Sommereggers Klassikwelt 103: Fünf Tenorstars – Tod im September

von Peter Sommeregger

Es ist wohl nur Zufall, geschah auch in unterschiedlichen Jahren, aber es mutet seltsam an, dass fünf Tenöre der internationalen Spitzenklasse jeweils an einem 8., 9. oder 10. September starben. Sie alle verdienen, dass man sich ihrer erinnert. „Sommereggers Klassikwelt 103: Fünf Tenorstars – Tod im September
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Bewährtes Team

Martha Argerich und Daniel Barenboim bescheren dem Berliner Musikfest einen Höhepunkt.

Philharmonie Berlin, 8. September 2021

Martha Argerich, Klavier
Staatskapelle Berlin
Daniel Barenboim, Dirigent

Robert Schumann:
1. und 2. Sinfonie
Klavierkonzert a-moll

Foto: Beitragsbild: © Casa Rosada (Argentina Presidency of the Nation)

von Kirsten Liese

Ist sie wirklich schon 80? Man will es kaum glauben. Gleich mit den majestätischen Akkorden, mit denen Robert Schumanns Klavierkonzert eröffnet, macht Martha Argerich eine klare Ansage: Sie ist immer noch die „Löwin“ und keineswegs kraftloser als pianistische Jungspunde, gar zunehmend aktiver im fortgeschrittenen Alter und seitens ihrer warmen, edlen Klangkultur eine Grande Dame mit Sonderklasse. Vital kommen das  Allegro affettuoso und der Finalsatz mit seinem herrlichen Ohrwurm daher, den so manche Konzertbesucher noch in der Pause vor sich hin pfeifen. Vor allem aber versteht sich  La Argerich ganz und gar auf den träumerisch versponnen Ton der Romantik, nicht zufällig fühlt sie sich Schumann unter allen Komponisten  am meisten verbunden. „Martha Argerich, Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim
Philharmonie Berlin, 8. September 2021“
weiterlesen

Zwiespältig: Hoffmanns Erzählungen an der Staatsoper Hamburg

Staatsoper Hamburg, 6. September 2021
Jacques Offenbach, „Les Contes d’Hoffmann“ (B-Premiere)

Kristina Stanek (La Mère), Martin Summer (Maître Luther, Crespel), Angela Brower (La Muse, Nicklausse), Benjamin Bernheim (Hoffmann), Olga Peretyatko (Stella, Olympia, Antonia, Giulietta), Luca Pisaroni (Lindorf, Coppelius, Dr. Miracle, Dapertutto), Gideon Poppe (Andrès, Cochenille, Frantz, Pitichinaccio) (Foto: R. Wegner)

 von Dr. Ralf Wegner

Hauptgrund, diese Aufführung nicht zu verpassen, war der als Hoffmann besetzte, hochgelobte französische Tenor Benjamin Bernheim. Er fing recht unspektakulär mit leicht metallischer, aber uncharakteristischer Stimmfärbung an. Später, im Verlauf der Klein Zack-Arie, weitete sich die Stimme mehrfach in der Höhe sowie im Forte und ließ einem wunderbaren, rotbronzen schillernden Klang Raum. Diese, auch auf langem Atem gehaltenen Töne gingen unter die Haut und ließen auf mehr hoffen.

Womit soll man anfangen, an der Ignoranz, den Bassbariton die Spiegelarie nicht singen zu lassen, an dem ausufernden Bühnenbild oder an der Zusammenhangslosigkeit des Gebotenen? Meine Frau fragte mich zwischenzeitlich, um was geht es eigentlich in dem Stück? Von seiten der Inszenierung wurde es zumindest nicht klar. Auch entwickelt sich keine Chemie zwischen den Protagonisten. Der Zauber der hochromantisch-schaurigen Erzählungen des Dichters E.T.A. Hoffmann wurde von dem Inszenierungsteam um Daniele Finzi Pasca erkennbar nicht umgesetzt. Vor allem blieben Liebe und Leidenschaft, die zentralen Bestandteile der Hoffmannschen Dichtung und auch der Offenbachschen Komposition, weitgehend uninszeniert. Die Bühne war durchaus aufwendig gestaltet, jedes der vier Bilder für sich sehenswert, vor allem der Venedigakt (Bühnenbild Hugo Gargiulo). Die Bedeutung des daneben statffindenden, inszenatorisch gewollten Zirkusgewusels blieb unklar. „Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann (B-Premiere)
Staatsoper Hamburg, 6. September 2021“
weiterlesen

