Interview mit Lucio Golino, der als Maestro suggeritore an der Wiener Staatsoper und bei den Bayreuther Festspielen arbeitet.
Fotos: Lucio Golino / Wiener Staatsoper © Michael Pöhn / Jürgen Pathy
Sagen Sie niemals Souffleur zu ihm. Der Maestro suggeritore kann viel mehr als nur „einsagen“, schrieb der Kurier in einer Sonderausgabe zum 150. Jubiläum der Wiener Staatsoper. Lucio Golino ist einer von ihnen. Er spricht zwei Fremdsprachen, ist quasi der Dirigent für die Sänger und hat eine Ausbildung als Kapellmeister. Ohne ihn ginge in einem Haus, wie der Wiener Staatsoper, wo beinahe an 300 Tagen im Jahr eine Aufführung stattfindet, wenig. Die Sänger verlassen sich auf ihn. Der Maestro ist Freund, Stütze und Sicherheitsnetz zugleich. Er schenkt ihnen die absolute Aufmerksamkeit, wiegt sie in Sicherheit und schützt sie vor dem Totalausfall. Und sie danken es ihm auch.
Achten Sie Mal auf den kleinen Kasten, der vom Zuschauerraum nicht einsehbar ist und der ganz unscheinbar an der vorderen Kante der Bühne aus dem Boden ragt. Vor allem zum Ende hin, wenn alle im Schlussapplaus baden. Sollte einer der Sänger sein Haupt beugen, die Hand in Richtung Kasten strecken und voller Demut danken, dann wissen Sie, heute war mal wieder Feuer auf dem Dach – und die gute Seele, der Maestro suggeritore, hat es gelöscht. Von den meisten unbemerkt, in aller Bescheidenheit. Entweder lautstark oder ohne Worte. Denn: „Wenn es laut ist, kann ich schreien. Wenn es leise ist, muss ich nur laut denken.“ (Lucio Golino, in der Dokumentation „Backstage Wiener Staatsoper“).
Zusätzlich leitet Lucio Golino den Kinder- und den Jugendchor der Volksoper Wien, hält Vorträge und gibt Meisterklassen im In- und Ausland. Er ist Absolvent der Kapellmeisterklasse an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Kurz nachdem er dieses Studium 1995 mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, übernahm er eine prestigeträchtige Aufgabe. Von 1996 – 2003 war er bei den Wiener Sängerknaben als Dirigent und Kapellmeister engagiert. Diesen weltberühmten Chor führte er erfolgreich durch zahlreiche Tourneen im In- und Ausland.
Mit klassik-begeistert sprach der aus Bozen (Südtirol) stammende Italiener, der seit 1989 in Wien lebt, über seine Arbeit an der Wiener Staatsoper, im Bayreuther Festspielhaus und gibt einen Tipp, wie man den Hörgenuss, egal ob Konzert oder Oper, noch steigern kann. „10 Fragen an Lucio Golino, Maestro suggeritore an der Wiener Staatsoper
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