thomas Zisterer (Mann mit dem Maulesel) in Baden wieder. „Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst (5): Bühne Baden – Opern, Musicals“ weiterlesen

Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst (4): Bühne Baden – Operetten und Singspiele

Foto: © Bühne Baden

Analog zu Hans Sachs aus Richard Wagners „Meistersingern von Nürnberg“ propagiert das Ehepaar Schweitzer in dieser fünfteiligen Serie: „Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst.“ Das ist auch ihre Schlusspointe und war von Anfang an die Idee der Serie. Der Untertitel „Bühne Baden – Operetten, Singspiele“ gibt zu verstehen, dass hier für die – unschöner Name – „Provinztheater“, die Mehrspartentheater sind, eine Lanze gebrochen wird.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Früher einmal bin ich nur gezwungen, um nicht Spaßverderber zu sein, zu Operetten nach Baden mitgefahren und in Wien im Raimundtheater oder in der Volksoper mit dabei gewesen. Es ist das Verdienst meiner Frau Sylvia, mir das Genre der Operette nahe gebracht zu haben, ja nun freue ich mich auf jede Vorstellung. Mehr als fünfzig Operettenvorstellungen haben wir gemeinsam in den letzten fünfundzwanzig Jahren besucht, die meisten in Baden bei Wien, in der Wintersaison im Stadttheater, einem typischen Fellner und Helmer-Bau. Im Sommer spazieren wir durch den Kurpark am Undine-Brunnen vorbei in die oberhalb des Kurparks gelegene Sommerarena, ein Bilderbuch-Jugendstil-Theater mit zu öffnendem Glasdach. Die Undine-Statue trägt die Gesichtszüge der Mercédès Jellinek, Namenspatin der berühmten Automarke. „Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst (4): Bühne Baden – Operetten, Singspiele“ weiterlesen

Sophies Welt 5: Die Walküre

von Sophie Reyer

Einer Schreibenden wie mir tut freilich das Herz weh zu sehen, dass die Corona-Epidemie auch Veranstaltungen wie die wunderbaren Salzburger Festspiele einschränkt. Umso mehr gilt es sich auf die starken Kräfte zurückzubesinnen, die dieses Event schon in ihren Anfängen getragen haben.

Sie war eine Walküre. Vielleicht sogar „Die“ Walküre schlechthin. Opernliebhaber ahnen es wohl bereits. Genau: die Rede ist von Anna von Mildenburg, geborene Bellschan von Mildenburg, die am 29. November 1872 in Wien, dem damaligen Österreich-Ungarn, das Licht der Welt erblickte – und die Wehen des Zweiten Weltkrieges leider nur um zwei Jahre überlebte. „Sophies Welt 5: Die Walküre“ weiterlesen

Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst (3): Das Salzburger Landestheater

Foto: © Salzburger Landestheater

Analog zu Hans Sachs aus Richard Wagners „Meistersingern von Nürnberg“ propagiert das Ehepaar Schweitzer in dieser fünfteiligen Serie: „Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst.“ Das ist auch ihre Schlusspointe und war von Anfang an die Idee der Serie. Der Untertitel „Das Stadttheater Klagenfurt“ gibt zu verstehen, dass hier für die – unschöner Name – „Provinztheater“, die Mehrspartentheater sind, eine Lanze gebrochen wird.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Am Ostermontag 1958 stand ich zum ersten Mal vor dem Theater am Makartplatz, ich war überhaupt zum ersten Mal in der Stadt Salzburg. Neugierig schaute ich auf den Aushang und las mit Erstaunen „La Traviata“ mit Murray Dickie a. G. (als Gast) in der Partie des Alfred (Ich glaube, es wurde noch in deutscher Sprache gesungen). Ich kannte den Sänger von Wien bis jetzt nur dem Namen nach als Pedrillo, Brighella, Jaquino und David. Als knapp vier Monate alter Opernfan, also noch ein Greenhorn, verband ich Salzburg das ganze Jahr mit Festspielen. Das Große Festspielhaus, anfangs Neues Festspielhaus genannt, war noch im Bau. Von einem Festspielhaus, das später immer wieder umbenannt wurde (Altes Festspielhaus, Kleines Festspielhaus, derzeit Haus für Mozart) hatte ich keine Ahnung. „Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst (3): Das Salzburger Landestheater“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 48: Die Salzburger Festspielidee ist älter als 100 Jahre

Foto: Mozart-Denkmal am Mozartplatz. © Tourismus Salzburg

Großer logistischer Aufwand war nötig, um die Salzburger Festspiele in diesem Jahr ihres hundertjährigen Jubiläums überhaupt möglich zu machen. Trotz aller Anstrengungen kann nur ein Bruchteil der vorgesehenen Aufführungen und Konzerte stattfinden, aber ein Sommer ohne Festspiele gerade im Jubiläumsjahr konnte vermieden werden.

von Peter Sommeregger

Dabei ist die Idee in Salzburg Festspiele zu veranstalten, deutlich älter als 100 Jahre. Salzburg genoss schließlich schon zu Mozarts Zeiten einen guten Ruf als Musikstadt. Der Geburtsort des wahrscheinlich größten Komponisten aller Zeiten zu sein, hat Salzburg außerdem schon immer gerne wie ein Banner vor sich her getragen. Dass er zu seinen Lebzeiten in Salzburg schlecht behandelt wurde und es im Zorn verließ, wird dabei gerne ausgeblendet. „Sommereggers Klassikwelt 48: Die Salzburger Festspielidee ist älter als 100 Jahre“ weiterlesen

Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst (2): Das Stadttheater Klagenfurt

Foto: Stadttheater Klagenfurt © Helge Bauer

Analog zu Hans Sachs aus Richard Wagners „Meistersingern von Nürnberg“ propagiert das Ehepaar Schweitzer in dieser fünfteiligen Serie: „Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst.“ Das ist auch ihre Schlusspointe und war von Anfang an die Idee der Serie. Der Untertitel „Das Stadttheater Klagenfurt“ gibt zu verstehen, dass hier für die – unschöner Name – „Provinztheater“, die Mehrspartentheater sind, eine Lanze gebrochen wird.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Was bewegt einen Wiener mit drei großen Opernhäusern und einigen kleinen Opernensembles (sirene Operntheater, Oper in der Krypta, Neue Oper Wien, L.E.O. = Letztes Erfreuliche Operntheater) mit ihren teils wechselnden, zum jeweiligen Stück passenden Spielräumen in das südwestlichste Bundesland zu reisen, um dort eine Oper zu hören? Dafür gibt es drei Gründe. Entweder rechnet man sich keine Chance aus in absehbarer Zeit eine spezielle Oper in der Kulturhauptstadt kennen zu lernen oder die Tagespresse schreibt eine überwältigende Kritik. Man kann auch an einer Sängerin, an einem Sänger interessiert sein und ihr/ihm nachreisen. „Verachtet mir die Stadt- und Landestheater nicht, und ehrt mir ihre Kunst (2): Das Stadttheater Klagenfurt“ weiterlesen