Finaler Konzertreigen in Grafenegg... meisterhaft!

Ein gelungenes Finale zum 15-jährigen Jubiläum von Grafenegg – mögen noch viele solche Jahre folgen!

Grafenegg Festival 2021
Konzert am 3. September 2021 im Wolkenturm, Grafenegg

Dmitri Schostakowitsch: Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 in Es-Dur, op. 107
Johannes Brahms: Symphonie Nr. 1 in c-moll op. 68
Münchner Philharmoniker
Valery Gergiev, Dirigent

von Herbert Hiess

Das Grafenegg-Festival 2021 ging mit einem Block von vier hervorragenden Konzerten zu Ende, wo neben Herbert Blomstedt mit den Wienern auch zweimal Valery Gergiev mit seinen Münchnern und das Orchester der Mailänder Scala mit Orozco-Estrada auftraten.

Gergiev II mit Tschaikowsky und Bruckner und Orozco-Estrada mit Strauss und Brahms waren ausgezeichnet; wenn auch nicht überbordend. Gergiev war bei diesem Programm zwar wie immer klar strukturiert und mit dem großartigen Geiger Leonidas Kavakos wurde ein prächtiges Tschaikowsky Violinkonzert dargeboten. Leider war der Bruckner nicht so exzellent, wie man es von Gergiev gewohnt ist. Ähnlich war es bei Orozco-Estrada. Das Orchester war ganz exzellent – und das in jeder Instrumentengruppe. Bei Richard Strauss’ Opus „Vier letzte Lieder“ sang Renée Fleming leider relativ wortundeutlich und ließ ihr sonst wunderschöne Stimmkultur etwas vermissen. Und auch Orozco-Estrada ließ bei Brahms 2. die Emotionen vermissen. Vor allem im zweiten Satz „Adagio non troppo“ war die als Feuer getarnte Hektik recht zu spüren. Schade, dass hier keine Emotionen zu spüren waren. „Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev
Grafenegg Festival 2021 Konzert am 3. September 2021 im Wolkenturm, Grafenegg“
weiterlesen

Die Spielzeit an der Staatsoper Hamburg beginnt fantastisch

Olga Peretyatko, Chor der Staatsoper Hamburg. Foto: Monika Rittershaus

„Wenn Daniele Finzi Pascas märchenhafte Bilder mit einem fantastischen Solistenensemble zusammentreffen und Offenbachs regenbogenfarbige Partitur in sattem Ton flammt, dann werden Hoffmanns Erzählungen lebendig, dann berühren und begeistern sie.“

Staatsoper Hamburg, 4. September 2021
Jacques Offenbach, „Les Contes d’Hoffmann“ (Premiere)

von Leon Battran

Es war mehr als ein Lebenszeichen, als am Samstag Jacques Offenbachs im besten Wortsinn fantastische Oper „Les Contes d’Hoffmann“ die Spielzeit an der Staatsoper Hamburg eröffnete. Diese zaubrige Musik, die einen nicht loslässt, die bildprächtige Inszenierung, das blendend aufgelegte Gesangsensemble – ein Volltreffer. Genau das brauchte es nach viel zu langer coronabedingter Opern-Abstinenz. Kurzum: Mit „Les Contes d’Hoffmann“ ist der Staatsoper Hamburg ein großer Wurf gelungen. Diese Inszenierung sollte man unbedingt gesehen haben. „Jacques Offenbach, „Les Contes d’Hoffmann“ (Premiere),
Staatsoper Hamburg, 4. September 2021“
weiterlesen

