Ladas Klassikwelt 39: Wie Wäscheklammern beim Musizieren helfen können

Foto: Bachology auf Youtube

„Trotz der Distanz zwischen den Sängern gelang es uns, einen schönen, gemeinsamen Klang zu erzeugen. Wir waren wirklich froh, dass wir wieder „analog“ zusammen üben konnten. Virtuelle Proben können dies nicht ersetzen.“

von Jolanta Lada-Zielke

Aus Sicherheitsgründen finden Chorproben zurzeit virtuell oder seit Kurzem bei Sommerwetter auch im Freien  statt. Überall ist das nicht möglich. Die Verwaltung einiger Regionen erlaubt zum Beispiel das Training von Tai-Chi-Gruppen, aber kein gemeinsames Singen, das immer noch als Möglichkeit der Ausbreitung des Coronavirus angesehen wird. „Ladas Klassikwelt 39: Wie Wäscheklammern beim Musizieren helfen können“ weiterlesen

Mehr als ein Notprogramm

Foto: © Dario Acosta

Grafenegg Festival 2020

von Herbert Hiess

Corona hat wohl echte Chancen, das „Unwort“ des Jahres zu werden, deswegen soll es auch nicht zu oft verwendet werden. Neben vielen Erkrankungen und Todesfällen hat es nicht zuletzt einen enormen wirtschaftlichen Schaden verursacht. Durch das de facto „Auftrittsverbot“ leiden vor allem tausende freischaffende Künstler und auch viele festangestellte Ensemblemitglieder. Für die Kunst- und Kulturveranstalter ist es das Katastrophenjahr schlechthin; viele haben sich das Beethoven-Jahr 2020 wohl anders vorgestellt. „Mehr als ein Notprogramm
Grafenegg Festival 2020“
weiterlesen

"Wenn wir diese ungünstige Zeit richtig nutzen, können wir dem Publikum nach der Pandemie etwas Besseres bieten"

Foto: © Peter Shannon

Von Beethoven, den Beatles und der Heilkraft der Musik: Der Dirigent Peter Shannon im Interview

Peter Shannon, geboren 1969, begann seine musikalische Ausbildung als Chorknabe im Kirchenchor in Cork. Anschließend studierte er Dirigieren in Dublin, dann in Weimar, und in Karlsruhe. Er wurde zum Dirigenten des Collegium Musicum Orchestra in Heidelberg ernannt, arbeitete auch als Gastdirigent mit dem Warschauer Rundfunk-Sinfonieorchester, dem Irish Radio Concert Orchestra und dem Irish National Symphony Orchestra zusammen. In Deutschland leitete er die Göttinger Philharmoniker, das Philharmonie-Orchester in Baden Baden, Köln, Weimar, und Jena, sowie das Orchester der Staatsoper Halle. Von 2008 bis 2018 war er erster künstlerische Leiter und Dirigent der Savannah Philharmonic in Georgia. Mit diesem Orchester hat er das soziale Projekt „Philharmonic in the Streets“ durchgeführt, dessen Ziel eine vielfältige Zusammenarbeit zwischen den Musikern und Jugendlichen war. Er hat Musikfestivals in Norwegen, Italien, Deutschland und Dänemark durchgeführt, darunter „The Voices of Europe“ von 2009 bis 2011.

Peter Shannon stammt aus einer Mediziner-Familie und führt mit Erfolg eigene Projekte durch, die Musik mit Medizin verbinden. Er hat Programme für Krebs-Patienten entwickelt, darunter auch Kinder, für die er Mozarts „Zauberflöte“ adaptiert hat. Seit seiner Rückkehr nach Irland 2019 leitet er das Irish National Symphony Orchestra und führt zahlreiche Meisterkurse durch. Er pendelt regelmäßig in die USA und auf das europäische Festland, um dort zu dirigieren. Seit sechs Jahren ist er zudem künstlerischer Leiter des Jackson Symphony Orchestra in Tennessee.

Im Gespräch mit Jolanta Łada-Zielke erzählt Peter Shannon von seiner Situation während der Corona-Krise und von seinen vielfältigen Projekten.

von Jolanta Łada-Zielke

Welche Konzertprojekte mussten Sie wegen des Corona-Virus absagen?

