Meine Lieblingsoper 27: "Tristan und Isolde" von Richard Wagner

Foto: Stephen Gould (Tristan) und Petra Lang (Isolde) © Bayreuther Festpiele / Enrico Nawrath

So authentisch wie ihn sah man zuvor keinen sterben, man war zutiefst ergriffen. Aber plötzlich verstummte das Orchester und Vickers trat an die Rampe: „Es tut mir leid, ich kann nicht mehr singen“.

von Kirsten Liese

Als Droge und Narkotikum wird Wagners Musik oft beschrieben und empfunden. Mir geht das auch so, besonders beim Tristan.

Das hat natürlich schon mit der besonderen Handlung frei nach dem mittelalterlichen gleichnamigen Roman von Gottfried von Straßburg zu tun. Schließlich werden wir hier zu Komplizen einer verbotenen, heimlichen, außerehelichen Liebe. Tristan und Isolde werden zwar durch den Liebestrank, den sie zu sich nehmen, ohne seine Wirkung zu kennen, exkulpiert. Aber natürlich dient der Trank nur als ein Deckmäntelchen. Die von Erotik, Leidenschaft, Sehnsucht und Schmerz durchdrungene Musik spricht eine weitaus radikalere Sprache. „Meine Lieblingsoper 27: Richard Wagner, „Tristan und Isolde““ weiterlesen

Wenn Philharmoniker in der Schwimmhalle gastieren

Bild: Philharmonisches Staatsorchester Hamburg auf Youtube

von Guido Marquardt

Ein leises Blubbern und Gluckern von der Ablaufrinne. Eine unberührte, spiegelglatte, blaue Wasserfläche: So hat wohl kaum ein Hamburger je die riesige Alster-Schwimmhalle erlebt. Man nennt sie ja auch „Schwimm-Oper“. Und so gehört sie zu den Orten, an denen sich Ensemblemitglieder der Hamburgischen Staatsoper und des Philharmonischen Staatsorchesters derzeit in Minimalbesetzung einfinden. Minus mal minus ergibt bekanntlich plus: Vielleicht ist es diese Logik, nach der die aktuell nicht live erlebbare Musik an nicht besuchbaren Orten gastiert, um daraus Videos und Streams zu erstellen, die eine bittersüße Mischung aus Trost und Sehnsuchtserweckung liefern. „Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Dongwon Kang, Christian Seibold,
Alster-Schwimmhalle“
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Barbara Hannigan erarbeitet eine Musteraufführung von Stravinskys „The Rake’s Progress“

Foto: © Musacchio & Ianniello / Accademia Nazionale di Santa Cecilia

„Barbara Hannigan erweist sich als bei allem Ehrgeiz und aller brennenden Energie doch auch als nachdenkliche, mit Skrupeln behaftete Künstlerin, die höchst sensibel und kollegial mit ihren jungen Schützlingen umgeht.“

DVD-Besprechung: Igor Stravinsky, The Rake’s Progress (Accentus music ACC 20420)

von Peter Sommeregger

Die kanadische Musikerin Barbara Hannigan gibt sich trotz anhaltend großer Erfolge nicht mit ihrer Karriere als Sängerin zufrieden, seit geraumer Zeit macht sie sich auch als Dirigentin einen Namen und, als ob das nicht schon ausreichen würde, betätigt sie sich auch noch als Mentorin von Nachwuchsprojekten. „Stravinsky, „The Rake’s Progress“, Barbara Hannigan,
DVD-Besprechung“
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Ladas Klassikwelt 31: Die Götter sind unter uns – Teil III

Foto: Stephen Gould als Siegfried © Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele

„Ich sah Stephen Gould mehrmals im Festspielpark spazieren gehen mit  auf die Noten fixiertem Blick. „Im letzten Jahr habe ich diese Partitur überall hin mitgenommen, wohin ich gegangen bin“, erzählte er mir damals im Interview.“

Ein Gespräch mit dem Heldentenor Stephen Gould und dem Regisseur Tankred Dorst (1925-2017)

von Jolanta Łada-Zielke

Wer ist eigentlich der Hauptheld der Nibelungen-Sage? Einige finden, der tapfere Siegfried, andere meinen, dass sich die Handlung vielmehr auf den Göttervater – Wotan – konzentriere, der Ruhm und Macht seines Königreichs anstrebt, aber seine Träume auf rechte und edelmütige Weise nicht erfüllen kann. In der Inszenierung von Tankred Dorst (Bayreuther Festspiele 2006) war Alberich (Andrew Shore) die zentrale Figur. Zwar verlor er seinen Schatz, blieb aber nicht ohne Einfluss auf die weiteren Ereignisse. Durch sein Handeln bewirkte er schließlich die endgültige Katastrophe. „Ladas Klassikwelt 31: Die Götter sind unter uns – Teil III“ weiterlesen