Beethoven in Dresden: mit Verve und majestätischem Stolz

Christian Thielemann vollendet seinen Beethoven-Zyklus in Dresden

Semperoper Dresden, 5. September 2021

Leitung: Christian Thielemann
Solisten: Hanna-Elisabeth Müller, Sopran
Elisabeth Kulman, Alt
Piotr Beczała, Tenor
Georg Zeppenfeld, Bass

Sächsische Staatskapelle Dresden (Fotos ©)
Ludwig van Beethoven: Sinfonien 8 und 9

von Kirsten Liese

Nachdem wegen der Lockdowns Thielemanns Beethoven-Zyklus mit der Sächsischen Staatskapelle lang gestreckt werden musste,  konnte er nun endlich Vollendung finden.

Gleich mit Aplomb ging es in der Achten los, die freilich weniger schwergewichtig erscheint  im Vergleich mit der Eroica, der Vierten und Siebten. Es war ein kraftvoller schlanker Ton, der diesen Vormittag dominierte, wobei trotz vieler Stellen im Forte die Transparenz einzelner Stimmen stets gewahrt blieb. Besonders plastisch erschien der Beginn im Allegretto scherzando, wo hohe und tiefe Streicher mir filigranen kurzen Phrasen und Gegenphrasen miteinander duettieren. Da ließ sich wieder einmal vernehmen, wie genau in diesem Orchester jeder auf jeden hört, seitens Artikulation, Dynamik und Ausdruck das übernommene Motiv weiterspinnt oder darauf antwortet. „Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann Solisten: Hanna-Elisabeth Müller, Elisabeth Kulman, Piotr Beczała, Georg Zeppenfeld
Semperoper Dresden, 5. September 2021“
weiterlesen

Die DIENSTAG-PRESSE – 7. September 2021

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die DIENSTAG-PRESSE – 7. September 2021

Foto: Pretty Yende, Frédéric Antoun. Wiener Staatsoper / Michael Pöhn ©

Wien/ Staatsoper
„La Traviata“ an der Staatsoper: Tod in der Instagram-Hölle
Der Standard.at

Staatsoper: Textende Traviata besteht Praxistest
Wiener Zeitung

Wien/ Staatsoper
Wiederaufnahme der „Tosca“ an der Staatsoper.
Axel Kober und die Wiener Philharmoniker lassen das Blut in den Adern gefrieren
https://www.derstandard.at/story/2000129419835/wiederaufnahme-tosca-an-der-staatsoper

Wiener Sängerknaben sagen alle Auslandstourneen ab
Die Entscheidung fiel aufgrund der steigenden Corona-Zahlen und der fehlenden Impfmöglichkeiten für Unter-Zwölfjährige. Bis Weihnachten soll es stattdessen 20 Konzerte in allen Bundesländern geben.
Die Presse.com

Musikfest Berlin: Feine Musikware von RSB, Mahler Chamber Orchestra und Ensemble Musikfabrik
Beim Musikfest dreht sich 2021 (fast) alles um Strawinsky. Konzerte mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und dem Mahler Chamber Orchestra in der Philharmonie Berlin präsentieren Überraschendes vom späten Strawinsky. Insbesondere das RSB unter Wladimir Jurowski überzeugt mit spannungsvollen Interpretationen von selten Gehörtem. Das Mahler Chamber Orchestra stellt Vergnügliches von Knussen und dem Dirigenten des Abends, George Benjamin, vor. Solistin bei beiden Abenden: die Pianisten Tamara Stefanovich. Leicht enttäuschend die Sonntagsmatinée mit recht gleichförmigen Werken der irischen Komponistin Ann Cleare.
Opernkonzertkritikberlin/A.Schlatz „Die DIENSTAG-PRESSE – 7. September 2021“ weiterlesen