Ich musste meine zwei Konzerte mit dem Jackson Symphony Orchestra in Tennessee in den September verschieben. Eins von ihnen heißt „Imagine the Beatles Solo Years“. Sein Programm enthält Beatles-Lieder, arrangiert für ein großes Orchester und eine Band. Das sind Solo-Stücke wie „My Sweet Lord”, „Band on the Run“, oder „Live and let die”, die nach der Trennung der Beatles entstanden sind, als jeder der vier Musiker seine individuelle Karriere weiterführte. Für das andere Projekt waren zwei Symphonien Beethovens – die Erste und die Neunte – vorgesehen. Das Beethoven-Konzert hätte in der ersten Maiwoche stattfinden sollen und wir alle haben gehofft, dass die Pandemie bis dahin vorbei wäre. Es war witzig, wie ich mich auf diese zwei Konzerte gleichzeitig vorbereitet habe; einmal habe ich Beatles-Lieder am Klavier gespielt und zehn Minuten später Beethovens Neunte einstudiert. „Interview am Donnerstag (17): Der Dirigent Peter Shannon“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik 31: Zeitgemäße Musik – der Soundtrack zur Krise (III): WAHNSINN!

Jetzt sollen wir also wieder richtig raus – die Wirtschaft ankurbeln. Viele gehen es vorsichtig an, tragen Maske und halten Abstand. Andere drängeln sich in den Geschäften, als herrschte wegen der paar Wochen Shoppingpause größte Not und gähnende Leere in den Schränken. Und dann gibt’s Menschen, die sehr laut sehr seltsame Dinge sagen. Zeit für ein paar passende Songs.

von Gabriele Lange

Happy days are here again…?

I’m going slightly mad, Queen

“I’m knitting with only one needle
Unraveling fast, it’s true
I’m driving only three wheels these day
But my dear, how about you?
I’m going slightly mad…”

Kurz bevor er an der letzten großen Seuche starb, die auch die wohlhabenden Länder erfasste, sang Freddie Mercury, schmal geworden, die Spuren der Krankheit überschminkt, aber mit ungebrochenem Charisma, leiser als früher, aber immer noch kraftvoll: „I’m going slightly mad“. Den Song fühle ich gerade. Denn wir leben in einem irritierenden Zwischenzustand. In den USA, in Russland, in vielen Ländern weltweit wütet das Virus mit ungebremster Kraft. Hier aber tun die meisten so, als wäre wieder alles ganz normal, stürmen Bau- und Elektromärkte und können es nicht abwarten, sich Haare und Nägel machen zu lassen. So als sei das Virus besiegt. Happy days are here again? Da können Wissenschaftler renommierter Institute noch so deutlich warnen – Priorität hat, dass es wieder Fußball gibt und man bald wieder im Wirtshaus hocken kann. Spinn ich? „Meine Lieblingsmusik 31: Zeitgemäße Musik – der Soundtrack zur Krise (III): WAHNSINN!“ weiterlesen

Wenn Philharmoniker in der Schwimmhalle gastieren

Bild: Philharmonisches Staatsorchester Hamburg auf Youtube

von Guido Marquardt

Ein leises Blubbern und Gluckern von der Ablaufrinne. Eine unberührte, spiegelglatte, blaue Wasserfläche: So hat wohl kaum ein Hamburger je die riesige Alster-Schwimmhalle erlebt. Man nennt sie ja auch „Schwimm-Oper“. Und so gehört sie zu den Orten, an denen sich Ensemblemitglieder der Hamburgischen Staatsoper und des Philharmonischen Staatsorchesters derzeit in Minimalbesetzung einfinden. Minus mal minus ergibt bekanntlich plus: Vielleicht ist es diese Logik, nach der die aktuell nicht live erlebbare Musik an nicht besuchbaren Orten gastiert, um daraus Videos und Streams zu erstellen, die eine bittersüße Mischung aus Trost und Sehnsuchtserweckung liefern. „Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Dongwon Kang, Christian Seibold,
Alster-Schwimmhalle“
weiterlesen

Lieses Klassikwelt 34: Kultur mit Maske

Bild: Sumanley xulx auf Pixabay (Ausschnitt)