Die MONTAG-PRESSE – 11. MAI 2020

Foto: © Peter Adamik

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Die MONTAG-PRESSE – 11. MAI 2020

Berlin
Gedenkkonzert im leeren Saal: Daniel Barenboim dirigiert in der Staatsoper
Ein merkwürdiger Auftritt: Daniel Barenboim dirigiert in der publikumsleeren Staatsoper ein Konzert zu 75 Jahren Kriegsende. Nicht nur die Programmauswahl mit Wagner und Mozart warf Fragen auf.
Berliner Zeitung

Klänge der Zuversicht: Daniel Barenboim und 14 Mitglieder der Berliner Staatskapelle spielten zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs

So demutsvoll wie der 78-Jährige die Politik „auf Knien“ für Konzepte bittet, die einen Konzertbetrieb mit Publikum wieder möglich machen, scheint es um Kultur und Demokratie nicht gut bestellt. Oder machte sich der Weltstar aus taktischen Gründen ein bisschen klein? Die Regierenden jedenfalls sollte das beschämen.
Kirsten Liese berichtet aus Berlin
Klassik-begeistert

München
Trotz Corona: Konzert am Odeonsplatz
Musik darf nicht derartig eingeschränkt werden, wie es derzeit geschieht“, findet die Münchner Musikerin und Therapeutin Kathrin Feldmann. Deshalb hat sie im Herzen Münchens ein Open-Air-Protest-Konzert organisiert.
https://www.br-klassik.de/audio/trotz-corona-konzert-am-odeonsplatz-100.html

Orchester und Corona: Trompeter blasen keine Kerzen aus
Mediziner der Berliner Charité legen ein Positionspapier vor, das den Spielbetrieb der Orchester wieder ermöglichen könnte. Es revidiert gängige Richtlinien gravierend.
Frankfurter Allgemeine

Corona-Lockerungen in Hessen: Theater öffnen wieder, aber die Angst bleibt
Theaterhäuser in Hessen dürfen wieder öffnen, wenn die Corona-Abstandsregeln eingehalten werden. Doch während die einen voller Elan ans Werk gehen und gezielt Stücke auswählen, die den Vorgaben gerecht werden, kämpft vor allem die freie Theaterszene weiter um ihre Existenz
Deutschlandfuk.de

Zwischen Pragmatismus und Existenzsorgen
Die Klassikfestivals fühlen sich im Coronaregime ungerecht behandelt und arbeiten an Rückkehrszenarien. Warum darf man auf 800 qm shoppen gehen, aber Kulturveranstaltungen auf 800 qm sind nicht erlaubt?», fragt Tobias Wolff, geschäftsführender Intendant der Händel-Festspiele Göttingen. Wolff hat sein eigenes Festival bereits ins kommende Jahr verlagert. Er gehört daher zu den derzeit eher glücklicheren Kulturveranstaltern, die sich durch eine langfristige Verschiebung Planungsspielraum zurückerobert haben.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1136488.corona-zwischen

Buhrufe für den Falschen – Ein Nachruf für Norbert Balatsch
Norbert Balatsch, langjähriger Chordirektor der Bayreuther Festspiele, ist am vergangenen Mittwoch im Alter von 92 Jahren gestorben. In einer Mitteilung der Festspielleitung heißt es, dass sich “die Festspiele vor einem großartigen Künstler verneigen.”
Bayreuther Tagblatt

Ritterbands Klassikwelt 12: „Va Pensiero“… Die Fortsetzung
In manchen Jahren der NS-Schreckensherrschaft wurde Verdi öfter aufgeführt als Wagner. Doch „Nabucco“ mit den unterdrückten, am Ende gegen die babylonische Übermacht (die man ohne weiteres als das NS-Reich hätte identifizieren können…) triumphierenden Juden – das ging ebenso wenig wie die Polin, welche die Reize aller Frauen in sich vereint.
Charles E. Ritterband berichtet aus Wien
Klassik-begeistert „Die MONTAG-PRESSE – 11. MAI 2020“ weiterlesen

Meine Lieblingsoper 26: Macbeth von Giuseppe Verdi

Foto: © Westermann, Staatsoper Hamburg

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die deutsche und europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen Sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

von Dr. Ralf Wegner

Verdis Macbeth gehörte früher leider nicht zum Standardrepertoire der Opernhäuser. Vielleicht lag es an der mörderischen Thematik, die ohne nennenswerte Liebesbeziehung auskommen muss. Dafür ist die Psychologie des Ehepaares Macbeth umso interessanter.