Belcanto vom Feinsten: Bellinis "I Puritani" begeistert das Festivalpublikum in Gstaad

Fotos im Beitrag: © Raphaël Faux / Gstaadphotography.com

„Einer ist heute fantastisch und das ist Erwin Schrott. Sein „Cinta di fiori“ im 2. Akt ging unter die Haut. Das war Belcanto vom Feinsten. Das Gstaader Puritani-Publikum wusste dies zu schätzen und spendete dem 48-Jährigen langen und begeisterten Szenenapplaus.“

Gstaad Menuhin Festival & Academy
Festival-Zelt Gstaad, 28. August 2021

Vincenzo Bellini, „I Puritani“

von Leon Battran

Manchmal braucht es nicht viel für ein gelungenes Konzerterlebnis. Ein kleiner Kirchenraum und ein leidenschaftlicher Künstler können vollends genügen und jede opulente Ausstattung überflüssig machen. Und manchmal darf es eben auch etwas üppiger zugehen, mit großem Orchester, Chor und hochkarätigem Solistenensemble. Beim Gstaad Menuhin Festival gab es sowohl das eine als auch das andere zu erleben und der Kontrast konnte kaum größer sein zwischen dem intimen Kirchenkonzert mit dem Pianisten Nicolas Namoradze am Vormittag und der großen konzertanten Opernaufführung von Bellinis „I Puritani“ am Abend. „Vincenzo Bellini, „I Puritani“,
Gstaad Menuhin Festival & Academy, 28. August 2021“
weiterlesen

Tänzerisch herausragend in HH: Sylvia, Ballett von John Neumeier

Hamburg Ballett
Sylvia, Ballett

Wiederaufnahme an der Hamburgischen Staatsoper am 5. September 2021

von Dr. Ralf Wegner (Text und Fotos)

Der sprungtechnisch herausragende und schon beim ersten Bühnenauftritt die Aufmerksamkeit auf sich ziehende Alexandr Trusch war als liebeskranker, melancholischer Aminta schlichtweg großartig. Ihm ebenbürtig Madoka Sugai, mit völlig synchronen weiten Sprüngen in den Pas de deux. „Hamburg Ballett, Sylvia, Ballett
Wiederaufnahme an der Hamburgischen Staatsoper am 5. September 2021“
weiterlesen

Die Schönheit des Spröden: Vladimir Jurowski überzeugt mit Strawinsky und Hindemith beim Musikfest Berlin

Philharmonie Berlin, 4. September 2021

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Georg Nigl, Bariton
Tamara Stefanovich, Klavier (Foto: Peter Meisel)
Vladimir Jurowski, Dirigent

Igor Strawinsky
Symphonies d’Instruments à vent
Abraham und Isaak
Konzert für Klavier und Blasinstrumente
Variationen für Orchester

Paul Hindemith
Sinfonie „Mathis der Maler“

von Peter Sommeregger

Vladimir Jurowski widmet dieses Konzert im Rahmen des Musikfestes Berlin der Musik von zwei Komponisten des 20. Jahrhunderts, Igor Strawinsky und Paul Hindemith, die zwar Zeitgenossen waren, aber musikalisch doch ziemlich unterschiedliche Wege beschritten.

Jurowski hat eine große Vorliebe für die Werke seines Landsmannes Strawinsky. An diesem Abend widmet er sich relativ kurzen, und weniger bekannten Stücken des vor 50 Jahren verstorbenen Meisters. Den Anfang machen die“ Symphonies d’Instruments à vent“, also für Blasinstrumente. Das nur zehnminütige Stück ist eine gute Einführung in die stets etwas spröde Tonsprache Strawinskys, es erklingt in der originalen Fassung von 1920. „Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Georg Nigl, Tamara Stefanovich, Vladimir Jurowski
Philharmonie Berlin, 4. September 2021“
weiterlesen