„Auf die Idee, Sänger oder Schauspieler mit Mundschutz auftreten zu lassen, wird wohl hoffentlich niemand kommen. Zwar ist die Maskerade so alt wie das Theater selbst, aber wer sich in Opern oder Operetten wie Don Giovanni, Ein Maskenball, Fledermaus oder Eine Nacht in Venedig maskiert, tut dies, um sein Gesicht zu verbergen und nicht erkannt zu werden.“

von Kirsten Liese

Allmählich erwacht die Kultur wieder zum Leben. Museen dürfen öffnen, in Nordrhein-Westfalen sollen ab 30. Mai voraussichtlich Kinos und Theater wieder aufmachen dürfen – Das alles freilich nur unter den bekannten, hohen Sicherheitsauflagen.

Derzeit arbeiten viele Kreative an Konzepten, wie das neue Kulturleben aussehen könnte. Auch ich mache mir da spekulativ so meine Gedanken. „Lieses Klassikwelt 34: Kultur mit Maske“ weiterlesen

Gstaad Menuhin Festival & Academy 2020 abgesagt

Foto: Gstaad Festival Orchestra, Sol Gabetta © Raphael Faux

Auch das Gstaad Menuhin Festival wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Alle für diesen Sommer dort geplanten Konzerte und Veranstaltungen sind abgesagt. Die Festivalleitung reagierte damit auf einen Regierungsbeschluss, der Großveranstaltungen in der Schweiz bis Ende August untersagt. Das diesjährige Festival-Motto „Wien“ soll 2022 nachgeholt werden.

Folgende Mitteilung hat das Festival herausgegeben:

„Zum ersten Mal in der 64-jährigen Festival-Geschichte sehen sich Verwaltungsrat und Festivalleitung gezwungen, alle für den Sommer 2020 geplanten Konzerte und Veranstaltungen von Gstaad Menuhin Festival & Academy abzusagen. 

Der Bundesrat hat am 29. April die Durchführung von Grossanlässen mit mehr als 1’000 Besuchern bis Ende August 2020 verboten. Durch diese Vorgabe der Regierung werden unsere Konzerte im Festival-Zelt Gstaad nicht stattfinden können, doch auch die anderen Konzerte in den malerischen Kirchen des Saanenlandes und Pays d’Enhaut sind von den Pandemie-Folgen betroffen. Es werden weiterhin Einschränkungen aufgrund von Hygienemassnahmen und Reisebeschränkungen bestehen, und ein Ansteckungsrisiko kann unter keinen Umständen in Kauf genommen werden. „Absage der 64. Ausgabe von Gstaad Menuhin Festival & Academy – «WIEN»“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik, Teil 4: Zeitgemäße Musik – Der Soundtrack zur Krise (I)

Da sitzen wir nun in unseren Wohnungen. Gucken oder lesen manisch Nachrichten. Oder versuchen uns davon abzuschotten. Möchten raus und trauen uns fast nicht. Wir hocken aufeinander. Oder wir sind allein. Auf jeden Fall werden die Nerven langsam dünn. Zeit für ein paar passende Songs.

von Gabriele Lange

Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens…

Himmelblau, Die Ärzte, 2007

Der Himmel ist blau
Und der Rest deines Lebens liegt vor dir
Vielleicht wäre es schlau
Dich ein letztes Mal umzusehen
Du weißt nicht genau warum
Aber irgendwie packt
Dich die Neugier
Der Himmel ist blau
Und der Rest deines Lebens wird schön!

Farin Urlaub von der nach eigener Aussage – und der Meinung vieler Fans – „besten Band der Welt“ hat hier einen Text voller Optimismus geschrieben. Egal, wie es im Moment aussieht: Es ist dein Tag. Es ist dein Leben. Mach was draus. Auch wenn’s vielleicht gerade nicht so toll läuft. Das Video dazu ist eine echte Überraschung. Es geht um Alter, um Hilflosigkeit, um Tod. Und vor allem um unerschütterliche Lebensfreude. „Und du weißt, es wird gut für dich ausgehen!“ „Meine Lieblingsmusik, Teil 4: Zeitgemäße Musik – Der Soundtrack zur Krise (I)“ weiterlesen