Worum geht es in dieser Oper: Jemand mordet sich, getrieben von seiner Frau, nach oben und endet, jede Unterstützung verlierend, im Wahn.

Welches sind die musikalischen Höhepunkte: Neben anderen im 1. Akt die Briefszene der Lady (Sopran) „Vieni! T’affretta accendere…. Or tutti sorgete“, im 2. Akt Bancos (Bass) Szene und Arie „Studia il passo, o mio figlio!…Come dal ciel precipita“ und Macbeths (Bariton) Wahnsinnszene im Festsaal, Chor und Tanz der Hexen im 3. Akt, im 4. Akt die Arie des Macduff (Tenor) „O figli, o figli miei…Ah, la paterna mano“, die Schlafwandlerszene der Lady „Una Macchia e qui tuttora“ und Macbeths Arie „Pieta, rispetto, amore“. „Meine Lieblingsoper 26: Macbeth von Giuseppe Verdi“ weiterlesen

Eine Sinfonie der Worte: Pascal Mercier lässt Sprache wie Musik erklingen

„Unverkennbar ist Pascal Mercier in der Lage, seine Ausdruckssprache so klar, deutlich und unmissverständlich mit Poesie zu fluten, dass daraus geradezu eine Art musikalischer Metapher wird. Wer das nicht glaubt, möge einmal einen Absatz des Buches laut lesen, oder besser: jemandem vorlesen.“

CD-Besprechung: Pascal Mercier: „Das Gewicht der Worte“

Buchausgabe: Carl Hanser Verlag 2020
Hörbuch: Hörbuch Hamburg HHV GmbH (3 MP3-CDs, ca. 1340 Minuten)

Gelesen von: Markus Hoffmann

von Dr. Holger Voigt

„Die Poesie von Wörtern und Tönen vermag die Zeit zu verlangsamen, weil sie Gegenwart schafft und uns so befreit von der Diktatur der Uhrzeiger.“

Diese CD-Besprechung hat ein Hörbuch zum Inhalt, das sprachlich wie eine Sinfonie der Worte imponiert. „Pascal Mercier: „Das Gewicht der Worte“,
CD-Besprechung“
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Die SONNTAG-PRESSE – 10. MAI 2020

Foto: © Matthias Creutziger – Christian Thielemann

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SONNTAG-PRESSE – 10. MAI 2020

Ein Weltmeister im stummen Hochbetrieb
Wie verbringt der Dirigent Christian Thielemann die Zeit der erzwungenen Stille? Ein Gespräch über Alarmmeldungen aus Bayreuth und die Zukunft in Salzburg und Wien.
https://www.news.at/a/Thielemann-weltmeister-im-stummen-hochbetrieb-11471737

Österreich
Lukas Resetarits kritisiert Lunacek scharf
Kabarettist: „Geigen wir die ganze Grüne Kulturpartie ham“. Der Kabarettist Lukas Resetarits wendet sich in einem Video scharf gegen den Umgang mit Kulturschaffenden in der Krise. „Geigen wir die ganze Grüne Kulturpartie ham – unter die 4 Prozent, wo sie hingehören“, so Resetarits in dem Video.
https://kurier.at/kultur/lukas-resetarits-kritisiert-lunacek-scharf/400837136

„Geig´ ma die grüne Kulturpartie unter die vier Prozent!“. Lukas Resetarits-Wut-Video gegen Lunacek
Ein Wut-Video von Lukas Resetarits macht gerade die Runde durch die sozialen Medien. Der Kabarettist lässt seinen Ärger über die grüne Staatsekretärin Ulrike Lunacek freien Lauf. Den Grünen wünscht er im Video sogar das Ausscheiden aus dem Parlament.
Zack-Zack

Kultur und Kunst: Die Vergessenen in der Corona-Krise – Kolumne
Beim Fußball ist die Politik kreativ, während der Theaterbetrieb auf Lösungen wartet. Hersteller von Autos könnten hier Gutes tun, statt den Klimaschutz zu hintertreiben.
Frankfurter Rundschau

Nach acht Jahren Pause veröffentlicht Bob Dylan neues Album im Juni
Der Literatur-Nobelpreisträger hat bereits zwei neue Lieder veröffentlicht und damit ein neues Album angedeutet. Die dritte Single-Auskoppelung bringt nun auch die Bestätigung von „Rough and Rowdy Ways“.
Die Presse

Rekorde in der Corona-Zeit: Gute-Laune-Tipps für Klassik-Fans – Teil 3
Hundert Meter in 9,58 Sekunden. Zu Fuß! Schneller als Usain Bolt ist nie ein Mensch gelaufen. Mag sein, aber nur, wenn Sie noch nie Lang Lang, Evgeny Kissin und Friedrich Gulda gehört haben. Diese Pianisten toppen jeden Rekord – mit den Fingern! Heute geht es um „Höher, weiter, schneller“, Rekorde in der Musik, die nicht unter dem olympischen Gedanken stehen.
Schweißtreibend
Reinhard Berger berichtet aus Nordhessen.
Klassik-begeistert „Die SONNTAG-PRESSE – 10. MAI 2020“ weiterlesen

Klänge der Zuversicht: Daniel Barenboim und 14 Mitglieder der Berliner Staatskapelle spielten zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs

Foto: © Peter Adamik

„So demutsvoll wie der 78-Jährige die Politik „auf Knien“ für Konzepte bittet, die einen Konzertbetrieb mit Publikum wieder möglich machen, scheint es um Kultur und Demokratie nicht gut bestellt. Oder machte sich der Weltstar aus taktischen Gründen ein bisschen klein? Die Regierenden jedenfalls sollte das beschämen.“

Staatsoper Unter den Linden Berlin, 8. Mai 2020
Gedenkkonzert »75 Jahre Kriegsende«

Daniel Barenboim  Dirigent
Staatskapelle Berlin

von Kirsten Liese

An den Anblick sogenannter „Geisterkonzerte“ hat man sich mittlerweile gewöhnt. Die Stuhlreihen im Saal der Berliner Staatsoper sind komplett leer. Außer einigen Kameraleuten, die das Sonderkonzert aus Anlass des 75. Jahrestags nach Kriegsende für das Fernsehen aufzeichnen, ist niemand im Saal, und auf dem Podium diesmal nur 14 Musiker der Berliner Staatskapelle im üblichen Abstand von 1,5 bis 2 Metern so wie ihr Dirigent Daniel Barenboim. „Gedenkkonzert »75 Jahre Kriegsende«, Daniel Barenboim, Staatskapelle Berlin,
Staatsoper Unter den Linden Berlin, 8. Mai 2020“
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Ritterbands Klassikwelt 12: „Va Pensiero“… Die Fortsetzung

„In manchen Jahren der NS-Schreckensherrschaft wurde Verdi öfter aufgeführt als Wagner. Doch „Nabucco“ mit den unterdrückten, am Ende gegen die babylonische Übermacht (die man ohne weiteres als das NS-Reich hätte identifizieren können…) triumphierenden Juden – das ging ebenso wenig wie die Polin, welche die Reize aller Frauen in sich vereine.“

von Charles E. Ritterband

In „Klassikwelt“ 11 hatte ich über die Bedeutung des wohl berühmtesten Opernchors aller Zeiten – „Va Pensiero“ – aus „Nabucco“ nachgedacht. Ich stellte mir damals die keineswegs originelle Frage, ob – je nachdem – der Gefangenenchor oder die Freiheitshymne an zentraler Stelle in Verdis berühmter Oper als „geheime Nationalhymne Italiens“ als Fanal zur Abschüttelung der Habsburgischen Herrschaft betrachtet werden kann. Es ist, zweifellos, ein emotionsgeladenes Stück, das besonders den Italienern unverzüglich ans Herz und an die Tränendrüsen geht.

Ritterbands Klassikwelt 11: „Va pensiero“ im Cyberspace statt auf „Goldenen Schwingen“

„Ritterbands Klassikwelt 12: „Va Pensiero“… Die Fortsetzung“ weiterlesen